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Veröffentlicht am 13.01.2017

Hochintelligenter Thriller gigantischen Aufmaßes für Liebhaber komplexer Handlungen

Operation Rubikon
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„Du hast getötet, was du liebst, damit lebt, was du hasst.“

Oberstaatsanwältin Sophie Wolf leitet erstmalig einen Spezialeinsatz des Bundeskriminalamtes, bei dem es um illegalen Waffenhandel geht. Sophies ...

„Du hast getötet, was du liebst, damit lebt, was du hasst.“

Oberstaatsanwältin Sophie Wolf leitet erstmalig einen Spezialeinsatz des Bundeskriminalamtes, bei dem es um illegalen Waffenhandel geht. Sophies Entscheidungen führen zu einem Misserfolg der geheimen Aktion. Zwei Mafiabosse werden liquidiert, ein Informant am Flughafen erschossen und als ein mit Waffen beladener Container im Hafen Rostocks explodiert wird ein Ermittler getötet.

Sophia macht sich Vorwürfe, wird von Kollegen geahndet und trifft bald auf ihren scheinbar unnahbaren Vater, den Präsidenten des Bundeskriminalamtes, zu dem sie seit ihrer Kindheit keinen Kontakt mehr pflegt.

Als Ermittlungen auf ein neues, mächtiges Vertriebskartell hindeuten, das den internationalen Drogen- und Waffenhandel beherrschen will, gründet BKA-Präsident Richard Wolf die Operation Rubikon, der neben vier engsten Mitarbeitern Wolfs auch seine Tochter Sophie angehört. Bald kristallisiert sich heraus, dass ein Maulwurf unter ihnen intelligent und intrigant agiert und eine hochspannende Jagd beginnt.

Der Autor:

Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren, wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Er ist einer der renommiertesten deutschen Drehbuchautoren. Zu seinen mehrfach ausgezeichneten Arbeiten zählen u. a. Der neunte Tag und Strajk, in der Regie von Volker Schlöndorff, sowie über zwanzig Tatorte. Endgültig ist sein zweiter Roman. (Quelle: Suhrkamp Verlag)

Reflektionen:

Andreas Pflügers Thriller Endgültig gehört zu meinen persönlichen Lese-Highlights 2016, dessen Fortsetzung ich bereits entgegenfiebere und so versteht es sich von selbst, dass ich sein Erstlingswerk Operation Rubikon unbedingt und endlich lesen musste.

Bereits nach den ersten Zeilen katapultierte mich Andreas Pflüger erneut in einen literarischen Hochgenuss und ließ mich erneut in seinem besonderen persönlichen Stil mit Wohlfühleffekt zufrieden einsinken, als wäre ich nie weg gewesen, als hätte ich zwischen Endgültig und Operation Rubikon kein anderes Buch gelesen.

Der Wohlklang seiner fein formulierten Worte, sein kunstvoll definierter Stil, sein anspruchsvoller und klarer Ausdruck zeugen von kraftvoller Sprache und manchmal von poetischer Anmut. Diese Stilelemente, angereichert mit großartigen Metaphern, sind ein unvergleichliches literarisches Feuerwerk, welches nicht unbedingt in einem gnadenlosen und brutalen Polit-Thriller zu erwarten wäre.

Die Zahnräder der Wirtschaftskriminalität, des organisierten Verbrechens und der Politik greifen ineinander und kurbeln in hohem Tempo die knisternde Spannung an, bis diese an Brisanz kaum zu überbieten ist und bis die letzte Seite des fast 800 Seiten starken Werks ausgelesen ist.
Dieser Thriller ist ein Meisterwerk der sauberen und lückenlosen Recherche. Reich an Details über deutsche Behördenstrukturen, von Verfassungsschutz, Staatsschutz, über Bundesanwaltschaft, Bundeskriminalamt und Polizei. Das Andreas Pflüger Insiderwissen in seinem Thriller verarbeitet und in seiner Handlung äußerst gelungen verknüpft ist ernüchternd, erschreckend und informativ zugleich und so strotz Operation Rubikon vor Glaubwürdigkeit und brutaler Authentizität.

Die Schauplätze dieses Thrillers sind Abstecher quer über den Globus verteilt und Andreas Pflüger versteht es, die explosive Handlung zusätzlich mit Geographischem, Kulturellem und Historischem maßvoll und geschmackvoll anzureichern.

