Das Salzwasserjahr - ein Titel, der wirklich neugierig macht. Er war ausschlaggebend dafür, dass ich mich mit diesem Buch genauer beschäftigt und es schließlich auch gelesen habe. Ein bisschen irreführend ...
Das Salzwasserjahr - ein Titel, der wirklich neugierig macht. Er war ausschlaggebend dafür, dass ich mich mit diesem Buch genauer beschäftigt und es schließlich auch gelesen habe. Ein bisschen irreführend ist er aber auch, wenn man genauer drüber nachdenkt: so viel Salzwasser - abgesehen vom Meer - gibt es in der Geschichte gar nicht.
Ich fand es schön, wie nüchtern und normal dieser Junge sein Jahr in Australien beschreibt. Gleichzeitig lebt das Buch von seiner großartigen Sprache - Worte und Phrasen, die mich immer wieder kurz haben innehalten lassen. Dabei war die Sprache nicht hochtrabend oder besonders elitär, aber auch nicht dumpf und beinahe schon stumpfsinnig, wie leider viele Jugendbücher aus der Perspektive von Jugendlichen geschrieben werden; als ob der erwachsene Autor glaubt, dass junge Menschen nur "ey Alter" und "Digga" sagen. Das ist hier gar nicht so. Stattdessen wirkt die gewählte Sprache absolut authentisch jugendlich und intelligent. Das fand ich sehr angenehm zu lesen.
Inhaltlich passiert gar nicht so viel, deshalb würde ich das Buch wohl am ehesten als Slice of Life bezeichnen: "Das Salzwasserjahr" lässt uns LeserInnen an einem Jahr im Leben des Protagonisten teilhaben, ohne Davor und Danach. Das hat den Nachteil, dass ich nicht erfahren habe, wie es mit (Jan)Nik und Levi, einem Freund aus der Heimat, deren Freundschaft wohl kurz vor Niks Aufbruch in den Süden zu bröckeln begonnen hat, weiter geht. Nik denkt oft an Levi und fragt sich, ob sein Freund ich in diesem einen Jahr auch weiterentwickelt hat. Aber leider erfahren wir LeserInnen nie die Antwort.
Während Nik sich zuerst schwertut, anzukommen und Freunde zu finden - zugegeben, er ist auch nicht gerade in die stabilste Familie gekommen -, trifft er auf umso speziellere Fremde, die zu Freunden werden: der Obdachlose, der am Strand Sandskulpturen baut und meist fröhlich und optimistisch ist, aber auch sehr traurig sein kann; das Mädchen, mit dem er Wort-Geschenke austauscht (die Idee finde ich ja mal sowas von großartig!) und auf die er schließlich ein Auge wirft.
Es werden Themen wie Depression oder Weglaufen von der Familie in die Geschichte eingebaut, was mir gut gefällt. Es wirkt realistischer und noch normaler, alltäglicher. Solche Dinge sind eben normal und kommen vor - man sollte sie nicht verschweigen, wenn man Romane schreibt. Aber das ist ein ganz anderes Thema. Für die Depressionen hätte ich mir allerdings eine Triggerwarnung gewünscht. Ich selbst bin zwar nicht betroffen, aber die Art und Weise, wie die Krankheit beschrieben wird, hätte meiner Meinung nach eine Warnung für Betroffene verdient.
Durch den Alltagscharakter der Geschichte, die wenig abenteuerlichen Erlebnisse und die Normalo-Haltung von Nik ist die Handlung leider etwas schleppend. Ich habe länger zum Lesen gebraucht als sonst für Bücher mit diesem Umfang, weil ich oft nicht mehr als 20 oder 30 Seiten am Stück lesen konnte, ohne mich zu langweilen. Und jedes Mal habe ich 2, 3 Seiten gebraucht, um wieder reinzukommen. Die Sprache hat etwas gegen diesen Effekt angewirkt, aber insgesamt hätte ich mir einen schnelleren Handlungsfortschritt gewünscht.
Insgesamt hat mir das Buch aber gefallen. Es war anders, als viele Jugendbücher, die ich sonst lese, und die Sprache hat mir großen Spaß gemacht. Es mangelte an der Geschwindigkeit in der Handlung und auch ein bisschen am Inhalt: es hätte gern mehr passieren dürfen. Für den Slice of Life-Charakter des Buches war es perfekt, ich habe auf Basis des Klappentextes einfach eine andere Art von Geschichte erwartet.
