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Veröffentlicht am 15.09.2016

Was hat Kathy vor ihrem Verschwinden so unfassbar verändert? Myron Bolitar ermittelt

Das Spiel seines Lebens - Myron Bolitar ermittelt
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Adam Culver wird bei einem augenscheinlichen Raubüberfall getötet. Jessica, die Tochter des Gerichtsmediziners, glaubt jedoch nicht an die Version der Polizei, denn sie sieht einen Zusammenhang mit dem ...

Adam Culver wird bei einem augenscheinlichen Raubüberfall getötet. Jessica, die Tochter des Gerichtsmediziners, glaubt jedoch nicht an die Version der Polizei, denn sie sieht einen Zusammenhang mit dem Verschwinden ihrer Schwester Kathy vor 18 Monaten.

Jessica Culver beauftragt den Sportagenten Myron Bolitar Nachforschungen über das Verschwinden ihrer Schwester anzustellen. Erste Spuren führen zu Profi-Footballer Christian, der mit Kathy verlobt war und mit dem Myron kurz vor einem Vertragsabschluss steht. Myron hat großes Interesse daran, dass Verschwinden von Kathy aufzuklären, denn er glaubt nicht, dass der Mordverdacht gegen Christian Bestand haben wird. Außerdem möchte Myron Bolitar seinen Sport-Favoriten zukünftig nicht im Gefängnis besuchen.

Der Autor:

Harlan Coben wurde 1962 in New Jersey geboren. Nachdem er zunächst Politikwissenschaft studiert hatte, arbeitete er später in der Tourismusbranche, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er hat bislang zwölf Thriller geschrieben, die in über zwanzig Sprachen übersetzt wurden. Harlan Coben wurde als erster Autor mit den drei wichtigsten amerikanischen Krimipreisen ausgezeichnet, dem Edgar Award, dem Shamus Award und dem Anthony Award. Harlan Coben gilt als einer der wichtigsten und erfolgreichsten Thrillerautoren seiner Generation. Er lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in New Jersey.

Reflektionen:

Ich bin ein waschechter Harlan Coben – Fan und es war fast klar, dass mir dieses Buch gefallen würde. Natürlich gefällt mir der ein oder andere Harlan Coben Thriller besser oder weniger gut, aber mit diesem Thriller hat er mich wirklich gut gepackt und zusätzlich sehr überrascht, denn erst auf den letzten zehn Seiten kristallisierte sich der wahre Täter heraus. Klar hatte ich Vermutungen, aber die hat Harlan Coben immer wieder durch intelligente Wendungen zunichte gemacht und erst sehr spät in der Geschichte verschmelzen die Perspektiven ineinander.

Der Schreibstil des Autors ist gewohnt locker, fluffig, salopp und humorvolle sowie ironische Dialoge würzen die Handlung. Manches könnte man als übertriebe Coolness deklarieren und überspitzt gesagt, etwas weniger wäre ein Mehr gewesen, doch ich mochte diesen Stil, der mich kompromisslos an die Seiten presste.

Das Spiel seines Lebens ist mein erster Thriller aus der Myron Bolitar - Reihe, den man sehr gut als „stand alone“ lesen kann. Ich habe zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir Inhaltliches aus den vorherigen Büchern fehlt. Harlan Cobens Figuren sind gewohnt gut und feingliedrig charakterisiert. Die einen sympathisch, die anderen boshaft unsympathisch.

Mit dem Sportagenten Myron Bolitar ist Harlan Coben eine äußerst authentische und sympathische Figur geglückt, von der ich unbedingt noch mehr lesen möchte. Myron agiert und ermittelt mit seinem Freund Win, Windsor Home Lookwood III, einem Börsenmakler. Die beiden ergänzen sich, wobei Win doch schon gern einmal eiskalt drauf haut. Die beiden haben sich an der Universität kennengelernt und teilten sich ein Zimmer. Später waren siegemeinsam „kurz“ beim FBI beschäftigt.

