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Veröffentlicht am 15.09.2016

Vier Romane in einem Buch von Tess Gerritsen

Heißkalte Angst
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Vier Romane in einem Buch von Tess Gerritsen

Angst in deinen Augen

Zweimal rettet der Cop Sam der Krankenschwester Nina das Leben. Er sieht die Angst in ihren Augen und verliebt sich in Nina. Aber solange ...

Vier Romane in einem Buch von Tess Gerritsen

Angst in deinen Augen

Zweimal rettet der Cop Sam der Krankenschwester Nina das Leben. Er sieht die Angst in ihren Augen und verliebt sich in Nina. Aber solange er nicht weiß, wo ihr grausamer Feind lauert, darf er sich nicht zu seinen Gefühlen bekennen!

Sag niemals stirb

Wilone will in Vietnam die Wahrheit über das Schicksal ihres spurlos verschwundenen Vaters herausfinden. Begleitet von dem attraktiven Biologen Guy, begibt sie sich auf eine lebensgefährliche Suche – denn ein unberechenbarer Widersacher ist ihnen stets einen Schritt voraus.

Gefährliche Begierde

Hat Miranda wirklich seinen Halbbruder Richard umgebracht? Anfangs ist Chase fest davon überzeugt, bald wachsen seine Zweifel. Wenn die Frau, deren Ausstrahlung ihn so fesselt, es aber nicht war … Wer hat Richard dann auf dem Gewissen?

Der Anruf kam nach Mitternacht

Auf der Suche nach dem Mörder ihres Mannes hat Sarah nur einen Verbündeten: den verführerischen Nick O`Hara. Noch bevor sie verstehen, was passiert, sind sie jedoch Gejagte in einem riskanten Spiel, in dem Informationen alles und Menschenleben nichts bedeuten.

Die Autorin:

Tess Gerritsen war Ärztin, bevor sie zum Schreiben kam. Und vielleicht wäre sie nie Schriftstellerin geworden, hätte sie nicht zuvor als Ärztin gearbeitet: Denn nach ihrem Medizinstudium an der Stanford University und der University of California ging sie für ihre praktische Ausbildung nach Honolulu auf Hawaii. Eine ihrer Patientinnen dort war besorgt, dass ihre junge Ärztin nicht genug Entspannung hatte. Und so gab sie ihr einige Liebesromane. Tess Gerritsen las die Bücher und war sofort begeistert von dem gefühlvollen und spannenden Genre. So kam sie auf die Idee, selbst ein Buch zu schreiben.

Aber erst als sie nach der Geburt ihres ersten Sohnes eine Mutterschaftspause einlegte, fand sie auch die Zeit dazu. Ihre ersten Schreibversuche waren, wie sie sagt, nicht mehr als "Probebücher", aber es dauerte nicht lange, bis sie ihren ersten Liebesroman verkaufte. Die Kombination von fesselnden Stories und tiefgehenden Emotionen machte ihre Bücher sofort zu einem Erfolg.

Sie schrieb weitere romantische Thriller und klassische Krimis. In viele Bücher bringt sie ihre fundierten medizinischen Kenntnisse ein, durch die sie eine einzigartig glaubwürdige Atmosphäre erzeugt. 2002 wurde sie mit einem RITA Award im Bereich Romantic Suspense ausgezeichnet, dem wichtigsten Preis für Liebesromane in den USA. Bisher hat sie 21 Bücher veröffentlicht, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt werden. Ihre Bücher erobern regelmäßig die vordersten Plätze der renommierten New York Times Bestsellerliste.

Reflektionen

Heisskalte Angst beinhaltet vier Romane der Bestseller-Autorin Tess Gerritsen, auf 668 Seiten. Das Buch lag wirklich schwer in der Hand und dieses Mal konnte mich die Autorin nicht ganz in den Bann ihrer Geschichten ziehen. Die einzelnen Romane sind durchaus lesenswert, doch vor allem bei den ersten zwei Romanen hatte ich das Gefühl, dass die Handlung unter den wenigen zur Verfügung stehenden Seiten hineingepresst wurde.