Lange habe ich mich auf Muse of Nightmares gefreut - quasi ab dem Moment, in dem ich Strange the Dreamer zu Ende gelesen hatte. Deshalb war ich froh, dass die Geschichte aber der ersten Seite direkt in ...
Lange habe ich mich auf Muse of Nightmares gefreut - quasi ab dem Moment, in dem ich Strange the Dreamer zu Ende gelesen hatte. Deshalb war ich froh, dass die Geschichte aber der ersten Seite direkt in Gang kommt und mich wieder nach Weep zieht, als wäre ich nie fort gewesen.
Eine kurze Bemerkung, bevor ich mich dem Buch inhaltlich widme: Ich finde es sehr schade, dass die zwei Originalbände für die deutsche Übersetzung jeweils in zwei kürzere Bücher unterteilt wurden. So wurde die Geschichte nicht geschrieben und deshalb wirkte der Schnitt zwischen Strange the Dreamer 1 und Strange the Dreamer 2 zu abrupt, zu willkürlich und nicht harmonisch, als gehöre er dort hin. Der Übergang von Strange the Dreamer 2 zu Muse of Nightmares 1 war wesentlich angenehmer zu lesen und ergab viel mehr Sinn. Diese deutsche Unterteilung in insgesamt 4 statt 2 Bände ist auch der Grund dafür, warum mich das Ende dieses Bandes nicht so begeistert hat. Meiner Meinung nach hätte man die Bücher so lassen sollen, wie sie ursprünglich waren: 2 Bände mit jeweils entsprechend größerem Umfang, aber ohne willkürlich gesetzte Schnitte.
Minya
"Muse of Nightmares. Das Geheimnis des Träumers" widmet sich verstärkt Minya. Das fand ich zuerst nicht so toll, weil Minya einfach ein unsympathischer Charakter ist. Mit der Zeit wurde allerdings immer deutlicher, warum es wichtig ist, diese Figur genauer zu beleuchten und zu verstehen, warum sie tut, was sie tut. Auch die kleinen Einblicke in die Vergangenheit der Mesarthim, an die sich außer Minya keiner erinnern kann, spielen später eine wichtige Rolle (jedenfalls habe ich diesen Eindruck gewonnen - genau kann man das erst nach dem Lesen des letzten deutschen Bandes, also der zweiten Hälfte von Muse of Nightmares, sagen). Minyas umsympathische Züge, ihr von Hass zerfressenes Leben wurde hervorragend geschrieben. Ich habe mich beim Lesen oft in einer Art Zwiespalt gesehen: einerseits kann ich Minya nicht leiden und was sie den anderen antut, was sie die Toten durchmachen lässt und wie sie vor allem mit Sarai und Lazlo umspringt, ist unfassbar gemein und bösartig. Andererseits verstehe ich durch die Rückblicke, warum sie geworden ist, wie sie ist, und was sie antreibt. Nicht, dass das besser macht, wie sie sich verhält, aber verstehen kann ich es.
Ruby, Sparrow, und Feral
Durch Minyas Handeln und dessen Konsequenzen ändern auch die anderen Mesarthim ihr Verhalten, sie wachen sozusagen auf und beginnen endlich, selbst nachzudenken. Das hatte ich mir von diesem Band erhofft, nachdem die Fügsamkeit und das naive Befolgen von Anweisungen aus dem ersten Bänden mich schon fast etwas genervt hatte. Feral, Sparrow und Ruby haben endlich angefangen, individuelle Entscheidungen zu treffen und für sich selbst einzustehen. Sie haben noch einen langen Weg vor sich, aber die ersten Schritte zur Loslösung von Minyas Übermacht sind getan. Ich kann es kaum erwarten zu lesen, wie sich diese drei entwickeln werden.
