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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2023

Zu „modern“ und knallhart

Die Guten und die Toten
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Zunächst fand ich die Sprache zu modern, zu schnodderig. Aber irgendwie passt genau diese simple Sprache zu dem Thriller, der in Berlin spielt. Deshalb wollte ich das Buch trotz des ersten eher durchwachsenen ...

Zunächst fand ich die Sprache zu modern, zu schnodderig. Aber irgendwie passt genau diese simple Sprache zu dem Thriller, der in Berlin spielt. Deshalb wollte ich das Buch trotz des ersten eher durchwachsenen Eindrucks dann doch lesen. Leider habe ich nicht bedacht, dass mich das dauerhaft nerven könnte und genau das tut es. Denn es ist nicht nur die direkte Rede, sondern der gesamte Schreibstil ist in einer für mich hässlichen Sprache verfasst. Ist es wirklich die heutige Jugendsprache? Ich denke nicht, denn das ist schon sehr extrem, was der anonyme Autor da von sich gibt. Keine ganzen Sätze kombiniert mit schlechtem Englisch und sehr vielen Wiederholungen. So fand ich die Story zwar sehr brutal, aber nicht spannend.

Die Hauptpersonen haben für mich keine Tiefe und sind mir allesamt unsympathisch. Ich mag zwar die taffe und coole Art von Nihal, aber nicht, wie sie mit ihren Mitmenschen umgeht. Saad wirkt zunächst wie ein Softie und er kümmert sich gut um seine kleine Tochter Leila, aber dennoch hat auch er etwas, was ich nicht mag. Da wird es schon schwierig für mich. Leila reißt es dann zwischendurch immer wieder raus, aber das reicht für mich nicht, um das Buch zu mögen.

Es wird abwechselnd, aber fortlaufend aus der Sicht von Nihal, Saad und auch Brasch erzählt. Das mag ich normalerweise, aber die Passagen von Brasch habe ich tatsächlich quer gelesen, weil sie mich abgestoßen und gelangweilt haben. Und das sage ich auch über das gesamte Buch. Es konnte mich weder überzeugen noch fesseln.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Besonders von Anfang an

Die Bibliothek der Hoffnung
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Sehr behutsam und feinfühlig erzählt Kate Thompson die Geschichte der unterirdischen Bücherei in der Londoner U-Bahn-Station Bethnal Green. Und dennoch ist es kein „Wohlfühlbuch“, denn die Schrecken des ...

Sehr behutsam und feinfühlig erzählt Kate Thompson die Geschichte der unterirdischen Bücherei in der Londoner U-Bahn-Station Bethnal Green. Und dennoch ist es kein „Wohlfühlbuch“, denn die Schrecken des Krieges machen auch vor diesem besonderen Ort keinen Halt. Im Gegenteil, immer wieder schlägt das Schicksal erbarmungslos zu und bringt Clara und Ruby an ihre Grenzen. Die beiden jungen Frauen sind die guten Seelen der Bücherei. Die beiden Freundinnen sind fiktiv, aber die Bücherei hat es wirklich gegeben.

Nicht nur diese Tatsache macht das Buch besonders. Diese Geschichte ist eine Hommage an das Lesen und die Liebe zu den Büchern. Jedem Kapitel ist ein Zitat eines „Büchermenschen“ voran gestellt und jedes ist so klug und so wahr, dass ich am liebsten alle aufgeschrieben hätte. Ich habe mich zu Hause gefühlt in diesem Buch und schon bald war ich auch eine Besucherin der unterirdischen Bibliothek. Bücher können einem Lesenden so viel geben und das wird hier ganz deutlich herausgestellt.

Daher ist auch der Titel so perfekt. Auch wenn er ein bisschen kitschig anmutet, aber besser hätte man es nicht ausdrücken können.

Ich habe das Buch sehr geliebt, ich habe mitgefiebert, mich gefreut. Die Geschichte geht unter die Haut und zumindest bei mir hat sie ein paar Tränen hervorgelockt.

