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Veröffentlicht am 15.09.2016

Flammen aus Hass – Ein lesenswerter Psychothriller

Hotline
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Die vier Freunde Chris, Paula, Konrad und Rick betreiben als Gemeinschaftsprojekt eine Beicht-Hotline. Eines Tages meldet sich eine anonyme Anruferin und kündigt an, ihr neugeborenes Kind lebendig zu begraben. ...

Die vier Freunde Chris, Paula, Konrad und Rick betreiben als Gemeinschaftsprojekt eine Beicht-Hotline. Eines Tages meldet sich eine anonyme Anruferin und kündigt an, ihr neugeborenes Kind lebendig zu begraben. Zunächst gehen die vier von einem verdammt üblen Scherz aus, doch bald müssen sie erfahren, dass es die Anruferin ernst meint. Ricks und Paulas erste Recherchen führen sie auf einen Friedhof, auf dem sie eine Babypuppe aus einem Kreis von Grablichtern ausgraben. Als sich die mysteriöse Anruferin erneut bei der Hotline meldet, kündigt diese an, dies sei erst der Anfang.

Die Autorin:

Mitte der Achtziger strandete die Saarländerin Jutta Maria Herrmann in Berlin, studierte Germanistik und Filmwissenschaften, sympathisierte mit der Hausbesetzerszene und stürzte sich ins Nachtleben. Sie war u.a. als Buchhändlerin, Putzfrau, Sekretärin, Synchrondrehbuch-Autorin und Veranstalterin von Punkkonzerten tätig. Heute arbeitet sie für eine Tageszeitung und lebt mit ihrem Mann, dem Autor Thomas Nommensen, vor den Toren Berlins. Ihr Psychothriller „Hotline“ ist im Knaur Verlag erschienen. (Quelle: Droemer Knaur Verlag)

Reflektionen:

Hotline ist der Debütroman von Autorin Jutta Maria Herrmann, den ich längst gelesen haben wollte. Ohne Umschweife und wunderbar schnörkellos startet die Geschichte und ich bin prompt inmitten des Geschehens, als eine geheimnisvolle Anruferin erschreckende Ankündigungen tätigt.

Die Thematik geht unter die Haut, denn wer ist nicht betroffen, wenn ein Neugeborenes lebendig begraben werden soll. Dieser Umstand allein treibt mich schon zügig durch die Seiten. Da der Schreibstil von Jutta Maria Herrmann sehr angenehm und leicht zu lesen ist und ihre Sprache im Ausdruck klar und unverblümt auf meiner Wellenlänge agiert, kann ich das Buch nur schwer aus der Hand legen.

Jutta Maria Herrmann hat mit den vier Hauptprotagonisten Konrad, Chris, Rick und Paula überwiegend sympathische Protagonisten erschaffen. Die authentischen Charaktere werden dadurch unterstrichen, dass nicht alle Handlungen und Gedankengänge der Figuren sympathisch rüber kommen und sie so sehr menschlich wirken. Ecken und Kanten hat hier jeder und jeder hat auch ein sehr persönliches, sorgenvolles Päckchen zu tragen. Alle Viere besitzen eine Lebensgeschichte, innerhalb derer das Motiv für die angekündigte, grausame Tat der mysteriösen Anruferin zu finden sein könnte. Die Verknüpfungen der einzelnen Lebensgeschichten, die im Haupterzählstrang zusammen laufen, fand ich sehr gelungen.

Die Perspektiven springen maßvoll und geschickt von Figur zu Figur und jeweils von der Vergangenheit zur Gegenwart. Dadurch knistert die Spannung gleichbleibend gut, auch wenn ich mir davon noch ein bisschen mehr gewünscht hätte. Für mich gab es ein paar Längen, über die ich aber sehr gern hinweg gelesen habe.

Überrascht hat mich gegen Ende eine Wendung, die mir kurz den Atem raubte, denn damit hatte ich nicht mehr gerechnet. Wunderbar angenehm fand ich es, dass die Autorin am Ende Offenes auflöste und so eine harmonische Geschichte erzählte.

Ich kann es kaum abwarten, Jutta Maria Herrmanns zweiten Psychothriller „Schuld bis du“ zu lesen.

