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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.03.2019

Momentaufnahme

Als die Tage ihr Licht verloren
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Die Handlung des Buches spielt in der Zeit von 1932 bis 1940. Es ist eine Momentaufnahme aus dem Leben der beiden Schwestern Linda und Gitte sowie ihrer Freundin Lene. Linda ist noch voller Träume, sie ...

Die Handlung des Buches spielt in der Zeit von 1932 bis 1940. Es ist eine Momentaufnahme aus dem Leben der beiden Schwestern Linda und Gitte sowie ihrer Freundin Lene. Linda ist noch voller Träume, sie arbeitet im Büro, aber ist dort sehr unglücklich. Gitte war im Reichsministerium angestellt und wollte unbedingt Jura studieren. Während ihre Freundin Lene so schnell wie möglich heiratet, um aus den Fängen ihrer Mutter zu kommen, wollen die Schwestern erst mal das Leben genießen. Doch dann lernt Linda den sensiblen Erich kennen und lieben. Er weckt in ihr eine kreative Ader und sie fühlt sich von ihm verstanden. Erich wird eingezogen und plötzlich reißen seine Briefe ab, er wird vermisst. Linda kommt damit nicht klar, sie zerbricht und trauert auf ihre eigene Art. Als Linda in eine Heilanstalt zwangseingewiesen wird, ist keinem klar, in welcher Gefahr sie dort schwebt.

Die Autorin hat die fiktive Geschichte der beiden Schwestern Linda und Gitte verwoben mit den Geschehnissen während der NS-Zeit, wo psychische Erkrankungen fast einem Todesurteil gleich kamen. Einige Briefe und das Nachwort weisen auf gute Recherche hin. Mich hat das Gelesene oft fassungslos gemacht und ließen mich oft innehalten. Das Buch ist keine leichte Lektüre, man sollte sich Zeit nehmen, einige Zeilen musste ich noch einmal lesen, um sie zu verstehen. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und gleichzeitig wechselt der Schreibstil, einige gefielen mir, andere empfand ich durch die kurzen knappen Sätze als holperig, so dass sie meinen Lesefluss unterbrachen. Die meisten Charaktere wirkten auf mich reserviert und teilweise unnahbar.

Die Thematik des Buches hat mir sehr gefallen, aber mit der Umsetzung kam ich nicht richtig klar, gleichzeitig störte mich das offene Ende, für mich wäre vielleicht ein Epilog hilfreich gewesen.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Spurensuche im Rheiderland

Deichfürst
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Hauptkommissar Stephan Möllenkamp hat sich von Hannover zur Kripo nach Leer versetzen lassen. Nach dem der verfügte Baustopp für das Emssperrwerk aufgehoben wurde, haben die Bauarbeiten wieder begonnen. ...

Hauptkommissar Stephan Möllenkamp hat sich von Hannover zur Kripo nach Leer versetzen lassen. Nach dem der verfügte Baustopp für das Emssperrwerk aufgehoben wurde, haben die Bauarbeiten wieder begonnen. Bei der Vertiefung der Baugrube stoßen die Arbeiter auf eine längliche Holzkiste. In ihr befindet sich eine männliche Leiche ohne Papiere. Der Todeszeitpunkt liegt nur wenige Stunden zurück. Als die Lokalreporterin Gertrud Boekhoff zur Fundstelle kommt, vermutet sie, dass es sich bei dem Toten um den Bauern Tadeus de Vries handelt, der nicht sehr beliebt war. Haben die Sperrwerksgegner etwas mit dem Mord zu tun oder hat sich Bauer de Vries andere Feinde gemacht?

Das Buch lässt sich flüssig lesen, teilweise konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die Autorin hat sehr viel Lokalkolorit zum Bau des Emssperrwerkes mit einfließen lassen und tatsächliche Ereignisse mit in die Geschichte verwoben, so dass man sich gut in die 1999er Jahre versetzt fühlt. Die eingestreuten plattdeutschen Sätze geben dem Ganzen viel Authentizität. Wer sie nicht versteht, findet am Ende des Buches eine Übersetzung. Kurze Rückblenden in die Vergangenheit geben dem Leser Stück für Stück Aufschluss zu der Tat. Ein unterhaltsamer Regionalkrimi, der mich am Schluss noch überrascht hat.