Oberstaatsanwältin Sophie Wolf ist eine starke Frau und Persönlichkeit, die durstig und verbissen nach beruflichen Herausforderungen sucht. Ihre Entscheidungen schwimmen zu Hauf gegen den Strom und sie hat mit Gegenwind zu kämpfen, dem sie nicht immer leicht standhalten kann. Sophie trinkt Espresso wie andere Leitungswasser und schleppt ihre Espresso-Maschine mit ins Hotel zu Einsätzen und sie führt einen verbittert wirkenden emotionalen Konflikt mit sich aus, den sie nicht gern als ihren Vaterkomplex definiert.

BKA-Präsident Richard Wolf, der bestbeschützte Mann des Landes, lebt seinen Beruf als Offenbarung aus, während er seine Familie vernachlässigte und heute an dessen Folgen leidet und keinen Frieden mehr findet. Neben seiner Tochter Sophie, die ihm nichts Vergangenes verzeiht, sieht er zwei engste Mitarbeiter als seine Ziehsöhne an, die im Verlauf der Handlung eine gewichtige Rolle einnehmen und ihn damit brutal und emotional treffen.

Den augenscheinlich aussichtslosen Kampf gegen ein mächtiges Kartell begleiten und vervollständigen zahlreiche Figuren, die durch intelligent pointierte Perspektivwechsel und durch ihre Schicksale und Lebensstile diesen Thriller prägen und bereichern. Ihre Charakterzeichnungen sind intensiv und interessant, sodass sie diesem Thriller eine besonders atmosphärische Dichte und emotionale Tiefe verleihen.

Operation Rubikon ist ein gigantischer und komplexer Thriller, dessen zahlreiche Ereignisse und brutale Verbrechen kaum chronologisch von mir wiedergegeben werden können. So komplex dieser Thriller auch ist und wie viel Konzentration er auch von einem Leser abverlangt, er klingt im Detail seiner Dramaturgie noch sehr lange nach.

Fazit und Bewertung:

Operation Rubikon ist ein intelligenter Thriller gigantischen Ausmaßes, der Liebhabern komplexer Handlungen auf den Leib geschrieben ist. Gewohnt sprachgewaltig setzt Andreas Pflüger seinen persönlichen hohen Anspruch an die Literatur meisterhaft um und schenkt Lesern einen Hochgenuss unvergesslicher Spannungsliteratur.

Da mich Andreas Pflügers Sprache wieder einmal zutiefst beeindruckt hat, habe ich im Anschluss an diese Rezensionen ein paar Zitate, als schmackhafte literarische Pralinen aus Operation Rubikon niedergeschrieben.

Veröffentlicht am 30.12.2016

Eine fantastisch erzählte Endzeit-Dystopie

Der Übergang
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Eine fantastisch erzählte Endzeit-Dystopie

Bevor sie das Mädchen von Nirgendwo wurde – das Mädchen, das plötzlich auftauchte, die Erste und Letzte und Einzige, die tausend Jahre lebte – war sie nur ein ...

Eine fantastisch erzählte Endzeit-Dystopie

Bevor sie das Mädchen von Nirgendwo wurde – das Mädchen, das plötzlich auftauchte, die Erste und Letzte und Einzige, die tausend Jahre lebte – war sie nur ein kleines Mädchen aus Iowa und hieß Amy. Amy Harper Bellafonte.

Das Mädchen Amy ist gerade einmal sechs Jahre alt, als es von zwei FBI-Agenten entführt und auf ein geheimes medizinisches Versuchsgelände verschleppt wird. Man hat lange nach Amy gesucht: der optimalen Versuchsperson für ein mysteriöses Experiment, das nichts Geringeres zum Ziel hat, als Menschen unsterblich zu machen. Doch dann geht irgendetwas schief – völlig schief. Von einem Tag auf den anderen rast die Welt dem Untergang entgegen. Und nur eine kann die Menschheit vielleicht noch retten: Amy Harper Bellafonte.

