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Veröffentlicht am 20.12.2020

Tolle Illustrationen, simple Handlung

Millenia Magika – Der Schleier von Arken
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Arken ist der langweiligste Ort überhaupt – das findet zumindest Adrian. Dennoch zieht es ihn, nachdem er von zuhause weggelaufen ist, zu seiner Tante Lia, die dort seit vielen Jahren lebt und das Dorf ...

Arken ist der langweiligste Ort überhaupt – das findet zumindest Adrian. Dennoch zieht es ihn, nachdem er von zuhause weggelaufen ist, zu seiner Tante Lia, die dort seit vielen Jahren lebt und das Dorf nie verlässt. Endlich angekommen überschlagen sich schnell die Ereignisse: Adrian lernt die junge Hexe Jazz und den überschwänglichen Troll Juri kennen, seine Tante wird plötzlich entführt und dann muss er auch noch feststellen, dass er noch lange nicht alles über seine Familie und seine eigenen Kräfte weiß.

Um eines vorwegzunehmen: Die Illustrationen des Autors, auch bekannt unter seinem Künstlernamen Zapf, sind wirklich gelungen und werten das Buch ungemein auf. Die Kombination aus eher düsteren Grautönen mit knalligen roten Akzenten wirkt edel und passt zum Inhalt der Geschichte. Das Rot wird übrigens auch im Text regelmäßig wieder aufgegriffen, wenn eine bestimmte Sache geschieht, die ich jetzt nicht spoilern möchte.

Kommen wir aber nun zu der großen Frage, die ich mir stelle. Wie bewertet man als erwachsene Leserin eine Handlung, die für ältere Kinder bzw. Jugendliche erdacht wurde? Denn die Qualität der Illustrationen kann das Geschriebene leider nicht erreichen. Es ist keine schlechte Grundidee, aber sie ist auch nicht neu. Ein Junge entdeckt seine magischen Kräfte, begleitet wird er dabei von einem weiblichen und einem männlichen Sidekick. Vieles erinnert also an klassische Geschichten des Genres, zahlreiche Anspielungen im Text deuten auch darauf hin, dass genau das möglicherweise gewollt ist.

Der eigentliche Handlungsstrang ist leider auch wenig stringent, springt von einem Schauplatz zum nächsten und hält sich dort kaum lange genug auf, um einen Bezug zu den Charakteren zu erhalten. Dass Adrian Magie hat, ist zwar eine Tatsache, eine große Rolle spielt es bisher aber leider nicht. Ebenso wird einiges, wie zum Beispiel das Verschwinden von Tante Lia, auf sehr simple Weise aufgelöst. Natürlich, es ist ein Roman für junge Leser, aber etwas mehr Komplexität hätte dem Ganzen manchmal nicht geschadet. Band zwei, der im kommenden Jahr erscheinen soll, reizt mich daher nicht mehr besonders – schade eigentlich.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Schreiben als Ventil

TINTENTRÄNEN
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Andrea Benesch folge ich schon eine Weile auf Instagram, wo sie als @federundeselsohr unterwegs ist und schätze ihre Rezensionen und ihre sympathische Art sehr. Doch Andrea ist neben dem Bloggen auch freie ...

Andrea Benesch folge ich schon eine Weile auf Instagram, wo sie als @federundeselsohr unterwegs ist und schätze ihre Rezensionen und ihre sympathische Art sehr. Doch Andrea ist neben dem Bloggen auch freie Lektorin und Autorin. Eine erste Gedichtsammlung hat sie mit „Dark Rose“ bereits veröffentlicht und nun folgte nach sensationell kurzen fünf Monaten bereits die zweite Sammlung „Tintentränen“.

Zuerst einmal muss ich auf das tolle Cover eingehen. Das Farbschema gefällt mir sehr gut und insgesamt setzt es den Titel des Werkes perfekt um. Bei Andreas Gedichten handelt es sich um Worte, die sie wie Tränen aufs Papier geweint hat. Auch die Hell-Dunkel-Kontraste auf dem Titelbild sind gelungen und der Farbverlauf deutet für mich einen kleinen Heilungsprozess an. Die Dunkelheit ist zwar noch da, aber in Teile des Selbst ist wieder das Licht eingezogen – ein schöner Gedanke, wie ich finde.

Die Gedichte der Autorin sind sehr persönlich und, wie sie selbst sagt, auch autobiografisch. Jede ihrer reimlosen Zeilen ist intensiv und mit Emotionen gefüllt. Dabei hat man als Leserin das Gefühl, einem direkten Gegenüber zu lauschen; Ansprachen wie „weißt Du?“ verstärken diesen Eindruck noch und beziehen uns direkt mit ein. Die Gedichte sind dabei chronologisch angeordnet und springen somit von Thema zu Thema.

