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Veröffentlicht am 11.04.2022

Der Duft von Kaffee

Töchter der Speicherstadt – Der Duft von Kaffeeblüten
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Als Kaffeehändler Johann Behmer in Brasilien weilt, um eine Kaffeeplantage zu kaufen, trifft er auf Maria da Silva. Er verliebt sich in die junge Frau und heiratet sie noch dort. In Hamburg wird das Paar ...

Als Kaffeehändler Johann Behmer in Brasilien weilt, um eine Kaffeeplantage zu kaufen, trifft er auf Maria da Silva. Er verliebt sich in die junge Frau und heiratet sie noch dort. In Hamburg wird das Paar von der Familie eisig empfangen, gerade von Gertrud Behmer, der Frau seines Zwillingsbruders Alfons. Marie merkt schnell, dass sie in dieser Familie sehr um ihre Anerkennung kämpfen muss. Als Tochter eines Kaffeeplantagenbesitzers liegt ihr der Kaffee im Blut. Sie beginnt sich für den Handel zu interessieren und versucht ein kleines Importgeschäft zu gründen. Ihr Mann Johann ist entsetzt und fürchtet den Spott der anderen Kaufleute. Allen Widerständen zum Trotz gelingt ihr das Vorhaben, doch dann treten Umstände ein, mit denen keiner gerechnet hatte.

Der Einstieg in das Buch beginnt mit einem Geheimnis, so dass man voller Spannung auf die Auflösung wartet. Von der Autorin Anja Marschall werde ich in das historische Hamburg in die Zeit von 1889 bis 1918 entführt. Es ist alles sehr bildhaft beschrieben, so dass ich das Gefühl hatte wirklich dabei zu sein und immer wehte ein Duft von Kaffee um meine Nase. Ich saß in der vornehmen Villa Behmer, streifte durch die neuerbaute Speicherstadt, trank eine Tasse Kaffee im Alsterpavillon und ging durch das Hamburger Gängeviertel mit all dem Elend. Einmal angefangen, mag man das Buch kaum zur Seite legen. Der angenehme Schreibstil hat mich angesprochen und das Geschehen von der ersten Seite gefesselt. Der Autorin ist es gelungen, geschickt historische Ereignisse wie der große Brand von Hamburg, die Cholera und der Brand des Michels mit der Geschichte zu verweben. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der historische Romane und Kaffee liebt. Nun fiebere ich der Fortsetzung entgegen.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Abschied von Polizeiärztin Magda Fuchs

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein wilder Tanz
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Auch in dem dritten Band um die Polizeiärztin begleite ich Magda Fuchs bei ihrer Arbeit in Berlin. Zu den Aufgaben von Magda gehört es als Polizeiärztin dazu Kinder, die in den Sog von Gewalt geraten sind, ...

Auch in dem dritten Band um die Polizeiärztin begleite ich Magda Fuchs bei ihrer Arbeit in Berlin. Zu den Aufgaben von Magda gehört es als Polizeiärztin dazu Kinder, die in den Sog von Gewalt geraten sind, ärztlich zu versorgen. Ein wieder aufgetauchtes Dokument brachte Magda wieder den Fall Schmittke und den kleinen Otto in Erinnerung. Otto war nach Aussagen seiner damals 7jährigen Schwester Elke verschleppt worden. Bei jedem unbekannten Jungen hofft Magda auf Otto. Wird sie ihn wieder finden können? Aber auch ein weiterer Fall macht Magda zu schaffen. Sie sollte den Gesundheitszustand einer jungen Frau beurteilen, die gerade noch rechtzeitig aus dem Hafenbecken gezogen wurde. Magda vermutet Missbrauch von Alkohol in Verbindung mit Drogen. Als die Unbekannte überraschend stirbt, macht sie sich schwere Vorwürfe. Hätte die Frau mehr Hilfe gebraucht?

Nach dem ich bereits die ersten beiden Bände dieser Reihe gelesen habe, war ich bereits sehr gespannt auf die Fortsetzung und wurde nicht enttäuscht. Das Buch umfasst die Zeit von 1924 Bis 1926 In der ich Magda Fuchs begleite. Gekonnt vermittelt das Autorenduro die medizinischen sowie gesellschaftlichen Probleme der damaligen Zeit. Sehr bewusst wird auf die Stellung der Frau Anfang des 20. Jahrhunderts hingewiesen. Neben Magda Fuchs entwickeln sich gerade die weiblichen Hauptprotagonisten weiter und zeigen ein harmonisches Zusammenspiel. Der Schreibstil ist flüssig. Schnell findet man wieder einen Zugang zu der Ärztin Magda, da sie eine sympathische Ausstrahlung hat.