Sarai und Lazlo
Vor Sarais und Lazlos Zukunft fürchte ich mich allerdings. Minya hat sie in der Hand und ich rechne mir die Chancen für ein unblutiges Ende nicht sehr hoch aus ... Andererseits gab es eine Wendung gegen Ende, die ein kleines bisschen Hoffnung gibt. Ohne zu spoilern kann ich nicht genauer darauf eingehen, doch ich bin sehr gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Dadurch, dass sich der Fokus in diesem Band auf Minya verschiebt, nimmt die Beziehung von Sarai und Lazlo nicht so viel Raum in der Geschichte ein. Das finde ich sehr angenehm, wenn auch überraschend. Die meisten Bücher haben wenige Hauptcharaktere, auf denen die ganze Zeit der Fokus liegt. Es ist also eine positive Überraschung, hier so geschickt die Protagonisten in den Hintergrund gerückt zu sehen, um anderen wichtigen Figuren die Bühne zu überlassen - allerdings, ohne selbst vollständig unwichtig zu werden. Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass Laini Taylor genau weiß, was sie tut und wie sie es tun muss, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Sie schreibt sehr wirkungsvoll und dieser Stil ist für mich das, was den großen Charme dieser Bücher ausmacht.
Neue Zeitebene?
Ein weiteres neues Element, das ziemlich abrupt auftaucht, ist ein neuer Handlungsstrang mit neuen Figuren im Zentrum. Zwei Schwestern als Kernfiguren, Mesarthim und Götter, die völlig selbstverständlich an der Handlung teilhaben, eine Welt, in der Weep scheinbar nicht existiert - das hat mich zuerst ziemlich verwirrt, auch deshalb, weil es so aus dem Nichts kam. Ich dachte an eine parallel existierende Stadt oder sogar Welt. Später (so meine persönliche Interpretation, das ist keine feststehende Tatsache!) stellte sich heraus, dass es sich um eine frühere Zeit handelt und die Geschichte einer der Göttinnen erzählt wird, die beim Angriff durch Eril-Fane scheinbar umkam. Das nächste ist reine Spekulation und beinhaltet Spoiler, also wer das nicht lesen mag, der überspringe bitte den nächsten Absatz.
Ich glaube, dass Kora später zu Korako wird, die dafür verantwortlich war, dass der echte Name von Weep vergessen wurde. Und ich glaube, dass Korako nicht tot, sondern der weiße Vogel ist, der immer wieder auftaucht und irgendeine Verbindung zu Lazlo zu haben scheint. Dadurch, glaube ich, könnte es doch noch möglich sein, den Namen wiederherzustellen und das allgemeine Vergessen rückgängig zu machen.
Vergebung?
Eine der Kernfragen, die in diesem Band von Sarai und Lazlo immer wieder aufgegriffen wird, dreht sich um ein mögliches Zusammenleben von Menschen und Mesarthim. Der neue Handlungsstrang um die zwei Schwestern deutet an, dass das möglich sein könnte - allerdings ist da immer noch das Massaker. Und Minyas Hass, der Vergebung unmöglich macht. Ich finde es sehr spannend, wie die Autorin hier mit Vorurteilen, der Angst vor dem Unbekannten, lange währendem Hass und "das war schon immer so", mit dem Ausgrenzen von "den anderen" und so vielen weiteren Themen spielt, dass es mich unwillkürlich an heutige weltpolitische Themen denken lässt. Ob das beabsichtigt ist, kann ich nicht beurteilen. Der Effekt ist jedoch bemerkenswert.
Das Ende
Die Story entwickelt sich sehr authentisch weiter und es werden viele Fragen aufgegriffen, die ich mir beim Lesen der letzten Bände und auch dieses Teils selbst gestellt habe. Durch das abrupte Einführen des neuen Handlungsstrangs werden auch viele neue Fragen aufgeworfen, während gleichzeitig die Antworten auf andere Fragen angedeutet werden - so subtil, dass zum jetzigen Stand nichts anderes als Spekulationen möglich sind.