Tess Gerritsen setzt in diesen Geschichten sehr viel an möglicher, vom Leser zu erdenkender Handlung voraus. Dialoge kommen zu kurz, Hintergrundinformationen fehlen, die Figuren sind nicht sonderlich fein und ausführlich genug gezeichnet und die Charaktere bleiben blass. Insgesamt bleibt mir nur der Eindruck, nicht besonders in sich harmonische Romane gelesen zu haben.

Alle vier Romane wurden von unterschiedlichen Übersetzern geschrieben. Der Schreibstil, der Ausdruck und auch die Sprache könnten nicht unterschiedlicher sein. Vergleicht man als Leser, dann liest man zwischen Himmel und Erde, zwischen Schwarz und Weiß und zwischen schwach und gut.

Tess Gerritsen hat mich schon sehr oft beeindruckt und spannend unterhalten, aber bis auf die letzte, sehr spannende Geschichte im Buch, hielt sich meine Lesefreude stark in Grenzen. Die Handlungen sind gewohnt gut, doch ein paar Seiten mehr hätten den Romanen gut getan. Dieses Mal bleibe ich so enttäuscht zurück.

Mein Fazit:

Heisskalte Angst beinhaltet vier interessante Romane, die jedoch in dessen Kürze nicht besonders ausdrucksstark rüber kommen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Meerjungfrauen der Tiefe

Der Jungfrauenmacher
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Valandsiel - Nordsee: Nach einer Sturmflut wird die Leiche einer brutal zugerichteten jungen Frau an den Strand gespült. Der Zustand der Toten gibt dem Polizeichef Knut Jansen und der soeben erst aus den ...

Valandsiel - Nordsee: Nach einer Sturmflut wird die Leiche einer brutal zugerichteten jungen Frau an den Strand gespült. Der Zustand der Toten gibt dem Polizeichef Knut Jansen und der soeben erst aus den USA zurückgekehrten Profilerin Helen Henning Rätsel auf. Als bald darauf eine weitere weibliche Leiche angeschwemmt wird, ist sich Knut Jansen sicher, es mit einem Serienkiller zu tun zu haben. Die wenigen Spuren lassen die Ermittler lange Zeit im Dunkeln tappen und als endlich Licht in diesen undurchsichtigen Fall kommt, ahnen sie nicht, dass sie sich in große Gefahr begeben.

Autor:

Derek Meister wurde 1973 in Hannover geboren. Er studierte Film- und Fernsehdramaturgie an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg und schreibt erfolgreich Serien, abendfüllende Spielfilme fürs Fernsehen – und Romane. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe des Steinhuder Meers.

Reflektionen:

Mit großen Erwartungen bin ich an diesen Thriller heran gegangen, der in einem beschaulichen Örtchen an der Nordsee spielt. Das Flair des hohen Nordens konnte ich spüren und das salzige Meer schon fast riechen. Derek Meister versteht es Schauplätze zu beschreiben, um mich als Leser in eine andere Welt zu entführen.

Derek Meisters Schreibstil ist flüssig zu lesen und manchmal war er mir sogar zu federleicht. Beim sehr bewussten lesen stockte ich jedoch manchmal, da ich mich an Authentizitäten zweifelnd noch einmal rückversichern wollte, ob etwas tatsächlich so gemeint beziehungsweise ob etwas so geschehen war. Ja ich weiß, ich suche zu viel nach Authentizität und nehme zu viel Fiktives nicht gern als gegeben hin. Die Sprache des Autors und die gekonnte Fähigkeit Absätze neben den Fakten auszuschmücken, gefiel mir.

Die Geschichte ist gelungen komplex kreiert und die Perspektivwechsel füttern die Spannung. Doch erst im letzten Drittel war ich wirklich von ihr angetan und beeindruckt und bis dahin genoss ich lediglich eine gut durchdachte, harmonische und stimmige Story.

