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Nilchen

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Veröffentlicht am 16.05.2024

Cosy Crime auf Sylt mit tollem Personal

Mord unterm Reetdach
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Wenn ich an Sylt denke, dann erinnere ich mich natürlich in erster Linie an fabelhafte Urlaube zurück, mit dem eindeutigen Vorteil, dass wir durchweg im August immer Sonnenschein hatten. Ich weiß, nicht ...

Wenn ich an Sylt denke, dann erinnere ich mich natürlich in erster Linie an fabelhafte Urlaube zurück, mit dem eindeutigen Vorteil, dass wir durchweg im August immer Sonnenschein hatten. Ich weiß, nicht immer allen so gegeben auf dieser traumhaften Insel.
Daher habe ich sehr gerne diesen Krimi gelesen, verfasst von dem Immobilienmarkler Eric Weissmann: Mord unterm Reetdach. Fällt wie das Cover schon verrät definitiv in die Cozy Crime Ecke, aber ist trotzdem spannend und nicht zimperlich.
Besonders gut gelungen finde ich, dass ab und an Besonderheiten, Orte und Strukturen der Insel, sei es über Häuser, Menschen oder die Natur einfließen, es aber nie zu viel oder zu wenig ist. Natürlich perfekte Urlaubslektüre auf Sylt, aber eben auch lesbar ohne dass man die Insel jemals betreten hat! Vor allem, weil der auf Sylt lebende Autor sich die Mühe gemacht hat sehr professionelle Videos zu einzelnen Orten auf Sylt bereitzustellen auf YouTube (QR-Code im Buch).
Nun aber zum Kern der Mordsgeschichte ohne zu viel zu verraten. Kristan Dennermann, der fiktive Immobilienmakler, soll ein Haus in Süderheidetal verkaufen. Leider stirbt der Hausbesitzer Hinnerk Petersen kurz nach dem Auftrag. Da Kristan auch noch derjenige ist, der die Leiche findet und ein entscheidendes Detail im Haus fand, lässt ihn der Tod des Mannes nicht los und er begibt sich auf Spurensuche. Was sich als recht gefährlich herausstellt!
Was diese Cosy Crime Geschichte so nett macht, ist das bunte Personal, dass hier zum Einsatz kommt. Herrlich erfrischend und teilweise witzig ohne überdreht zu werden. Da ist natürlich Kristan stets begleitet von seinem Corgi (Hund); die anpackende Hella, seine gute Seele im Maklerbüro; Eleonore, zu reich und vom Hauskaufen besessen; Lilo, die das beste Hundefutter auf Sylt im Angebot hat und ein neuer nicht sehr freundliche Kommissar Kröger. Natürlich sind da noch viiiiele mehr.
Wann konnte ich das Ende ahnen, ab Seite 321 von 346. Daher bestens! Ich freu mich auf Fall 2!

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Veröffentlicht am 14.05.2024

Deutschland lebt behaglich nicht visionär – das wird teuer

Angezählt
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Wer denkt: Langweilig. STOPP! Seriös und etwas langweilig kommt das Buch äußerlich daher, aber es hat es in sich. Wer wie ich momentan das Gefühl hat, dass in Deutschland so einiges politisch nicht ganz ...

