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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2018

Wie stark kann die Eigenwahrnehmung von der Fremdwahrnehmung abweichen?

Das Zimmer
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„Dummen Menschen ist häufig nicht bewusst, dass sie dumm sind. Sie spüren möglicherweise, dass etwas nicht stimmt, vielleicht merken sie auch, dass sich die Dinge nicht so entwickeln, wie sie sich das ...

„Dummen Menschen ist häufig nicht bewusst, dass sie dumm sind. Sie spüren möglicherweise, dass etwas nicht stimmt, vielleicht merken sie auch, dass sich die Dinge nicht so entwickeln, wie sie sich das vorgestellt haben, doch nur wenige von ihnen ziehen den Schluss, dass dies an ihnen selbst liegen könnte.“ (Seite 43)
Nun beziehen wir noch den Fakt ein, dass es Menschen gibt bei denen die Eigenwahrnehmung sehr stark von der Fremdwahrnehmung abweicht und das dieser Gedankengang vom Protagonisten des Romans geäußert wird. Ist er überheblich und arrogant oder hat er die Welt als solches nicht begriffen?

Jonas Karlsson hat mit seinem Roman ‚Das Zimmer‘ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der genau dieses Thema beleuchtet. Wie weit liegen Fremd- und Eigenwahrnehmung auseinander und was macht die eigene Perspektive aus simplen Fakten.
Ich finde den Roman sehr gelungen, da er emotionslos eine emotionsaufgeladene Situation wiedergibt und sich auf nur einen Umstand konzentriert: Das Zimmer.

Da ist dieser Mitarbeiter, Björn, der gerade die Abteilung gewechselt hat und sich schnellstmöglich einarbeiten möchte um Chef zu werden. In der ersten Zeit entdeckt er ein Zimmer neben den Fahrstühlen und damit beginnt eine große Auseinandersetzung mit den Kollegen in dieser Abteilung.

Dieser Roman birgt herrliche Zitate, die uns Björn so lebendig und mit seiner ganzen Weltfremdheit näher bringt:
„Er sah mich mit diesem müden, ignoranten, leicht dümmlichen Blick an, den man so häufig bei Menschen antrifft, die es nicht gewöhnt sind, die größeren Zusammenhänge im den kleinen Dingen zu sehen.“ (S 28)
„Einzig und alleine, weil mir vollkommen bewusst ist, dass Intelligenz und Ausstrahlung allen Mittelmäßigen schon immer ein Dorn im Auge gewesen sind.“( S 72)

Fazit: Kurzweilig & pointiert, gut übersetzt. Ein richtiges gutes Buch! Uneingeschränkt empfehlenswert. Daher unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Ein wertvolles Buch das mich wirklich im Herzen getroffen hat.

Heute leben wir
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Wenn mich in den letzten Tage jemand gefragt hat was ich lese und wie ich es finde bzw. ob ich es empfehlen kann, war ich hin und her gerissen als ich „Heute leben wir“ von Emmanuelle Pirotte las.
Der ...

