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Nilchen

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Veröffentlicht am 18.08.2021

Plötzliches Herzversagen und das Leben der Anderen geht trotzdem weiter

Betreff: Falls ich sterbe
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Es gibt diese Unterhaltungen in jeder engen Beziehung, dass man entweder scherzhaft oder eben auch sehr ernsthaft Kommentare macht falls man Sterben sollte. Und hier in diesem Buch ist es diese Email, ...

Es gibt diese Unterhaltungen in jeder engen Beziehung, dass man entweder scherzhaft oder eben auch sehr ernsthaft Kommentare macht falls man Sterben sollte. Und hier in diesem Buch ist es diese Email, die der Protagonist seiner Lebensgefährtin schreibt: „Betreff: Falls ich sterbe“ und sie sich darüber mokiert und leider trifft dann der worst case ein – er stirbt an plötzlichem Herzversagen.
Leider war es der Autorin Carolina Setterwall nicht vergönnt noch viele Jahre mit ihrem Lebensgefährten zu verbringen und hat ihr persönlich Erlebtes in diesem autofiktionalen Text verarbeitet. Genau diese autofiktionale Ebene, das Wissen um den wahren Hintergrund dieses Buches erschütterte mich als Leserin noch mal mehr. Es trifft einen sehr tief bei den ureigenen Ängsten: den Verlust der engsten Liebsten, aber dafür ist dieses Buch erstaunlich sachlich als Text geschrieben und die Grundlage ist übrigens ein Blog den Carolina Setterwall nach dem Tod ihres Partners begann.
Es gibt zwei Zeitstränge, der eine rast voran, wir begleiten das junge verliebte Paar, Carolina und Aksel, wie sie zueinander finden, Leben, Lieben, Baby. Und dann gibt es einen zweiten Strang, denn ohne Aksel, nur noch die Trauernde Carolina mit dem Baby. Beide Stränge münden im vernichtenden Ereignis selbst – diesen Moment durchleben wir zweimal mit Carolina – zu Beginn und am Ende.
Der Text ist an Aksel gerichtet, wir übernehmen die Haltung und Position von Carolina ein und verschmelzen förmlich mit ihr. Manches mal erhellend, traurig und an anderer Stelle auch etwas zu viel mit der immer wiederkehrende Frage der Schuld der Protagonistin am Tod Aksels. Sicher ein Verarbeitungsmechanismus, der hier zu Papier gebracht wurde. Aber den zweiten Teil empfand ich persönlich als etwas anstrengend. Das mag andere Leser:innen anders nachfühlen. Es ist in der Tat eher eine emotionale Dokumentation als eine Geschichte. Daher würde ich das Buch nur Leser:innen empfehle, die sich aktuell mit dem Thema Tod dezidierter auseinandersetzen wollen, keine unterhaltende Lektüre.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

3 Frauen – 3 Generationen: jede Menge Konflikte

Wildtriebe
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3 Frauen – 3 Generationen: jede Menge Konflikte

Ute Mank ist eine Frau mit Tatendrang und immer noch „die aus der Stadt“, obwohl sie seit über 30 Jahren im Dorf lebt, aber halt eingeheiratet. Genau dieser ...

3 Frauen – 3 Generationen: jede Menge Konflikte

Ute Mank ist eine Frau mit Tatendrang und immer noch „die aus der Stadt“, obwohl sie seit über 30 Jahren im Dorf lebt, aber halt eingeheiratet. Genau dieser Umstand und wie die älteren Dorfbewohner über die Jahre ihre Normen und Ansprüche wie jemand zu sein hat selbstverständlich vor sich her tragen, hat Ute Mank sicher zu ihrem guten Debüt inspiriert. Aber nur eine Spekulation meinerseits.
‚Wildtriebe‘ ist zwar mit einem harmonisch altmodischen Cover versehen, aber darin brodelt es gewaltig und daher passt das Äußere dann doch zum Inhalt. Denn auf dem bäuerlichen Bethches-Hof, auf dem jeder mit anpackt und das selbstverständlich ist um die Last zu teilen, zieht eine Schwiegertochter, Marlies, ein, die das anders sieht. Konrad, der Erbe des Hofes hat sich aus der Sicht seiner Mutter, Lisbeth, mit dieser Frau keinen Gefallen getan. Marlies will sich der Hofordnung nicht unterordnen, nicht nach Lisbeth Regime leben und einen eigenen Beruf außerhalb des bäuerlichen Betriebs ergreifen. Eigene Entscheidungen treffen und selbstbestimmt Leben. Um den Generationenkonflikt komplett zu machen, wird Marlies ungewollt schwanger und das Kind Joanna, die dritte Frau und Generation steht zwischen den Stühlen und ist zugleich das verbindende Element von Mutter und Großmutter. Und hat nochmals andere Ideen sich zu verwirklichen.
Ute Mank schafft es sehr gekonnt mit leiden Tönen die drei Generation mit ihren Konflikten zu zeichnen, die entstehen, wenn Lebensentwürfe aufeinandertreffen, wenn Modernität nicht mit Tradition vereinbar ist und wenn Individualität wichtiger wird als Familie. Gebettet ist das in die geschichtliche Veränderung, denn die drei Generationen wachsen jeweils in anderen Verhältnissen auf, andere Voraussetzung und natürlich auch sehr unterschiedliche Möglichkeiten der Selbstverwirklichung als Frauen. Die kriegserlebende Großmutter, die Mutter im Wirtschaftswunder und das Enkelkind in der Postmodernen.
Mich hat der Roman berührt, erinnert an die eigene bäuerliche Großmutter, tief ergriffen und mich ein wenig sensitiver zurückgelassen, dass die Prägung nicht einfach wegwischbar ist und immer ein Teil der Persönlichkeit bleibt – ob mit oder ohne Einsicht.
Lesenswert – lasst euch nicht vom Cover irritieren! ;0)