Das Autorenduo glänzt mit viel Atmosphäre. Die vielen Facetten der Zwanzigerjahre von Berlin werden sehr ansprechend und authentisch beschrieben. Unterstrichen wird dieses noch durch die eingestreuten Wörter und Sätze im Berliner Dialekt. Durch die bildhaften Beschreibungen sah ich nicht nur die großen Villen, sondern auch die Armenviertel mit ihren dunklen Hinterhöfen. Zur Orientierung gibt es im Buch einen Stadtplan aus dem Jahr 1925 von Berlin und ein Register mit den wichtigsten Personen. Für mich hat sich das Buch wieder zum Pageturner entwickelt, der mich von Beginn an gefesselt hat. Ich durfte wunderbare Lesestunden mit Polizeiärztin Magda Fuchs verbringen, doch nun heißt es Abschied nehmen.

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Netter Roman für zwischen durch

Vielleicht mag ich dich morgen
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Aureliana Alessi war während ihrer Schulzeit dick, hässlich und dadurch ein ideales Zielobjekt für ihre Mitschüler und Mitschülerinnen für Hänseleien. Am schlimmsten trieb es aber James Fraser, den sie ...

Aureliana Alessi war während ihrer Schulzeit dick, hässlich und dadurch ein ideales Zielobjekt für ihre Mitschüler und Mitschülerinnen für Hänseleien. Am schlimmsten trieb es aber James Fraser, den sie heimlich verehrte. Bei der Rock-Mock-Party führte er sie vor und erniedrigte sie auf das Schrecklichste und stellte sie vor Lehrer und Schüler bloß.

Im Laufe der Zeit hat sich Aureliana von einem hässlichen Entchen zu einer schönen jungen Frau entwickelt. Sie hat ihren Vornamen in Anna verkürzt, leidet aber immer noch unter dem Mobbing aus ihrer Schulzeit und kann dieses nicht vergessen. Sechzehn Jahre nach dem Ende der Schule erhält sie eine Einladung zum Klassentreffen. Ihre Freunde überreden sie an diesem Treffen teilzunehmen, um ihre Ängste von damals zu überwinden. Doch keiner erkennt sie. James und sein bester Freund Laurence sind sehr angetan von der unbekannten Anna und versuchen mit ihr zu flirten. Doch schnell verschwindet Anne von der Veranstaltung bevor man sie erkennt. Als sie für das British Museum eine Theodora-Ausstellung mit vorbereiten soll, ist sie überglücklich, doch schnell wird ihr Glücksgefühl gedämpft, als sie auf den Projektleiter für technisches Design und Entwicklung trifft. Es ist James Fraser. Auf was für einen miesen Streich muss sie sich diesmal gefasst machen oder kommt alles doch ganz anders?

Der Schreibstil von Mhairi McFarlane ist leicht und locker sowie teilweise mit einer Prise Humor versetzt. Durch die kurzen Kapitel wirkt alles sehr abwechslungsreich. Die Dialoge zwischen Anna und James waren stellenweise amüsant zu lesen, so dass ich öfter schmunzeln konnte. Ganz besonders haben mir auch die kurzen Stellen über den Kater Luther gefallen. Wobei mir der Beginn des Buches etwas langatmig vorkam und ich Probleme hatte in die Geschichte hineinzufinden. Ich hatte das Gefühl, es wurde alles zu ausführlich geschildert, bis das Geschehen etwas mehr Fahrt aufnahm und mich dann erst fesseln konnte. Alles in allem ein netter Liebesroman für zwischen durch.

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Nichts ist wie es scheint

Böse Absichten
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Der Bestsellerautor Kunihiko Hidaka wollte gemeinsam mit seiner jungen Frau Rie nach Kanada auswandern. Die Kisten waren gepackt und befanden sich auf den Weg nach Vancouver. Die letzten beiden Tage bevor ...

