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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2020

Unbeschreiblich intensiv

Das wirkliche Leben
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Wenn Bücher von der Presse hochgelobt werden, bin ich meistens skeptisch. Aber hier geschieht das zu Recht. Schon lange hat mich ein Buch nicht so sehr überrascht, berührt und gleichzeitig fasziniert. ...

Wenn Bücher von der Presse hochgelobt werden, bin ich meistens skeptisch. Aber hier geschieht das zu Recht. Schon lange hat mich ein Buch nicht so sehr überrascht, berührt und gleichzeitig fasziniert.

Die Story ist hart und auch sehr brutal. Aber die Sprache ist gleichzeitig wunderschön und poetisch und auf den Punkt gebracht. Kein langes Drumherum, sondern akzentuiert und präzise.

Dabei lässt Adeline Dieudonne ihre Hauptfigur, das zehnjährige Mädchen, dessen Namen ich nicht erfahren werde, aus ihrer Sicht erzählen. Sie bleibt die ganze Zeit die Stimme aus dem Off, was hier sehr viel Nähe und Authentizität bringt. Das junge Mädchen erzählt sehr offen und schonungslos, ihre Gefühle und auch ihr Verhalten kann ich gut nachvollziehen. Und ihre Panik! Ganz zu Anfang passiert etwas, was der Geschichte eine komplett andere Wendung gibt, dieser Vorfall ist der Auslöser von so viel Unheil und Unglück. Und dann passiert etwas, was selbst mich als Leser komplett aus der Bahn geworfen hat. Ich konnte kaum glauben, was ich da gelesen hatte …

Adeline Dieudonne spielt gekonnt mit meinen Gefühlen und auch mit meinen Ängsten und obwohl ich ja nur zuschaue, bin ich dennoch mittendrin in diesem familiären Gefühlschaos. Das ist so eine Geschichte, wo es schwer fällt, einfach weiter zu lesen. Man möchte eingreifen, helfen, warnen und der Geschichte eine andere Richtung geben. Und dann konnte ich mich wieder fallen lassen in die wunderschöne Sprache.

Es ist ein Buch der Gegensätze, es ist ein Buch der brutalen Realität und ganz weit weg von der schönen heilen Welt. Und gerade dafür habe ich es geliebt!

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Dramatisch, spannend und emotional

Die sardische Hochzeit
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Im Mittelpunkt dieser interessanten und emotionalen Geschichte stehen zwei junge Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber die die Liebe zur Musik verbindet. Leo ist ein junger Mann, der ...

Im Mittelpunkt dieser interessanten und emotionalen Geschichte stehen zwei junge Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber die die Liebe zur Musik verbindet. Leo ist ein junger Mann, der sehr unter den Nachwirkungen seines Fronteinsatzes leidet. Er ist nicht nur seelisch beeinträchtigt, er wird sehr oft von Albträumen heimgesucht, aber auch körperlich leidet er immer noch unter den Folgen. “Überlebende. Außen und innen Beschädigte. Die den Krieg zwar gewonnen, ihren Frieden aber verloren haben“. Solche Sätze gehen unter die Haut und beschreiben mit wenigen, aber eindringlichen Worten, was der Krieg mit so vielen gemacht hat.

Leo kommt nach Sardinien, einerseits um sich zu verbergen und um vielleicht ein bisschen Ruhe zu finden. Aber auch in Sardinien brodelt es zu dieser Zeit schon gewaltig und Leo wird schon von Anfang an Zeuge der Unruhen, die durch die Faschisten verursacht werden.

Grit Landau hat den politischen und historischen Hintergrund perfekt in ihre Geschichte eingebettet. Ich kenne so wenig von der italienischen Vergangenheit und bin erstaunt, wie sehr sie doch unserer Vergangenheit ähnelt.

Gioia passt so gar nicht in ihre Familie, die sich durch Egoismus und falschen Idealen auszeichnet. Und sie soll heiraten, um den Frieden zwischen zwei Familien zu sichern und das Blut vergießen zu beenden. Aber dann begegnet sie Leo und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Das klingt nach einer dramatischen Liebesgeschichte, aber das ist nur ein kleiner Teil dieses wundervollen Buches, das jedem Leser auch die sardische Kultur und natürlich Vergangenheit sehr nahebringt. Die Romantik kommt nicht zu kurz, aber sie ist eher dramatisch und nicht zuckersüß. Und genau das finde ich genial.
Jedem Kapitel ist ein Einblick in die sardische Mythologie vorangestellt, mal wird ein Fabelwesen vorgestellt, mal sind es kleine Geschichten, die sich mit dem Aberglauben der Sarden beschäftigen. Das und die vielen italienischen und sardischen Redewendungen, die mir immer wieder begegnen, geben dem Buch ein wunderbares authentisches Flair. Das mag ich besonders gerne.