Fazit und Bewertung:

Ein empfehlenswerter Psychothriller mit interessanten und sympathischen Charakteren, der mich sehr gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vier Romane in einem Buch von Tess Gerritsen

Heißkalte Angst
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Vier Romane in einem Buch von Tess Gerritsen

Angst in deinen Augen

Zweimal rettet der Cop Sam der Krankenschwester Nina das Leben. Er sieht die Angst in ihren Augen und verliebt sich in Nina. Aber solange ...

Vier Romane in einem Buch von Tess Gerritsen

Angst in deinen Augen

Zweimal rettet der Cop Sam der Krankenschwester Nina das Leben. Er sieht die Angst in ihren Augen und verliebt sich in Nina. Aber solange er nicht weiß, wo ihr grausamer Feind lauert, darf er sich nicht zu seinen Gefühlen bekennen!

Sag niemals stirb

Wilone will in Vietnam die Wahrheit über das Schicksal ihres spurlos verschwundenen Vaters herausfinden. Begleitet von dem attraktiven Biologen Guy, begibt sie sich auf eine lebensgefährliche Suche – denn ein unberechenbarer Widersacher ist ihnen stets einen Schritt voraus.

Gefährliche Begierde

Hat Miranda wirklich seinen Halbbruder Richard umgebracht? Anfangs ist Chase fest davon überzeugt, bald wachsen seine Zweifel. Wenn die Frau, deren Ausstrahlung ihn so fesselt, es aber nicht war … Wer hat Richard dann auf dem Gewissen?

Der Anruf kam nach Mitternacht

Auf der Suche nach dem Mörder ihres Mannes hat Sarah nur einen Verbündeten: den verführerischen Nick O`Hara. Noch bevor sie verstehen, was passiert, sind sie jedoch Gejagte in einem riskanten Spiel, in dem Informationen alles und Menschenleben nichts bedeuten.

Die Autorin:

Tess Gerritsen war Ärztin, bevor sie zum Schreiben kam. Und vielleicht wäre sie nie Schriftstellerin geworden, hätte sie nicht zuvor als Ärztin gearbeitet: Denn nach ihrem Medizinstudium an der Stanford University und der University of California ging sie für ihre praktische Ausbildung nach Honolulu auf Hawaii. Eine ihrer Patientinnen dort war besorgt, dass ihre junge Ärztin nicht genug Entspannung hatte. Und so gab sie ihr einige Liebesromane. Tess Gerritsen las die Bücher und war sofort begeistert von dem gefühlvollen und spannenden Genre. So kam sie auf die Idee, selbst ein Buch zu schreiben.

Aber erst als sie nach der Geburt ihres ersten Sohnes eine Mutterschaftspause einlegte, fand sie auch die Zeit dazu. Ihre ersten Schreibversuche waren, wie sie sagt, nicht mehr als "Probebücher", aber es dauerte nicht lange, bis sie ihren ersten Liebesroman verkaufte. Die Kombination von fesselnden Stories und tiefgehenden Emotionen machte ihre Bücher sofort zu einem Erfolg.

Sie schrieb weitere romantische Thriller und klassische Krimis. In viele Bücher bringt sie ihre fundierten medizinischen Kenntnisse ein, durch die sie eine einzigartig glaubwürdige Atmosphäre erzeugt. 2002 wurde sie mit einem RITA Award im Bereich Romantic Suspense ausgezeichnet, dem wichtigsten Preis für Liebesromane in den USA. Bisher hat sie 21 Bücher veröffentlicht, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt werden. Ihre Bücher erobern regelmäßig die vordersten Plätze der renommierten New York Times Bestsellerliste.

Reflektionen

Heisskalte Angst beinhaltet vier Romane der Bestseller-Autorin Tess Gerritsen, auf 668 Seiten. Das Buch lag wirklich schwer in der Hand und dieses Mal konnte mich die Autorin nicht ganz in den Bann ihrer Geschichten ziehen. Die einzelnen Romane sind durchaus lesenswert, doch vor allem bei den ersten zwei Romanen hatte ich das Gefühl, dass die Handlung unter den wenigen zur Verfügung stehenden Seiten hineingepresst wurde.

