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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2023

Bleibt noch lange in Erinnerung

Sommer unter schwarzen Flügeln
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Die 18-jährige Nuri ist mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet und lebt nun in einem Asylbewerberheim. Nur wenige Häuser weiter wohnt der gleichaltrige Calvin, der Mitglied in einer rechten Jugendgang ...

Die 18-jährige Nuri ist mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet und lebt nun in einem Asylbewerberheim. Nur wenige Häuser weiter wohnt der gleichaltrige Calvin, der Mitglied in einer rechten Jugendgang ist. Als sie sich bei der Nachhilfelehrerin Frau Silbermann kennen lernen, wo Calvin regelmäßig seine beiden jüngeren Brüder abholt, beginnt Nuri, ihm von ihrem Heimatdorf in Syrien zu erzählen. Calvin will eigentlich gar nichts davon hören, kann sich ihren bildgewaltigen Erzählungen aber nicht entziehen. Zwei Leben, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber je mehr Calvin über Nuri und ihre Geschichte erfährt, desto mehr verliebt er sich in sie und möchte seine Gang verlassen, doch so einfach werden ihn seine alten Freunde nicht gehen lassen.

Bevor ich nun diese Rezension schreibe, musste ich diese aufwühlende und nachdenklich stimmende Geschichte erstmal ein paar Tage sacken lassen. Aufgrund der momentanen Situation in der Welt stimmt dieses Buch besonders nachdenklich.

"Sommer unter schwarzen Flügeln" ist dabei erst der Auftakt einer dreiteiligen Reihe rund um das Leben von Calvin und Nuri, der zurecht 2016 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde.

Beim dritten Teil gibt es eine Leseempfehlung für Jugendliche ab 16 Jahren. Dieser Empfehlung würde ich mich auch für diesen ersten Teil anschließen, da es doch keine einfache Thematik ist.

An dem Schreibstil hat mir besonders gefallen, dass es zu Beginn jedes Kapitals jeweils eine postive und eine negative Aussage zu Flüchtlingen gab und am Ende jedes Kapitels ein paar Stichworte, die man für eine Internetsuche nutzen kann und die sich jeweils auf das gelesene aus dem jeweiligen Kapitel beziehen. So kann man sich noch wieter über die Geschehnisse in Syrien informieren, von denen Nuri erzählt.

Nuris Erzählungen sind dabei so bildgewaltig, erschütternd, aufwühlend und emotional, dass man sich als Leser ebenfalls total darin verliert und sich alles genau vorstellen kann.

Vor allem Calvins Entwicklung hat mir sehr gefallen und auch der Zwiespalt, wie er sich Nuri und seinen Freunden gegenüber verhalten und für welche Seite er sich entscheiden soll, wird sehr deutlich.

Da mich die Bewertungen der beiden Folgebände fast ein wenig abschrecken und ich mir dieses Leseerlebnis bewahren möchte, bin ich noch nicht sicher, ob ich die beiden Bände auch noch lesen werde. Da ich die Klappentexte gelesen habe, habe ich mich selbst ein wenig gespoilert, allerdings lässt mich dieser Spoiler aber auch mit diesem Ende und nur einem Band zufrieden sein. Ansonsten ist das Ende definitiv ein Cliffhanger und man möchte wissen, wie die Geschichte weitergeht.

Für dieses Buch kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Es hätte eine schöne Geschichte für zwischendurch werden können

Herbstfreundinnen
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Eigentlich scheint Mackenzie Dienes alles zu haben, was sie sich immer gewünscht hat: Sie ist mit ihrer Jugendliebe verheiratet, zwei ihrer Schwägerinnen sind ihre besten Freundinnen und sie leitet zusammen ...

Eigentlich scheint Mackenzie Dienes alles zu haben, was sie sich immer gewünscht hat: Sie ist mit ihrer Jugendliebe verheiratet, zwei ihrer Schwägerinnen sind ihre besten Freundinnen und sie leitet zusammen mit ihrer Schwiegermutter Barbara das hoch angesehene Weingut der Familie Barcelona.

Als ihr Mann Rhys und sie jedoch erkennen, dass sie sich auseinandergelebt haben und kein glückliches Paar mehr sind, sieht Mackenzie sich jedoch nicht nur mit dem Verlust ihrer Ehe, sondern auch dem Verlust ihres Zuhauses und ihres Arbeitsplatzes konfrontiert und auch mit ihrer Schwiegermutter gibt es Auseinandersetzungen. Ihre Schwägerinnen Stephanie und Catherine halten jedoch zu ihr und helfen ihr dabei, einen Neuanfang zu wagen.