Veröffentlicht am 13.07.2024

Leichte Sommerlektüre

Die Blütenfreundinnen
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Gleich zu Beginn des Buches lernen wir vier Frauen kennen, die altersmäßig zwischen vierzig und sechzig sind. Kristin ist seit 30 Jahren Innenarchitektin und soll am Tegernsee die Umgestaltung einer Villa ...

Gleich zu Beginn des Buches lernen wir vier Frauen kennen, die altersmäßig zwischen vierzig und sechzig sind. Kristin ist seit 30 Jahren Innenarchitektin und soll am Tegernsee die Umgestaltung einer Villa vornehmen. Doch der Auftrag platzt, eine jüngere hat ihn erhalten. Auch bei der Apothekerin Lena läuft nicht alles wie geplant. Sie war von Hamburg an den Tegernsee gefahren, um sich mit einem neuen Partner von einer Dating-App zu treffen, aber schnell merkt sie, dass sie nicht zusammen passen. Nicole hat in München einen Kochkurs besucht und strandet hier, denn die Bahn streikt. Sie schafft es gerade das letzte freie Fahrzeug zu reservieren. Bei der Autovermietung trifft Nicole auf Lena und Kristin. Sie beschließen gemeinsam richtig Norden zu fahren und am Ende der Reise verabreden sie sich am nächsten Wochenende zum Kochen. Die Schwägerin von Nicole, Antonia, die auf ihrer Suche nach ihrem Platz im Leben ist, schließt sich ihnen an. Sie findet Erfüllung in ihrem Beruf als Altenpflegerin und in Maik, den Mann fürs Leben. Doch ihr Kartenhaus bricht zusammen, als sie erfährt, dass er sie betrügt.

Die Geschichte lässt sich leicht und locker lesen. Die Seiten fliegen nur so dahin. Die Handlung wird abwechselnd von den vier Frauen erzählt. Man kann sich gut in die unterschiedlichen Personen hineinversetzen. Bei allen läuft es nicht glatt, sondern das Leben steckt voller Überraschungen, die neugierig auf den weiteren Verlauf machen. Aus der anfänglichen Zweckgemeinschaft entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Freundschaft. Am Schluss hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist. Es ist eine leichte Sommerlektüre, die man gut nebenbei lesen kann, aber sie wird leider nicht so in Erinnerung bleiben, da die Handlung doch sehr oberflächlich gestaltet ist. Trotzdem bietet das Buch eine kleine Auszeit vom Alltag, in der man beim Lesen an nichts denken muss und abschalten kann.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Die Anfänge der Semperoper

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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Die Kunst stand in Dresden an erster Stelle und man feiert die Eröffnung des königlichen Hoftheaters. Die Spielmanns waren eine Musikerfamilie, jedes der vier Kinder musizierte oder sang. Die Mutter Amalie ...

Die Kunst stand in Dresden an erster Stelle und man feiert die Eröffnung des königlichen Hoftheaters. Die Spielmanns waren eine Musikerfamilie, jedes der vier Kinder musizierte oder sang. Die Mutter Amalie hatte ihr Talent an alle Kinder vererbt und auch der Vater hatte sich als Violinist in Dresden einen Namen gemacht. Ihre älteste Tochter Elise spielt Violine und brennt für die Musik, doch für Frauen war eine musikalische Ausbildung nicht vorgesehen und da ihre Hochzeit in einigen Monaten bevor stand, wäre es mit der Musik vorbei. Für Elise ist das Opernhaus ein verzauberter Ort, hier werden den Besuchern schöne Träume verkauft, doch hinter den Kulissen haben die Menschen mit ihren Problemen zu kämpfen.

Der Roman führt uns nach Dresden in das Jahr 1841. Hauptaugenmerk wird in diesem Buch auf Elise und ihre Familie gelegt. Im Klappentext wird noch die Primaballerina, die Requisiteurin und die Kostümschneiderin erwähnt, die aber in diesem Band nur eine Nebenrolle übernehmen. Mir war im Vorfeld nicht bewusst, dass es sich hier um den ersten Teil einer Reihe handelt. Der Schreibstil von Anne Stern ist sehr flüssig. Durch ihre bildhafte Sprache kann man sich alles sehr gut vorstellen. Durch Andeutungen auf politische Ereignisse wird einen die damalige Zeit näher gebracht.

