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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2024

Wir sie gefunden?

Schatten über Monte Carasso
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Moira steckt ihre Nase wieder in Dinge, die sie ganz eigentlich nichts angehen und läuft mit ihrem Ziehvater zu Hochtouren auf.
Achtung, wer die Reihe noch nicht kennt, ist hier im dritten Fall gelandet ...

Moira steckt ihre Nase wieder in Dinge, die sie ganz eigentlich nichts angehen und läuft mit ihrem Ziehvater zu Hochtouren auf.
Achtung, wer die Reihe noch nicht kennt, ist hier im dritten Fall gelandet von Moira Rusconi, der erste war „Mord in Montagnola“, dann folgte der Zweite: „Die Tote im Luganer See“ und nun „Schatten über Monte Carasso“. Nicht nur sind die Cover schön im 50er Jahre Stil gehalten, auch die dramatischen Titel sind herrlich. Wer erst einmal nur diesen Band lesen mag, geht auch, es fehlt kein Wissen um hier dem Fall zu folgen, aber man würde Moira, Ambrogio, Chiara und Luca schon kennen.
Nun also Fall 3. Der werte Herr „Papa“ ist dem Essen und dem Wein so zugeneigt, dass da unbedingt was gemacht werden muss. Also auf in die Kur und dann aber nicht irgendwohin, sondern in die Wellnessklinik Villa Carasso bei Bellinzona. Er bittet Moira ihn zu begleiten. Endlich mal Entspannung. Aber Pustekuchen, denn eine Mit-Patientin ist verschwunden. Irritierend, dass keiner sie als vermisst melden will und als das Gerücht aufkommt, die wäre dem Yoga-Lehrer nicht abgeneigt gewesen, ist der auch noch weg…das kann Moira so nicht stehen lassen und involviert ihre Bekannte Ispettrice Chiara Moretti…. Steine werden umgedreht und es kommt so einiges ans Licht!
Ich bin bis zum Schluss nicht auf die Auflösung gekommen, spricht also für diesen Krimi. Wieder locker geschrieben und ich muss leider jetzt bald mal ins Tessin fahren, denn Mascha Vassena beschreibt die Gegend und die Landschaft so herrlich, da will man hin.
Was macht diesen Krimi bzw. diese Krimireihe aus? Spannend, wiederkehrende sympathische Charaktere und ein toll beschriebenes Setting im Tessin!

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Japanischer Whodunits – spannendes Puzzle bis zuletzt

Das Dorf der acht Gräber
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Ich bin ja großer Fan von klassischen Whodunits und wenn sie dann auch noch zur Abwechslung nicht in England oder den USA spielen, bin ich ohnehin schon hin und weg!
Es ist bereits der dritte Fall von ...

Ich bin ja großer Fan von klassischen Whodunits und wenn sie dann auch noch zur Abwechslung nicht in England oder den USA spielen, bin ich ohnehin schon hin und weg!
Es ist bereits der dritte Fall von Kosuke Kindaichi, nach „Die rätselhaften Honjin-Morde“ und „Mord auf der Insel Gokumon“. Nun also „Das Dorf der acht Gräber“. Alle haben den gleichen Ermittler, der in Japan einen Kultstatus hat, ähnlich wie Miss Marple in England. Mir hat von diesen drei Fällen der erste weiterhin am besten gefallen, dicht gefolgt von diesem dritten Fall. Dieser dritte Fall ist wirklich schön knifflig und erraten, konnte ich die Auflösung vor dem Ende des Krimis nicht. Also bestens!
Auch wieder herrlich wie Mythos und Gänsehaut hier geschickt kombiniert werden. Denn es spielt an einem Ort in den Bergen von Okayama den eine alte Legende umrankt und somit verflucht ist. Im 16. Jahrhundert wurden in einem Dorf 8 Samurai ermordet, in dem sie eigentlich mit einem Schatz Zuflucht suchten. Daher der reizende Name des Ortes: Das Dorf der acht Gräber. Nun wurden genau in diesem Ort vor mehr als 20 Jahren wiederum Menschen getötet und ein Einwohner verschwand. Der Täter….? Nun taucht der Sohn des eventuellen Täters, Tatsuya, im Dorf auf und wieder passiert etwas.
Das Figurenkabinett in diesem Krimi ist reichhaltig und nett angelegt. Bestens unterhalten von den Charakteren bin ich gerne mit dem seltener Auftretenden Kosuke Kindauchi den Ermittlerungen nachgegangen.
Beste Krimiunterhaltung im japanischen Setting!

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Auf der Suche in der Mitte des Lebens

Mit den Jahren
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Dies war der erste Roman, den ich von Janna Steenfatt gelesen habe und es hat mich umgehauen! Was ein gutes Buch! Wer keine 20 Jahre alt mehr ist, weiß mit der Zeit, dass das Leben nicht Schwarzweiß ist, ...