Grit Landau ist eine brillante Erzählerin, die sich sprachlich auf hohem Niveau bewegt und es ist eine Freude, mit ihr tief in die Vergangenheit Sardiniens einzutauchen. Sie verknüpft sehr geschickt die politischen Entwicklungen, die der Geschichte Spannung und Tiefe geben mit den Schicksalen der beiden sardischen Familien und der Liebe zwischen Gioia und Leo. Ich habe regelrecht mitgelitten und mitgefiebert und am Ende, ja da habe ich glücklich geseufzt und ein Tränchen verdrückt.

Es war mir eine Freude, wieder einem Mitglied der Familie Lanteri zu begegnen und mich mit Grit Landau auf eine Zeitreise nach Sardinien zu begeben. Mille grazie und A cent’annos!

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Überleben reicht nicht

Der Knochengarten
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Mein erstes Buch von Val McDermid war leider nicht so spannend, wie ich es erhofft hatte. Ok, ich bin im 11. Teil einer Reihe eingestiegen, aber das fand ich gar nicht so schlimm, weil ich die wichtigen ...

Mein erstes Buch von Val McDermid war leider nicht so spannend, wie ich es erhofft hatte. Ok, ich bin im 11. Teil einer Reihe eingestiegen, aber das fand ich gar nicht so schlimm, weil ich die wichtigen Informationen so nach und nach bekommen habe.

Die Story an sich ist nicht besonders neu oder aufregend. Die Vergangenheit solcher Waisenhäuser wurde schon oft nicht nur in der Spannungsliteratur verwendet.

Hier wird in mehreren Strängen erzählt. Einen Verdächtigen lerne ich schon ganz am Anfang kennen und das nimmt mir schon ein wenig von der Spannung. Es ist natürlich immer noch interessant, wie man dem Täter auf die Schliche kommt, aber mir ist es immer lieber, wenn ich ihn nicht schon so früh kennen lerne.
Tony begleite ich durch seinen Knastalltag und auch das finde ich nicht sonderlich spannend, zumal es ja mit dem eigentlichen Fall gar nichts zu tun hat. Es geht nur um ihn, wie er die neue Situation bewältigt und um sein Buch. Ganz besonders um sein Buch, denn jedem Kapitel sind Ausschnitte aus diesem Buch vorangestellt. Manchmal besteht ein offensichtlicher Bezug zu dem Kapitel, aber nicht immer. Manchmal war es deshalb eine richtig gute Einstimmung auf das nächste Kapitel. Aber manchmal eben auch nicht.
Ein anderer Strang ist Carol Jordan gewidmet. Auch sie beobachte ich beim Meistern ihrer neuen Situation und bei einer neuen Aufgabe. Das wiederum fand ich recht interessant, wenn auch nicht megaspannend.

Am besten gefallen hat mir Paula McIntyre. Sie ist taff, sie ist cool und eine richtig gute Ermittlerin. Für mich hatte sie die tragende Rolle in diesem Kriminalroman. Ihr Chef ist genau das Gegenteil, ein richtig unsympathischer Fiesling. Die Polizistenarbeit wird sehr realistisch dargestellt, manchmal mit einem Augenzwinkern, das sich sowieso durch das ganze Buch zieht und mir sehr gut gefallen hat.

Val McDermid schreibt schon toll. Da merkt man die lange Erfahrung. Sie schreibt akzentuiert, intelligent und eindringlich und es ist eine Freude, zu lesen. Ich hatte auf ein bisschen mehr schottisches Flair gehofft, aber da wurde ich leider enttäuscht. Dafür gab es aber einige heftige Cliffhanger, die meistens den Paula Strang abgeschlossen haben. Das beherrscht Val McDermid richtig gut.

