Selten hat mich ein Buch so mitgenommen und nachhaltig bewegt
Mama MelbaMelba, eine junge Frau aus dem Schwarzwald, wandert mit ihrer Madame in die Südstaaten der USA aus, weil diese sich dort mit einem Mann verheiraten möchte. Als Madame bei ihrer Ankunft stirbt, findet Melba ...
Melba, eine junge Frau aus dem Schwarzwald, wandert mit ihrer Madame in die Südstaaten der USA aus, weil diese sich dort mit einem Mann verheiraten möchte. Als Madame bei ihrer Ankunft stirbt, findet Melba durch glückliche Umstände und freundliche Menschen eine Anstellung als Köchin auf der Plantage Belle Bleu. Dort wird sie in die Kunst der Südstaaten Küche eingeführt und lernt immer mehr die Unterschiede zwischen Kreolischer Küche und Cajun Küche kennen. Doch im Schutz ihrer Küche und ihrer Hautfarbe erkennt sie mit der Zeit immer mehr die Grausamkeit und die Umstände, in denen die Menschen auf der Plantage leben.
Der Lesefluss des Buches geht zügig und gleichmäßig voran wie ich mir eine Reise auf dem Raddampfer vorstellen würde, den Melba am Anfang der Geschichte erlebt. Christine Connor transportiert mit ihren Worten die drückende, schwere und schwelende Hitze der Südstaaten. Und am Ende mit dem Ausbruch des Sezessions-Krieges entlädt sich alles in einem heftigen Gewitter.
Die Zeit der Sklaverei um 1860 mit den Augen von Melba zu sehen, die so unschuldig und unvoreingenommen ist, zeigt erst recht die Grausamkeit und Unwürdigkeit, die in den Südstaaten als selbstverständlich erachtet wurde.
Selten hat mich ein Buch so mitgenommen und nachhaltig bewegt. Viele Bilder haben mich nicht mehr losgelassen und ich habe oft nach den Abschnitten eine Lesepause eingelegt. Christine Connor hat es in der Leserunde gesagt: "Die Probleme der schwarzen Bevölkerung von heute, hat ihren Ursprung im Damals". Für mich ein Buch, das jeder lesen sollte.
Normalerweise teile ich keine Zitate in meinen Rezensionen. Aber überlege dir, was es bedeutet, wenn es an der Tagesordnung ist, Mann und Kinder zu verlieren, weil andere ihre Gier und ihr Streben nach Macht befriedigen. In diesem Satz steckt für mich die ganze Essenz dessen, was das Buch zeigen möchte:
"Sei gewarnt, Mama Melba. ... Gib nie alles, hörst du. Gib nie deine ganze Liebe einem einzigen Menschen oder einer einzigen Sache, behalte immer noch was für die Nächsten, die kommen. Die nächsten Kinder, den nächsten Mann. Liebe nie ganz! Hörst du? Liebe nie ganz." (S. 267)
Faszinierend fand ich auch die Zusammensetzung der akadischen und Louisana-kreolischen Sprache – eine Mischung aus Französisch und Englisch und Französisch, Englisch und Deutsch. Wenn man das gelesene ausspricht, erkennt man ganz gut die französischen Wörter, die darin stecken (vor allem in Louisana-Kreolisch). Auch die Rezepte am Ende eines jeden Kapitels haben mir die Kultur der Südstaaten nähergebracht, das Essen ist das Herz, das versucht die Wunden zu heilen und die Seele nährt.
In der Leserunde haben sich einige Mitlesende gewünscht, dass das Buch eine Trigger-Warnung erhält. Deshalb möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass du das Buch nicht lesen solltest, wenn dich folgende Themen triggern können: Schändung, Selbstmord, Folter, Vergewaltigung, Missbrauch.