Der Bestsellerautor Kunihiko Hidaka wollte gemeinsam mit seiner jungen Frau Rie nach Kanada auswandern. Die Kisten waren gepackt und befanden sich auf den Weg nach Vancouver. Die letzten beiden Tage bevor die Reise los ging, wollte das Ehepaar in einem Hotel übernachten. In ihrem Haus war nur noch das Arbeitszimmer eingerichtet, dort wollte Kunihiko Hidaka die letzten Seiten für einen Fortsetzungsroman vollenden, da der Lektor auf die Manuskriptabgabe drängte. Als sein Jugendfreund Osamu Nonoguchi ihn wie verabredet einen Besuch abstatten will, ist das Haus dunkel. Er telefoniert mit der Ehefrau, die einen Schlüssel hat. Zusammen gehen sie ins Haus und finden die Leiche von Hidaka in einem verschlossenen Raum. Kommissar Kaga, der früher gemeinsam mit Osamu Nonoguchi an einer Schule unterrichtet hat, übernimmt den Fall. Rie und Osamu Nonoguchi haben ein wasserfestes Alibi und kein Motiv. Welche Rollen spielen die Nachbarin, mit der Hidaka sich wegen der Katze gestritten hat und Miyako Fujio, die die Persönlichkeitsrechte ihres Bruders in einem Roman verletzt sieht?

Die Geschichte wird aus zwei unterschiedlichen Ich-Perspektiven erzählt, zum einen anhand der genauen Aufzeichnungen von Osamu Nonoguchi und dann stellt Kommissar Kagas seine Überlegungen an. Obwohl der Täter schon früh bekannt ist, war die Suche nach dem Motiv sehr spannend geschildert und ständig gab es neue Wendungen, die mich sehr überrascht haben.

Da dies mein erster japanischer Kriminalroman war, musste ich mich zunächst an die fremden Namen gewöhnen, da aber die Zahl der handelnden Personen gering war, hatte ich mich nach wenigen Seiten darauf eingestellt. Entgegen meiner Vorstellung von einer blumigen Sprache, waren die Sätze knapp, sachlich und klar formuliert. Mir hat die intelligente Darstellung des Falles gefallen. Beim Miträtseln habe ich klaglos versagt. Wer unblutige Krimis liebt und gern selber rätselt, wird an dem Roman „Böse Absichten“ seine Freude haben.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Familienzusammenführung

Wintergäste
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Was im Leben nicht geklappt hat, macht der Tod von Inge Boysen möglich. Alle außerhalb lebenden Kinder, Schwieger- und Enkelkinder machen sich auf den Weg zu dem einsam auf einer Insel gelegenen Haus von ...

Was im Leben nicht geklappt hat, macht der Tod von Inge Boysen möglich. Alle außerhalb lebenden Kinder, Schwieger- und Enkelkinder machen sich auf den Weg zu dem einsam auf einer Insel gelegenen Haus von Inge. Doch dann stellt sich heraus, dass Inge, dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen ist. Die anreisende Karawane lässt sich aber nicht mehr stoppen. So nehmen Enno, der älteste Sohn und seine Frau Kerrin, die ankommenden Famlienmitglieder in Empfang. Da ist die älteste Tochter Gesa, die hochschwanger von ihrem Geliebten ist, mit ihrem Mann Jochen und den beiden Kinder. Die andere Tochter Berrit kommt aus Berlin. Auch die Adoptivtochter von Enno und Kerrin, Inka, hat sich in den Flieger gesetzt. Jeder hat seine Probleme und Träume mit im Gepäck. Doch die Abreise klappt nicht wie geplant, denn ein Schneesturm schneidet die Bewohner von der Außenwelt ab. Der Sturm steigert sich, bringt Strommasten zum Umkippen, so dass Heizung und Licht ausfallen und eine Verbindung nach außen über Telefon und Handy ist nicht mehr möglich. In dieser Isolation sind die Bewohner gezwungen sich mit den anderen und sich selbst auseinander zu setzen.

Mir gefällt zu Beginn das Personenregister, so hat man gleich einen ersten Eindruck von den handelnden Personen. Es gibt keinen Ich-Erzähler, sonder die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und man kann sich gut in die Familienmitglieder hineinversetzen und lernt sie besser kennen. Der Erzählstil ist teils poetisch und mit einem gewissen Augenzwinkern geschrieben. Durch die bildhafte Sprache spürt man den Sturm der Nordsee, der die Balken ächzen lässt. Manche Sätze habe ich mehrmals gelesen, weil sie so wunderschön waren. Der Autorin ist eine unterhaltsame Familiengeschichte gelungen, in die ich versinken konnte.

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