Und so ist es am Ende ein sehr intelligenter Kriminalroman, den ich gerne gelesen habe. Aber mehr wegen McDermids Art zu erzählen und nicht wegen der Spannung.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Spannendes Drama

Marta schläft
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Es ist schon ein wenig konfus, was Romy Hausmann mir da zu lesen gegeben hat, aber deshalb zunächst nicht weniger genial! Ich mag es, wenn auf mehreren Zeitebenen erzählt wird und ich erstmal viel rätseln ...

Es ist schon ein wenig konfus, was Romy Hausmann mir da zu lesen gegeben hat, aber deshalb zunächst nicht weniger genial! Ich mag es, wenn auf mehreren Zeitebenen erzählt wird und ich erstmal viel rätseln muss. Aber hier war selbst ich am Anfang schon ein wenig überfordert, denn Romy Hausmann springt munter in den Zeiten hin und her und das nicht nur auf zwei Ebenen, sondern zuweilen auch ziemlich wild durcheinander. Da ist Konzentration gefragt, denn das lese ich nicht einfach so nebenher. Was aber ja kein Nachteil ist!

Zum Glück sind die einzelnen Kapitel entsprechend gekennzeichnet. Und trotzdem musste ich hin und wieder zurückblättern, um den richtigen Faden aufzugreifen.

Ich bin kein großer Fan von Briefen oder Tagebucheinträgen in Büchern und hier wurde mir wieder einmal bewusst, warum nicht. Ich habe diese Kapitel nur überflogen und für mich waren sie nicht wichtig für die Story.

Die Sprache von Romy Hausmann ist toll und hat mich absolut begeistert. Sie hat eine gute Beobachtungsgabe und kann das dann auch sehr gut beschreiben. Und so viele intelligente Sätze, von denen ich mir einige rausschreiben musste. Romy Hausmann kann wahrlich mit Sprache umgehen, alleine dafür habe ich das Buch sehr gemocht.

„Martha schläft“ wird als Thriller angepriesen, aber für mich ist das Buch eher ein spannendes Drama, obwohl der Spannungsbogen immer wieder abflachte. Die Charaktere sind interessant und gut ausgearbeitet. Am Ende laufen schon alle Fäden zusammen … irgendwie. Aber dennoch hat sich mir von einigen Kapiteln der Sinn nicht erschlossen, bei manchen Wendungen war ich bis zum Ende unschlüssig, ob ich das nun gut finden sollte und das Ende an sich hat mir auch nicht so gut gefallen.

Ich würde dennoch ein weiteres Buch von Romy Hausmann lesen, weil ich ihre Art zu erzählen so sehr mag!

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Starker Anfang, aber dann ...

Bloom
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Ohne lange zu fackeln bereitet mit Kenneth Oppel schon im Prolog eine heftige Gänsehaut, um dann aber zunächst zwei Wochen in der Zeit zurück zu gehen. So lerne ich dann in Ruhe die drei jungen Leute kennen, ...

Ohne lange zu fackeln bereitet mit Kenneth Oppel schon im Prolog eine heftige Gänsehaut, um dann aber zunächst zwei Wochen in der Zeit zurück zu gehen. So lerne ich dann in Ruhe die drei jungen Leute kennen, denen auch die ganze Zeit die Hauptrolle zugedacht ist. Alle 3 haben mit ungewöhnlich heftigen Allergien zu kämpfen. Das Thema Mobbing und Freundschaft spielen eine große Rolle, was mir gerade für ein Jugendbuch sehr gut gefällt.

Das Thema ist spannend und auch ein bisschen gruselig und zunächst auch gar nicht mal so unrealistisch. Aber dann flacht die Story leider ab und wird unglaubwürdig. Denn dann … Achtung Spoiler! … kommen Aliens ins Spiel. Damit hatte ich nicht gerechnet und hätte ich es vorher gewusst, hätte ich „Bloom“ gar nicht lesen wollen. Deshalb erwähne ich auch den Spoiler, was ich normalerweise nicht mache. Aber hier finde ich es wichtig zu wissen.

Der Klappentext und auch die ersten Kapitel hatten mich etwas völlig anderes erwarten lassen. So war ich schon sehr enttäuscht, vor allem über das Ende. Es weist zwar schon mit einem dicken Zaunpfahl auf eine Fortsetzung hin, aber die möchte ich gar nicht mehr lesen.

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