Tess Gerritsen setzt in diesen Geschichten sehr viel an möglicher, vom Leser zu erdenkender Handlung voraus. Dialoge kommen zu kurz, Hintergrundinformationen fehlen, die Figuren sind nicht sonderlich fein und ausführlich genug gezeichnet und die Charaktere bleiben blass. Insgesamt bleibt mir nur der Eindruck, nicht besonders in sich harmonische Romane gelesen zu haben.

Alle vier Romane wurden von unterschiedlichen Übersetzern geschrieben. Der Schreibstil, der Ausdruck und auch die Sprache könnten nicht unterschiedlicher sein. Vergleicht man als Leser, dann liest man zwischen Himmel und Erde, zwischen Schwarz und Weiß und zwischen schwach und gut.

Tess Gerritsen hat mich schon sehr oft beeindruckt und spannend unterhalten, aber bis auf die letzte, sehr spannende Geschichte im Buch, hielt sich meine Lesefreude stark in Grenzen. Die Handlungen sind gewohnt gut, doch ein paar Seiten mehr hätten den Romanen gut getan. Dieses Mal bleibe ich so enttäuscht zurück.

Mein Fazit:

Heisskalte Angst beinhaltet vier interessante Romane, die jedoch in dessen Kürze nicht besonders ausdrucksstark rüber kommen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Meerjungfrauen der Tiefe

Der Jungfrauenmacher
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Valandsiel - Nordsee: Nach einer Sturmflut wird die Leiche einer brutal zugerichteten jungen Frau an den Strand gespült. Der Zustand der Toten gibt dem Polizeichef Knut Jansen und der soeben erst aus den ...

Valandsiel - Nordsee: Nach einer Sturmflut wird die Leiche einer brutal zugerichteten jungen Frau an den Strand gespült. Der Zustand der Toten gibt dem Polizeichef Knut Jansen und der soeben erst aus den USA zurückgekehrten Profilerin Helen Henning Rätsel auf. Als bald darauf eine weitere weibliche Leiche angeschwemmt wird, ist sich Knut Jansen sicher, es mit einem Serienkiller zu tun zu haben. Die wenigen Spuren lassen die Ermittler lange Zeit im Dunkeln tappen und als endlich Licht in diesen undurchsichtigen Fall kommt, ahnen sie nicht, dass sie sich in große Gefahr begeben.

Autor:

Derek Meister wurde 1973 in Hannover geboren. Er studierte Film- und Fernsehdramaturgie an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg und schreibt erfolgreich Serien, abendfüllende Spielfilme fürs Fernsehen – und Romane. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe des Steinhuder Meers.

Reflektionen:

Mit großen Erwartungen bin ich an diesen Thriller heran gegangen, der in einem beschaulichen Örtchen an der Nordsee spielt. Das Flair des hohen Nordens konnte ich spüren und das salzige Meer schon fast riechen. Derek Meister versteht es Schauplätze zu beschreiben, um mich als Leser in eine andere Welt zu entführen.

Derek Meisters Schreibstil ist flüssig zu lesen und manchmal war er mir sogar zu federleicht. Beim sehr bewussten lesen stockte ich jedoch manchmal, da ich mich an Authentizitäten zweifelnd noch einmal rückversichern wollte, ob etwas tatsächlich so gemeint beziehungsweise ob etwas so geschehen war. Ja ich weiß, ich suche zu viel nach Authentizität und nehme zu viel Fiktives nicht gern als gegeben hin. Die Sprache des Autors und die gekonnte Fähigkeit Absätze neben den Fakten auszuschmücken, gefiel mir.

Die Geschichte ist gelungen komplex kreiert und die Perspektivwechsel füttern die Spannung. Doch erst im letzten Drittel war ich wirklich von ihr angetan und beeindruckt und bis dahin genoss ich lediglich eine gut durchdachte, harmonische und stimmige Story.