Ich bin begeistert von dieser Reihe und jeder weitere Band, den ich lese, lässt diese Begeisterung wachsen. Das Ende fand ich allerdings nicht so gut, wie ich oben schon erwähnt hatte. Durch den Schnitt, der in der deutschen Übersetzung platziert wurde, wirkt das Ende zu abrupt, zu unstimmig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man hier einen Band hätte enden lassen. Denn der Schnitt wird ja nicht dort platziert, wo es inhaltlich Sinn ergeben hätte (nämlich am jeweiligen Ende der zwei Originalbände, wo sie schon sind), sondern jeweils irgendwo in der Mitte, um vier etwa gleichlange Bücher zu bekommen. Dadurch werden Szenen unterbrochen und Handlungsstränge geteilt und das Gesamtpaket leidet meiner Ansicht nach sehr darunter. Diese Entscheidung des Verlags kann ich mir nur mit wirtschaftlichen Gründen erklären und ich hoffe, dass sie zukünftig nicht noch einmal diese Entscheidung treffen. Es tut dem Buch nicht gut.
Fazit
Ich freue mich riesig auf den letzten Band der Reihe. Werden meine Fragen beantwortet? Werden die losen Fäden zu einem schönen Gesamtbild zusammengefügt? Liege ich mit meinen Spekulationen richtig? Wie entwickelt sich Sarais und Lazlos Beziehung? Wie entwickeln sich Ruby, Sparrow und Feral - und was wird aus Minya? Wird es eine heile Familie für Sarai und Eril-Fane geben? Was wird aus der Statue, die am Himmel schwebt? Was aus den Menschen, mit denen Lazlo nach Weep gekommen ist? Und, das ist die Frage, die uns alle wohl am meisten interessiert: Wie lautet der eigentliche Name von Weep?
Als ich die Leseprobe gelesen habe, erwartete ich den gleichen 08/25-Einheitsbrei, der sich momentan in dem Genre breit macht. Bekommen habe ich eine Geschichte, die erst nach dem titelgebenden ...
Als ich die Leseprobe gelesen habe, erwartete ich den gleichen 08/25-Einheitsbrei, der sich momentan in dem Genre breit macht. Bekommen habe ich eine Geschichte, die erst nach dem titelgebenden one night stand beginnt und sich mit den Konsequenzen auseinandersetzt, die eine solche Entscheidung in einer Kleinstadt eben nach sich zieht.
Die Handlung ergibt Sinn: Erschrecken beim ersten Wiedersehen im Job, Andeutungen und kleine Sticheleien, der Buschfunk einer Kleinstadt, verwirrte Freunde und Familie und vor allem natürlich tolle Chemie zwischen den Protagonisten.
Letztere sind mir jedoch leider etwas zu blass und leblos. Klar, wir erfahren, warum Austin mit seinen Geschwistern zusammenlebt und welche Träume er verfolgen will. Wir lernen auch, warum es Holly in den kalten Norden verschlagen hat, obwohl sie die Kälte gar nicht mag, und dass sie in Stresssituationen gern Möbel "restauriert" (mal ehrlich, ein bisschen schmirgeln und neu lackieren ist nicht wirklich restaurieren, oder?). Ansonsten wissen wir aber gar nichts über die Menschen, die im Fokus der Geschichte stehen. Das finde ich ziemlich schade, weil das dafür sorgt, dass es etwas schwierig ist, ihre Entscheidungen nachzuvollziehen oder sich gar in sie hineinzuversetzen. Die Nebenfiguren, die die Romanze zwischen Holly und Austin eigentlich nur einrahmen sollten, finde ich persönlich fast interessanter. Es ist leicht zu durchschauen, dass dieses Buch der Auftakt einer Reihe werden soll, in der pro Buch ein Mitglied der Bailey-Familie sein passendes Puzzlestück findet. Das ist per se nicht schlecht, aber es lenkt von der eigentlichen Romanhandlung ab, wenn all die Figuren eingeführt werden, auf die wir uns eigentlich erst drei, vier Bücher später konzentrieren wollen. So wirkt "Lessons from a one night stand" eher wie eine Einleitung zu einer viel zu langen Familienstory und nicht wie eine stand-alone Liebesgeschichte, die sie ja eigentlich ist.
Es gibt eine gute Portion Erotik, da die beiden Protagonisten eben, wie zu erwarten war, nicht wirklich die Finger voneinander lassen können, und es werden auch ordentlich Klischees bedient - hier werde ich keine Beispiele nennen, um Spoiler zu vermeiden.
