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Veröffentlicht am 17.07.2024

Der beste Band der Reihe

Drehbuch des Todes
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September 1939. Kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelingt es der Schriftstellerin Josephine Tey, eines der letzten Schiffe in die USA zu erwischen. Dort will sie ihre Lebensgefährtin Marta ...

September 1939. Kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelingt es der Schriftstellerin Josephine Tey, eines der letzten Schiffe in die USA zu erwischen. Dort will sie ihre Lebensgefährtin Marta wiedertreffen, die für Alfred Hitchcock am Set von „Rebecca“ arbeitet. Doch schon während der Überfahrt auf der Queen Mary gibt es den ersten Zwischenfall und gleichzeitig geschieht in Milton Hall in Cambridgeshire, dem Haus, das Daphne du Maurier zu dem berühmten Manderlev inspirierte, ein Mord. Vor Ort ermittelt Josephines guter Freund Archie Penrose, Inspektor bei Scotland Yard, und so ergibt sich ein einzigartiger Fall, der den großen Teich überspannt.

„Drehbuch des Todes“ ist bereits der elfte Band der Krimireihe von Nicola Upson, ins Deutsche übersetzte hier Anna-Christin Kramer. Durch das nicht-chronologische Erscheinen der Reihe, ergibt sich eine etwas seltsame Lesereihenfolge, das macht sie aber nicht weniger interessant. Auch dieses Mal wird aus unterschiedlichen Perspektiven und auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. Im Vereinigten Königreich ermittelt Archie Penrose, in den Staaten Josephine Tey, so dass wir von allen relevanten Ereignissen und Erkenntnissen erfahren. Auch in die Vergangenheit wird zurückgeblickt und so aufgedeckt, was zu dem Mord in Milton Hall geführt hat.

Für mich ist dieser Band der beste der Reihe. Der Schauplatz am Filmset von „Rebecca“ ist ungemein interessant, vor allem dann, wenn er auch in Beziehung zur Schriftstellerin und deren Erlebnissen in dem alten Herrenhaus gesetzt wird. Gleichzeitig gibt der historische Hintergrund der Geschichte eine gewisse Eindringlichkeit. Archie wurde aufgrund seines Alters nicht mehr für den Krieg eingezogen und sieht sich nun all seinen älteren Kollegen gegenüber, den Übriggebliebenen, die nun den Polizeidienst verrichten. Er fühlt sich schuldig, aber auch gleichzeitig erleichtert. Eine ähnliche Situation erlebt Josephine, die zwar eine gewisse Distanz zwischen sich und den Krieg gebracht hat, dafür aber nicht weiß, ob sie England jemals wiedersehen wird.

Ich hoffe wirklich, dass dies noch nicht das Ende der Reihe ist!

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2024

Moderner Jugendkrimi

Suddenly a Murder - Mord auf Ashwood Manor
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Izzy und ihre Clique haben den Schulabschluss hinter sich gebracht und wollen noch eine letzte Woche gemeinsam verbringen. Dafür hat Izzys beste Freundin Kassidy Ashwood Manor gemietet, das Anwesen aus ...

Izzy und ihre Clique haben den Schulabschluss hinter sich gebracht und wollen noch eine letzte Woche gemeinsam verbringen. Dafür hat Izzys beste Freundin Kassidy Ashwood Manor gemietet, das Anwesen aus ihrer beider Lieblingsfilm, das abgelegen auf einer Insel liegt. Mit dabei sind neben Kassidys Freund Blaine auch Chloe, Ellison, Fergus und Izzys Schwarm Marlowe. Doch schon nach kurzer Zeit geraten die Freunde miteinander in Streit und die Situation wird immer angespannter – bis Blaine schließlich tot aufgefunden wird.

„Suddenly a Murder“ ist das Jugendkrimi-Debut der Schriftstellerin, Juristin und ehemaligen Lehrerin Lauren Muñoz und wurde von Svantje Volkens ins Deutsche übersetzt. Der gegenwärtige Handlungsstrang, in dem sich die Clique auf der Insel befindet, wird von Izzy in der Ich-Form und dem Präsens erzählt. Immer wieder werden aber auch Rückblenden eingefügt, in denen berichtet wird, was zwischen den verschiedenen Charakteren in der Vergangenheit vorgefallen ist. So setzt sich nach und nach aus kleinen Mosaiksteinen ein ganzes Bild zusammen.