Der Autor:

Justin Cronin stammt aus New England und studierte in Harvard. Er besuchte den berühmten Iowa Writers' Workshop und lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Houston, Texas, wo er an der Rice University Englische Literatur unterrichtet. Er veröffentlichte zwei Romane, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Übersetzungsrechte an seiner Passage-Trilogie, die mit »Der Übergang« begann, wurden innerhalb kürzester Zeit in 23 Länder verkauft. (Quelle: Goldmann Verlag)

Reflektion:

Der Übergang ist meine erste Dystopie überhaupt, muss ich hier gestehen. Viele Rezensionen und Meinungen von Lesern und Blogger der favorisierten Leser-Communities haben mich auf diese Trilogie aufmerksam gemacht und tatsächlich meine Neugierde geweckt. Letztendlich hat mir eine liebe Bloggerin dieses Buch einfach zugeschickt und geschenkt, vermutlich damit ich es mir nicht anders überlege .

Da „Der Übergang“ hundertfach rezensiert und nun auch schon etwas älter ist, möchte ich hier nur meine persönliche Kurzmeinung wiedergeben und keine vollständige Rezension verfassen. Ich habe sogar den Klappentext des Goldmann Verlags übernommen, obwohl ich sonst Klappentexte niemals einfach nur kopiere.

Kurz vor Weihnachten kam mir ein so umfassendes Werk sehr gelegen. 1109 Seiten liest man ja nicht in einem Rutsch durch und somit habe ich etwas Zeit gewonnen, ohne in der etwas stressigen Weihnachtszeit Rezensionen zu gelesenen Büchern verfassen zu wollen. Ich habe mir wirklich die Zeit genommen, diesen Genre fremden Roman auf mich wirken zu lassen und er hat mich sehr besonders und gut unterhalten.

Justin Cronin ist ein Meister des Erzählens. Angenehm sein flüssiger, detailverliebter Schreibstil der die besten Voraussetzungen erfüllt, dem Leser ein wunderbares Bild der Geschichte, der Schauplätze und der Figuren in den Kopf zu zaubern. Der Jahreszeit entsprechend eingemummelt in meinem Lesesessel erhielt meine Fantasie so einen Energieschub, um mich auf diese Fiktion von Endzeit-Distopie völlig einzulassen, obwohl ich ihr etwas skeptisch gegenüberstand.

So wunderbar diese Geschichte um Amy Bellafonte auch ist, zwischendurch habe ich mich durch abwegige Längen kämpfen müssen, doch meine Geduld mit der Geschichte wurde immer wieder belohnt. Zwischenzeitlich hat es mich etwas gefuchst, dass Amy immer nur kurz in der Story in Erscheinung tritt und die weiteren Figuren scheinbar irrational veranlagt ihr Handeln nicht hinterfragen. Natürlich steigerte sich dadurch die Spannung noch einmal mehr, aber erst einmal blieb Amy für mich viel zu blass.

Viele der Figuren sind mir während der 1109 Seiten ans Herz gewachsen und ich bin mir ganz sicher, dass ich die beiden bereits erschienenen Bände dieser Trilogie eines Tages auch noch lesen werde.

Dankeschön liebe Manuela für diesen Lese-Ausflug in ein fremdes Genre.

Fazit und Bewertung:

Eine sehr lesenswerte Endzeit-Dystopie, die ich wirklich sehr gern weiterempfehle.

Veröffentlicht am 29.12.2016

Zwischen Wahn und Wirklichkeit – Die Illusion einer spannenden Story

Das Paket
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Berlin:

Die kleine Emma fürchtet sich vor Arthur, einem Geist, der sich in ihrem Zimmer im Schrank versteckt. Emmas Vater, der sie stets brutal zurückweist und so für ihr späteres Leben ein Trauma verankert, ...

Berlin:

Die kleine Emma fürchtet sich vor Arthur, einem Geist, der sich in ihrem Zimmer im Schrank versteckt. Emmas Vater, der sie stets brutal zurückweist und so für ihr späteres Leben ein Trauma verankert, bringt sie zu einem Kinderpsychologen, doch Emma weiß genau, dass sie Arthur in ihrem Zimmer, mit einem Motorradhelm auf dem Kopf gesehen hat.

28 Jahre später:

Psychologin Dr. Emma Stein hält einen Vortrag über ihr Experiment, wie gesunde Menschen in einer geschlossenen Klinik falsch befundet, zwangsweise behandelt und missbraucht wurden. Dabei wird sie von Ärzten der Tagung besonders hart angegangen. Völlig erschöpft verbringt sie die Nacht in dem Tagungs-Hotel und wird dort bestialisch vergewaltigt. Alles deutet darauf hin, dass sie dem „Friseur“ zum Opfer gefallen ist, der Frauen in Hotels vergewaltigt, tötet und ihnen die Haare abschneidet, doch Emmas Geschichte erscheint unglaubwürdig.

