Szenen einer Ehe
Tage mit GatsbyIn den 1920er Jahren sind Zelda und Scott Fitzgerald DAS Glamourpaar in New York. Vor allem Zelda inspiriert mit ihrem Haarschnitt, Tanz und Verhalten Frauen im ganzen Land. Doch dann beschließen die beiden, ...
In den 1920er Jahren sind Zelda und Scott Fitzgerald DAS Glamourpaar in New York. Vor allem Zelda inspiriert mit ihrem Haarschnitt, Tanz und Verhalten Frauen im ganzen Land. Doch dann beschließen die beiden, gemeinsam mit Tochter Scottie nach Europa zu gehen. Scotts schriftstellerischer Erfolg will sich nicht recht einstellen und das Leben soll jenseits des großen Teiches billiger sein. In Frankreich will er endlich seinen revolutionären Roman schreiben – über einen Mann namens „Gatsby“. Doch zwischen Zelda und ihm beginnt es immer mehr zu kriseln.
„Tage mit Gatsby“ wird komplett aus Zeldas Perspektive erzählt. Das führt auf der einen Seite dazu, dass man als Leserin immer ganz nah bei ihr als Charakter bleibt. Auf der anderen Seite stellt sich auch eine gewisse Parteilichkeit ein, denn Scott und sein Verhalten sehen wir stets nur durch Zeldas emotional getrübte Brille. Das führte bei mir dazu, dass ich für sie deutlich mehr Sympathie aufbringen konnte, während Scott mit seinem Alkoholkonsum und seiner Egozentrik zum Gegenspieler wurde.
Der Autorin gelingt es sehr gut, die Konflikte der Ehe herauszuarbeiten. Zelda wünscht sich, ebenfalls als Schriftstellerin Erfolg zu haben; für Scott soll sich ihre Rolle jedoch auf die der Ehefrau und Mutter sowie Zierde an seiner Seite beschränken. So fehlt ihr zunehmend ein Sinn und eine Aufgabe, worunter ihre Psyche stark leidet. Scott hingegen bedient sich schamlos an den Ideen seiner Frau und dem eigenen Leben, um seine Werke zu schaffen. Regelmäßig liest er Zeldas Tagebuch und versieht es sogar mit Anmerkungen. Als seine Ehefrau sich immer weiter von ihm entfernt und die Scheidung fordert, droht die Situation zu eskalieren.
„Tage mit Gatsby“ dokumentiert nicht nur die Entstehung eines großen Romans, sondern auch (und vor allem) das Glück und Leid einer Ehe zweier extremer Menschen. Ein wirklich gelungenes Psychogramm, das außerdem die „Roaring Twenties“ wieder zum Leben erweckt.