Der Klappentext klingt eigentlich sehr nach einer schönen Wohlfühlgeschichte, mit der man sich an kühleren Tagen auf dem Sofa einkuscheln möchte. Und genauso war auch der Start ins Hörbuch. Ich bin gleich gut in die Geschichte rein gekommen, konnte der Sprecherin Anna-Lena Zühlke sehr gut folgen und bin auch zügig voran gekommen.

Bis ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Mackenzie und Rhys beschließen, sich scheiden zu lassen. Von da an habe ich mich mit der Geschichte zunehmend schwerer getan und bin nur noch schleppend durch das Hörbuch gekommen, was auch der Entwicklung der einzelnen Charaktere geschuldet war.

Die einzig positive Entwicklung war wohl die von Mackenzie, die es geschafft hat, sich ein neues Leben aufzubauen. Auch ihre Freundschaft zu Stephanie und Catherine hat nicht unter der Trennung gelitten.

Rhys hingegen mochte ich zu Beginn auch noch sehr, allerdings hätte ich nicht erwartet, dass er sich in Bezug auf die Scheidung als so kaltherzig erweisen würde.

Die aber mit Abstand negativste Entwicklung hat Mackenzies Schwiegermutter Barbara gemacht. Sie ist so sehr von Neid und Missgunst geprägt und schreckt auch nicht davor zurück, eine ihrer Töchter mehrfach als fett und hässlich zu bezeichnen. Es wundert oder schockiert mich fast schon ein wenig, dass keines ihrer Kinder sich von ihr abwendet oder ihr mal klar und deutlich die Meinung sagt.

Barbaras Verhalten überstrahlt die ganze restliche Handlung für meinen Geschmack viel zu sehr und hinterlässt leider ein sehr negatives Gefühl, wenn man an diese Geschichte zurückdenkt. Das war leiderzu viel des Guten (oder Schlechten). Wenn man diese eine Person mal ausblendet, hätte es eine sehr schöne Geschichte für zwischendurch werden können.

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Zu Herzen gehender Wohlfühlroman

Der Geschichtenbäcker
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Seit einem Sturz und ihrem Karriereende als Tänzerin weiß Sofie nicht mehr viel mit sich anzufangen. Als das Jobcenter dann auch noch droht, ihr das Geld zu kürzen, da sie sich nicht um einen neuen Job ...

Seit einem Sturz und ihrem Karriereende als Tänzerin weiß Sofie nicht mehr viel mit sich anzufangen. Als das Jobcenter dann auch noch droht, ihr das Geld zu kürzen, da sie sich nicht um einen neuen Job bemüht, nimmt sie kurzerhand einen Aushilfsjob in der kleinen Bäckerei von Giacomo an, den sie eigentlich nach ein paar Tagen wieder kündigen will. Doch etwas fasziniert sie an der Art, wie der italienische Bäcker mit dem Teig umgeht. Sie erkennt schnell, dass Brot backen dem Tanzen durchaus ähnlich ist, es braucht Gefühl und Rhythmus. Giacomo, der auch die ein oder andere Weisheit parat hat, mit der er Sofie Mut macht, zeigt ihr, dass sich auch Gefühle und Geschichten verbacken lassen und jedem Brot einen einzigartigen Geschmack schenken.

Nach "Der Buchspazierer" ist Carsten Henn mit "Der Geschichtenbäcker" wieder ein warmherziger, berührender Wohlfühlroman gelungen. Die Charaktere, die auch alle ihre Vorgeschichten und das ein oder andere Päckchen zu tragen haben, wurden wieder liebevoll ausgearbeitet.

Der Schreibstil ist ebenfalls wieder flüssig und leicht zu lesen. Zudem ist er gespickt mit vielen schönen Zitaten und Lebensweisheiten, die man sich am liebsten alle markieren und aufschreiben würde.

Den Verlauf der Liebesgeschichte habe ich so nicht vorhergesehen, fand es aber schön, weil es zur Botschaft des Buches passt.

"Der Geschichtenbäcker" ist ein lesenswertes Buch über die kleinen Dinge im Leben, die manchmal einen großen Unterschied machen können.

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Veröffentlicht am 04.10.2023

Bücher verbinden

Der Buchspazierer
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Abends nach Geschäftsschluss geht der Buchhändler Carl Kollhoff seiner eigentlich liebsten Tätigkeit nach. Er besucht besondere Kunden, die ihre Bücher in der Buchhandlung bestellt haben und bringt ihnen ...