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Veröffentlicht am 10.03.2023

Sehr spannend und besonders

Verschwiegen
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Ich mag Island, obwohl ich noch nie das war. Aber gerade deshalb reise ich immer wieder gerne in Büchern auf die faszinierende Insel.

Eva Björg Ægisdóttir führt mich nach Akranes, wohin es auch die Polizistin ...

Ich mag Island, obwohl ich noch nie das war. Aber gerade deshalb reise ich immer wieder gerne in Büchern auf die faszinierende Insel.

Eva Björg Ægisdóttir führt mich nach Akranes, wohin es auch die Polizistin Elma wieder zurück führt, nachdem sie einige Jahre in Reykjavik verbracht hat. Mit ihr versuche ich den Mord an einer jungen Frau aufzuklären, die in der Nähe des Leuchtturms gefunden wird. Elma wird unterstützt durch ihren Kollegen Saevar, dem sie auch privat etwas näher kommt.

Gleichzeitig erfahre ich in eingeschobenen Kapiteln mehr über die Vergangenheit der Toten. Da bin ich den Ermittlern etwas voraus, was seinen gewissen Reiz hat. Elma und Saevar haben ihre eigenen Leichen im Keller, über die ich so nach und nach mehr erfahre. Das macht die beiden Ermittler für mich noch sympathischer. Oft mag ich es nicht, wenn in spannenden Bücher die Psyche, die Probleme oder auch die Vergangenheit der Ermittler zu viel Raum einnehmen. Aber hier stört es mich überhaupt nicht. Im Gegenteil, es gehört für mich irgendwie dazu.

Es ist sehr spannend, die einzelnen Puzzleteilchen zusammen zu fügen. Besonders in Orten, wo jeder jeden kennt, ist es nicht so einfach, an Informationen zu kommen. Akranes wird durch die Ermittlungen und auch die Erinnerungen ganz schön in Aufruhr versetzt. Ich fand es sehr spannend und fesselnd, was da alles an die Oberfläche schwappt. Ich folge natürlich auch falschen Fährten, die die Autorin geschickt gelegt hat. Und am Ende bin ich überrascht. So soll es sein!

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und die einzelnen Figuren wirken nicht überzeichnet sondern sehr authentisch. Akranes ist kein fiktiver Ort und auch der Leuchtturm ist authentisch. Es wird weitere Bücher mit Elma geben und ich werde sie definitiv weiter begleiten!

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Veröffentlicht am 28.12.2022

Ninas Traum

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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Schon beim Vorwort habe ich mich in das Buch verliebt, denn es stimmt mich zusammen mit dem glamourösen Cover sehr gut ein auf die Welt des Theaters und Varietés. Gar nicht mal so meine Welt, aber die ...

Schon beim Vorwort habe ich mich in das Buch verliebt, denn es stimmt mich zusammen mit dem glamourösen Cover sehr gut ein auf die Welt des Theaters und Varietés. Gar nicht mal so meine Welt, aber die Einblicke sind schon faszinierend. Und so lerne ich als erstes die quirlige Nina kennen, ohne Zweifel die Hauptperson in dieser Geschichte, die in einer Zeit spielt, wo die Gegensätze nicht größer sein könnten zwischen Arm und Reich und zwischen Glamour und Verzweiflung. Die Nachkriegsjahre waren zweifellos eine interessante Zeit und Charlotte Roth hat die wechselnden Stimmungen meisterhaft eingefangen.

Aber zurück zu unserer Hauptperson. Nina hat eine Begabung und schon als Kind ihre eigenen Theaterstücke inszeniert. Mit einer liebevollen Familie im Hintergrund, allen voran ihr Zwillingsbruder Carlo, wagt sie den Weg nach Berlin, denn nur dort wird sich ihr Traum verwirklichen lassen. Der Weg ist steinig, sie muss so viele Enttäuschungen hinnehmen, aber sie ist stark und lässt sich nicht unterkriegen. Ich bewundere die junge Frau für ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen und ihr Vertrauen in die Menschen.

Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, so dass ich nicht alles nur aus Ninas Sicht erlebe und das gefällt mir richtig gut und gibt dem ganzen noch mal den richtigen Pfiff.

