Ein bedeutsames Thema
Lange Schlangen vor den Damentoiletten und fehlende Taschen an Frauenmode – das sind nur zwei Themen, die Rebekka Endler in ihrem Sachbuch „Das Patriarchat der Dinge“ anspricht. Vor einigen Monaten hatte ...
Lange Schlangen vor den Damentoiletten und fehlende Taschen an Frauenmode – das sind nur zwei Themen, die Rebekka Endler in ihrem Sachbuch „Das Patriarchat der Dinge“ anspricht. Vor einigen Monaten hatte ich schon „Unsichtbare Frauen“ von Caroline Criado-Perez gelesen, in welchem sie sich mit der so genannten Gender Data Gap befasst. Rebekka Endler zeigt uns jetzt sehr anschaulich, wie genau diese fehlenden Daten über weibliche Körper und Lebensrealitäten, sich ganz konkret im täglichen Leben auswirken.
Ihre Sprache ist gut verständlich und verdeutlicht durch Beispiele, wo es im ach so gleichberechtigten Deutschland (und auf der ganzen Welt) noch „Verbesserungsbedarf“ gibt. Dabei macht sie etwas richtig, was Criado-Perez leider versäumt hat: Ihre Sprache ist inklusiv, sie schreibt konsequent gendergerecht und übergeht vor allem marginalisierte Gruppen nicht. Denn wo weiße Frauen schon zu kämpfen haben, ist die Situation für trans und nicht-binäre Menschen oder People of Colour noch viel schwieriger.
In insgesamt neun Kapiteln bewegt sie sich durch eine Vielzahl von gesellschaftlichen Bereichen. Von öffentlichen Toiletten, die durch ihre Gestaltung und Verfügbarkeit eindeutig an männliche Bedürfnisse angepasst sind. Über Firmen, die glauben, man brauche ein „Männerprodukt“ nur etwas verkleinern und pink anzumalen und schon spreche es eine weibliche Zielgruppe an. Oder der Modebranche, die gefühlt alle Outfitkomponenten eines Mannes mit Taschen versorgt, während Frauen ihre Wertsachen anderswo verstauen oder mit Taschen an den unpassendsten Stellen leben müssen.
Was für einige sicherlich nur nach Ärgernissen klingt, wird im medizinischen Bereich im wörtlichen Sinne lebensbedrohlich. Viele Krankheiten drücken sich bei Frauen in anderen Symptomen aus, weshalb beispielsweise Schlaganfälle viel später erkannt werden, als bei Männern. Und auch hier weitet Rebekka Endler das Thema wieder aus: Hautveränderungen sind bisher nur an weißen Personen beschrieben, so dass People of Colour oft falsch behandelt werden.
Ein Buch, das vieles aufdeckt und wütend macht, aber auch vor Augen führt, dass sich hier endlich etwas ändern muss.