Nach diesem grauenvollen Verbrechen wagt sich Emma sechs Monate lang nicht mehr vor die Tür, denn in jedem Mann sieht sie ihren Peiniger. Eines Tages nimmt sie ein Paket für einen neuen Nachbarn an und eine nervenaufreibende Odyssee grauenvoller Ereignisse beginnt.

Der Autor:

Sebastian Fitzek, geboren 1971, ist Deutschlands erfolgreichster Autor von Psychothrillern. Seine Bücher werden in vierundzwanzig Sprachen übersetzt und sind Vorlage für internationale Kinoverfilmungen und Theateradaptionen. Sebastian Fitzek lebt mit seiner Familie in Berlin. (Quelle: Droemer Verlag)

Reflektionen:

Sebastian Fitzek ist es gelungen, mich mit seinem Psychothriller „Das Paket“ spannend zu unterhalten. Im Nachhinein würde ich jedoch sagen, es war nicht die Handlung, sondern ein gekonnt, zackiger Schreibstil, der der Geschichte durch illusionierte Worte, detailliert erzählte Begebenheiten und zahlreiche Cliffhanger Tempo einhaucht, ohne inhaltlich auf besondere Weise zu überzeugen.

Das Paket ist ein durchaus ein lesenswerter Psychothriller, doch nach beenden des Buchs verpufft die Story ein wenig, ohne sich ein Plätzchen in meinen Erinnerungen gesucht zu haben. Schade eigentlich, denn Fitzek weiß wie es geht.

Die Figur der kindlichen Emma ist emotional berührend dargestellt. Es trifft einen Leser, wenn er lesen muss wie ein kleines Kind so verletzend von seinem Vater zurückgewiesen wird. Die Eltern glauben, dass Emma lediglich eine blühende Fantasie besitzt und ignorieren damit völlig die empfundene Angst des Kindes. Auch die erwachsene Emma wird quasi zurückgewiesen, denn Ermittler und Ehemann Philipp interpretieren die Vergewaltigung eher als ein Lügenmärchen.

Die psychischen Konflikte, Selbstzweifel und Ängste die Emma dadurch erlebt, sind emotional und authentisch erzählt. Sie überzeugt als Figur, doch daneben bleiben Figuren, wie zum Beispiel der Ehemann Philipp, Fallanalytiker beim BKA, relativ blass. Interessant dargestellt ist hingegen der Strafrechtler Konrad, der Emmas Mentor und Freund ist. Seine Rolle empfand ich gut gezeichnet.

Sebastian Fitzek spielt mit seinen Lesern auf seine typische Weise, in dem er am Ende fast eines jeden Kapitels Cliffhanger inszeniert, die die Spannungskurve nach oben treibt. Als Leser kommt man immer wieder ins Grübeln und denkt sich, jetzt wird dieser Psychothriller aber vorhersehbar und genau das Gefühl des Lesers ist erneut geschickt inszeniert. Nach meinem Geschmack wird die Handlung von zu vielen Inszenierungen und Konstruktionen begleitet, sodass die zahlreichen Wendungen und Verstrickungen dem Buch den Glanz nehmen.

Fazit und Bewertung:

Das Paket ist ein lesenswerter Psychothriller, der zwischendurch recht nett unterhält. Er ist durchaus spannend, aber doch auch sehr inszeniert und konstruiert. Wer darüber hinwegsehen kann, dem empfehle ich diese Geschichte gern.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Kann man sich selbst vergessen? Hoch spannendes Psychothriller-Debüt

Das Gesicht meines Mörders
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Bei einem Einbruch wird Clara Winter von einem Täter niedergeschlagen und fällt schwer verletzt ins Koma. Als Clara aus dem Koma erwacht scheinen ihr Leben und ihre Erinnerung restlos ausgelöscht. An ihrem ...