Die Protagonisten machten es mir leider nicht sehr leicht sie zu mögen. Einerseits war mir der Polizeichef des Örtchens Knut Jansen durchaus sympathisch, doch er wurde äußerst naiv dargestellt und verlor so an Sympathie. Welcher Polizeichef muss sich bitte erkundigen, wie man einen Durchsuchungsbeschluss beantragt und das auch noch bei seinem Vater, dem ehemaligen Leiter dieser Polizeistation. Klar, man könnte jetzt argumentieren, der Ort ist so friedlich, dass er das bisher in seinen jungen Jahren noch niemals beantragen musste, doch diese und weitere ähnliche Situationen gefielen mir nicht sonderlich, denn erst gegen Ende der Geschichte gewann Knut an gesundem Selbstvertrauen.

Die Figur der Profilerin Helen Henning war interessant und sie war mit einem kräftigen Selbstbewusstsein ausgestattet. Sie kam aus den USA zurück, um eine Erbschaftsangelegenheit zu klären. Dabei traf sie auf Knut Jansen, den sie bei den Ermittlungen mit interessantem Expertenwissen über Kinesik unterstützte. Insgesamt blieb mir diese Figur jedoch auch ein bisschen zu blass.

Knut und Helen sind im Umgang miteinander ein wenig wie Feuer und Eis. Letztendlich lösen sie jedoch den Fall gemeinsam, auf unterschiedliche Art und Weise.

Um die Charaktere der Figuren herum, die als mögliche Täter in Erscheinung traten, sponn Derek Meister Lebensumstände, dramatische Ereignisse und interessante Lebensläufe, die das Rätselraten um den möglichen Täter auf interessante Weise erschwerten.

Der Showdown am Ende zeugt von einer starken Fantasie des Autors. Ich war angenehm überrascht, wie sich am Ende das komplexe Konstrukt der Handlung sinnhaft auflöste, auch wenn ich einiges etwas zu überspitzt empfand. Einige offene Fragen bleiben und sie schrauben meine Erwartungen an den zweiten Band der Knut Jansen Serie „Die Sandwitwe“, die bereits auf meinem Stapel ungelesener Bücher schlummert, auf ein hohes Niveau.

Mein Fazit:

Eine harmonisch leichte Story mit interessanten Figuren, der etwas mehr Spritziges und Gepfeffertes gut getan hätte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein bewegendes und spannendes Debüt aus geschickt verflochtenen Perspektiven mit interessanten Figuren.

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Die Journalistin Alex Dale arbeitet an einer Reportage zu Wachkomapatienten. Als Alex bei ihrer Recherche für einen Artikel auf Amy Stevensons stößt, die sich seit vielen Jahren im Wachkoma befindet, ist ...

Die Journalistin Alex Dale arbeitet an einer Reportage zu Wachkomapatienten. Als Alex bei ihrer Recherche für einen Artikel auf Amy Stevensons stößt, die sich seit vielen Jahren im Wachkoma befindet, ist der Ehrgeiz der einst brillanten Journalistin neu entfacht. Alex erahnt ein düsteres Geheimnis um Amy, doch da sie alkoholkrank ist, wird man ihren Recherchen wohl kaum Glauben schenken.

Die Autorin:

Holly Seddon wuchs im Südwesten Englands auf und leb mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Amsterdam. Sie arbeitete fünfzehn Jahre lang in verschiedenen Nachrichtenredaktionen. Als freie Journalistin schreibt sie für Magazine, Tageszeitungen und Onlinemedien.

Reflektionen:

Die Journalistin Alex Dale leidet unter der Trennung von ihrem Mann, an Einsamkeit und einem „versucht“ kontrolliertem Alkoholproblem. Die ersten Worte der Autorin zu Alexs Alkoholproblem stießen bei mir zunächst Unmut aus, denn diese Thematik wurde allzu oft von aufgegriffen und in Figuren verarbeitet. Holly Seddon hat Alex Figur jedoch gekonnt anders als „normal“ alkoholkrank dargestellt und so entpuppte sich diese Figur als besonders interessant. Das Alkoholproblem ist zwar kontinuierlich in der Geschichte präsent, doch es wird nicht sonderlich oder zu hoch gehoben. Alex ist bemüht ihr Leben in kontrollierten Bahnen laufen zu lassen, doch es gelingt ihr nur ansatzweise.