Die Protagonisten machten es mir leider nicht sehr leicht sie zu mögen. Einerseits war mir der Polizeichef des Örtchens Knut Jansen durchaus sympathisch, doch er wurde äußerst naiv dargestellt und verlor so an Sympathie. Welcher Polizeichef muss sich bitte erkundigen, wie man einen Durchsuchungsbeschluss beantragt und das auch noch bei seinem Vater, dem ehemaligen Leiter dieser Polizeistation. Klar, man könnte jetzt argumentieren, der Ort ist so friedlich, dass er das bisher in seinen jungen Jahren noch niemals beantragen musste, doch diese und weitere ähnliche Situationen gefielen mir nicht sonderlich, denn erst gegen Ende der Geschichte gewann Knut an gesundem Selbstvertrauen.

Die Figur der Profilerin Helen Henning war interessant und sie war mit einem kräftigen Selbstbewusstsein ausgestattet. Sie kam aus den USA zurück, um eine Erbschaftsangelegenheit zu klären. Dabei traf sie auf Knut Jansen, den sie bei den Ermittlungen mit interessantem Expertenwissen über Kinesik unterstützte. Insgesamt blieb mir diese Figur jedoch auch ein bisschen zu blass.

Knut und Helen sind im Umgang miteinander ein wenig wie Feuer und Eis. Letztendlich lösen sie jedoch den Fall gemeinsam, auf unterschiedliche Art und Weise.

Um die Charaktere der Figuren herum, die als mögliche Täter in Erscheinung traten, sponn Derek Meister Lebensumstände, dramatische Ereignisse und interessante Lebensläufe, die das Rätselraten um den möglichen Täter auf interessante Weise erschwerten.

Der Showdown am Ende zeugt von einer starken Fantasie des Autors. Ich war angenehm überrascht, wie sich am Ende das komplexe Konstrukt der Handlung sinnhaft auflöste, auch wenn ich einiges etwas zu überspitzt empfand. Einige offene Fragen bleiben und sie schrauben meine Erwartungen an den zweiten Band der Knut Jansen Serie „Die Sandwitwe“, die bereits auf meinem Stapel ungelesener Bücher schlummert, auf ein hohes Niveau.

Mein Fazit:

Eine harmonisch leichte Story mit interessanten Figuren, der etwas mehr Spritziges und Gepfeffertes gut getan hätte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein bewegendes und spannendes Debüt aus geschickt verflochtenen Perspektiven mit interessanten Figuren.

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Die Journalistin Alex Dale arbeitet an einer Reportage zu Wachkomapatienten. Als Alex bei ihrer Recherche für einen Artikel auf Amy Stevensons stößt, die sich seit vielen Jahren im Wachkoma befindet, ist ...

Die Journalistin Alex Dale arbeitet an einer Reportage zu Wachkomapatienten. Als Alex bei ihrer Recherche für einen Artikel auf Amy Stevensons stößt, die sich seit vielen Jahren im Wachkoma befindet, ist der Ehrgeiz der einst brillanten Journalistin neu entfacht. Alex erahnt ein düsteres Geheimnis um Amy, doch da sie alkoholkrank ist, wird man ihren Recherchen wohl kaum Glauben schenken.

Die Autorin:

Holly Seddon wuchs im Südwesten Englands auf und leb mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Amsterdam. Sie arbeitete fünfzehn Jahre lang in verschiedenen Nachrichtenredaktionen. Als freie Journalistin schreibt sie für Magazine, Tageszeitungen und Onlinemedien.

Reflektionen:

Die Journalistin Alex Dale leidet unter der Trennung von ihrem Mann, an Einsamkeit und einem „versucht“ kontrolliertem Alkoholproblem. Die ersten Worte der Autorin zu Alexs Alkoholproblem stießen bei mir zunächst Unmut aus, denn diese Thematik wurde allzu oft von aufgegriffen und in Figuren verarbeitet. Holly Seddon hat Alex Figur jedoch gekonnt anders als „normal“ alkoholkrank dargestellt und so entpuppte sich diese Figur als besonders interessant. Das Alkoholproblem ist zwar kontinuierlich in der Geschichte präsent, doch es wird nicht sonderlich oder zu hoch gehoben. Alex ist bemüht ihr Leben in kontrollierten Bahnen laufen zu lassen, doch es gelingt ihr nur ansatzweise.