Andrea Benesch widmet sich in ihren Gedichten den unterschiedlichsten Dingen. Oft geht es um Selbstwahrnehmung und damit verbunden um Selbstzweifel und Ängste. Der eigene Körper, der oft nicht so mitspielt, wie er sollte wird ebenso angesprochen, wie negative Beziehungen – egal, ob es dabei um Partnerschaften oder Freundschaften geht. Vieles ist dabei düster und bedrückend, vieles aber auch hoffnungsvoll in die Zukunft blickend. Und hin und wieder stellt die Autorin auch ganz existenzielle Fragen, zum Thema Religion zum Beispiel oder der Zeit als Phänomen, die zum Nachdenken anregen.

Ja, manches wiederholt sich tatsächlich in dieser Sammlung, aber „Tintentränen“ widmet sich eben genau den Sachverhalten, die die Autorin am meisten und immer wieder beschäftigen. Schreiben, so sagt sie, sei ihr Ventil und genau das spürt man, wenn man ihre Gedichte liest.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Diversität gut, Liebesgeschichte mäßig

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
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Chloe Brown leidet am Fibromyalgie, einer chronischen Schmerzerkrankung. Die schränkt nicht nur ihr Leben stark ein, sondern hat auch dafür gesorgt, dass sie sich immer mehr von der Welt und den Menschen ...

Chloe Brown leidet am Fibromyalgie, einer chronischen Schmerzerkrankung. Die schränkt nicht nur ihr Leben stark ein, sondern hat auch dafür gesorgt, dass sie sich immer mehr von der Welt und den Menschen um sie herum zurückzieht. Anderen gegenüber wirkt sie schnell ungeduldig und zickig, so zum Beispiel, wenn sie auf Red Morgan trifft, den Hausmeister ihres Wohnblocks. Doch als Chloe eines Tages in einen Unfall verwickelt wird, beschließt sie, dass sich etwas in ihrem Leben ändern muss. Sie stellt eine Liste mit Dingen auf, die sie unbedingt erleben will – und Red soll ihr helfen, all das in die Tat umzusetzen.

Zuerst zum Positiven: „Kissing Cloe Brown“ ist angenehm divers. Über chronische Erkrankungen liest man nicht jeden Tag und wenn, dann scheint alles immer nur um das Leid der Protagonisten zu kreisen. Chloe Brown hingegen zeigt uns, dass ein solches Leben zwar nicht immer einfach ist, dass es darin aber auch Freude und Spaß geben kann. Zusätzlich wird im späteren Verlauf durch Reds Vergangenheit noch ein Thema angesprochen, dass man üblicherweise nicht mit Männern verknüpft – hier hat die Autorin ihre Sache definitiv gut gemacht.

Es ist auch nicht so, dass die Charaktere nicht sympathisch wären. Im Gegenteil: Chloe und ihre verrückten Schwestern und auch Red wachsen dem Leser schnell ans Herz. Der Schwachpunkt war für mich eher die Liebesgeschichte an sich. Von Beginn an wird nicht deutlich, was Chloe und Red eigentlich aneinander finden. Ja, sie haben beide tolle Körper und tolle Haare, aber das scheint mir auch die einzige Motivation zu sein. Dementsprechend verbringen sie auch schnell viel Zeit im Bett – in einem Roman mit solchen wichtigen Themen hätte ich mir da mehr Tiefgang erhofft. Der letztendliche Konflikt zwischen den beiden, ist dann auch recht schwach und schnell wieder aufgelöst.

Talia Hibbert gelingt es, dass ich mehr über die Brown-Schwestern lesen möchte. Für zukünftige Bände würde ich mir jedoch wünschen, dass ihre diversen Charaktere etwas weniger klischeehaft daherkommen und nicht nur Mittel zum Zweck sind, um sich in erotischen Szenen zu ergehen.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Ein Sieg entscheidet noch lange nicht den Krieg

Im Zeichen der Mohnblume - Die Kaiserin
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Mit Hilfe ihrer schamanischen Fähigkeiten hat Rin im letzten Band eine große Schlacht gewonnen, aber der Krieg hat gerade erst begonnen. Zwischen Entzugserscheinungen vom Opium und Schuldgefühlen gegenüber ...

Mit Hilfe ihrer schamanischen Fähigkeiten hat Rin im letzten Band eine große Schlacht gewonnen, aber der Krieg hat gerade erst begonnen. Zwischen Entzugserscheinungen vom Opium und Schuldgefühlen gegenüber den Opfern und vor allem gegenüber Altan muss sie irgendwie die Kraft finden, die Cike als Kommandantin anzuführen. Und dank all ihrer Macht, die jeder für sich nutzen möchte, weiß Rin nun gar nicht mehr, wem sie vertrauen soll.