Dies war der erste Roman, den ich von Janna Steenfatt gelesen habe und es hat mich umgehauen! Was ein gutes Buch! Wer keine 20 Jahre alt mehr ist, weiß mit der Zeit, dass das Leben nicht Schwarzweiß ist, viele Schattierungen haben kann und die Suche nach dem eigenen Platz nie so recht endet, ist man doch auch Veränderung ausgesetzt wie das Jahr den Jahreszeiten.
In diesem guten Roman ‚Mit den Jahren‘ lernen wir drei Personen besonders intensiv kennen und jeder erzählt aus einer ureigenen Perspektive. Dreh- und Angelpunkt ist Lukas. Ein Künstler, Vater und mit Eva verheiratet. Hat aber eben auch eine Affäre mit Jette. Die ist Schriftstellerin und Single, was mit den Jahren immer mehr zum Bequemlichkeitsfaktor wurde. Und nun ergibt sich hier eine besondere Dynamik zwischen den Dreien, den auch Eva und Jette treffen aufeinander.
Schauplatz ist Leipzig und das spürte ich beim Lesen besonders. Die Stadt ist auch eine Protagonistin, ein elementarer Bestandteil des Romans.
Obwohl die Geschichte sehr offensichtlich ist, nahm sie mich mit durch den tollen Schreibstil von Janna Steenfatt und hatte auch einen guten Spannungsbogen. Hinterfragend, gut geschrieben. Vielleicht hat mich das Buch auch so abgeholt, weil ich genau in dem Alter der drei Protagonisten bin.
Fazit: Was ist die eigene Lebensform und wenn man die Mitte seines Lebens erreicht hat: Ist es die Form die es beibehalten soll?

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Es menschelt zu Pandemiezeiten

Am Meer
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Wer schon Romane von Elizabeth Strout gelesen hat, weiß worauf sich einzulassen ist, wenn Lucy Barton wieder auftaucht und das im Kontext der Coronapandemie. Zunächst war ich wenig begeistert, dass mir ...

Wer schon Romane von Elizabeth Strout gelesen hat, weiß worauf sich einzulassen ist, wenn Lucy Barton wieder auftaucht und das im Kontext der Coronapandemie. Zunächst war ich wenig begeistert, dass mir dieses unliebsame Thema wieder begegnete, aber Elizabeth Strout hat wie eh und je mit ihren bekannten Figuren ein gesellschaftliches Panorama einer abgeschlossenen Periode geschrieben. Fast aufarbeitend. Zu Recht lesenswert, zeigt sie uns doch wie die Pandemie Menschen zugleich zueinander und auseinander getrieben hat.
Es beginnt mit dem Auftakt der Pandemie, die Schriftstellerin Lucy Barton wird von ihrem Ex-Mann William angerufen, mit dem sie zwei bereits erwachsene Töchter haben. Er als Naturwissenschaftler ahnt was alle auf die globale Menschheit zukommt und er bittet Lucy mit ihm nach Maine zu fahren und dort in ein Haus an der Küste zu flüchten. Der Lockdown hat alles verändert, nicht Tage, nicht Wochen sind sie dort im Haus, sondern Monate. Nicht sonderlich gemocht von den lokalen Menschen, ein Mikrokosmos wird hier beleuchtet.
Der Roman wird aus Lucys Perspektive erzählt. Alles wird durchlebt, ihre Panikattacken, ihre Liebe zu ihren Töchter, die Sorge um das Leben im kleinen und im Großen. Spannend ist der Bogen des Mikrokosmos des eigenen Lebens im Lockdown der gut kombiniert ist mit den politischen Geschehnissen in dem Trump Aufwind bekam. Durch alltägliche Begegnungen und Beobachtungen versucht Elizabeth Strout Erklärungen zu finden für gesellschaftliche Strukturen und hinterfragt gekonnt im Roman.
Im Original in den USA bereits 2022 erschienen und nun von Sabine Roth für uns in Deutsche übersetzt.
Fazit: Auch hier wieder bringt Elizabeth Strout ein breites Spektrum zu Papier.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Verklebt im eigenen Lebenstraum

Das leise Platzen unserer Träume
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„Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche.“ (S. 56)

Das Themenfeld Städter ziehen aufs Land, fühlen sich dort als Eindringlinge, als Außenseiter oder ebne irgendwie fehlplaziert, haben wir nun schon ...

„Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche.“ (S. 56)

Das Themenfeld Städter ziehen aufs Land, fühlen sich dort als Eindringlinge, als Außenseiter oder ebne irgendwie fehlplaziert, haben wir nun schon so einige Male erlesen.
Hier nun das Ehepaar aus Hamburg, dass in „Das Platzen unserer Träume“ aufs Land zieht. Vorher gleichberechtig voll im Stadtleben aufgehend. Jule mit einer eigenen Eisdiele, die voll im Trend lag und ihr Mann David mit Bürojob. Dann das Traumhaus im Dorf außerhalb gefunden, mit Jules Gewinn aus dem Verkauf der Eisdiele finanziert. Nun hockt sie da auf dem Land, der Nachwuchs stellte sich nicht ein und das Platzen der Träume hat schon lange begonnen. Traurige Wahrheit ist, dass David schon seit einer Weile eine Affäre mit Hellen hat in der Stadt. Hellen, alleinerziehend nach einer Scheidung, nun Influencerin und immer knapp bei Kasse, aber unabhängig und im reinen mit sich. Trotz Affäre mit einem verheirateten Mann!
Eva Lohmann hat auch diesem doch recht schlichten Szenario eine mächtig starke Geschichte geschaffen, denn sie hat die Erzählperspektiven raffiniert gewählt! Die schreibt abwechselnd aus der Perspektive von Jule und Hellen! Das macht den Roman einzigartig, mächtig lesenswert und spannend in der Herangehensweise. Die Betrogene und die Betrügerin stehen im Mittelpunkt und der Ehemann bleibt zu Recht eine blase Randfigur. Es geht nicht um ihn. Es geht um das Lebensmodell der Frauen, mit Kindern, ohne Kinder im eigen gewählten Umfeld.
Nicht nur die Demontage vom Landidyll ist hier hinreißend beschrieben, auch wird diese Affäre schattiert skizziert. Nichts ist Schwarzweiß und alles hat seinen Grund.

Ich hoffe nun stark, dass Eva Lohmann weiter schreibt. Eine begnadete Schriftstellerin. Bitte mehr aus ihrer Feder!

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