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Veröffentlicht am 07.09.2022

Zerfall einer Bilderbuchfamilie

Vier mal Angst
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Inhalt:
„»Die Dunkelheit war so dicht und erdrückend, dass David sich vorkam, als hätte man ihn lebendig in einen Sarg gesteckt und den Deckel zugenagelt. Und wie in einem Sarg, gab es in diesem Keller ...

Inhalt:
»Die Dunkelheit war so dicht und erdrückend, dass David sich vorkam, als hätte man ihn lebendig in einen Sarg gesteckt und den Deckel zugenagelt. Und wie in einem Sarg, gab es in diesem Keller nur zwei Dinge: Finsternis und jede Menge Zeit. Zu viel Zeit.«

Die Kramers sind das Ebenbild einer perfekten Familie, da sie miteinander über ihre Probleme reden, bevor sie zu solchen werden können. Alles ist bestens. Bis eines Tages das Schweigen über die vier hereinbricht und aus ihren Ängsten ein Albtraum heranwächst, dem keiner von ihnen entkommen kann.“


Schreibstil/Art:
Die tiefen Einblicke wechseln sich mit kurzen Kapiteln ab, sodass man jeden Charakter gut kennenlernt. Zu Anfang scheint noch alles harmlos zu sein, doch der Zerfall dieser Bilderbuchfamilie nimmt ungebremst seinen Lauf.

Was mir besonders gefallen hat, ist die Verwobenheit bei den Problemen untereinander. Das untermauert die durchgehende Spannung und lädt zum Spekulieren ein. Der Schwerpunkt in diesem Buch liegt klar in den psychischen Problemen der Charaktere. Der Autor bleibt dem Genre „Psychothriller“ also vollkommen treu und lässt die Beteiligten lange in ihren Wahn irren und nach Wegen und Möglichkeiten suchen um sich selbst oder der Situation zu entkommen.


Fazit:
Es schien als würde ein Unheil über die Familie hereinbrechen. Ab einem gewissen Zeitpunkt kämpfte jeder allein mit sich und seinem Problem. Der Countdown ließ Wut, Hass, Halluzinationen sowie psychische Probleme aufeinander prallen. Die Auflösung ist gut gemacht und lässt mich zufrieden zurück. Ein Psychothriller der mit nur wenigen Ermittlungseinsichten auskommt.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein Geflecht aus Lügen

Die Lüge
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Inhalt:

„Mikita wird nach dem Tod seiner Mutter von ihrem Bruder adoptiert, er ist fünf Jahre alt. Mit Slawa und dessen Partner Lew genießt er eine fröhliche Kindheit. Aber mit der Einschulung beginnt ...

Inhalt:

„Mikita wird nach dem Tod seiner Mutter von ihrem Bruder adoptiert, er ist fünf Jahre alt. Mit Slawa und dessen Partner Lew genießt er eine fröhliche Kindheit. Aber mit der Einschulung beginnt das Versteckspiel, das Lügen. Wenn Besuch kommt, müssen Fotos weggeräumt, in Aufsätzen müssen Dinge verschwiegen oder erfunden werden, und Mikita schlagen Vorurteile entgegen. Er verliert seinen Frohsinn, wird wütend, aggressiv, depressiv.
 Erst die Freundschaft mit einem Jungen aus dem Waisenhaus beruhigt ihn. Und dann merkt er, dass er sich zu Jungs hingezogen fühlt. Ausgerechnet! Er beschuldigt sich, zum Beweis für die Propaganda geworden zu sein, die behauptet, gleichgeschlechtliche Paare würden homosexuelle Kinder großziehen. All seine Versuche, sich in Mädchen zu verlieben, scheitern. Es wird noch dauern, bis Mikita Frieden mit sich selbst und seiner Sexualität findet.“





Schreibstil/Art:

Der junge Autor hat sich in dieser Coming-of-age-Story für ganz besonders spannende Themen entschieden, vordergründig für Homosexualität und Homophobie. Zusammenhänge in den Bereichen Freundschaften, Mobbing, Eltern-Kind-Beziehungen, Gewalt und psychische Probleme sind sehr gut eingebunden. Grundsätzlich hab ich durchgehend das Gefühl gehabt als würde ich eine junge Biografie lesen und nicht eine fiktive Geschichte. Deshalb fiel es mir auch überhaupt nicht schwer eine Bindung zu Mikita aufzubauen und ihn als einen gebrechlichen aber auch sensiblen und klugen Jungen kennenzulernen und zu akzeptieren.