Bei einem Einbruch wird Clara Winter von einem Täter niedergeschlagen und fällt schwer verletzt ins Koma. Als Clara aus dem Koma erwacht scheinen ihr Leben und ihre Erinnerung restlos ausgelöscht. An ihrem Krankenbett sitz ihr Ehemann Roland, eine für sie völlig fremde Person. Langsam, ganz langsam lässt sie sich auf den liebevollen Schriftsteller ein und will einen Neuanfang mit ihm beginnen.

Doch plötzlich werden alle behutsamen Anfänge zunichte gemacht, als jemand versucht Clara zu töten. Clara begreift dass sie sich erinnern muss und beginnt ihr Leben zu rekonstruieren. Sie findet heraus dass sie sich am Tag des Einbruchs mit einer Frau treffen wollte, die seitdem spurlos verschwunden ist. Clara ist verzweifelt und äußerst labil und trotzdem fängt sie an ihr Leben von hinten aufzurollen, doch damit begibt sie sich in höchste Gefahr.

Die Autorin:

Sophie Kendrick lebte in verschiedenen europäischen Ländern, unter anderem in Großbritannien, wo sie englische Literatur studierte und über die Schwestern Brontë forschte. Sie arbeitete in einer Agentur für Buchprojekte und als Ghostwriterin, bevor sie ihren ersten eigenen Roman schrieb.

Reflektionen:

Das Gesicht meines Mörders ist ein gelungenes Debüt. Thematisch ist das Mysterium des sich nicht erinnern Könnens zwar häufig in Psychothrillern angewandt, doch Sophie Kendrick tut dies literarisch auf eine besondere und erfrischende Weise. Sie erzählt die dramatische Geschichte aus einer einzelnen Perspektive heraus und schafft durch die Ich-Erzählform eine intensive und starke Bindung zu der Figur der Clara Winter.

Clara ist sympathisch und sie erarbeitet sich im Laufe der spannenden Handlung eine Rekonstruktion ihres Lebens. Psychologisch geschickt aufgebaut erlebt der Leser ein Auf und Ab von Emotionen mit, die die Figur durchstehen und durchhalten muss. Clara leidet unter dem Verlust ihrer Erinnerung und sie gerät immer wieder in akute Panik, taucht tief ein in ein Meer aus Selbstzweifel und Angst und kämpft gegen einen immer wiederkehrenden Alptraum an. Trotz ihrer authentisch dargestellten Labilität ist sie dennoch eine sehr angenehm taffe und starke Frau, die sich so schnell nicht beeinflussen lässt und kämpft.

An Claras Seite ist ihr Ehemann, der für sie jedoch eine völlig fremde Person ist. Dieses sich langsam annähern und die Konflikte die eine derartige Situation in einer Beziehung mit sich bringen, hat Sophie Kendrick sehr fein ausgearbeitet, interessant aufbereitet und schriftstellerisch mit einen angenehm flüssigen und sanften Schreibstil angereichert.

Die Entwicklung der Geschichte findet in gemäßigtem Tempo statt, so dass sich die düstere Stimmung und die dramatische Spannung so entfaltet, dass der Leser völlig gefangen genommen sein Lesetempo erhöht.

Trotz dieses einzelnen Handlungsstranges kommt es zu keinen Längen, denn Sophie Kendricks fädelt immer wieder Wendungen ein, die bis zum Show Down zu einem großen Knäuel heranwachsen, bevor sie am Ende logisch mit einer unvorhergesehenen Auflösung verschmelzen.

Und keine Sorge, dies ist kein Psychothriller über eine Hauptfigur mit einer kaputten und kranken Seele à la Girl on the Train, die den Buchmarkt zu genüge überschwemmt hat.

Fazit und Bewertung:

Dieses gelungene Psychothriller-Debüt empfehle ich sehr gern weiter.

Veröffentlicht am 16.12.2016

Ein Netz aus Lügen - Spannender Kriminalroman in gepfeffertem Schreibstil

Wie aus dem Nichts
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Dana Rosin, Inhaberin einer Alibi-Agentur, ist im siebten Himmel - frisch verliebt. Doch ihr Herzensglück mit dem Enthüllungsjournalisten Alex –Verfechter der Wahrheit- wehrt nicht lange. Als es eines ...