Gut gefallen hat mir das Setting in einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt und die Gerüchteküche brodelt. Mich hat das Ganze etwas an Stars Hollow aus der TV-Serie Gilmore Girls erinnert. Das Online-Klatschmagazin, das so einige Probleme verursacht, erinnerte dagegen an ein Äquivalent aus Gossip Girl (die Serie habe ich schnell abgebrochen, daher kann ich dazu nicht allzu viel sagen, aber positiv habe ich das nicht unbedingt in Erinnerung), mit dem Unterschied, dass die Meldungen wie bei Snapchat nach 24 Stunden wieder verschwinden. Das ist zwar ein interessanter Aspekt, den ich so noch nirgends gelesen habe, wirkte aber irgendwie fehl am Platz in dieser alteingesessenen Gemeinschaft und der etwas altmodisch angehauchten Kleinstadt. Es hätte eher in eine moderne Stadt, die niemals schläft, gepasst als an einen Ort, der jedes Jahr zu Ehren einer einzigen Familie ein ganzes Stadtfest veranstaltet, inklusive Wagenkolonne und Sahnetorten-Werfen...
Toll fand ich auch, dass die Geschichte aus beiden Perspektiven, der von Holly und der von Austin, erzählt wurde. So wissen wir Leser:innen direkt, wenn es Missverständnisse gibt oder jemand etwas verheimlicht, aber kennen auch die Beweggründe und Emotionen der Figuren. Manchmal wollte ich die beiden Bud-Spencer-mäßig mit den Schädeln aneinander krachen lassen, weil sie so strohdoof waren, aber das ist kein einzelnes Phänomen, sondern das erlebe ich bei vielen Liebesromanen. :)
Insgesamt habe ich mir sehr gut unterhalten gefühlt, während ich das Buch auf zwei relativ kurzen Zugfahrten komplett verschlungen habe. Insgesamt habe ich vielleicht viereinhalb Stunden gelesen. Das erwähne ich aus folgendem Grund: je schneller ich ein Buch lese, desto besser gefällt es mir - mir werden beim Lesen keine Steine, sprachlicher oder inhaltlicher Natur, in den Weg gelegt. Es gab natürlich ein paar Punkte, die ich überflüssig oder störend empfand, aber das einzige, was mir wirklich negativ auffiel, war die Oberflächlichkeit der Hauptcharaktere. Ich hoffe, dass die Folgebände hier etwas mehr in die Tiefe gehen und bin gespannt, wie sich die Familienmitglieder der Baileys in Gefühle und Romantik verstricken werden.
Wie ich meiner Rezension zu Band 1.1 schon sagte, habe ich die Daughter of Smoke and Bone-Reihe von Laini Taylor überhaupt nicht gemocht, vor allem wegen ...
Ach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Wie ich meiner Rezension zu Band 1.1 schon sagte, habe ich die Daughter of Smoke and Bone-Reihe von Laini Taylor überhaupt nicht gemocht, vor allem wegen des Stils. Der gefällt mir im zweiten Teil von Strange the Dreamer jetzt allerdings erneut unfassbar gut. Vielleicht sollte ich DoSaB doch noch mal eine Chance geben?
Wir starten diese zweite Hälfte von Band eins direkt im Geschehen - klar, im Original gab es hier ja gar keine Teilung. Die Handlung ist hier wesentlich rasanter (die lange Reise haben wir ja auch hinter uns) und wirklich flott, kommt nur in kurzen Momenten etwas zur Ruhe. Diese sind meist Traumsequenzen von Sarai und Lazlo.
Während ich im ersten Teil noch hoffte, das die Beziehung zwischen Lazlo und Sarai im Hintergrund bleiben würde, ist sie jetzt Hauptthema des ganzen Bandes. Natürlich versuchen die anderen "Faranji" und auch Lazlo weiterhin, das Rätsel zu lösen und die Zitadelle vom Himmel zu holen - wobei Thyon Nero einen bedeutenden Fortschritt macht! -, aber es entwickelt sich dann doch in eine andere Richtung, als ich erwartet hätte.
Das ist auch einer der Punkte, der mir mit am besten gefällt: Viele Wendungen kommen wirklich so unerwartet, wie sie sein sollten. Ja, manches kann man auch vorausahnen, aber Laini Taylor schreibt so clever, dass ich, die ich in den meisten Romanen irgendwo erahne, was kommen wird, hier recht planlos dastehe. Und das ist eine sehr erfrischende Abwechslung.