Band zwei knüpft direkt an die Geschehnisse des ersten an und zeigt eine veränderte Protagonistin. Rin ist verunsichert, von Drogen geschwächt und immerzu wütend. Ihre Kräfte kann sie nur schwer unter Kontrolle bringen und nachts plagen sie Alpträume voll lodernder Flammen. Zum Glück existieren in den Cike Gleichgesinnte, die ihr Halt geben und auch einige alte Bekannte aus Rins Zeit an der Akademie von Sinegard sind erneut an ihrer Seite.

Was die Handlung betrifft, darf man sich als Leser hier nichts vormachen: „Die Kaiserin“ ist vor allem ein Kriegsroman, der sich über große Teile hinweg hauptsächlich mit strategischen Überlegungen und tatsächlichen Schlachten beschäftigt. Rin ist dabei ein angenehm unüblicher Charakter; sie ist fehlerbehaftet, unbeherrscht und in manchen Dingen unfassbar naiv. Ihre Entscheidungen kann man als Leser oft nur verdammen, auch wenn man sie auf tragische Weise nachvollziehen kann.

Mit dieser Reihe hat R.F. Kuang Fantasy geschaffen, die sich deutlich von den Neuerscheinungen der letzten Jahre abhebt. „Im Zeichen der Mohnblume“ ist sprachlich gewaltig und zitiert und kritisiert mit klaren, harten Beschreibungen historische Geschehen wie den Chinesisch-Japanischen oder die Opiumkriege. Dabei kommt die Autorin fast vollständig ohne die übliche Liebesgeschichte aus und fokussiert sich lieber auf Themen wie Freundschaft, Loyalität und Verlust. Das Ende lässt befürchten, dass der dritte Band emotional noch mehr aufrütteln wird, als es in diesem schon der Fall war. Es werden wohl einige Tränen fließen, aber lesen muss ich ihn trotzdem – ich muss einfach wissen, wie es mit Rin weitergeht.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Ein Klassiker, wunderbar gesprochen

Eine Weihnachtsgeschichte
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Der hartherzige Geschäftsmann Ebenezer Scrooge hält nicht viel von Weihnachten und auch nicht von sozialen Kontakten. Seinen Angestellten behandelt er schlecht und auch seinen Neffen stößt er trotzdem ...

Der hartherzige Geschäftsmann Ebenezer Scrooge hält nicht viel von Weihnachten und auch nicht von sozialen Kontakten. Seinen Angestellten behandelt er schlecht und auch seinen Neffen stößt er trotzdem dessen freundlicher Bemühungen immer wieder von sich. Doch dann erscheint ihm eines Nachts sein verstorbener Kompanion Jacob Marley und warnt ihn: In den nächsten Stunden werden ihn drei Geister heimsuchen, denen er folgen muss und die ihm die einmalige Chance geben werden, sein Leben zu ändern.

Schon seit langem gehört Charles Dickens‘ „Eine Weihnachtsgeschichte“ zu meinen liebsten Klassikern. Bisher kannte ich jedoch nur das englische Original sowie zahlreiche Übersetzungen und Verfilmungen. Gehört habe ich die Geschichte nun zum ersten Mal. Gesprochen wird der Text von David Nathan, bekannt als die Synchronstimme von Johnny Depp. Seine Sprechweise ist herrlich akzentuiert und seine Stimme sowieso sehr klangvoll und angenehm. Den Charakteren haucht er ein ganz eigenes Leben ein, sei es der mürrische Scrooge oder der fröhliche Neffe – es macht wirklich Spaß, dem Klassiker auf diese Weise zu lauschen.

Im Verlauf der Nacht lernt Scrooge auf durchaus harte Weise, dass der Wert eines Menschen sich nicht nach seiner Arbeitskraft und seinem Besitz messen lässt. Und dass auch Arme ein fröhliches Weihnachtsfest feiern können, da Geld nicht zwingend mit Glück verknüpft ist. Durch die drei Geister ist es dem Hörer möglich, verschiedene Perspektiven in der Geschichte einzunehmen und auch einen Blick in Vergangenheit und Zukunft zu werfen. Die Figuren wachsen einem zunehmend ans Herz und nach und nach wird deutlich, wie aus Scrooge der kaltherzige Mann werden konnte, der er heute ist.

Dickens‘ Klassiker hat deutlich sozialkritische Töne, die die Zustände im England des 19. Jahrhunderts anprangern sollten. In diesem Sinne fällt Scrooges Wandlung am Ende etwas plötzlich aus und wirkt möglicherweise übertrieben optimistisch. Aber welche Zeit im Jahr wäre besser für solch eine märchenhafte Erzählung geeignet als die Weihnachtszeit? Eine wunderbare zeitlose Geschichte, die uns vor Augen hält, dass es nie zu spät ist, etwas in unserem Leben zu ändern.

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