Als die 28 jährige Alex, die eine Reportage über Wachkomapatienten schreiben will, auf die Komapatientin Amy Stevensons aufmerksam wird, wird ihr journalistischer Instinkt und ihr ursprünglicher Ehrgeiz erneut entfacht. Alex möchte unbedingt herausfinden, was der tiefgründige Grund für Amys Koma ist. Sind es unglückliche Umstände oder gibt es einen Menschen der dafür verantwortlich ist? Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser immer mehr über Amy. Zunächst sind es scheinbar vergangene Gedanken die aufblitzen, bis sich nach und nach ein vollständig schlüssiges Bild ergibt, der den Charakter Amys preisgibt und die Figur formt.

Unterstütz wird Alex durch Amys damaligen Freund Jake, der heute noch immer regelmäßig an Amys Bett sitzt. Jake steht mit seiner schwierigen und besitzergreifenden Ehefrau Fiona kurz vor der Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes.

Holly Seddons Schreibstil ist federleicht und flüssig. Erließ mich geschmeidig durch die Seiten gleiten. Ihre Sprache ist unverblümt und angenehm klar.

Mehrere Handlungsstränge und Perspektiven, die zunächst für sich allein agieren, bilden sich im Laufe der Handlung zu einem großen Ganzen. Die unterschiedlichen Perspektiven ermöglichen es dem Leser die Geschichte nachzuvollziehen, zu begreifen und mit zu rätseln. Die Perspektiven bilden sich häufig durch die Gedankenwelt der Protagonisten, die es ermöglichen, die Figuren maßvoll und interessiert kennen zu lernen. Irgendwann, circa ab Mitte des Buchs hatte ich eine erste Vermutung, was der Auslöser für Amys Koma war. Ab diesem Zeitpunkt kamen mir ein paar Figuren leider vorhersehbar vor und die bis dato knisternde Spannung verpuffte ein wenig.

Insgesamt habe ich diesen authentischen Roman sehr gern gelesen und genossen. Er stimmte mich nachdenklich und machte mich betroffen. Holly Seddon ist ein meisterliches Debüt gelungen, doch ich hätte mir noch etwas mehr Tempo und eine Prise mehr Pfeffer gewünscht.

Mein Fazit:

Ein bewegendes und spannendes Debüt aus geschickt verflochtenen Perspektiven mit interessanten Figuren. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vermisstenfall - Eine spektakuläre Jagd

Germany
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Frank Decker ist Ex-Cop und Ex-Marine. Heute ist er Privatermittler, sucht nach vermissten Personen und ist ein Meister seines Fachs.

Mit seinem Freund Charlie war Decker einst im Irak und er war Trauzeuge ...

Frank Decker ist Ex-Cop und Ex-Marine. Heute ist er Privatermittler, sucht nach vermissten Personen und ist ein Meister seines Fachs.

Mit seinem Freund Charlie war Decker einst im Irak und er war Trauzeuge auf der Hochzeit des Milliardärs, dessen Ehefrau Kim, die ehemalige Schönheitskönigin, spurlos verschwunden ist.

Charlie beauftragt Decker Kim zu finden, dessen Auto im Ghetto Miamis aufgefunden wurde. Erste Hinweise deuten auf eine Entführung hin, aber schon bald sieht sich Decker dem Drogenmilieu und dem Organisierten Verbrechen gegenüber, welches einen lukrativen Menschenhandel betreibt. Die Spuren hetzen ihn quer durch den Sonnenstaat Floridas und bis in das kalte Deutschland.

Germany ist der zweite Fall für den Vermisstenfahnder Frank Decker.

Der Autor:

Don Winslow wurde 1953 in der Nacht zu Halloween in New York geboren. Seine Mutter, eine Bibliothekarin, und sein Vater, ehemaliger Offizier bei der Navy, bestärkten ihn schon früh in dem Wunsch, eines Tages Schriftsteller zu werden, vor allem die Geschichten, die sein Vater von der Marine zu erzählen hatte, beflügelten die Fantasie des Autors.