Wenn mich in den letzten Tage jemand gefragt hat was ich lese und wie ich es finde bzw. ob ich es empfehlen kann, war ich hin und her gerissen als ich „Heute leben wir“ von Emmanuelle Pirotte las.
Der Roman ist sehr gut und hat eine Wucht sich in die eigenen Gedanken einzunisten wie es bei mir selten ein Buch schafft. Aber eben nicht in einer leichten positiven Art, da es eher ein düsteres, ja sogar recht brutales Buch ist. Der Inhalt macht keine Freude, aber es ist überzeugend gut!
Es geht um ein jüdisches kleines Mädchen, Renée, dass Ende 1944 auf den Dörfern in Belgien versteckt wurde. Dann geschieht das was alle versuchen zu verhindern, sie gelangt in die Hände von zwei SS-Männern. Die Szene endet mit einem Toten, aber es ist nicht Renée. Nun entspinnt sich eine Freundschaft zwischen Matthias, dem deutschen Elitesoldat, ein egoistischer Zyniker, und dem furchtlosen und lebensdurstigem Mädchen auf der Flucht.
Zusammengefasst liest es sich „leichter“ als es ist. Der Roman ist ereignisreich und herzzerreißend wie Menschen miteinander umgehen können. Brutal und grausam und dann wiederum über alle Maße bemüht füreinander. Wunderbar wie die Autorin es schafft facettenreiche Charaktere zu erschaffen, die nicht ‚schwarz‘ oder ‚weiß‘ sind – nein viele sind eben nun mal ‚grau‘. Mittels kontrastreicher Bilder wird der Leser ins Geschehen gezogen und fiebert mit.
Ein vielschichtiger Roman, nicht alles wird überdeutlich beschrieben, manches bleibt angedeutet und einiges skizzenhaft, wenn es beispielsweise Passagen gibt in denen Matthias seine Vergangenheit in Gedanken durchkämmt.
Besonders an diesem Roman ist, die Darstellung des "alltäglichen Kriegsgeschehen". Ob Amerikaner, Deutsche oder andere, alle handeln in prekären Situationen mit Todesangst nach ganz persönlichen inneren Instinkten oder wenn das noch geht nach "Werten". Viele halten den Krieg nicht aus und man bekommt auch ein Bild von der Zivilbevölkerung in diesen letzten Kriegsmonaten. Auch, dass das eigene Überleben im Krieg leider mit viel mit Glück verbunden war.
Fazit: Ich finde es spannend und sehr gute Literatur. Ich hoffe dieser Roman bekommt trotz aller Schwere des Themas und der herunterziehenden Wirkung seine gebührende Aufmerksamkeit und viele viele Leser!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Wer hat’s erfunden?

Die letzten Tage der Nacht
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Wer hat die Glühbirne erfunden? Genau, Edison! Was war er für ein Typ? Und was hat ein Mann Names Westinghouse damit zu tun? Und was machen Tesla und Bell auch noch in dieser Geschichte?
Die letzten Tage ...

Wer hat die Glühbirne erfunden? Genau, Edison! Was war er für ein Typ? Und was hat ein Mann Names Westinghouse damit zu tun? Und was machen Tesla und Bell auch noch in dieser Geschichte?
Die letzten Tage der Nacht von Graham Moore ist ein toller historischer Roman, der uns in das Jahr 1888 zurückversetzt in die USA. Dort erleben wir an der Seite eines brillanten aber sehr jungen Anwalts, Paul Cravath, die Patentrechtsstreitigkeit zwischen Edison und Westinghouse über die Glühbirne.
Dröge? Mit Nichten! Spannend wie ein Krimi wird hier die Entdeckung des Gleich- und Wechselstroms eingeführt. Die eingerosteten Physikkenntnisse werden wieder aufgefrischt und ich verstand warum ein Erfinder so viel Spaß am Tüfteln haben kann! Gespickt ist das ganze natürlich auch mit einer nebensächlichen Liebesgeschichte…und vor allem sind die Erfindercharaktere sehr unterschiedlich und unterhaltsam skizziert!
Ein Wälzer mit über 400 Seiten ist das Ganze, aber abschrecken sollte es nicht. Der Autor Graham Moore ist auch Drehbuchhautor, woher sicherlich der temporeiche Erzählstil rührt sowie die kurzen Kapitel.
Fazit: Ein gutes Buch, dass bei vielen Interessen genau das richtige sein kann. Aber bitte, es ist kein „Männerbuch“ oder dergleichen. Es ist ein lesenswerter Roman für alle die mal wieder ein gutes Buch in den Händen halten wollen!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Der Strandkorb tritt seinen Siegenzug an der Ostsee an.

Die Villa am Meer
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Das Bild auf dem Cover dieses Romans ist aus meiner Sicht genau die richtige Zusammenfassung des Romans. ‚Die Villa am Meer‘ von Micaela Jary ist ein historischer Roman, der Anfang des 20. Jahrhunderts ...