Anfangs hatte ich ein wenig Schwierigkeiten den zahlreichen Figuren zu Folgen beziehungsweise diese auseinanderzuhalten. Vermutlich lag das jedoch daran, dass ich mit Football bisher nur wenige Berührungspunkte besitze. Aber nach den ersten Kapiteln legte sich dieses Gefühl und der Durchblick war zurück.

Die Figur der Kathy fand ich sehr interessant dargestellt. Ihre familiären Verhältnisse wurde sehr interessant erzählt. Kathy verschwindet in diesem Thriller spurlos und es stellt sich die Frage, was Kathy vor ihrem Verschwinden so extrem verändert hat. Von dem Liebchen wird sie plötzlich schlampig bis nuttig und dieses Verhalten schockt ihr Umfeld. Durch die gesamte Handlung hindurch erhält der Leser genug Gedankenfutter, um selbst hinter dieses Geheimnis zu kommen, während die tatsächliche Auflösung sehr erschreckend und schockierend zugleich ist.

In diesem Thriller ist es Harlan Coben in besonderem Maße gelungen, mich als Leser hinters Licht zu führen. Verstrickungen der Figuren und Wendungen in der Handlung sorgen dafür dass die Spannung niemals abreist, obwohl keine explosiven Dinge geschehen, die die Spannungskurve nach oben schraubt. Ich empfand die Spannung eher gleichmäßig auf einem sehr angemessenen Niveau für einen guten Thriller.

Fazit und Bewertung:

Ein gewohnt guter und spannender Thriller aus der Myron Bolitar – Reihe, der mich sehr gut und intelligent unterhalten hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der hohe Preis für ein fremdes Leben – Solider Kriminalroman über einen Hühnerbaron

Einen Tod musst du sterben
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In einem Moor in der Nähe von Hannover wird die brutal zugerichtete Leiche eines Mannes aufgefunden. Bei dem Toten handelt sich um den Hühnerbaron Johannes Falkenberg, der Eier aus Legebatterien als Bio-Eier ...

In einem Moor in der Nähe von Hannover wird die brutal zugerichtete Leiche eines Mannes aufgefunden. Bei dem Toten handelt sich um den Hühnerbaron Johannes Falkenberg, der Eier aus Legebatterien als Bio-Eier verkaufte. Falkenbergs Witwe hält sich merkwürdig bedeckt, als würde sie etwas verheimlichen.

Ermittler Bodo Völxen ermittelt und stößt bald auf Tierschutzaktivisten, denen auch seine Tochter bockige Wanda angehört. Wird Völxen gegen seine eigene Tochter ermitteln?

Die Autorin:

Susanne Mischke wurde 1960 in Kempten geboren und lebt heute bei Hannover. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der »Sisters in Crime« und erschrieb sich mit ihren fesselnden Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Für das Buch »Wer nicht hören will, muß fühlen« erhielt sie die »Agathe«, den Frauen-Krimi-Preis der Stadt Wiesbaden. Ihre Hannover-Krimis haben über die Grenzen Niedersachsens hinaus großen Erfolg. (Quelle: Piper Verlag)

Reflektionen:

Susanne Mischke hat mit ‚Einen Tod musst du sterben‘ einen soliden, eher ruhigeren Kriminalroman geschrieben. Auch wenn das Verbrechen von äußerster Brutalität zeugt, so liest sich der Krimi dennoch in einem etwas gemäßigten Tempo. Mir fehlte ein bisschen Pfiff und Power, aber Susanne Mischke stimmt mich mit ihrem sehr schönen Schreibstil und den wirklich interessant erschaffenen Charakteren wieder milde.

Der Schreibstil ist federleicht und in einer sehr klaren Sprache zu lesen. Susanne Mischke legt Wert auf das Drumherum, auf Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten, die sie geschickt und intelligent in die Handlung schreibt. Dadurch wird die Handlung sehr harmonisch und vollständig und ich kann mir Schauplätze, Ereignisse und Figuren sehr gut vorstellen. Die Spannung gleicht einem roten Faden, der jedoch nur selten in die Höhe ausschlägt, aber dennoch mag ich es, dieses Buch zu lesen und bin gut unterhalten.

