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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2023

Eine Tote am Leuchtturm…

Verschwiegen
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Mich schreckt ja in der Tat ab, wenn es da auf dem Cover schon heißt die Ermittlerin kommt nach Jahren in der Stadt wieder in ihren Heimatort und muss sogleich in einem Mord ermitteln. So auch hier, denn ...

Mich schreckt ja in der Tat ab, wenn es da auf dem Cover schon heißt die Ermittlerin kommt nach Jahren in der Stadt wieder in ihren Heimatort und muss sogleich in einem Mord ermitteln. So auch hier, denn die Polizistin Elma kommt nach dem Ende ihrer Beziehung aus Reykjavík wieder in den Ort ihrer Kindheit: Akranes. So weit, so unspektakulär. Aber ich muss Eva Björg Ægisdóttir großen Respekt zollen für diesen äußerst spannenden Krimi. Sie hat mit ihrem Debüt zwar ein klischeehaften Anfang gewählt, aber alles andere ist äußerst spannend, gut geschrieben und unterhaltsam.
Elma ist also wieder in Akranes, dass von der Autorin sehr plastisch beschrieben wird, sicherlich dem Umstand geschuldet, dass auch sie selbst hier herkommt. Und schon ereignet sich dieser Mord am Leuchtturm. Schnell ist klar, dass die Tote keine unbekannte ist und den Ort eigentlich gemieden hat. Die Spuren werden verfolgt und Elma wühlt einige Geheimnis und ‚Verschwiegenes‘ kommt ans Licht.
Bei allen Klisches ist Elma eine „normale Frau“, die einen Schlag im Leben erlitt, aber sich ihrem Alltag widmet und eben diesen Mord aufklären will. Überhaupt sind die Figuren gut gezeichnet und handeln nachvollziehbar, die Orte sind ihrer rauen und kargen isländischen Art vor meinem geistigen Augen erschiene und der Fall lieb in der Tat bis zum Schluss von mir ungelöst!
Kein Wunder also das ‚Verschwiegen‘ mit dem isländischen Blackbird-Award ausgezeichnet wurde.
Fazit: Mich hat ‚Verschwiegen‘ bestens unterhalten. Für alle Liebhaber von unblutigen und psychologisch verschachtelten Krimis eine wahre Freude.

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Wenn die Mutter online geht und einen Mann sucht…

Bissle Spätzle, Habibi?
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Hier trifft die Genrebezeichnung zu 100% zu: Liebesroman. Abla Alaoui, die selbst marrokanische Wurzeln hat, schrieb dieses Debüt und legte ihr Herz hinein. ‚Bissle Spätzle, Habibi?‘ ist ein netter warmer ...

Hier trifft die Genrebezeichnung zu 100% zu: Liebesroman. Abla Alaoui, die selbst marrokanische Wurzeln hat, schrieb dieses Debüt und legte ihr Herz hinein. ‚Bissle Spätzle, Habibi?‘ ist ein netter warmer Roman, der so manche Tücken der kulturellen Interaktion mit sich bringt.
Es geht um Amaya, deren Eltern ursprünglich aus Marokko kamen und sich nun Sorgen machen um das Töchterlein. Warum? Weil sie 30 ist und noch immer Single! Amaya hat damit natürlich überhaupt kein Problem und ist happy mit ihrem unabhängigen Leben! Was macht die tatkräftige übergriffige Mutter? Meldet Amaya bei einer muslimischen Dating-App an. Das Chaos verstärkt sich noch im dem Amaya dann einwilligt sich mit einem potenziellen Mann zu treffen: Ismael, aber der ist nicht der Mann ihrer Träume. Sondern der Schwabe Daniel.
Ihr merkt, man bekommt ordentlich was zu lachen, auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Ein Wohlfühl-Roman, der aber auch nicht ganz so einfach gestrickt ist und zeigt, dass was einfach scheint auch schwierig werden kann, wenn man Gefühle nicht verletzten will….
Mir haben die vielen tollen Charakteren in diesem netten Buch besonders gefallen. Rund gezeichnet und ich hatte immer für alle Verständnis, denn es werden auch einige kulturelle Brücken geschlagen!
Witzig sind die vielen arabischen und schwäbischen Textstellen, dass macht es aus meiner Sicht noch greifbarer und stört nicht, ganz im Gegenteil. Es macht das „zwisichen den Stühlen sitzen“ an der ein und anderen Stelle noch greibarer. Abla Alaoui hat ihren eigenen Erfahrungsschatz in dieses Buch geschrieben und das macht es auch so echt und glaubhaft. Es ist nett geschrieben, leichte Lektüre in der Tat, aber wirklich lesenswert.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Satirischer Abgesang auf Russland