Dana Rosin, Inhaberin einer Alibi-Agentur, ist im siebten Himmel - frisch verliebt. Doch ihr Herzensglück mit dem Enthüllungsjournalisten Alex –Verfechter der Wahrheit- wehrt nicht lange. Als es eines Morgens an der Haustür klingelt wird Alex kaltblütig erschossen, während Dana in der Wohnung ist. In einem kleinen Augenblick erhascht sie einen Blick auf den Täter, der eine Fuchsmaske trägt.

Für Dana bricht eine Welt zusammen, denn die Ermittlungen der Polizei projizieren ein Bild von Alex empor, dass Dana nicht fassen kann. Alex war niemals der, als der er sich ausgegeben hat. Dana muss die Wahrheit erfahren und ermittelt auf eigene Faust, dabei begibt sie sich in höchste Lebensgefahr.

Die Autorin:

Sabine Kornbichler, geboren 1957, wuchs an der Nordsee auf und arbeitete in einer Frankfurter PR-Agentur, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Schon ihr erster Roman, »Klaras Haus«, war ein großer Erfolg. Mit »Das Verstummen der Krähe«, ihrem ersten Kriminalroman um die Nachlassverwalterin Kristina Mahlo, wurde sie für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Sabine Kornbichler lebt und arbeitet als Autorin in München. (Quelle: Piper Verlag)

Reflektionen:

Sabine Kornbichler hat mit ihrem Roman „Wie aus dem Nichts“ eine spannende Geschichte geschrieben, in der ein wahrhaft fundamental aufgebautes Lügenkonstrukt immer mehr zusammenfällt und viele Menschen zutiefst verletzt.

Die Hauptfigur Dana ist diejenige die mit einem Netz aus Lügen konfrontiert wird, als die Polizei bei ihren Ermittlungen herausfindet, dass der ermordete Alex kein Enthüllungsjournalist war. Dana muss mitansehen, dass wirklich alles was Alex gesagt oder getan hat keinem Fünkchen Wahrheit entspricht. Sabine Kornbichlers Figur Dana ist emotional tief getroffen und die Wut der taffen und starken Dana schreibt die Entwicklung der Geschichte spannend weiter.

Absolute Ungläubigkeit, Wut hintergangen worden zu sein und die Verletzungen durch Lügen kreieren aus Dana einen lesenswerten und interessanten Charakter, der jedoch alles hinterfragt, nichts stehen lassen kann wie es ist, zu viel folgert und dadurch den Eindruck einer unangenehmen Quasselstrippe hinterlässt.

Das Besondere an diesem Roman sind die durch die Lügen entstandenen Verstrickungen der Geschichte, die nur sehr langsam das Wissen des Lesers erhellen. Sabine Kornbichler versteht es die Verzweiflung beim Aufdecken der skurrilen Lügen in den fassungslosen, gut ausgearbeiteten Figuren wiederspiegeln zu lassen. Die damit einhergehenden Emotionen sind authentisch und nachvollziehbar erzählt.

Die Absichten des Täters und der Sinn des Lügennetzes sind zunächst nicht zu erahnen und man rätselt Seite um Seite, was hinter all dem steckt. Der flüssige und gepfefferte Schreibstil der Autorin und die äußerst zackigen Dialoge heben das Lesetempo an, das von einer spannenden und rätselhaften Handlung angetrieben wird.



Alex ist ein Pseudologe. Ein krankhafter Lügner. Seine Beweggründe zu lügen sind tief verankert in seinem Leben und reichen zurück bis in seine Kindheit. Anfangs ist man als Leser erschrocken über seine abstrusen Erfindungen und am Ende entwickelt sich allem zum Trotz doch noch eine sympathische Haltung gegenüber dem Ermordeten. Während Alex und sein Vater, Dana und ihre Familie in ihre Charakterzeichnung sehr interessant dargestellt sind, erscheinen die lediglich im Hintergrund agierenden Ermittler eher blass.

Dieser Roman aus Sicht Danas, ist in einer einzelnen Perspektive geschrieben und trotzdem ist diese sehr lebendig und abwechslungsreich. Besonders emotional wird es, als auch Danas persönliche Kindheitsgeschichte maßvoll mit in die Handlung einfließt, die der Auslöser für die Gründung ihrer Alibi-Agentur entschlüsselt.

Fazit und Bewertung:

Wie aus dem Nichts ist ein fesselnder Kriminalroman mit Tempo, der spannende Lesestunden garantiert. Ich empfehle diesen Krimi gern.