Das Thema dieses Kriminalromans befasst sich unter anderem mit dem immer wieder aktuellen Thema Bioprodukte. Hier geht es um Eier, die der Hofbesitzer Falkenberg als solche verkaufte obwohl er sie per Lkw aus Polen bezog. Nachvollziehbar, dass es da zu Unmut im Umfeld kommt und eventuell dort ein Mordmotiv zu suchen ist.

Interessant beschreibt die Autorin den Konflikt zwischen Ermittler und Vater und zwischen Tochter und Tierschutzaktivistin. Wer gewinnt die Oberhand, der Vater oder der Ermittler? Was ist der Tochter wichtiger, die Tierschutzorganisation oder ein friedliches Familienleben? Und zu guter Letzt, wie verhält sich die Mutter, die plötzlich zwischen zwei Stühlen sitzt. Hier fand ich die Handlungen und auch die Gedanken von Vater, Tochter und Mutter sehr authentisch dargestellt.

Die zweite Thematik dieses Kriminalromans bezieht dich auf den Handel mit Organen, denn dem Toten Falkenberg wurde das Herz entnommen, das er vormals als Organspende erhalten hatte.

In diesem Kriminalroman wimmelt es von Figuren, die alle scheinbar ein Mordmotiv haben. Diese Figuren sind teilweise miteinander verstrickt und fast jeder kennt hier jeden. Manches kam mir sehr konstruiert vor, manchmal wäre weniger etwas mehr gewesen, aber insgesamt empfand ich die Leben der Protagonisten gut in Szene gesetzt.

Der etwas kauzige, eher ruhige und harmoniebedürftige Ermittler ist sympathisch und auch sein Team kann sich sehen lassen.

Dieses Buch war sehr nett, aber ich mag es dann doch lieber etwas spannender und rasanter.

Fazit und Bewertung:

Ein solider Kriminalroman in einem schönen Schreibstil, mit interessanten Figuren und einem sehr sympathischen Ermittler. Allerdings hätte diesem Krimi etwas mehr Tempo gut getan.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Tue Böses und ernte Gutes – Spannend, authentisch und außergewöhnlich

Berlin Gangstas
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Kolja ist Russe und Kemal Türke.
Sie sind Berliner Gangstas.
Zusammen sind sie KOKE.
Sie sind Geschäftspartner und
die besten Freunde ever.
Kolja und Kemal schleusen Flüchtlinge nach Europa und,
sie ...

Kolja ist Russe und Kemal Türke.
Sie sind Berliner Gangstas.
Zusammen sind sie KOKE.
Sie sind Geschäftspartner und
die besten Freunde ever.
Kolja und Kemal schleusen Flüchtlinge nach Europa und,
sie haben ein gemeinsames Ziel:

Flüchtlinge sollen fair und auf menschliche Weise ins Wohlstandsparadies Deutschland geschleust werden. Sie wollen Flüchtlinge retten. Sie quetschen Flüchtlinge nicht in Lkws, um sie beispielsweise im nächsten Bordell abzuliefern, wo sie dann ihr Leben lang Schulden abarbeiten müssen. KOKE ist seriös und am Wohle des Menschen orientiert. Es gibt kein Kleingedrucktes und alles geht fair zu.

Doch Berlins Unterwelt ist voller Gangstas. Einer von ihnen will KOKE zwingen ihre Route zu ändern. KOKE soll Drogen und Waffen transportieren und Kinder, die zur Prostitution vorgesehen sind, unterwegs aufnehmen. Als sich die beiden weigern, erklärt ihnen ein Hardcore-Gangster den Krieg. Doch bevor sich KOKE geschlagen gibt, halten sie an ihrem Gutmenschentum fest und geben sich äußerst kämpferisch. Doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes und sie finden sich plötzlich inmitten eines brutalen Alptraums wieder.

