Schöne Idee, aber leider traf es nicht meinen Geschmack
NovemberkönigRezension „Novemberkönig: Eine Erzählung in sieben Mondphasen“ von Lily Magdalen
Meinung
Als Lily Magdalen zum ersten Mal das Cover, von Alexander Kopainski designt, zu ihrem Debüt „Novemberkönig“ ...
Rezension „Novemberkönig: Eine Erzählung in sieben Mondphasen“ von Lily Magdalen
Meinung
Als Lily Magdalen zum ersten Mal das Cover, von Alexander Kopainski designt, zu ihrem Debüt „Novemberkönig“ präsentierte, war ich Schockverliebt und wusste gleich, dass ich es unbedingt haben muss. Tiefschwarz und wundervoll gestalten wecken solch düsteren Cover stets mein Interesse. Ich konnte die Vorfreude kaum ertragen und fieberte dem erscheinen beinahe ungeduldig entgegen. Auch in natura ist es schließlich eine Wucht, definitiv ein Eye Catcher für jedes Regal. Wäre da nur nicht diese Enttäuschung in mir, denn leider passten der „Novemberkönig“ und ich nicht auf allen Ebenen zueinander.
Schon der Einstieg in die Geschichte ließ mich meine hohe Vorfreude über Bord werfen, denn ich stolperte und holperte, was eine etwas unsanfte Landung zufolge hatte. Zum einen lag es an so manchen Fehlern, doppelten Worten oder Wort Wiederholungen, die ich persönlich eher als Graus empfinde, dennoch sagen möchte das sie jetzt nicht übermäßig viel vorhanden, aber durchaus bemerkbar waren, zum anderen lag es an der Länge und den lang gezogenen Passagen. Für mich war der Lesefluss immer wieder unterbrochen und Spannung baute sich nur sehr schwerlich auf.
Gerade in der Erzählung der ersten Mondphase hatte ich mit der Erzählung Probleme, die in jede Richtung zu gehen schien, aber oft den Fokus auf das eigentliche verlor. Ich hatte nie so richtig den Bann des gefesselten und folgte insbesondere den ersten 140 Seiten eher lieblos. Es gab schöne, interessante, mystische, geheimnisvolle und rätselhafte Ansätze, die sich aber immer wieder von dem Kern der eigentlichen Geschichte abwendeten. Die Spannung sank teils auf null und es war für meinen Geschmack einfach zu seicht. Ich hätte mir insbesondere zu Anfang deutlich mehr Ereignisse gewünscht, die den „AHA oder WOW“ Effekt hervorbringen. Stattdessen wurde ich mit Verwirrung konfrontiert zu Dingen, die scheinbar keinen Sinn ergaben.
Lily Magdalen schaffte es ab einem gewissen Punkt, ich glaube ab Foremar Manor die zweite, so richtig das Blatt zu wenden. Ab da an folgten dann auch überraschende Wendungen, wenngleich es im weiteren Verlauf immer wieder zu zu langen Passagen kam. Ich bin hier einfach der Meinung, dass 566 Seiten zu viel des Guten waren und weniger mehr gebracht hätte. Das mag natürlich nur meine persönliche Sicht sein, denn catchen konnte es mich leider nicht. Doch es gab natürlich nicht nur schlechtes im Novemberkönig. Beispielsweise konnte Lily Magdalen mit einem mystischen, gruseligen, rätselhaften Setting glänzen, bei dem sich Faszination und bedacht die Klinke in die Hand gaben.
Ich mag diese neblige Atmosphäre, die einen Touch von Horror mit sich bringt, da man nie weiß was als Nächstes geschieht. Bildhaft und sehr real von der Autorin umgesetzt. Es gab so manche Gänsehaut Momente die es mir kalt den Rücken runter laufen ließen. Eindrucksvoll war nicht nur der Ort, sondern auch das alte Herrenhaus selbst. Beinahe nichts hat solch einen mystischen Charme und ich liebte es sehr. Es gab vieles zu entdecken und erkunden und ich fand hierin tatsächlich Begeisterung und Faszination. Doch lebt eine Handlung natürlich nicht nur von dem richtigen Schauplatz, obschon dieser ein ganz großer Pluspunkt ist.
Doch auf diese bisweilen erste und einzige magische Begeisterung kam gleich der nächste enttäuschende Punkt für mich. Denn in der Hauptfigur Ylva sah ich zu kaum einem Zeitpunkt das eindeutige mitfühlen, leiden und mitfiebern. Ylvas Gedanken, Gefühle und Handlungen blieben oftmals ohne emotionale Reaktion für mich. Sie besaß für mich nicht genug Tiefe und ich hätte mir speziell bei ihr mehr Facetten Vielfalt und Charakter gewünscht. Mit 28 Jahren ist sie doch in einem Alter, wo man glaubt, kopflose Handlungen seien nicht mehr so gegeben. Es schien mir aber genau das zu sein, was mich manchmal bei ihr schaudern ließ.
Anders sah es bei dem mysteriösen Herrenhaus Bewohner aus. Er entfachte stets das Verlangen, mehr über ihn erfahren zu wollen. Mit Ylva blieb es ein stetes auf und ab. Auch nach dem lesen kann ich nicht sagen, dass sie sich tief in mein Herz gebrannt hätte, was ich in anderen Werken fast ausschließlich immer erlebe. Man kann zwar nicht jeden lieben, aber so fast komplett blass sollte es natürlich nicht sein. Wir wurden einfach nicht warm miteinander und das war sehr schade, ist sie doch eben eine Hauptfigur.
Lily Magdalen bescherte mir eine auf und ab wandernde Handlung, die selbstverständlich auch ihre Spannungsspitzen und Highlights hatte, nur konnten diese nie konstant gehalten werden. Ich hätte mich gern in der Geschichte verloren, in seinen Emotionen fallen gelassen und das Werk schlussendlich gefeiert. Leider war dem nicht so und im großen und ganzen überwiegt die Enttäuschung. Novemberkönig ist ein Buch, dass ich daher auch nur bedingt empfehle.
Mit zu vielen Längen, keiner konstanten, wachsenden Spannung, oder tiefen Emotionen, sei es bei den Protagonisten oder allgemein, und Stolpersteinen im Bereich Wort Wiederholungen, doppelten Worten und Fehlern, ist Novemberkönig ein zwar schönes Werk, dass mir aber nach dem Ende eher schwer im Magen liegt. Eine schöne Idee, die sein Potenzial jedoch nicht ganz entfalten konnte.
Ich vergebe daher schweren Herzens und nach einer Entscheidung, die mir nicht leichtgefallen ist,
3.5 von 5 Sternen