Die besondere Familienkonstellation ist trotz der Schwere stellenweise trotzdem voller Situationskomik und viel Humor. Ich musste nicht nur einmal auflachen. 




Fazit:

In diesem Roman wird klar gemacht, dass ein homosexuelles Paar einfach großartig ein Kind großziehen kann. Dabei wird halt nur deutlich, dass es in Russland noch nicht zur Normalität geworden ist und dieser Fakt stellt die Regenbogenfamilie vor krasse Herausforderungen.
Dieser völlig authentische Gesellschaftsroman ist für mich ein kleines Highlight!

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Gelungenes Debüt mit leichten Längen

Das siebte Mädchen
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Inhalt:

„In Breaux Bridge, im ländlichen Louisiana, passiert eigentlich nichts. Bis im Sommer 1998 sechs Teenager spurlos verschwinden. Mädchen, die die 12-jährige Chloe aus der Schule kennt. Ihre Leichen ...

Inhalt:

„In Breaux Bridge, im ländlichen Louisiana, passiert eigentlich nichts. Bis im Sommer 1998 sechs Teenager spurlos verschwinden. Mädchen, die die 12-jährige Chloe aus der Schule kennt. Ihre Leichen werden nicht gefunden. Doch im Schlafzimmer von Chloes Eltern findet man eine Schatulle mit Schmuckstücken der Mädchen. Als ihr Vater, ein liebevoller, bis dahin unbescholtener Mann, die Taten gesteht und als Serienmörder verurteilt wird, zerbrechen Chloes Welt und ihre Familie.



Zwanzig Jahre später ist Chloe promovierte Psychologin. Als plötzlich eine ihrer Patientinnen verschwindet, ahnt sie, dass jemand die Taten ihres Vaters imitiert und den 20. Jahrestag der Morde auf seine Weise begehen will. Oder ist der wahre Täter noch immer auf freiem Fuß?“





Schreibstil/Art:

Zum 20. Jahrestag der Morde durchlebt Chloe ihren schlimmsten Albtraum quasi erneut. Die Parallelen zu der Vergangenheit sind gravierend. Und so wie ihre Erinnerungen kommen und gehen ist auch die Erzählart. Passiert also ein ähnliches Ereignisse wie in Chloes Kindheit, fokussiert sich die Erzählung unangekündigt zunächst einmal darauf. Dieser Stil hat mir persönlich zugesagt, weil die Handlungen in sich dadurch sehr stimmig und gestrickt wirken.

Chloe selbst ist zwar nach außen hin stark, doch auch sie haben die Morde gebrochen. Ihre Selbstzweifel und Überlegungen machen sie menschlicher und greifbar. Und obwohl ich nicht jede ihrer Entscheidung gutheißen konnte, fiel es mir nicht schwer mich mit ihrem Charakter anzufreunden.





Fazit:

Insgesamt ein gelungenes Debüt mit leichten Längen, dafür aber nicht nur einem Verdächtigen. Erfahrene Crime Leser:innen werden aber mit Sicherheit den richtiger Riecher und eine unterschwellige Ahnung haben.
Diese Tatsache hat mich nicht gestört, ich wurde nämlich trotzdem das eine oder andere Mal überrascht.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Falscher Fokus

Die Welt vor den Fenstern
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Inhalt:

„Eine Familie, die sich ihre eigene Welt in einem einzigen Haus erschaffen hat - bis eine von ihnen an deren Grenzen stößt

Abgeschieden von der Außenwelt lebt die junge Maia mit ihrer Familie ...