Der Autor:

Stefan Schweizer, geboren 1973, lebt in einer deutschen Großstadt. Er bewegt sich gerne in fremden Kulturen, in exotischen subkulturellen Milieus und ist Grenzgänger zwischen den Scenes: ob psychedelische Jam-Bands, Techno-Szene oder Rap-Bewegung – Berührungsängste hat er keine. Seit 2012 veröffentlicht er Belletristik. BERLIN GANGSTAS ist der neue, moderne Gesellschaftsroman. (Quelle: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag)

Reflektionen:

Der Roman beginnt mit einem Prolog, der nur vier Buchstaben auf einer ansonsten leeren Seite präsentiert:

F. d. s., A!

(Übersetzt: Fick dich selber, Arschloch!)

Da musste ich das erste Mal schmunzeln und ich hatte auf den nachfolgenden, dicht bedruckten 449 Seiten noch einige Male guten Grund dazu. Aber, ich war auch berührt, zwischendurch sogar aggressiv, dann wütend und im Neugierde-Modus total unter Spannung, den Stil genießend und unendlich erleichtert, über ein klasse Showdown und ein geschicktes und gutes Ende.

BERLIN GANGSTAS ist mein viertes Buch, das ich von Autor Stefan Schweizer lese. Es ist so wunderbar, wenn man als Leser spürt wie sich schriftstellerisches Potenzial in Gold verwandelt, wenn man deutlich erkennt wie sich der Stil weiterentwickelt und unumstößlich gefestigt hat. Wenn dann der Stil und die Sprache noch so außergewöhnlich sind, dass der Wiedererkennungswert auf 100 % steigt und die Handlung zu einem Lese-Highlight des Jahres wird, dann schätzt man sich als Leser sehr glücklich, die Bücher dieses Autors genießen zu dürfen.

Bei dieser Rezension habe ich ernsthaft Sorge, dass meine Worte diesem außergewöhnlichen Roman nicht gerecht werden könnten, denn zu speziell ist der Stil, den ich kaum mit Sätzen umschreiben vermag.

Ich versuche es:

Die Handlung umfasst Themen wie Migration, Ausländerkriminalität, Integration, Kriminalität und Korruption. Es geht um das Schleusen von Flüchtlingen, Drogengeschäfte- und deren Konsum, Waffenhandel, um innige, wahre Freundschaft und um Familie und Clans. Der Schauplatz des Romans ist Berlin, doch er könnte in jeder größeren Stadt in Deutschland spielen, in der die Kriminalitätsrate auf hohem Niveau agiert.

Die Handlung ist dicht. Sehr dicht sogar. Mir fällt kaum ein Roman ein, der so dicht an dicht mit Figuren spielt, Informationen ausschüttet ohne überladen zu wirken und der sehr lebendige Dialoge, inklusive einer außergewöhnlichen Sprache bietet.

Die Sprache ist ein äußerst kurzweiliger Gangstas-Slang. Er lädt trotz der ernsten Thematiken immer wieder maßvoll zum Schmunzeln ein. Das Besondere, wie ein Sahnehäubchen oben auf ist, dass dieser Slang in Dialogen zwischen Kemal und Kolja zusätzlich viele fundierte Fakten mitliefert. Diese betreffen die oben genannten inhaltlichen Thematiken, das Zeitgeschehen, Politisches und und und. Stefan Schweizer hat es glanzvoll gemeistert, seine gewissenhaften Recherchen über 9/11, RAF, Bad Kleinen und NSU fluffig leicht und doch anspruchsvoll in die Dialoge hineinzuschreiben ohne den Leser in irgendeiner Weise damit zu überfordern.

Die Spannung ist prompt da. Sie explodiert zwischendurch und verliert nie an Fahrt. Für mich ein echter Page-Turner, den ich kaum aus der Hand legen kann.