Als die 28 jährige Alex, die eine Reportage über Wachkomapatienten schreiben will, auf die Komapatientin Amy Stevensons aufmerksam wird, wird ihr journalistischer Instinkt und ihr ursprünglicher Ehrgeiz erneut entfacht. Alex möchte unbedingt herausfinden, was der tiefgründige Grund für Amys Koma ist. Sind es unglückliche Umstände oder gibt es einen Menschen der dafür verantwortlich ist? Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser immer mehr über Amy. Zunächst sind es scheinbar vergangene Gedanken die aufblitzen, bis sich nach und nach ein vollständig schlüssiges Bild ergibt, der den Charakter Amys preisgibt und die Figur formt.

Unterstütz wird Alex durch Amys damaligen Freund Jake, der heute noch immer regelmäßig an Amys Bett sitzt. Jake steht mit seiner schwierigen und besitzergreifenden Ehefrau Fiona kurz vor der Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes.

Holly Seddons Schreibstil ist federleicht und flüssig. Erließ mich geschmeidig durch die Seiten gleiten. Ihre Sprache ist unverblümt und angenehm klar.

Mehrere Handlungsstränge und Perspektiven, die zunächst für sich allein agieren, bilden sich im Laufe der Handlung zu einem großen Ganzen. Die unterschiedlichen Perspektiven ermöglichen es dem Leser die Geschichte nachzuvollziehen, zu begreifen und mit zu rätseln. Die Perspektiven bilden sich häufig durch die Gedankenwelt der Protagonisten, die es ermöglichen, die Figuren maßvoll und interessiert kennen zu lernen. Irgendwann, circa ab Mitte des Buchs hatte ich eine erste Vermutung, was der Auslöser für Amys Koma war. Ab diesem Zeitpunkt kamen mir ein paar Figuren leider vorhersehbar vor und die bis dato knisternde Spannung verpuffte ein wenig.

Insgesamt habe ich diesen authentischen Roman sehr gern gelesen und genossen. Er stimmte mich nachdenklich und machte mich betroffen. Holly Seddon ist ein meisterliches Debüt gelungen, doch ich hätte mir noch etwas mehr Tempo und eine Prise mehr Pfeffer gewünscht.

Mein Fazit:

Ein bewegendes und spannendes Debüt aus geschickt verflochtenen Perspektiven mit interessanten Figuren. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Blutroter Wahn – Ein überzeugendes Krimi-Debüt in dem Verbrechen als Spannungswerkzeug agieren

Blutroter Wahn
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Als Hauptkommissar Ralf Ziether die Leitung des Berliner Morddezernats "Mord 1" übertragen wird, löst das bei Hauptkommissarin Britt Bredehorst zunächst gemischte Gefühle aus, denn sie hätte diese Stellung ...

Als Hauptkommissar Ralf Ziether die Leitung des Berliner Morddezernats "Mord 1" übertragen wird, löst das bei Hauptkommissarin Britt Bredehorst zunächst gemischte Gefühle aus, denn sie hätte diese Stellung ebenso gern angenommen. Ziehther und Bredehorst sind jedoch gezwungen, sich umgehend als ein Team zusammen zu finden, als ein unsagbar brutaler Mord an der Tochter des Berliner Kultursenators geschieht. Die politische Brisanz dieses Verbrechens und die angewandte Gewalt stellt die Kommissare und den Leiter der Kriminaltechnik, Piet Wieczorek, vor eine enorme Herausforderung, denn nach jedem Fortschritt bei den Ermittlungen erfolgt auf dem Fuße ein Ermittlungsrückschritt in Form eines erneuten, grausamen Verbrechens.

Zitat

Ein frostig-kalter Schnellzug meldete sich in seiner linken Armlehne an, ein Eiskristalle tragender Hokkaido-Express, der mit Höchstgeschwindigkeit, Wagen um Wagen, auf sein vor Angst zuckendes, warmes Herz zuraste. Eine Qual, als die Eisflut in seiner Brust explodiert. Messer stachen in seinen Schädel und schleuderten grell-weiße Funkenstürme in seine Augenhöhlen. Ein unfassbarer Schmerz, der keinen Atemzug mehr zuließ. Ein nicht enden wollender Hammerschlag brachte sein Bewusstsein zum Beben und schleuderte Jan hinab, unfassbar tief in eine undurchdringliche schwarze Leere.

