Platzhalter für Profilbild

Nilchen

Lesejury Star
offline

Nilchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nilchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2018

Für Literaturliebhaber

Geteiltes Vergnügen
0

Würde ich nur den Buchumschlag in der Buchhandlung sehen und die Autorin nicht kennen, ich hätte den Roman nicht zur Hand genommen. Hätte ich trotz des Covers, den Klappentext gelesen und die Autorin nicht ...

Würde ich nur den Buchumschlag in der Buchhandlung sehen und die Autorin nicht kennen, ich hätte den Roman nicht zur Hand genommen. Hätte ich trotz des Covers, den Klappentext gelesen und die Autorin nicht gekannt, ich hätte das Buch nicht gekauft.
Mein Glück ist, dass ich Johanna Adorján kenne und ihr Debüt ‚Eine exklusive Liebe‘ als Bereicherung empfand und aktiv ‚Geteiltes Vergnügen‘ auswählte. Und wieder bin ich um eine literarischen Schatz reicher!

‚Geteiltes Vergnügen‘ ist ein Roman in dem es in der Tat kondensiert und ausschließlich um eine zwischenmenschliche Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann geht. Auch passiert im engeren Sinne nicht viel. Aber Johanna Adorján beschreibt es so intensiv, real und mitfühlend ohne dramatisch oder melancholisch zu sein, dass es Spaß macht diesen Roman zu lesen.
Beispielsweise auf Seite 16: "Allein und unglücklich in Paris, das sich nirgends so sehr vermissen lässt wie in Paris." Wobei ich hier auch sagen muss, dass nicht einzelne herausragende Sätze den Roman so stilistisch hervorheben sondern der Roman als Gesamtkonstrukt.

Fazit: Für Literaturliebhaber, die gerne die Nuancen zwischen den Zeilen wahrnehmen und sich mit den großen Fragen des Lebens geschäftigen.

Veröffentlicht am 17.08.2018

Eine Empfehlung kann ich nicht aussprechen.

Die Falle
0

Und wieder einmal bin ich auf die Marketing-Maschinerie hereingefallen! ‚Die Falle‘, der erste Thriller von Melanie Raabe wurde gefeiert und von vielen Lesern hoch gelobt. Die Filmrechte sind verkauft. ...

Und wieder einmal bin ich auf die Marketing-Maschinerie hereingefallen! ‚Die Falle‘, der erste Thriller von Melanie Raabe wurde gefeiert und von vielen Lesern hoch gelobt. Die Filmrechte sind verkauft. Ich habe diesen Thriller nicht gelesen und nun kommt der zweite Thriller auf den Markt: „Die Wahrheit“.
In „Die Wahrheit“ geht es um eine Frau, deren Mann nach einer Geschäftsreise nicht nach Hamburg zurückkehrt und sie nach 7 Jahren versucht damit abzuschließen. Dann wird er doch plötzlich gefunden und als sie ihn am Flughafen empfängt ist der Mann der dort steht ein Fremder. Mehr möchte ich zum Inhalt an dieser Stelle nicht verraten sonst spoiler ich.
Hier steckt eine gute Idee drin, aber leider einfach 100 Seiten zu lang und zu konstruiert. Ich finde, dass der Leser merkt, dass dieser Thriller vorher durchdekliniert wurde und ein Gerüst entstanden ist was dann mit Prosa zum Leben erweckt ist. Viele Seiten wiederholen die Annahmen, kauen Geschriebenes nochmals und nochmals wieder und Cliffhanger werden häufig nur durch Wissenslücken beim Leser hervorgerufen.
Ich habe viele Seiten nur überflogen und trotzdem die Geschichte als solches erfasst. Der Mehrwert den ganzen Text zu lesen ergab sich weder aus dem Aspekt des guten Schreibstils noch aus Spannungsgründen.

Veröffentlicht am 17.08.2018

Wie stark kann die Eigenwahrnehmung von der Fremdwahrnehmung abweichen?

Das Zimmer
0

„Dummen Menschen ist häufig nicht bewusst, dass sie dumm sind. Sie spüren möglicherweise, dass etwas nicht stimmt, vielleicht merken sie auch, dass sich die Dinge nicht so entwickeln, wie sie sich das ...

„Dummen Menschen ist häufig nicht bewusst, dass sie dumm sind. Sie spüren möglicherweise, dass etwas nicht stimmt, vielleicht merken sie auch, dass sich die Dinge nicht so entwickeln, wie sie sich das vorgestellt haben, doch nur wenige von ihnen ziehen den Schluss, dass dies an ihnen selbst liegen könnte.“ (Seite 43)
Nun beziehen wir noch den Fakt ein, dass es Menschen gibt bei denen die Eigenwahrnehmung sehr stark von der Fremdwahrnehmung abweicht und das dieser Gedankengang vom Protagonisten des Romans geäußert wird. Ist er überheblich und arrogant oder hat er die Welt als solches nicht begriffen?

Jonas Karlsson hat mit seinem Roman ‚Das Zimmer‘ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der genau dieses Thema beleuchtet. Wie weit liegen Fremd- und Eigenwahrnehmung auseinander und was macht die eigene Perspektive aus simplen Fakten.
Ich finde den Roman sehr gelungen, da er emotionslos eine emotionsaufgeladene Situation wiedergibt und sich auf nur einen Umstand konzentriert: Das Zimmer.

Da ist dieser Mitarbeiter, Björn, der gerade die Abteilung gewechselt hat und sich schnellstmöglich einarbeiten möchte um Chef zu werden. In der ersten Zeit entdeckt er ein Zimmer neben den Fahrstühlen und damit beginnt eine große Auseinandersetzung mit den Kollegen in dieser Abteilung.