Ein abgeschlossener Handlungsort und jede Menge Geheimnisse – mehr brauche ich eigentlich nicht, um mich für einen Krimi zu interessieren. Und was sich hier sehr nach Agatha Christie anhört, wird von der Autorin gekonnt modernisiert. Im Zentrum der Clique stehen die beiden Freundinnen Izzy und Kassidy, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Kassidy ist reich und wirkt oberflächlich, Izzy ist arm und von der Sorge um ihre behinderte Schwester Caye zerfressen. Dennoch meinen es die beiden ehrlich miteinander und sind stets loyal. Blaines Tod stellt die Freundschaft zum ersten Mal in Frage: zwischen ihm und Kassidy lief es nicht immer gut und auch Izzy hat eine Rechnung mit ihm offen.

Die restlichen Mitglieder der Clique bekommen ebenfalls, etwas klischeehaft, ihre Rollen zugeschrieben: der wütende beste Freund, das Sport-As, der Mysteriöse und die eifersüchtige Geliebte – Spaß macht der Krimi trotzdem. Die Auflösung kam für mich zwar nicht ganz überraschend, dennoch wurde noch so manches unerwartete Geheimnis gelüftet.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 10.07.2024

Ein Roman, der zu vieles sein will

Ein Sommer am Ufer des Dnjepr
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Sommer 1979. Oma Mina will der Hitze der Stadt entfliehen und fährt mit Anton von Kiew aufs Land, wo sie in der Datsche eines befreundeten Generals wohnen. Anton ist 9,5(!) Jahre alt und hochbegabt. Er ...

Sommer 1979. Oma Mina will der Hitze der Stadt entfliehen und fährt mit Anton von Kiew aufs Land, wo sie in der Datsche eines befreundeten Generals wohnen. Anton ist 9,5(!) Jahre alt und hochbegabt. Er liebt klassische Musik und möchte Dirigent werden, mit anderen Kindern kann er wenig anfangen. Doch dann trifft er auf den elfjährigen Timur und die 15-jährige Lina, die in einer Punkband spielt. Beide Begegnungen sollen sein Leben für immer verändern.

„Ein Sommer am Ufer des Dnjepr“ ist bereits der zweite Roman des Autors André Bergelt, der selbst viele Sommer mit seiner Großmutter in Kiew verbrachte. Erzählt wird die Handlung von Protagonist Anton in der Ich- und Vergangenheitsform. Der fiktive Rahmen ist hierbei, dass er als Erwachsener seine Tante und Großmutter in Kiew besucht und weil Mina ihn nicht mehr erkennt, ihr zur Beruhigung eine Geschichte aus seiner Kindheit erzählt, als die drei einen Sommer zusammen verbrachten.

Wenn ein Kind die Handlung erzählt, ist das für mich meistens ein zweischneidiges Schwert. Hier haben wir durch Antons Hochbegabung einen Widerspruch zwischen seiner einerseits kindlichen Naivität und seinem Humor und ausufernden Vorträgen über klassische Musik oder seine Bewunderung für Lenin andererseits – was für mich auch die Frage nach der Zielgruppe aufwirft, die, meiner Meinung nach, auch nicht klar bestimmt ist. Das lässt den Roman ziellos wirken, weil er zu vieles gleichzeitig sein will: Coming of Age-Story, Liebesgeschichte, historischer und gesellschaftlicher Kommentar.

Mein größter Kritikpunkt am Roman ist jedoch die Darstellung von Kindern und ihrer Sexualität. Wir haben einen 9-Jährigen, dessen Geschlechtsteile unbedingt in die Handlung eingebaut werden müssen; zudem mehrere Beziehungen, die einen großen Altersunterschied aufweisen und nicht entsprechend eingeordnet werden. Zudem weiß ich nicht, wie glaubhaft ich es finden soll, dass ein 9-Jähriger sich in den späten Siebzigern so äußert und auslebt, wie Anton es tut. Ich möchte dem Autor hier nicht etwas absprechen, was vielleicht auf eigenen Erlebnissen beruht, hier wäre aber mehr Sensibilität vonnöten gewesen.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

Ein wichtiger, viel zu wenig bekannter Klassiker

Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens
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Agathe Heidling ist Tochter eines Regierungsrates und somit Teil einer konservativen, großbürgerlichen Familie. Von Kind an machen alle ihr deutlich, was sie von ihr erwarten: eine brave Ehefrau zu sein ...

Agathe Heidling ist Tochter eines Regierungsrates und somit Teil einer konservativen, großbürgerlichen Familie. Von Kind an machen alle ihr deutlich, was sie von ihr erwarten: eine brave Ehefrau zu sein und ihrem Mann Kinder zu schenken. Doch während für ihre Freundin Eugenie Wutrow all das in Erfüllung geht, tut Agathe sich schwer. Immer wieder steht sie zwischen den Stühlen und versucht, allen um sie herum gerecht zu werden. Diese Haltung fordert jedoch schon bald ihren Preis.