Zwischendurch gibt es ein paar Längen, aber weil ich die Sprache von Charlotte Roth so sehr mag, macht mir das gar nichts aus. Im Gegenteil, so habe ich die Gelegenheit, die Worte zu genießen und nicht zu verschlingen, weil ich es vor Spannung und Neugier kaum aushalte. Diese Abschnitte gibt es nämlich auch ganz häufig.

Mich hat auch dieses Buch von Charlotte Roth sehr begeistert. Sie bezaubert mich immer wieder mit ihrem ganz besonderen Schreibstil, der eine ganz eigene Poesie hat und gleichzeitig sehr direkt ist. Ich kenne niemand anderen, der so schreibt. Sie fängt die Atmosphäre der turbulenten Nachkriegsjahre gekonnt ein, sie haucht ihren skurrilen Figuren Leben ein und schafft es, dass ich sie alle mag. Und am Ende bin ich gar nicht traurig, weil ich weiß, ich werde Nina, Jenny und Sonia noch in zwei weiteren Büchern wiedersehen!

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Veröffentlicht am 28.12.2022

Bedingungslose Freundschaft

Labyrinth der Freiheit
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Ich habe sehnsüchtig auf den dritten und finalen Teil der Trilogie über die drei Freunde Isi, Artur und Carl gewartet und meine Erwartungen wurden haushoch übertroffen. Was für ein Finale, was für eine ...

Ich habe sehnsüchtig auf den dritten und finalen Teil der Trilogie über die drei Freunde Isi, Artur und Carl gewartet und meine Erwartungen wurden haushoch übertroffen. Was für ein Finale, was für eine Zitterpartie!
Andreas Izquierdo zündet hier ein Feuerwerk aus Spannung und Gänsehautmomenten und das alles in seinem gewohnten, poetisch angehauchten Schreibstil.

Es geht sofort in die Vollen, ich habe mich an der Wiedersehensfreude fast verschluckt, weil es von Anfang schon sehr dramatisch ist. Aber genau das hat mir sehr gut gefallen. Die dramatischen Szenen sind natürlich auch der Zeit geschuldet und hier gewährt mir Andreas Izquierdo einen ehrlichen und schonungslosen Einblick. Er verhätschelt mich nicht mit geschönten Szenen. Nein, er bringt mich zum Weinen und zum Zittern. Ich habe das Buch regelrecht gelebt. Einerseits waren mir die wunderschöne Isi, mein Held Artur und der besonnene Carl ja schon in den ersten beiden Teilen sehr nah und andererseits erzählt Andreas Izquierdo so lebendig, dass ich gar nicht anders konnte, als dermaßen in der Geschichte zu versinken und meinen Gefühlen nicht immer leise Ausdruck zu geben.

Ich habe auch die Abstecher in die Babelsberger Filmstudios genossen, wo Carl als Kameramann für den berühmt berüchtigten Fritz Lang arbeitet. Diese Passagen waren für mich Erholung von den dramatischen Ereignissen und spannend waren sei dennoch. Als Filmfan ist es sehr interessant, die Anfänge und ersten Gehversuche des Tonfilms mitzuerleben. Was für uns heute absolut normal ist, war damals eine Sensation, die nicht von allen gewollt war. Nun schaue ich Filme mit ganz anderen Gedanken im Hinterkopf.

Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt, die verschieden lang sind und jeweils eine sehr passende Überschrift haben. Solche Feinheiten mag ich sehr. Nicht selten endet ein Abschnitt mit einem raffinierten Cliffhanger, der mich jedesmal kurz inne halten ließ.

Immer wieder machen mich die actionreichen Szenen atemlos und es ist schon eine Kunst so viel Action in Worte zu fassen und das hat mich ebenfalls sehr beeindruckt. Ich habe dieses Buch gelebt und geliebt und bin nun ein bisschen traurig, dass ich nicht auf einen vierten Teil warten kann. Aber der Abschluss ist perfekt und wird dieser fantastischen Trilogie gerecht!

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