Abends nach Geschäftsschluss geht der Buchhändler Carl Kollhoff seiner eigentlich liebsten Tätigkeit nach. Er besucht besondere Kunden, die ihre Bücher in der Buchhandlung bestellt haben und bringt ihnen diese nach Hause, da seine Kunden ihre Häuser nicht mehr verlassen. Der Buchspazierer wird damit ihre wichtigste Verbindung zur Außenwelt. Als Kollhoff jedoch seine Anstellung verliert, bedarf es der Macht der Bücher und der Ideen der neunjährigen Schascha, damit sie alle, auch Kollhoff selbst, den Mut finden, aufeinander zuzugehen…

Die Freundschaft, die zwischen dem Buchspazierer und Schascha, die sich ihm eines Abends bei seinen Spaziergängen durch die Stadt anschließt, entsteht, ist herzerwärmend. Mit ihrer aufgeschlossenen und unvoreingenommenen Art, zeigt Schascha, wie wichtig der Kontakt zu anderen Menschen ist und schafft es, diese aus ihrer Isolation zu befreien.

Auch, dass Bücher hier als Freunde betitelt und auch so behandelt werden, kann wohl jeder nachvollziehen, der selbst gerne und viel liest und seine Bücher selbst als solche betrachtet.

Obwohl es sich hierbei nur um einen kurzen Roman handelt, durchlebt man viele Emotionen und einige Aufs und Abs. Besonders schön finde ich die Botschaft, dass eine gemeinsame Leidenschaft Menschen verbinden und dafür sogen kann, dass man seine Komfortzone verlässt.

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Veröffentlicht am 04.10.2023

Eine Geschichte über das Ankommen und der Suche nach den eigenen Wurzeln

Das stürmische Leben von Meena Dave
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Nachdem Meena Dave im Alter von 16 Jahren innerhalb von einer Sekunde ihre Adoptiveltern und ihr gesamtes Hab und Gut verliert, tut sie sich auch Jahre später noch schwer damit, Bindungen zu anderen Menschen ...

Nachdem Meena Dave im Alter von 16 Jahren innerhalb von einer Sekunde ihre Adoptiveltern und ihr gesamtes Hab und Gut verliert, tut sie sich auch Jahre später noch schwer damit, Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen. Ihr Beruf als Fotojournalistin ermöglicht es ihr, überall auf der Welt zu leben, ohne festen Wohnsitz und andere Verpflichtungen. Als sie dann plötzlich von einer Fremden eine Wohnung in Boston erbt, stellt das ihr Leben auf den Kopf. Das Ingenieurhaus, in dem die Wohnung liegt, ist seit vielen Generationen in Besitz der Gründerfamilien. Besonders die drei Bewohnerinnen des Hauses mischen sich in alles ein und die Türen in diesem Haus sind niemals abgeschlossen. Meena fasst den Entschluss, so schnell wie möglich weiterzuziehen, aber die Nachrichten, die die verstorbene Neha überall in der Wohnung versteckt hat, machen Meena neugierig und sie beginnt, sich zu fragen, wer sie wirklich ist und warum ausgerechnet sie eine Wohnung in diesem Haus geerbt hat.

Der Einstieg in die Geschichte ist leicht und der Schreibstil ist flüssig zu lesen.

Bis zum letzten Drittel des Buches zieht sich die Handlung aber zu sehr, dann wird es besser und ich hatte das Gefühl, mehr in der Geschichte anzukommen. Abgesehen von Meenas Nachbarn Sam und dessen Hund Wally, bin ich mit den restlichen Protagonisten allerdings bis zum Schluss nicht wirklich warm geworden und konnte keine Bindung zu ihnen herstellen. Wally hat mein Herz dafür im Sturm erobert.

Auch den Titel des Buches finde ich nicht ganz optimal gewählt, da mir das "stürmische" in der Geschichte dann doch fehlt. Zwar verschwindet Meena zwischendurch immer mal wieder für ein paar Fotoaufträge, aber diese werden innerhalb weniger Seiten abgehandelt und dann kehrt sie wieder ins Ingenieurhaus zurück, wo sich auch 95 Prozent der Handlung abspielen.

Trotzdem hat mir das Buch ein paar angenehme Lesestunden bereitet und zum Ende hin wurde es auch noch ein wenig emotional.

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