Das Bild auf dem Cover dieses Romans ist aus meiner Sicht genau die richtige Zusammenfassung des Romans. ‚Die Villa am Meer‘ von Micaela Jary ist ein historischer Roman, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Warnemünde, Rostock und Hamburg spielt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Katharina als Protagonistin. Eine junge Frau, die einen älteren Mann heiratet, der wohlsituiert ist durch seine Erfindung des Strandkorbes, obwohl sie einen anderen liebt. Katharina bekommt Kinder und das Leben und die Liebe nimmt seinen Lauf. Alles gebettet in die damaligen Gepflogenheiten und Lebensweisen wie Ansichten. Der Inhalt und der Plot mögen eher trivial sein, aber zum einen sehr unterhaltsam geschrieben und zum anderen auch sehr gut beschrieben.
Ein historischer Roman der die Zeit 1902 bis 1921 umfassen. Micaela Jary greift viele Details aus der Zeit auf und bettet die Geschichte in eine sehr gut recherchierte Umwelt hinein, sei es das Aufkommen der neuer Technik, der 1. Weltkrieg usw. Wirklich gut gemacht und ich hatte an der ein und anderen Stelle ein Aha-Erlebnis, wie beispielsweise wo der Begriff „Butterfahrt“ herkam.
Auch die Stellung der Frauen wird sehr deutlich gemacht. Man bekommt einen Einblick in den Alltag einer gut situierten, aber eben auch an vielen Stellen machtlosen Frau und wie sie durch Geschick und Contenance es schafft ihre Ziele zu verwirklichen.
Insgesamt sind alle Figuren äußerst plastisch und klar dargestellt und machen die Geschichte rund. Der Schreibstil ist flüssig und leicht lesbar.
Das einzige was mir persönlich nur mäßig gefallen hat, ist das Beiwohnen des Lesers in manchen Passagen langer um sich selbst kreisender Gedanken. Da hätte man an der ein und anderen Stelle gut eine halbe bis Seite sparen können und man hätte als Leser trotzdem ohne Mühe verstanden wie die Zusammenhänge, Beweggründe und innere emotionale Stimmungen sind.
Aber insgesamt ein Lob für diesen Roman, mir hat er gefallen. Eine Weiterempfehlung kann ich aussprechen für alle die historischen Roman spannend finden. Auch steht bei mir bereits der ältere Roman „Das Haus am Alsterufer“ im Regal! Das spricht für sich, oder?

Veröffentlicht am 17.08.2018

Familiengeschichte die sich lohnt!

Die Stunde unserer Mütter
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Katja Maybach ist eine Autorin, die scheinbar vielen sehr gut bekannt ist und auch bereits viele Romane veröffentlichte. Für mich war ‚Die Stunde unserer Mütter‘ ihr erster Roman und ich bin überzeugt! ...

Katja Maybach ist eine Autorin, die scheinbar vielen sehr gut bekannt ist und auch bereits viele Romane veröffentlichte. Für mich war ‚Die Stunde unserer Mütter‘ ihr erster Roman und ich bin überzeugt! Mein SUB ist bereits gewachsen…
Die Geschichte ist gut strukturiert, super geschrieben, spannend und die Charaktere mit einer plastischen Tiefe gezeichnet, die man sich wünscht.
Wir lernen in diesem Roman nach und nach die vier Protagonistinnen kennen: Marie und ihre Tochter Anna sowie Vivien mit ihrer Tochter Antonia. Den Rahmen der Handlung setzt der 2. Weltkrieg und wir befinden uns zu Beginn bereits im Jahr 1940. Der Roman ist einerseits eine Familiengeschichte und andererseits die Erfahrungen einzelner Personen im 2. Weltkrieg. Es ist ein Roman über Courage und Feigheit zugleich, es ist ein Roman über die Auswirkungen des Kriegs auf das Familienleben, Träume und Lebenspläne und es ist ein Roman über die Veränderungen des Zeitgeistes, die Veränderungen der inneren Haltungen, besonders bei den Frauen der Zeit.
In diesem Roman sind ganz deutlich die Frauen im Fokus und wie sich ihre Einstellung und ihre Haltung durch die Abwesenheit der Männer durch gewonnenes Selbstvertrauen in das eigene Handeln verändert.
Geschrieben ist es von Katja Maybach wunderbar flüssig. Man folgt der Handlung ohne Probleme. Der Roman macht einige zeitliche Sprünge, die dem Roman eine gewisse Dynamik verleiht.
FAZIT: Wer gerne Familiengeschichten liest in Kombination mit historischen Stoffen ist hier bestens aufgehoben. Zugreifen, eintauchen und entdecken – es lohnt sich!