Wer denkt: Langweilig. STOPP! Seriös und etwas langweilig kommt das Buch äußerlich daher, aber es hat es in sich. Wer wie ich momentan das Gefühl hat, dass in Deutschland so einiges politisch nicht ganz so läuft und irgendwie der Zug aus der Spur gesprungen ist, der hat hier erhellende Momente bei der Lektüre.
Klar, es geht hier um Politik, klar, es geht um das Europäische Parkett, aber es ist journalistisch sehr gut geschrieben und holt alle ab aus meiner Perspektive. Ich würde sogar vielen jungen Leuten raten dieses Buch zu lesen um eine differenziertere Beleuchtung des Ist-Zustandes zu erlangen. Denn vieles was heute greift, wurde in der Vergangenheit entweder strategisch manövriert oder beziehungstechnisch aufgebaut.
Was Markus Preiß durch seine jahrelange Erfahrung und Einblicke hervorragend schafft, ist das was ich „connecting the dots“ nenne. Er lässt Momenten der europäischen und internationalen Politik für uns Revue passieren und kontextualisiert sie und schafft einen Bezug zu heute. Auch an der ein und anderen Stelle eine Forderung postulierend, aber recht neutral im Sinne der Offenlegung von Fakten.
Deutlich wird, dass Deutschlands Stärke einst Nüchternheit und Seriosität war und dem ist Aktionismus gewichen. Deutschland muss intellektuell verstehen, dass die Mittelverwendung anders gestaltet werden muss. Zu komfortabel, zu bequem um Veränderung grundlegender Natur voran zu treiben in Deutschland, in Europa, in der Welt.
In 10 Kapiteln nimmt der Chef des ARD-Hauptstadtstudios uns mit, zeigt klar auf welches strategisch wichtiges Gewicht Deutschland in der EU ist, womit auch eine europäische Verantwortung einher geht und welcher Beziehungsarbeit es mit anderen Ländern bedarf und zeigt die fehlende innovative Kraft die wir alle aufbringen müssen für unsere Demokratie.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

In was für einer Welt wollen wir leben?

Und alle so still
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Fürsorgearbeit, Care-Arbeit, Mental Overload. Schön, dass es für alle diese Dinge Begriff heutzutage gibt, aber die Benennung und die Sichtbarkeit ist ein Schritt von vielen den wir als Gesellschaft gehen ...

Fürsorgearbeit, Care-Arbeit, Mental Overload. Schön, dass es für alle diese Dinge Begriff heutzutage gibt, aber die Benennung und die Sichtbarkeit ist ein Schritt von vielen den wir als Gesellschaft gehen müssen.
Mareike Fallwickl hast bereits mit „Die Wut, die bleibt“ ein Roman erschaffen, der in diese Kerbe haut und das schmerzhaft literarisch verarbeitet was auf unseren Schultern lastet. Weiter geht es mit „Und alle so still“, wieder ein Roman der nuanciert sichtbar macht, was uns umtreibt oder umtreiben sollten. Gelungen ist dabei vor allem die Schattierungen der Charaktere. Klar, gibt es in ihrem Roman auch die ausgelaugte, am Ende der Leistungsmaschinerie vollkommen zermürbte Krankenpflegerin, alleinerziehend. Das ist Ruth. Sie ist Mitte 50, hat ihre Glaubensätze nie in Frage gestellt und fühlt sich verpflichtet. Auf ihre Kosten, ihrer Gesundheit, ihr Lebensglück.
Ganz im Gegenteil dazu steht Elin, erst einmal wundert man sich über diese Figur. Eine junge Influencerin, die scheinbar, auf den ersten Blick, kein Thema mit Carearbeit hat. Aber dann doch, denn die leistungsafine und stets 100%-perfektionsgedrillte Mutter beschert ihr die mentale Last einer Hochperformaerin und eigentlich tief in ihrem Inneren will sie ausbrechen. Raus aus dem Hamsterrad.
Sehr schön finde ich, dass auch ein Mann mit von der Partie ist: Nuri. Er kann kaum von dem Geld leben, dass er mit seinen Stundenjobs als Minderqualifizierter erwirtschaften kann. Hier geht es auch um die übergeordnete Kritik an unserer Gesellschaft.
Mareike Fallwickl spricht vielen aus der Seele mit ihrem Roman, er prangert in bester Prosa an und verpackt Gesellschaftskritik in einer fiktiven Umgebung. Wer sich nicht angesprochen fühlt, sollte diesen Roman als Ansporn lesen um mehr Empathie für Dritte und die Welt aufzubringen.
Wahnsinnig wertvoll. Wahnsinnig gut geschrieben.
Fazit: It is all connected. Indirekt betrifft es uns alle, ein Roman der sensibilisiert, auch wenn er keine Spaßlektüre ist.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Ein Abgrund für zwei

Geordnete Verhältnisse
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Wann ist eine Beziehung, die einseitige Abhängigkeiten beinhalten, noch gesund und wann wird es toxisch? Eine der vielen Fragen, die dieses Buch „Geordnete Verhältnisse“ in sich trägt.
Wir folgen zwei ...