Sarai und Lazlo sind ein tolles Paar, wenn man denn von Paar sprechen kann. Ihre gemeinsamen Szenen haben sich so echt angefühlt, und es wurden so viele tolle Sachen gesagt, dass ich unendlich viele Lesezeichen (im Tolino) gesetzt habe. Im Print wären das viele, viele! Klebezettelchen gewesen.
Minya ist allerdings meine Lieblingsfigur, das glaube ich zumindest. Sie ist so gut dargestellt, so einzigartig. Eine Figur wie sie ist mir noch nicht begegnet und man kann sei einerseits nur hassen, andererseits muss man sie schon auch irgendwie mögen. Einen Charakter so zu schreiben, das ist bestimmt nicht leicht, und ich ziehe meinen Hut vor der Autorin und der Übersetzerin, dass es ihnen so gut gelungen ist!
Wir erfahren außerdem endlich, was es mit dem Prolog vor dem ersten Teil auf sich hat, und ich wurde auch hier wieder überrascht. Also, ich hatte schon erraten, welche Person gemeint ist, aber die Umstände habe ich dann doch nicht so erwartet, wie sie waren. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, ohne zu spoilern, tut mir leid.
Nur noch so viel: Es ist wirklich, wirklich gut gemacht und ich bin so unfassbar, UN-FASS-BAR neugierig, wie es weiter geht! Beendet habe ich Strange the Dreamer 1.2, als ich im Wartezimmer saß. Ich habe mir in dem Moment, in dem ich die letzte Seite umgeblättert habe, eine Tischkante gewünscht, in der ich meine Zähne versenken könnte. Erst war ich überwältigt, dann sauer, weil der Cliffhanger so gut war, dann aus demselben Grund beeindruckt, dann wehmütig und jetzt freue ich mich einfach nur noch auf die Fortsetzung.
Super gefallen mir die Cover, die von den Originalen übernommen und, wenn überhaupt, nur minimal verändert wurden. Weniger gut finde ich, dass die Bände im Deutschen vom Verlag so auseinandergerissen werden. Das Argument, das der Verlag dafür liefert, ist schlicht: Wenn wir Strange the Dreamer so herausbringen würden, wie es im englischen ist - also in 2 Bänden -, dann würden sie zu teuer und niemand würde sie kaufen. Jetzt hat man die 2 Bände also jeweils zweigeteilt. Sie sind (als Hardcover!) gerade mal Daumendick und kosten trotzdem stattliche 15€ pro Band. Meiner Meinung nach hätte man die gut 700 Seiten auch in einen Band stecken können. So wie jetzt treibt man den Preis einfach nur unnötig in die Höhe, was ich sehr schade finde. Denn das schreckt sicherlich einige potentielle LeserInnen ab, was diese Bücher absolut nicht verdient haben.
Das ist aber auch im Grunde mein einziges Manko.
Strange the Dreamer ist eine tolle Geschichte über die Bedeutung von Fantasie und Vorstellungskraft; über die Eigenschaft der Menschen, alles, was irgendwie anders ist, abzulehnen; über eine Liebe, die nicht sein darf; über Manipulation, über Sehnsüchte und noch so viel mehr. Ich liebe dieses Buch.
Laini Taylor war mir ein Begriff, bevor ich mich für "Strange the Dreamer" interessierte. Ihre "Daughter of Smoke and Bone" habe ich damals angefangen, aber abgebrochen, weil ich irgendwie keinen Zugang ...
Laini Taylor war mir ein Begriff, bevor ich mich für "Strange the Dreamer" interessierte. Ihre "Daughter of Smoke and Bone" habe ich damals angefangen, aber abgebrochen, weil ich irgendwie keinen Zugang zu der Geschichte gefunden habe. Trotzdem habe ich das Buch positiv in Erinnerung und werde irgendwann einen neuen Versuch starten. Die Autorin schreibt nämlich ganz wunderbar - und herrlich strange.