Geschichten aus der Heimat
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Der durch seine Science-Fiction Bestseller-Trilogie ‚Metro 2033‘ bekannt gewordene Autor Dmitry Glukhovsky hat in seiner Laufbahn immer mal wieder abgedrehte, satirische Kurzgeschichten geschrieben. Nun ...

Der durch seine Science-Fiction Bestseller-Trilogie ‚Metro 2033‘ bekannt gewordene Autor Dmitry Glukhovsky hat in seiner Laufbahn immer mal wieder abgedrehte, satirische Kurzgeschichten geschrieben. Nun ist der Autor in Europa im Exil, da er als Kremlkritiker gilt und ein russischer Haftbefehl ausstehend ist. In dem nun auf Deutsch erschienen Buch ‚Geschichten aus der Heimat‘ versammeln sich 20 Geschichten, die in den letzten 12 Jahren bereits auf Russisch erschienen sind.
Es sind allesamt sehr unterschiedliche Geschichten, aber alle eint ein bissiger satirischer Grundton, der auf komödiantische Weise die groteske Realität auf einer Metaebene portraitiert. Vieles ist absurd, aber trägt im Kern die Denkweise der Russen mit sich. Wenn da der Praktikant des Fernsehens auf russischsprachige Aliens trifft, eine Schalte möglich macht und er leider nicht in die Nachrichten kommt, weil der Despot eine unwichtige Nachricht nach der anderen vom Stapel lässt, tja, Aliens weg und die Nachricht aus dem All auch.
Dieser ironisch bitterböse Stil porträtiert nicht nur die Mächtigen und Oligarchen im schlechten Licht, nein auch der Durchschnittsbürger bekommt sein Fett weg durch die allgegenwärtige Hörigkeit und deren Mythenglaube an den starken Mann. Wenn da beispielsweise ein Forscher den Zugang zur Hölle findet und dann herausfinden muss, dass dort schon Geschäfte mit Moskau gemacht werden…nichts literarisch brillantes, aber ein Einblick in das überzeichnete Russland.
Mir hat es Spaß gemacht diese absurden Geschichten zu lesen vor allem vor dem tragischen Hintergrund, dass Russland in ein totalitäres System entgleitet wie zu Stalins Zeiten. Ohne Hintergrundwissen macht es allerdings wenig Sinn sich dieser fiktiven abgedrehten Geschichten zu widmen.

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Sehr faszinierend

Im Pamir
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Ich habe mich „Im Pamir“ in den letzten Tagen verkrochen und bin gedanklich weit außerhalb meiner Komfortzone gewesen. Ich habe wieder einmal bemerkt wie bunt und unterschiedlich Menschen auf dieser Erde ...

