Plötzliches Herzversagen und das Leben der Anderen geht trotzdem weiter
Betreff: Falls ich sterbeEs gibt diese Unterhaltungen in jeder engen Beziehung, dass man entweder scherzhaft oder eben auch sehr ernsthaft Kommentare macht falls man Sterben sollte. Und hier in diesem Buch ist es diese Email, ...
Es gibt diese Unterhaltungen in jeder engen Beziehung, dass man entweder scherzhaft oder eben auch sehr ernsthaft Kommentare macht falls man Sterben sollte. Und hier in diesem Buch ist es diese Email, die der Protagonist seiner Lebensgefährtin schreibt: „Betreff: Falls ich sterbe“ und sie sich darüber mokiert und leider trifft dann der worst case ein – er stirbt an plötzlichem Herzversagen.
Leider war es der Autorin Carolina Setterwall nicht vergönnt noch viele Jahre mit ihrem Lebensgefährten zu verbringen und hat ihr persönlich Erlebtes in diesem autofiktionalen Text verarbeitet. Genau diese autofiktionale Ebene, das Wissen um den wahren Hintergrund dieses Buches erschütterte mich als Leserin noch mal mehr. Es trifft einen sehr tief bei den ureigenen Ängsten: den Verlust der engsten Liebsten, aber dafür ist dieses Buch erstaunlich sachlich als Text geschrieben und die Grundlage ist übrigens ein Blog den Carolina Setterwall nach dem Tod ihres Partners begann.
Es gibt zwei Zeitstränge, der eine rast voran, wir begleiten das junge verliebte Paar, Carolina und Aksel, wie sie zueinander finden, Leben, Lieben, Baby. Und dann gibt es einen zweiten Strang, denn ohne Aksel, nur noch die Trauernde Carolina mit dem Baby. Beide Stränge münden im vernichtenden Ereignis selbst – diesen Moment durchleben wir zweimal mit Carolina – zu Beginn und am Ende.
Der Text ist an Aksel gerichtet, wir übernehmen die Haltung und Position von Carolina ein und verschmelzen förmlich mit ihr. Manches mal erhellend, traurig und an anderer Stelle auch etwas zu viel mit der immer wiederkehrende Frage der Schuld der Protagonistin am Tod Aksels. Sicher ein Verarbeitungsmechanismus, der hier zu Papier gebracht wurde. Aber den zweiten Teil empfand ich persönlich als etwas anstrengend. Das mag andere Leser:innen anders nachfühlen. Es ist in der Tat eher eine emotionale Dokumentation als eine Geschichte. Daher würde ich das Buch nur Leser:innen empfehle, die sich aktuell mit dem Thema Tod dezidierter auseinandersetzen wollen, keine unterhaltende Lektüre.