Das Sujet des Drogenhandels und der Mafia, das in vielen von Don Winslows Romanen eine Rolle spielt, lässt sich ebenso mit seinen Kindheitserfahrungen erklären: Seine Großmutter arbeitete Ende der 60er für den berüchtigten Mafiaboss Carlos Marcello, der den späteren Autor mehrere Male in sein Haus einlud.
Jeden Morgen um fünf setzt er sich an den Schreibtisch. Mittags läuft er sieben Meilen, in Gedanken immer noch bei seinen Figuren, um dann am Nachmittag weiterzuarbeiten. Winslow sagt von sich, dass er bislang nur fünf Tage durchgehalten habe, ohne zu schreiben. Es ist eine Sucht, die bis heute ein Werk hervorgebracht hat, dessen Qualität, Vielseitigkeit und Spannung Don Winslow zu einem der ganz Großen der zeitgenössischen Spannungsliteratur machen.
Don Winslow wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Krimi Preis (International) 2011 für "Tage der Toten". Für die New York Times zählt Don Winslow zu den ganz großen amerikanischen Krimi-Autoren.
Don Winslow lebt mit seiner Frau und deren Sohn in Kalifornien.

Reflektionen:

Germany ist mein erster Don Winslow Roman und es wird sicher nicht der letzte sein.

Don Winslow schreibt diese Serie aus Sicht seines Ermittlers Frank Decker in der Ich-Perspektive. Diese Perspektive ermöglicht einen tiefen Einblick in die Seele des Ermittlers, sie gewährt eine besondere Sicht auf seine Handlungen und sie lässt den Leser an Deckers Gedanken teilhaben.

Decker ist sympathisch, wenn auch etwas egozentrisch, eigenwillig und unnachgiebig. Er ist charakterstark, auch wenn ihn seine Erinnerungen an den Irakkrieg immer wieder, aber dennoch maßvoll, emotional einholen. Als leidenschaftlicher Einzelgänger und Ex-Mann lebt er eher für sich allein und liebt die Stille. Als Kim verschwindet ist es für Charlie selbstverständlich für seinen Freund Charlie, der ihm im Krieg das Leben gerettet hat, da zu sein und unentgeltlich in diesem Vermisstenfall tätig zu werden. Decker beißt sich fest und ist besessen davon, sein Versprechen Kim wiederzufinden, einzuhalten. Er ist erbarmungslos und geht mit einer kompromisslosen Härte vor.

Manchmal kam es mir so vor, als wenn Deckers Verwicklungen in Schießereien ähnlich normal wären, wie als wenn ich Schuhe shoppen gehen würde. Schuhe shoppen, ins Regal stellen, Schuhschrank zu. Dieser Umstand kam mir etwas „too much“ vor und mir fehlte etwas mehr Drumherum, als dieses emotionslose darüber hinweg rasen und abhaken. An diesen Stellen galoppierte mir der Autor zu forsch voran, als wenn die Seiten beinahe zu Neige gehen würden.

Die Geschichte beginnt und es scheint zunächst, als entwickelte sie sich zu einem harmonischen, tiefgründigem Ganzen. Doch dann folgt eine dramatische Wendung, die von nun an überwiegend, nicht immer authentisch, eine spektakuläre Jagd darstellt. Ab dieser Wendung hätte ich mir gern noch etwas mehr Tiefgang gewünscht.

Schreibstil und Sprache waren genau mein Ding. Unverblümt, dennoch detailliert und interessant präzise werden mir Figuren beschrieben, Schauplätze bildhaft gemacht und geographische so wie geschichtliche Recherchen genau wiedergegeben.

Die Figuren, unter ihnen Kim, Charlie und die Polizistin Delgado, sind in ihren Charaktereigenschaften sehr genau und auch sehr ausführlich gezeichnet. Vor allem bei den Figuren, die sich im Laufe der Geschichte wandeln, gelingt es Don Winslow meisterhaft, mich als Leser zunächst in die Irre zu schicken. Manch eine Wandlung der Geschichte ließ die Spannungskurve immer wieder auf einem hohen Niveau agieren. Bei mehreren Figuren hinterlässt der Autor mehrfach einen Aha-Effekt, wenn man geduldig ein paar kleine Längen übersteht und weiter mit Konzentration liest.

Mein Fazit:

Dieser Roman hat mich spannend unterhalten und mich interessiert lesen lassen. Ich empfehle ihn gern.