„Aus guter Familie“ wurde bereits 1895 publiziert und stammt aus der Feder der 1859 geborenen Schriftstellerin Gabriele Reuter. Obwohl sie Thomas Mann zu ihren Leser*innen zählen durfte, blieb sie doch zu Lebzeiten recht unbekannt – was die Reihe „Reclams Klassikerinnen“ ändern möchte. Die Handlung wird von einem allwissenden Erzähler geschildert, der Agathe - von ihrer Konfirmation mit 16 Jahren an - ungefähr 20 Jahre lang begleitet. Dabei wirkt die junge Frau nicht immer sympathisch, sieht sie doch oft auf andere herab und urteilt über sie – ein Symptom ihrer eigenen Unsicherheit.

Ihr ganzes Leben lang hat Agathe mit den an sie gestellten Erwartungen zu kämpfen. Schon bei ihrer Konfirmation hat sie das Gefühl, nicht gläubig genug zu sein und während ihr Vater sich eine gute Ehe für sie wünscht, versucht ihr progressiver Cousin Martin sie auf seine Seite zu ziehen. Dem gegenüber steht ihre Freundin Eugenie, die genau weiß, was sie will und sich statt ihres Liebhabers für eine stabile Ehe mit Agathes Bruder Walter entscheidet. Sie wird all das erreichen, was Agathe sich wünscht – und das sogar auf Kosten ihrer Freundin.

„Aus guter Familie“ zeigt ein Frauenschicksal der klassischen Moderne, einer Zeit, die von einem rasanten Wandel und dementsprechenden Spannungen geprägt war. Während sich um sie herum Frauenrechtlerinnen erheben, zerbricht Agathe an der Rolle, welche die Gesellschaft ihr zugedacht hat und von der sie sich nicht zu lösen vermag. Sie verliebt sich mehrmals unglücklich und leidet an Nervosität und Hysterie; heute würden wir sagen: sie war depressiv. Ein wichtiger, viel zu wenig bekannter Klassiker.

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Veröffentlicht am 06.07.2024

Klischees und Figuren, die fremd bleiben

Die Sache mit Rachel
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Bei ihrem Nebenjob in einem Buchladen lernt die 20-jährige Studentin Rachel James kennen und die beiden verstehen sich sofort. Schon bald sind sie die besten Freunde, gehen zusammen aus, ziehen in eine ...

Bei ihrem Nebenjob in einem Buchladen lernt die 20-jährige Studentin Rachel James kennen und die beiden verstehen sich sofort. Schon bald sind sie die besten Freunde, gehen zusammen aus, ziehen in eine gemeinsame Wohnung und teilen Geheimnisse miteinander. Eines davon ist Rachels heimliche Schwärmerei für ihren Literaturprofessor Dr. Byrne. Um ihn zu verführen, planen die beiden eine Lesung mit ihm im Buchladen, doch bei dieser Veranstaltung kommt alles ganz anders, als geplant.

„Die Sache mit Rachel“ ist der erste Erwachsenenroman der irischen Journalistin und Autorin Caroline O‘ Donoghue, der bisher auf Deutsch erschienen ist; die Übersetzung verfasste Christian Lux. Zu Beginn des Buches befindet sich die Protagonistin Rachel auf einer Veranstaltung, auf der sie plötzlich nach Dr. Byrne gefragt wird und erfährt, dass dieser im Koma liegt. Von diesem Punkt an erzählt sie rückwärts in der Ich-Form, wie sie und James sich kennengelernt und sich die Geschichte entfaltet hat. Dabei macht sie auch immer wieder Vorausdeutungen - ein Stilmittel, das nicht zu meinen liebsten gehört, zumal Rachel auch absichtlich falsche Fährten legt.

Die Freundschaft zwischen Rachel und James strotzt nur so vor Klischees. Rachel ist das etwas verklemmte Mäuschen, James der klassische schwule beste Freund, der sich durch alle Betten schläft. Und als Rachel einen zweiten James kennenlernt und mit ihm eine Beziehung beginnt, wird der nur mit seinem Nachnamen angesprochen, weil „es ja nur einen James geben kann“. Für eine 20-Jährige doch ein wenig kindisch, oder? Und so recht konnte ich die Freundschaft auch nicht nachvollziehen, denn die beiden betrügen und belügen sich gegenseitig.

Manche Aspekte der Geschichte sind jedoch durchaus interessant und ich hätte mir gewünscht, diese hätten stärker im Fokus gestanden, wie zum Beispiel Rachels Engagement für das Recht auf Abtreibung. Und auch die komplizierte Beziehung zwischen Rachel, James, Dr. Byrne und dessen Frau Deenie ist grundsätzlich interessant gestrickt, die Figuren blieben mir jedoch bis zum Ende fremd.

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