"Strange the Dreamer" hat mich jetzt völlig gefesselt. Die Geschichte, die vom Träumen im direkten und im übertragenden Sinn handelt, von Personen erzählt, die vielschichtig sind und sich weiterentwickeln, finde ich schon ziemlich klasse. Das Ganze verpackt in Taylors Stil ergibt ein tolles Gesamtpaket.
Lazlo Strange, dem Titelgeber, der den Großteil der Geschichte aus seiner Perspektive erzählt, ist eine großartige Figur. Ihm wurde nichts mitgegeben im Leben, niemand hat ihn so gut man konnte unterstützt. Erst als er Geschichten hört, Geschichten, so unwahrscheinlich und fantasievoll, so anders als alles, was er je mit eigenen Augen gesehen hat, erst dann beginnt sein Leben richtig. Und ab diesem Punkt hegt und pflegt er die Geschichten in seinem Inneren. Die Geschichten über eine Stadt, die von jetzt auf gleich unerreichbar wurde und deren Namen plötzlich aus den Köpfen der Menschen verschwand.
Die zweite Ezählperspektive nimmt Sarai ein, eine Halbgöttin, die in besagter Stadt lebt - oder eher: darüber, im Verborgenen, in Angst, von den Menschen, die darunter leben, entdeckt und getötet zu werden - wie ihre Mutter. Und Sarai hat blaue Haut.
Damit bin ich bei einem Punkt, der mich wohl bei "Daughter of Smoke and Bone" irritiert und vielleicht auch abgeschreckt hat: ich erinnere mich, dass auch dort eine Figur blaue Haut hatte (oder täusche ich mich da? Es ist so lange her...). Während das damals schräg war - im negativen Sinn - finde ich es heute umso interessanter, "anders" finde ich gut. Es regt die LeserInnen an, mitzudenken, das Kopfkino anzustrengen und zu versuchen, die Bilder, die Taylor beschreibt, zu sehen, statt sie sich nur vorzustellen. Hilfreich ist hierbei auch, dass sich viele Szenen, gerade im letzten Drittel, in Träumen abspielen. Hier sind dem Gehirn keine Grenzen gesetzt, nichts von dem, was man sich vorstellt, muss irgendwie realistisch oder umsetzbar sein. Wenn die Rede ist von einem blauen Mädchen mit roten Haaren (die Beschreibung hat mich übrigens an Mystique von den X-Men erinnert - ob das wohl die Absicht der Autorin war?), stolzen Tieren, die an Hirsche erinnern und durch die Straßen marschieren und von einer Engelsstatue in Überlebensgröße, die im Himmel schwebt, ohne irgendwie fixiert zu sein, dann entstehen in meinem Kopf sofort die entsprechenden Bilder. Kurz: Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, das mein Kopfkino so angeregt hat wie dieses.
Und der Schreibstil - abgesehen von der Kreativität, die aus jeder Zeile tropft - ist selbst ziemlich klasse. Flüssig zu lesen, auch, wenn man im Wartezimmer von kranken Menschen umgeben ist oder in der Straßenbahn sitzt: Ich habe es geschafft, alles um mich herum auszublenden und einfach nur zu lesen. Beim Arzt musste ich mehrfach aufgerufen werden, bis ich merkte, dass ICH gemeint war, und mit der Straßenbahn hätte ich fast die Haltestelle meines Arbeitsplatzes verpasst. Deutliche Anzeichen dafür, dass dieses Buch ziemlich gut und fesselnd ist, würde ich sagen.
Das Cover finde ich ziemlich gut gelungen und ich freue mich, dass man nah beim Original geblieben ist. Die abgebildete Motte spielt übrigens eine beträchtliche Rolle im Roman!
Zuletzt muss ich kurz etwas zum Ende sagen: Der Cliffhanger ist so, so gemein! Ich liebe es, wenn AutorInnen Cliffhanger so einsetzen, wie sie eingesetzt werden sollen, und wenn sie gut darin sind. So sehr ich das aber bewundere, so sehr frustriert es, jetzt auf die Fortsetzung warten zu müssen! Aber seid euch versichert, Band 2 lese ich, sobald er erscheint. Ich mag nicht länger warten! Es ist einfach so, so, SO GUT!
Ich habe lange keinem Buch mehr mit dieser Überzeugung die volle Punktzahl gegeben. Hier mache ich es guten Gewissens.