Dieser Roman birgt herrliche Zitate, die uns Björn so lebendig und mit seiner ganzen Weltfremdheit näher bringt:
„Er sah mich mit diesem müden, ignoranten, leicht dümmlichen Blick an, den man so häufig bei Menschen antrifft, die es nicht gewöhnt sind, die größeren Zusammenhänge im den kleinen Dingen zu sehen.“ (S 28)
„Einzig und alleine, weil mir vollkommen bewusst ist, dass Intelligenz und Ausstrahlung allen Mittelmäßigen schon immer ein Dorn im Auge gewesen sind.“( S 72)

Fazit: Kurzweilig & pointiert, gut übersetzt. Ein richtiges gutes Buch! Uneingeschränkt empfehlenswert. Daher unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Ein wertvolles Buch das mich wirklich im Herzen getroffen hat.

Heute leben wir
0

Wenn mich in den letzten Tage jemand gefragt hat was ich lese und wie ich es finde bzw. ob ich es empfehlen kann, war ich hin und her gerissen als ich „Heute leben wir“ von Emmanuelle Pirotte las.
Der ...

Wenn mich in den letzten Tage jemand gefragt hat was ich lese und wie ich es finde bzw. ob ich es empfehlen kann, war ich hin und her gerissen als ich „Heute leben wir“ von Emmanuelle Pirotte las.
Der Roman ist sehr gut und hat eine Wucht sich in die eigenen Gedanken einzunisten wie es bei mir selten ein Buch schafft. Aber eben nicht in einer leichten positiven Art, da es eher ein düsteres, ja sogar recht brutales Buch ist. Der Inhalt macht keine Freude, aber es ist überzeugend gut!
Es geht um ein jüdisches kleines Mädchen, Renée, dass Ende 1944 auf den Dörfern in Belgien versteckt wurde. Dann geschieht das was alle versuchen zu verhindern, sie gelangt in die Hände von zwei SS-Männern. Die Szene endet mit einem Toten, aber es ist nicht Renée. Nun entspinnt sich eine Freundschaft zwischen Matthias, dem deutschen Elitesoldat, ein egoistischer Zyniker, und dem furchtlosen und lebensdurstigem Mädchen auf der Flucht.
Zusammengefasst liest es sich „leichter“ als es ist. Der Roman ist ereignisreich und herzzerreißend wie Menschen miteinander umgehen können. Brutal und grausam und dann wiederum über alle Maße bemüht füreinander. Wunderbar wie die Autorin es schafft facettenreiche Charaktere zu erschaffen, die nicht ‚schwarz‘ oder ‚weiß‘ sind – nein viele sind eben nun mal ‚grau‘. Mittels kontrastreicher Bilder wird der Leser ins Geschehen gezogen und fiebert mit.
Ein vielschichtiger Roman, nicht alles wird überdeutlich beschrieben, manches bleibt angedeutet und einiges skizzenhaft, wenn es beispielsweise Passagen gibt in denen Matthias seine Vergangenheit in Gedanken durchkämmt.
Besonders an diesem Roman ist, die Darstellung des "alltäglichen Kriegsgeschehen". Ob Amerikaner, Deutsche oder andere, alle handeln in prekären Situationen mit Todesangst nach ganz persönlichen inneren Instinkten oder wenn das noch geht nach "Werten". Viele halten den Krieg nicht aus und man bekommt auch ein Bild von der Zivilbevölkerung in diesen letzten Kriegsmonaten. Auch, dass das eigene Überleben im Krieg leider mit viel mit Glück verbunden war.
Fazit: Ich finde es spannend und sehr gute Literatur. Ich hoffe dieser Roman bekommt trotz aller Schwere des Themas und der herunterziehenden Wirkung seine gebührende Aufmerksamkeit und viele viele Leser!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Wer hat’s erfunden?

Die letzten Tage der Nacht
0

Wer hat die Glühbirne erfunden? Genau, Edison! Was war er für ein Typ? Und was hat ein Mann Names Westinghouse damit zu tun? Und was machen Tesla und Bell auch noch in dieser Geschichte?
Die letzten Tage ...

Wer hat die Glühbirne erfunden? Genau, Edison! Was war er für ein Typ? Und was hat ein Mann Names Westinghouse damit zu tun? Und was machen Tesla und Bell auch noch in dieser Geschichte?
Die letzten Tage der Nacht von Graham Moore ist ein toller historischer Roman, der uns in das Jahr 1888 zurückversetzt in die USA. Dort erleben wir an der Seite eines brillanten aber sehr jungen Anwalts, Paul Cravath, die Patentrechtsstreitigkeit zwischen Edison und Westinghouse über die Glühbirne.
Dröge? Mit Nichten! Spannend wie ein Krimi wird hier die Entdeckung des Gleich- und Wechselstroms eingeführt. Die eingerosteten Physikkenntnisse werden wieder aufgefrischt und ich verstand warum ein Erfinder so viel Spaß am Tüfteln haben kann! Gespickt ist das ganze natürlich auch mit einer nebensächlichen Liebesgeschichte…und vor allem sind die Erfindercharaktere sehr unterschiedlich und unterhaltsam skizziert!
Ein Wälzer mit über 400 Seiten ist das Ganze, aber abschrecken sollte es nicht. Der Autor Graham Moore ist auch Drehbuchhautor, woher sicherlich der temporeiche Erzählstil rührt sowie die kurzen Kapitel.
Fazit: Ein gutes Buch, dass bei vielen Interessen genau das richtige sein kann. Aber bitte, es ist kein „Männerbuch“ oder dergleichen. Es ist ein lesenswerter Roman für alle die mal wieder ein gutes Buch in den Händen halten wollen!