Für mich zog sich die erste Hälfte des Buches, so dass ich versucht war, Seiten zu überspringen und es plätscherte alles so dahin. Die Geschichte fand ich interessant, mir fehlt aber die Lebendigkeit und das Tempo in der Erzählung, die ich von Anne Stern gewohnt war. Mich konnte der historische Roman nicht ganz überzeugen.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Schachtunier in Sevilla

Der Turm der Könige
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Da ich selber Schach spiele und gern historische Romane lese, war ich auf das Buch ganz gespannt. Aufgrund des Klappentextes bin ich davon ausgegangen, dass die Geschichte auf zwei Zeitebenen spielt, doch ...

Da ich selber Schach spiele und gern historische Romane lese, war ich auf das Buch ganz gespannt. Aufgrund des Klappentextes bin ich davon ausgegangen, dass die Geschichte auf zwei Zeitebenen spielt, doch dem war nicht so.

Der Hintergrund des Romans ist, dass König Ferdinand die Iberische Halbinsel erobert hat und die Muslime das Gebiet verlassen mussten. Es fiel ihnen schwer, die Giralda, das Minarett der Moschee von Sevilla, den Christen zu überlassen. Der Sohn des Königs, Prinz Alfons, ein begnadeter Schachspieler, schlug vor, um den Turm der großen Moschee zu spielen. Er sollte dem gehören, der als Erster drei Partien gewann. Zu der Vereinbarung gehörte auch, dass nur der zum Schachturnier zu gelassen wird, der eine Figur des Schachspiels vor weisen kann. Die christliche Seite erhielt eine Figur aus Elfenbein und die muslimische eine aus Ebenholz. Fünfhundert Jahre später sind noch nicht alle Schachpartien gespielt worden und hier beginnt die Geschichte.

Am 1. November 1755 bebte in Sevilla die Erde. Die junge Witwe und Druckereibesitzerin Dona Julia sowie ihre schwarze Dienerin Mamita Lula befinden sich zu diesem Zeitpunkt in der Kathedrale von Sevilla unter dem Altar. Sie überleben das Beben und nehmen einen Stein, der aus dem Deckengewölbe herunterfiel, mit nach Hause. Gegen den Rat ihrer Umgebung hat Dona Julia den jungen Leon als Gehilfen eingestellt, dessen Herkunft zweifelhaft ist. Sie verliebt sich in ihn und die beiden heiraten. Was keiner in seiner Umgebung weiß, ist, dass Leon darauf vorbereitet wurde, die noch offene Schachpartie zu spielen. Leon muss gegen viele Schwierigkeiten ankämpfen, Widersacher stellen sich ihm in den Weg und eigene Zweifel machen sich breit. Wird er diese letzte Partie spielen oder werden andere seinen Part übernehmen?

Der Roman, der in Sevilla über mehrere Generationen spielt, ist in einer sehr bildhaften Sprache geschrieben, so dass man sich die Handlungsorte und Personen sehr gut vorstellen kann. Auch wer sich mit Schach nicht auskennt, wird Gefallen an dem Buch haben. Neben den historischen Begebenheiten, erfährt man auch etwas über das Druckereiwesen und die Frauenemanzipation im 18. Jahrhundert. Zwischendurch gibt es unerwartete Wendungen, so dass immer eine leichte Spannung beim Lesen vorhanden ist.
Etwas Probleme hatte ich mit den handelnden Personen, die auf mich teilweise spröde und trocken wirkten. Ich hätte mir mehr Lebendigkeit und Tiefe gewünscht.
Was mir gut gefallen hat, ist der schön gestaltete Schutzumschlag, der sich auf falten lässt und im Innenteil findet man einen alten Stadtplan von Sevilla. Auch die Darstellungen im Buch sind sehr hilfreich.
Trotz der genannten Kritikpunkte fand ich das Buch sehr unterhaltsam.

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