Die eigensinnigen, authentischen Figuren Kemal und Kolja sind definitiv sehr liebevoll gezeichnet. Aber auch die anderen, die bösen Figuren, zeugen von intensiver Charakterisierung. Die Charaktere sind sehr detailliert erschaffen und auch hier nehme ich als Leser so viele Charaktereigenschaften von ihnen auf, dass ich ein sehr reales Bild der Protagonisten im Kopf habe. Auch hier erneut eine Besonderheit. Alle Figuren besitzen auch eine persönliche Gedankenwelt, an die Stefan Schweizer seine Leser intensiv teilhaben lässt. Dadurch gewinnt der Roman an Authentizität. Denkt man darüber nach was in diesem Roman geschieht, dann schockt die Wirklichkeit zutiefst und einmal mehr. Überhaupt ist die Handlung von Tiefgründigkeit gesegnet, die ich so liebe, wenn ich lese.

Stefan Schweizer spielt auch mit Perspektiven, die von Kapitel zu Kapitel zu Figuren springen. Der Wechsel ist für den Leser jederzeit nachvollziehbar und so bildet sich ein übersichtliches Gesamtbild, aller handelnden Figuren und Ereignissen.

Kemal und Kolja haben in ihrem bisherigen Leben schon viel erlebt. Der eine haute drauf wie Rambo, der andere hatte die Taliban zum Freund. Doch nun wollen sie Menschen helfen, sie retten und human behandeln. Als der Hardcoregangster auftaucht und die beiden in die Knie zwingen will, geraten diese in einen Konflikt. Sie stellen nämlich fest, dass sie scheinbar Böses tun müssen, um Gutes zu erreichen. Diesen Konflikt hat Stefan Schweizer bestens in Szene gesetzt und dieser begleitet den Leser durch die gesamte Geschichte.

BERLIN GANGSTAS ist als Großstadtroman deklariert, doch die Zuordnung des Genres ist für mich wenig nachvollziehbar. Für mich ist BERLIN GANGSTAS ein Kriminalroman, der mit manch einem Thriller-Element aufwartet. Ich hoffe sehr, dass die Krimi-Fans diesen Roman auch wirklich entdecken, denn als Krimi-Fan suche ich selten unter Romanen einen Kriminalroman.

Fazit und Bewertung:

Ein intelligenter und aktueller Gesellschaftsroman, den ich im Genre Kriminalroman platziert hätte. Er ist sehr lesenswert, spannend und gesellschaftskritisch, vor allem aber in einem besonderen Stil der fesselt und sehr kurzweilig unterhält.

Meine absolute Leseempfehlung an die Leser, die gern etwas Neues entdecken möchten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Viel Hype um wenig – Ein unspektakulärer Thriller

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
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Aus dem trauten und glücklichen Familienleben wird ein Alptraum, als zwei entflohene Häftlinge in das abgeschiedene Traumhaus der Familie Tremont eindringen. Sandra und die 15 jährige Tochter Ivy werden ...

Aus dem trauten und glücklichen Familienleben wird ein Alptraum, als zwei entflohene Häftlinge in das abgeschiedene Traumhaus der Familie Tremont eindringen. Sandra und die 15 jährige Tochter Ivy werden als Geiseln genommen, während die Täter den Vater brutal zusammenschlagen. Sandra kennt einen der Männer nur zu gut, doch diesen betreffenden Teil ihres Lebens hat sie ihrer Familie bis heute verschwiegen.

Die Autorin:

Bereits im Alter von zwei Jahren, während andere Kinder gerade das Sprechen in ganzen Sätzen lernen, diktierte Jenny Milchman ihrer Mutter Geschichten, die diese für sie aufschreiben musste. Mit fünf war ihr dann vollkommen klar, dass sie später einmal Schriftstellerin werden möchte. Um jedoch ein sicheres Standbein neben dem Schreiben zu haben, studierte sie Psychologie. Den Wunsch, Autorin zu werden, hegte sie jedoch weiterhin und 2013 wurde ihr Traum mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans "Cover of Snow" Realität. Mittlerweile sind weitere zwei Bücher von Jenny Milchman erschienen, die ebenfalls in das Thriller-Genre fallen. (Quelle: LovelyBooks)

Reflektionen:

Night Falls hat mich enttäuscht. Überall ist mir dieses Buch begegnet und ich hatte entsprechend hohe Erwartungen.