Wann ist eine Beziehung, die einseitige Abhängigkeiten beinhalten, noch gesund und wann wird es toxisch? Eine der vielen Fragen, die dieses Buch „Geordnete Verhältnisse“ in sich trägt.
Wir folgen zwei Personen, die sich zu Schulzeiten kennenlernen und oberflächlich wirkt es gut. Denn Philipp nimmt sich der geflüchteten Faina an und erklärt ihr die deutsche Welt in der Kleinstadt. Eine Überlegenheit seinerseits ist deutlich spürbar, er macht sie zu seiner Faina. Eine komplizierte Beziehung, die sich aus den Augen verliert nach der Schule um dann doch wieder zueinander zu finden. Sie schwanger ohne zu wissen von wem, flüchtet in seine Obhut. Er wird zu ihrem überschattenden Kontrolleur und nimmt ihr alle Freiheiten.
Woraus entstand diese Situation? Aus zwei völlig verkorksten Kindheiten. Denn Philipp ist Sohn einer Alkoholikerin, die ihm keine „Geordneten Verhältnisse“ bieten konnte, die lernt er nur einmal bei seiner Tante kennen. Diese zerrüttete Basis macht ihm zu einem beziehungsunfähigen Mann, der Obsessionen hat. Aber auch Faina hat durch Flucht und zerrüttete Familienverhältnisse keine gute Basis und eine schräge Ausgangslage ihrer Psyche münden dann in einer bipolaren Störung.
Lana Lux schreibt gut und führt uns in die gemeinsame Spirale der Problematik und Zuspitzungen ein. Ihr gemeinsames Karussell dreht sich immer schneller und wirft beide aus der Bahn. Literarisch großartig erzählt auf so beklemmend echte Art und Weise.

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Vergessene Frau der wegweisenden Forschung

Das verborgene Genie
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Die Anwältin aus Pittsburgh Marie Benedict hat großen Respekt vor starken Frauen der Weltgeschichte und hat schon so einigen ein Denkmal gesetzt mit ihren Romanen, wie Frau Einstein und Lady Churchill. ...

Die Anwältin aus Pittsburgh Marie Benedict hat großen Respekt vor starken Frauen der Weltgeschichte und hat schon so einigen ein Denkmal gesetzt mit ihren Romanen, wie Frau Einstein und Lady Churchill. Spannend und unterschiedlich sind diese herausragenden Vorbilder. Nun hat sie sich in ihrem fünften Roman „Das verborgene Genie“ (im Original „Her hidden genius“) Rosalind Franklin vorgenommen.
Rosalind Franklin ist eine DER Frauen, die unsere Gegenwart entschieden beeinflusst hat, denn sie hat die Doppelhelixstruktur der DNA entdeckt. Nur leider waren es dann drei Männer die den Nobelpreis absahnten. Umso besser, dass Marie Benedict ihre Geschichte nun als Roman verpackt deutlich macht und ihr posthum damit ein Stück Ehre wiedergibt. Natürlich ist nicht alles so wie im Roman geschehen, natürlich wissen wir nicht genau wie und warum es zu diesem Fallstrick kam. Aber an vielem wird etwas dran sein was hier verarbeitet wurde, denn Marie Benedict ist ein Autorin die sich ihrer Recherche ausgiebige widmet.
Der Roman ist aus Franklins Ich-Perspektive geschrieben und nimmt uns sehr nah mit wie sie angetrieben ist von ihrer Forschung. So weit, dass sie sich selbst leider gesundheitlich gefährdet. In der zweiten Hälfte geht es um den Wettlauf der Publikation und wer den Ruhm einsackt und hier wurden besonders gut die enttäuschenden Momente und die Tiefpunkte wiedergegeben.
Spannend für alle die sich gerne auch mal mit Chemie, Biologie und Physik interessieren. Auch wer keine Ahnung hat im Detail wird Lesespaß haben, denn gut geschrieben ist es. Genauso wunderbar übersetzt von Kristin Lohmann.

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