Ich habe mich „Im Pamir“ in den letzten Tagen verkrochen und bin gedanklich weit außerhalb meiner Komfortzone gewesen. Ich habe wieder einmal bemerkt wie bunt und unterschiedlich Menschen auf dieser Erde ticken und das Alltag je nach Region und Kultur sehr stark von meiner eigenen Erfahrungswelt abweichen kann. So auch hier „Im Pamir“!
Ein Buchprojekt aus dem phänomenal guten Reisedepeschenverlag. Spoiler: Ich kannte schon einige Bücher aus ihrem Verlag und sie sind ungelogen alle gut!
Zurück zum Pamir. Was ist das überhaupt? Ein Hochgebirge, dass sich durch die Länder Afghanistan, China, Kirgistan und Tadschikistan zieht. Eine unwirtliche Landschaft, die trotzdem eine Faszination auf Priska Seisenbacher ausgeübt hat. Eine so starke, dass die Fotografin immer wieder seit 2016 zurückkehrte und den Pamir bereiste, sich mit den Menschen, die dort leben auseinandersetze. Und das nicht nur im klassischen Journalistenstil mit einem Tag vor Ort und 20 Fragen und zack weg. Nein, nein, Priska Seisenbacher ist abgetaucht im Pamir und hat uns ein großartiges Reportagenbuch darüber beschert. Tolle große Fotos gepaart mit absolut eindrücklichen Texten.
Ich schätze die unheimlich reflektierte Art von Priska Seisenbacher sehr und wie sie sich den Menschen und der Natur respektvoll nähert. Riten wie Hochzeiten miterlebt und es schafft diesen Text aus ihrer Sicht so gut zu formulieren, dass man immer weiterlesen möchte und einfach fasziniert ist.
Das gleiche gilt für die Fotos, von denen viele auf Doppelseiten abgedruckt sind. Anmutig und mit faszinierender Ausstrahlung lichtet sie die Menschen ab. Genauso wie die Landschaften beeindruckend wirken trotz karger Natur.
Fazit: Welt, du bist gut zu uns und wir sollten alle und jeden mehr schätzen auf diesem unserem Erdball.
Ein wunderbares Geschenk für alle Reisenarren und Menschen mit viel echtem Fernweh im Blut.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Überleister – das kann in der Tat nicht das Ziel sein!

Angepasst, strebsam, unglücklich
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Überleistung. Schon mal gehört? Ein Begriff, der in den USA schon lange etabliert ist, aber bei uns noch nicht so recht Fuß gefasst hat: overachievement. Geradezu ein Ziel ein Outperformer zu sein. Bei ...

Überleistung. Schon mal gehört? Ein Begriff, der in den USA schon lange etabliert ist, aber bei uns noch nicht so recht Fuß gefasst hat: overachievement. Geradezu ein Ziel ein Outperformer zu sein. Bei uns nicht ganz so offen artikuliert, nicht mal im Wortschatz vorhanden, gibt es aber dennoch dieses sehr starke Leistungsprinzip, dass sich verselbstständigt hat.
Margit Stamm, die Schweizer Professorin für Erziehungswissenschaften hat sich dem Thema angenommen und ein leicht lesbares Buch darüber geschrieben: ‚Angepasst, strebsam, unglücklich – Die Folgen der Hochleistungsgesellschaft für unsere Kinder‘.
Sie grenzt Begrifflichkeiten ab wie Hochleister und Überleister. Analysiert sehr treffend wo dieses Phänomen her kommt, welchen Anteil die Eltern an dieser Miesere haben und natürlich wie es den Kindern dabei ergeht.
Fachlich sehr fundiert ist das Buch, aber für Laien gut lesbar, kein Fachchinesisch. Ein augenöffnendes Buch, dass kurz und bündig auf weniger als 200 Seiten die Sachlage erklärt und auch Anstöße gibt wie die eigenen Kinder entlastet werden können.
Unterteilt ist das Werk in vier Abschnitte: Es beginnt mit ‚Gesellschaft und Bildungssystem: Katalysatoren von Überleistung‘ gefolgt von ‚Typen von Überleistern und ihre Merkmale‘ sowie ‚Eltern als Maximierer‘. Diese drei Abschnitte bilden die analytischen Grundlagen und wird vom vierten Teil ‚Das authentische Kind‘ mit vielen praktischen Anregungen abgeschlossen.
Ich kann dieses Buch nur allen Eltern ans Herz legen um einen Schritt zurück zu machen um zu verstehen was Bildung unseren Kindern geben sollte und was eben auch nicht.

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