Familie Tremont lebt in einem Traumhaus in äußerst abgeschiedener Lage. Vater Ben leitet ein Unternehmen für Off Road Adventures, während die Mutter als Therapeutin in einer psychiatrischen Abteilung einer Klink arbeitet. Tochter Ivy ist 15 Jahre alt und im pubertären Alter.

Die Geschichte startet mit typischem Pubertätsgehabe, dass die 15 jährigen Tochter gegenüber ihrer Mutter an den Tag legt. Es entfacht ein Streit, in dem Ivy ihre Mutter unter anderem als Lügnerin bezichtigt, auf die Mutter Sandra nicht eingeht. Die bezichtigte Lüge hätte in diesem, spätestens im nächsten Kapitel aufgegriffen werden müssen, denn sie wiegt schließlich schwer. Als Leser möchte ich mehr darüber erfahren, warum die Tochter die Mutter der Lüge bezichtigt, doch diese Information bleibt Kapitel um Kapitel aus. Es kommt mir so vor, als wenn die Lüge schon mal in die Handlung gestreut wird, weil sie letztendlich später in die Handlung passt, aber es wird nie eine Antwort darauf geben, wie Ivy überhaupt darauf kommt, dass Mutter Sandra in einer bestimmten Sache gelogen haben soll.

Unglücklich langatmig nimmt die Geschichte seinen Lauf, ohne dass wirklich interessantes passiert. Auch ein zweiter Handlungsstrang, der von einem Gefängnis Ausbruch erzählt, lässt mich weiter ermüdend vor mich hin lesen. Die ausgebrochenen Häftlinge haben nur ein Ziel, dass Haus von Familie Tremont zu erreichen.

Erst gegen Mitte des Buchs kommt es zu Szenen die mich ansatzweise fesseln und mich kurzweilig spannend unterhalten. Dialoge werden interessanter und das Geschehen wird endlich „etwas“ komplexer und somit „etwas“ anspruchsvoller.

Es ist nicht so das Jenny Milchmans Stil uninteressant wäre oder ihre Sprache ausdruckslos, doch weder Stil noch Sprache können hier die Handlung, einem Thriller ebenbürtig, genug bereichern.

Interessant hingegen empfand ich die Charakterzeichnung der aus dem Gefängnis ausgebüxten Figur Harlan. Harlan ist von der Statur her ein Riese, der jedoch nur mit einem kleinen Hirn gesegnet ist. Im Grunde besitzt er ein gutes Herz, doch Zeit seines Lebens ist er es gewohnt Anweisungen entgegen zu nehmen und wird so von allen manipuliert, in diesem Fall von Nick, der ihn schaurige Dinge tun lässt. Harlan trägt ein kleines Fellbüschel in seinen Schuhen, welches er irgendwann der Tochter Ivy zeigt, dass er dann liebevoll auf einem Kissen bettet und streichelt. Es handelt sich um ein Stück des Teddys, seiner Schwester. Die Geschichte Harlans fand ich sehr rührend, denn im Zuge der Geiselnahme wächst eine kleine positive Beziehung zu Ivy, die Harlan ein wenig Selbstwertgefühl einhaucht und ihn aufmuntert seine eigene Meinung zu bilden und zu äußern. Die Konflikte die aus dieser Situation, zwischen Täter und Opfer entstanden sind, fand ich gut dargestellt.

Alle anderen Figuren erschienen mir sehr blass und auch wie schon tausend Mal dagewesen. Mir fehlte jegliche Power und Spannung, die mich sonst bei einem Thriller an die Seiten presst.

Die Perspektiven wechseln zwischen den Häftlingen und der Familie Tremont, teilweise finden Rückblicke statt. Mit etwas Kopfschütteln habe ich drei Kapitel gelesen, die aus Sicht des Hundes Mac geschrieben waren, dass passte dann überhaupt nicht mehr in einen Thriller. Ich habe das zähe Buch zu Ende gelesen, bleibe jedoch enttäuscht zurück.