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Kinder-Roadtrip vom Feinsten!

Das Universum ist verdammt groß und supermystisch
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Was für ein nettes Kinderbuch! Mir hat dieser feine kleine Roman für Kinder richtig gut gefallen. Eine Geschichte über die Suche nach den eigenen Wurzeln, über die Vergänglichkeit und wie gut Freundschaft ...

Was für ein nettes Kinderbuch! Mir hat dieser feine kleine Roman für Kinder richtig gut gefallen. Eine Geschichte über die Suche nach den eigenen Wurzeln, über die Vergänglichkeit und wie gut Freundschaft tut!
Im Mittelpunkt steht Gustav, der mit seiner alleinerziehenden Mutter lebt. Die möchte gerne mit ihrem neuen Freund an die Ostsee fahren und Gustav will weder mit noch findet er es gut, dass seine Mama Lily sich mal wieder das Herz brechen lassen will. Also streicht er verbal und sagt nix mehr und fährt nicht mit. Zu seinem Glück trifft er das Mädchen Charly und das Abenteuer nimmt so langsam seine Form an, den Charly will Gustav helfen seinen Vater zu finden, den er nie kennengelernt hat und von dem Gustav nichts weiß, weil seine Mutter nicht über ihn spricht. Das ganze endet in einem witzigen und schönen Roadtrip bei dem nicht nur ein Vater gefunden wird sondern auch Freundschaft, Lebensfreude und Offenheit.
Witzig fand ich das Figurenkabinett, da merkt man schnell die Kreuzberger Bubble! Etwas unkonventionell und ganz im hier und jetzt, so wie es jedem beliebt. Herrlich und begrüßenswert. Gestört hat mich persönlich nur, dass ab der 2. Hälfte doch recht oft das Wort Scheiße fällt. Bei drastischen Situationen, ja ok, einmal -gerne, aber nicht ständig.
Davon mal abgesehen, ist das Buch sprachlich sehr sehr gut gelungen, denn ich habe selten ein Kinderbuch gelesen, dass so viele zitierfähige Sätze enthält! Mein liebster Satz des Romans: „Ein Ziel ohne Plan ist auch nur ein Wunsch.“ (S.11), dicht gefolgt von: „Das Leben ist ein großer Scherz“ (S. 6) und „So ist das mit der Liebe, sie hinterlässt Spuren, die sich nicht tilgen lassen.“ (S. 23)
Lisa Krusche schreibt locker leicht für Kinder sehr gut lesbar ohne lange Passagen, Schlag auf Schlag und doch mit Platz für eigenes Kopfsummen und Überlegen.
‚Das Universum ist verdammt gross und super mystisch‘ ist zum Selbstlesen geeignet ab ca 9 Jahren und zum Vorlesen ab der 2. Klassen aus meiner Sicht.
Von uns gibt es alle Daumen hoch die wir haben!!! :0)

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Harlem – ein Kosmos für sich!

Harlem Shuffle
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New York ist im ewigen Wandel, eine Stadt die nie schläft, nie zur Ruhe kommt, sich immer wieder neu erfindet, sich selbst in Frage stellt und stets die innovative und kreative Speerspitze der USA ist. ...