Inhalt:

„Eine Familie, die sich ihre eigene Welt in einem einzigen Haus erschaffen hat - bis eine von ihnen an deren Grenzen stößt

Abgeschieden von der Außenwelt lebt die junge Maia mit ihrer Familie in einem großen Haus im Wald, das niemand je verlässt. Das Familienleben folgt seiner ganz eigenen Logik – alle haben ihre Aufgaben und folgen einem strengen Regelwerk, das von der Geschichte ihrer Vorfahren und dem Wissen über Astronomie geleitet wird. Die Sterne geben den Familienmitgliedern Namen und bestimmen in ihrerKonstellation auch das Zusammenleben. Doch Maia genügen die Geschichten irgendwann nicht mehr. Ist die Welt da draußen wirklich so gefährlich, wie es ihr seit ihrer Geburt gesagt wurde? Als die Älteren sich immer sonderbarer verhalten, hinterfragt sie zunehmend die Grenzen des Hauses und der Geschichten …"





Schreibstil/Art:

Das fast schon klaustrophobische Zusammenleben in den Vierwänden liest sich zunächst spannend, interessant und neu, entpuppt sich leider schnell als abwechslungslos. Normalerweise habe ich keine Probleme damit aus Kindessicht zu lesen aber hier war mir das auf Dauer doch zu anstrengend und langweilig. Es passiert zu wenig, das ganze Ausmaß kommt nicht wirklich zum Vorschein. 



Relativ spät weckte Maias Neugier auch meine und es kam ein wenig Spannung auf. Über das ganze Buch gesehen aber zu wenig und zu spät.





Fazit:

Sektenartige Bücher dieser Art lese ich unheimlich gerne. Ich liebe es wenn der Autor/die Autorin es schafft eine Abgeschiedenheit zu erschaffen die total normal zu sein scheint. Ein paar Ideen waren kreativ und gut gemacht aber mir fehlte einfach die Besonderheit. Meiner Meinung nach fokussiert sich die Autorin zu sehr auf die zwischenmenschliche Ordnung als auf ein paar Highlights. 
Konnte mich leider nicht gänzlich überzeugen.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Krankhafte Mutterliebe

Mutterliebe
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Inhalt:

„Als die kleine Louisa nach einem Besuch beim Vater spurlos verschwindet, bricht für die alleinerziehende Nora eine Welt zusammen. Doch während die Polizei fieberhaft nach dem Mädchen sucht, gerät ...

Inhalt:

„Als die kleine Louisa nach einem Besuch beim Vater spurlos verschwindet, bricht für die alleinerziehende Nora eine Welt zusammen. Doch während die Polizei fieberhaft nach dem Mädchen sucht, gerät Nora in Bedrängnis. Sie würde alles dafür geben, ihre Tochter zu finden, hat jedoch Angst davor, dass bei der Suche nach Louisa ein wohlgehütetes Geheimnis ans Licht kommt: Niemand darf erfahren, dass das Mädchen gar nicht ihre eigene Tochter ist. Und plötzlich gerät Nora selbst ins Visier der Ermittler …"





Schreibstil/Art:

In diesem Thriller erfährt der Leser nur so viel wie Nora preisgibt. Eine eingeschränkte Sicht ist deshalb von Anfang an gegeben, was mich allerdings nicht weiter störte. Ich hatte stellenweise mehr mit der sprunghaften Nora zu kämpfen. Meine Sympathie kam nur mühsam voran, und die ein oder andere unüberlegte Handlung trug nicht wirklich zur schnelleren Besserung bei.

Nichtsdestotrotz empfand ich den Schreibstil als sehr gut lesbar und verständlich. 
Gut gefallen hat mir außerdem die bedrückende und beklemmende Atmosphäre.





Fazit:

Ein Thriller ohne Blutvergiessen, mit vielen kleinen Wendungen die ordentlich für Zündstoff sorgen, das Tempo anziehen und das Ende dadurch nochmal ordentlich pushen. Eine tolle und bedachtsame Art die Spannung aufrechterhalten. Bis auf ein paar Kleinigkeiten konnte mich das zweite Buch der jungen Autorin für sich begeistern.

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