Fazit und Bewertung:

Ein unspektakulärer Thriller, der nur sehr gemäßigte Spannung bereithält. Den Hype um dieses Buch kann ich absolut nicht nachvollziehen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die (Be-)Deutung der Literatur und ihr Sinn im Leben

Der Sinn des Lesens
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Während des Paris-Marathons 2012 läuft Pieter Steinz seine persönliche Bestzeit. Ein Jahr danach, raubt ihm eine leichte Windbrise gnadenlos den Atem. Fortan lauscht er dem Wetterbericht, um 'den' Weg ...

Während des Paris-Marathons 2012 läuft Pieter Steinz seine persönliche Bestzeit. Ein Jahr danach, raubt ihm eine leichte Windbrise gnadenlos den Atem. Fortan lauscht er dem Wetterbericht, um 'den' Weg zur U-Bahn zu wählen, bei dem er den Wind im Rücken hat, um sein Büro selbstständig zu erreichen. Er ist immer mehr erschöpft und sogar Gesellschaft scheint ihn zu ermüden.

Im Sommer 2013 erfährt der niederländische Journalist, Literaturkritiker und Buchautor Pieter Steinz, dass er an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS erkrankt ist. Diese bittere Tatsache nimmt er zum Anlass und schreibt 52 Essays. Er liest erneut seine Lieblingsbücher, von seinen liebsten Autoren (Charles Dickens, Alexandre Dumas, Shakespeare, Proust, Astrid Lindgren, Thomas Mann, Kafka, Oscar Wild und weitere große Autoren), und er setzt seine Krankheit und seinen körperlichen Verfall in Beziehung zur Weltliteratur.

Die Symptome seiner Krankheit interpretiert er in die gelesene Literatur hinein. Beispielsweise leidet Pieter Steinz unter dem Symptom des Stimmverlusts, den er thematisch in dem Märchen die kleine Meerjungfrau (Hans Christian Andersen) wiederfindet. Darin muss sich die kleine Meerjungfrau entscheiden, ob sie Tanzen oder Sprechen möchte.

Der Autor:

Pieter Steinz, geb. 1963 in Rotterdam, arbeitete über zwanzig Jahre als Redakteur und Buchkritiker bei der Tageszeitung NRC Handelsblad und wurde 2012 Direktor der niederländischen Stiftung für Literatur. Neben zahlreichen Artikeln und Buchbesprechungen ist er in den Niederlanden ein weit geschätzter und vielfach ausgezeichneter Verfasser glänzend geschriebener Sachbücher über Kunst, Kultur und vor allem Literatur. (Quelle: Reclam Verlag)

Zitat von Pieter Steinz

„In der Anfangsphase meiner Krankheit hatte ich bereits eine Menge verrückter Geschichten erlebt, in denen untätige Mediziner, Ärzte, die diese Bezeichnung nicht verdienen, und Bekannte, die sich mit der Krankheit ALS keinen Rat wussten, eine Hauptrolle spielten. Eine Freundin, die bei der Zeitung arbeitete, bestand darauf, dass ich sie aufschreibe, doch ich wollte den vielen schon existierenden Krankengeschichten nicht noch eine weitere hinzufügen. Da kam mir der Gedanke, dass ich die diversen Aspekte meiner Situation mit der Literatur verbinden könnte, die ich gerade las oder die ich gelesen hatte – denn das hatte ich schließlich mein Leben lang getan: als Genussleser und als Kritiker.

Live by the book, die by the book.

Bei den etwa sechzig von mir ausgewählten Werken handelt es sich übrigens nicht nur um meine Lieblingsbücher: Manchmal habe ich mich auch für eines entschieden, weil es perfekt illustrierte, was ich in einem bestimmten Moment fühlte oder dachte.“ (Quelle: Reclam Verlag/Im Gespräch mit Pieter Steinz)

Reflektionen:

Schon an dieser Stelle möchte ich Lesern den „Den Sinn des Lesens“ sehr ans Herz legen. Jeder Literaturliebhaber hat bereits von Pieter Steinz Lieblingsautoren gelesen und ich verspreche, dass dieses Werk sehr bereichern und beeindrucken wird. Es lädt zum Schmunzeln ein, wenn Pieter Steinz beispielsweise über seine Lebensader aus Plastik schreibt (Magensonde) oder wenn er hilflos TV-Koma-Glotzen und Koma-Lesen betreibt und beschreibt. Der Sinn des Lesens produziert auch Wut und schier unerträgliche Hilflosigkeit und er lässt ein Meer aus Tränen entstehen.