New York ist im ewigen Wandel, eine Stadt die nie schläft, nie zur Ruhe kommt, sich immer wieder neu erfindet, sich selbst in Frage stellt und stets die innovative und kreative Speerspitze der USA ist. Aber wie sieht es aus, wenn es um rassistische Fragen geht? Um Viertel, die schon immer das „Hinterzimmer“ der Stadt waren? Ist New York da auch allen anderen einen Schritt voraus, wenn es um Rassismus geht? Ich hoffe schon, aber leider vielleicht nur einen und nicht einige viele Schritte!
Und nun richten wir den Blick nach innen und in die Vergangenheit und wir halten mit Colson Whitehead innen und begeben uns in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts nach Harlem. Dort ist Ray Carney als Antiquitätenhändler tätig. Ein Mann, der versucht für seine Familie den Lebensstandard zu ermöglicht, der ihnen gebührt, aber leider wird er ungewollt in familiäre Ausrutscher hineingezogen. Der ewige Zwiespalt lockt, denn das Geld ist zu knapp, aber auf legale Weise scheint Ray es nicht auftreiben zu können und dann noch die nötigen Schutzgelder. Ein negativer Kreislauf aus dem er kaum eine Chance hat eigenständig auszubrechen.
Harlem Shuffle ist ein gesellschaftliches Zeitportrait, dass Harlem als Kosmos in sich selbst darstellt und Probleme fiktional beleuchtet und uns vor Augen führt wie wenig sich die strukturelle Schieflage verändert hat. Gebettet ist die Geschichte um Ray in die Präsidentschaft von J.F. Kennedy, denn die Zeitspanne oder besser gesagt die Zeitpunkte um die es geht sind: 1959-1961-1964 und finden dort auch ihren Höhepunkt mit den Harlem Riots (’64). Trotz aller rassistischer Probleme hat Colson Whitehead Harlem mit diesem Roman auch ein Denkmal gesetzt und eine Liebeserklärung geschrieben. Ein Viertel wie kein anderes mit Jazz im Blut und viel Liebe im Herzen!
Colson Whitehead macht was er kann: Aufrütteln & ins Grübeln bringen und uns trotz allem gut unterhalten und das mit großartiger Prosa! Natürlich ist der Roman auch wunderbar übersetzt von Nikolaus Stingl. Der eigenwillige Sound vom Autor bleibt aus meiner Sicht erhalten.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Für alle die gerne auf Basis von Wissen und Fakten entscheiden!

Klimawandel - Ein Appell
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Absurd, aber wahr, ich habe dieses Hörbuch ‚ Klimawandel - Ein Appell‘ meist beim Autofahren gehört. Ja, würde Fred Vargas das mitbekommen, würde sie mich sicher schweigend anschauen und fragen, ob ich ...

Absurd, aber wahr, ich habe dieses Hörbuch ‚ Klimawandel - Ein Appell‘ meist beim Autofahren gehört. Ja, würde Fred Vargas das mitbekommen, würde sie mich sicher schweigend anschauen und fragen, ob ich ab jetzt mit dem Fahrrad fahre, wo ich doch nun um so viele Informationen reicher bin.
Und das ist man nach diesem sehr interessanten Hörbuch. Absolut fantastisch gesprochen von Elke Schützhold, man mag förmlich den französischen Subtext durchhören – pure Einbildung, ich weiß.
Der Text der uns hier vorgestellt wird, ist schon etwas älter und man merkt ihm das auch an und auch, dass viele Fakten, politischer Ohnmacht und absurde Verwaltungsakte französischer Natur sind. Nichtsdestotrotz sind die umwelttechnischen Fakten global gültig und treffen auch auf uns zu und die Probleme, die wir politisch haben, mögen nicht exakt die gleichen sein, aber es ähnelt sich doch sehr.
Eindringlich auf pragmatisches Handeln bedacht will uns Fred Vargas, die sonst so großartige Krimischreiberin, überzeugen, dass wir alle als Erdbevölkerung JETZT handeln müssen. Sie präsentiert viele Fakten und Unmengen an Zahlen, die ich meist sofort wieder vergaß, aber das beklemmende Gefühl wir müssen ganz schnell ins Handeln kommen blieb und sie hat mich mit der Verzahnung ihrer Informationen überzeugt.
Definitiv hörenswert, auch wenn es etwas unaktuell und auch sehr Französisch ist, ist es eine Bereicherung für alle Menschen, die gerne die Fakten hinter einer Diskussion kennen. Vor allem geht sie analytisch vor was mich sehr anspricht. Kratzt nicht an der Oberfläche sondern taucht tief ein und bewertet ganzheitlich.
So, nun hol ich mal mein Rad aus dem Schuppen und fahre zum örtlichen Bauer. Auf das es unserer Welt noch lange gut geht, wir haben doch nur die eine!

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