Pieter Steinz Talente sind sein besonderes Gespür für die Literatur und sein kunstvolles, schriftstellerisches Können. Die 52 Essays gewähren dem Leser nicht nur Einblicke in die großartige Weltliteratur sondern auch in den Alltag des erkrankten Autors, nach der bitteren Diagnose ALS (Amyothrophen Lateralsklerose).

ALS ist eine seltene und unheilbare Nervenkrankheit. Sie ist der aggressive Bruder der Multiplen Sklerose und sie betrifft die Nervenzellen, die die Muskulatur versorgen. Pieter Steinz ist von der bulbären Form betroffen, mit der die kürzeste Lebenserwartung einhergeht und die als erstes das Atemzentrum betrifft, bis hin zur Lähmung der Atemmuskulatur. Innerlich plaudert er nach wie vor wie ein Wasserfall, doch inzwischen wollen seine Worte nur elendig schwerfällig über seine Lippen gleiten.

Erschreckend nüchtern und ehrlich gerade heraus erzählt Pieter Steinz von seiner Krankheit, inklusive seiner peinlichsten Momente und schätzt sich dabei dennoch glücklich, dass seine Hände noch nicht gelähmt sind, sodass er noch schreiben kann. Ihm ist es bewusst dass er seinen Stapel ungelesener Bücher nicht mehr schaffen wird zu lesen, denn die Zeit dafür ist zu kurz, seine Leseposition raubt ihm bereits den Atem als betreibe er einen Spitzensport und Proust ist ihm längst zu schwer.

Wer nun glaubt dass Pieter Steinz verbittert und klagend von seiner Krankheit schreibt, dem sei gesagt, dass er dies nicht tut. Sicher hadert er mit seinem unerbittlichen Schicksal, doch er ist auch dankbar, dass er mit seiner Familie bisher ein sehr glückliches Leben gelebt hat und dass er einen Beruf ausübt, der ihn absolut erfüllt. Dieses Wissen schenkt ihm eine innere Zufriedenheit, die man sich als Leser nur sehr schwer vorstellen kann, die man jedoch jeder seiner Zeilen entnehmen kann.

Pieter Steinz betrachtet in diesem Werk die Literatur und seine Krankheit ernst, lebensfroh und sogar humorvoll. Oft bringt er mich mit seinen Anekdoten und Interpretationen zum Schmunzeln und ich frage mich, ob es hinsichtlich seines Leids angemessen ist, dies zu tun. Ich teile seine Emotionen wie Wut und Hilflosigkeit gegenüber Situationen, in denen Ärzte, Lebensumstände, Hindernisse im Alltag und der körperliche- wie seelische Schmerz, die eine große Rolle in seinem Leben einnehmen. Manchmal klappe ich zutiefst berührt und traurig den Buchdeckel zu und versuche meine Tränen wegzublinzeln und all das Gelesene auszuhalten. Doch dann klärt sich mein Blick wieder, denn Pieter Steinz große Liebe zur Literatur ist so deutlich zu spüren, dass ich all seine Essays auch sehr genießen kann.

Fazit und Bewertung:

Der Sinn des Lesens ist ein wundervolles Werk und ich empfehle es jedem Literatur-Liebhaber.

Vielen Dank an meinen lieben Nachbarn Gerd, der mir dieses besondere Buch geschenkt hat, dass von nun an einen ganz besonderen Platz in meinem Bücherregal einnimmt. Dr. Gerd Busse arbeitet seit vielen Jahren mit Pieter Steinz zusammen und er übersetzte dieses Werk aus dem Niederländischen.

Ich werde Pieter Steinz noch vieler meiner Gedanken schenken.