Der Autor:

Stephan Leenen, Jahrgang 1958, ist Germanist und promovierter Historiker. Sein beruflicher Lebensweg ist wohl so vielschichtig wie sein Roman: Leiter eines Windmühlenmuseums, freiberuflicher Dozent oder Geschäftsführer einer Stadtmarketinggesellschaft. Sein geisteswissenschaftliches Studium schloss er mit einer Magisterarbeit über das Liedgut der SA ab und promovierte in Bremen über die Untergrundarbeit der KPD in der Weimarer Schutzpolizei. Die dafür erforderlichen Quellenstudien führten ihn just in der Wendezeit nach Berlin, wo er täglich zwischen einer Kreuzberger WG, die ihn aufgenommen hatte, und Berlin-Ost pendelte, da sämtliche Akten zur Geschichte der KPD im Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED am Rosa-Luxemburg-Platz zusammengetragen waren.

Das Schreiben begleitet ihn seit zehn Jahren, ein Prozess, der aus seinem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Mit »Blutroter Wahn« hebt er erstmals eins seiner Bücher aus dem Kreis privater und halböffentlicher Lesungen heraus. »Blutroter Wahn« ist der erste Band, der in der neuen Krimireihe »Spreenebel – Krimis entlang des Blauen Bandes« im Pax et Bonum Verlag erscheint.

Stephan Leenen ist glücklich verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt mit seiner Familie in Bremen.

Reflektionen:

Dieser Kriminalroman beginnt mit einem Mord, ganz so wie ich es erwartet habe und da „Blutroter Wahn“ als „Spreenebel-Fall“ angekündigt ist, nahm ich an, einen Regional-Krimi in meinen Händen zu halten. Falsch! „Blutroter Wahn“ ist kein typischer Regional-Krimi und kein Kriminalroman der im Mainstream mitschwimmt. Blutroter Wahn ist außergewöhnlich.

Autor Stephan Leenen schreibt wie auf mich zugeschnitten. Bereits nach 50 Seiten war ich mir sicher, dass mich dieser Kriminalroman begeistern wird. Stephan Leenen schreibt klar und gradlinig, niveauvoll und anspruchsvoll, so dass ich federleicht durch die Seiten lesen kann. Blumige Sprache oder gar Umgangssprachliches sind in dieser Story nicht zu finden. Einzig bei einer Figur, einem Obdachlosen, erlaubt er sich den Berliner Dialekt auf perfekte Weise anzuwenden.

Diese hoch spannende Geschichte ist komplex, aber für jeden verständlich. Sie ist ganz nach meinem Geschmack und doch rate ich jedem von diesem Buch ab, der es mal eben nebenbei lesen möchte. Erstens wäre es zu schade und zweitens würde man die Story nicht voll umfänglich genießen und erfassen können. Auch zart besaitete Leser sollten von diesem Werk Abstand nehmen.

Ich habe schon mehrfach geschrieben, dass mir eine Geschichte den Atem raubte, das war sicher auch so, doch Blutroter Wahn hat mich nicht nur den Atem anhalten lassen, sondern mich ständig dazu veranlasst das Buch heftig schnaufend in den Schoß zu legen und den Leseschock in Form eines unglaublichen Kopfschüttelns zum Ausdruck zu bringen. Nein, nicht weil aus diesem Roman en masse Blut tropfen würde, sondern weil Autor Stephan Leenen mit einer meisterhaften Schreibkunst beseelt die Verbrechen zu seinem Spannungswerkzeug macht.

Ich habe wohl noch nie ein Buch gelesen, in dem so viele Verbrechen geschehen, die in ihrer Art und Weise nicht unterschiedlicher sein konnten, und die dennoch harmonisch integriert in die Handlung hineingeschrieben worden sind. Von Mord, Menschenhandel, Prostitution und Folter war zu lesen, von Wirtschaftskriminalität, Geldwäsche, Drogenhandel und Stasi-Vergangenheit. Aber nicht nur das, denn Stephan Leenen hat auch top recherchiert. Er geht zum Beispiel in gutem und interessantem Maß darauf ein wie Gift wirkt, wie sich ein Brandsatz entzündet und was Drogen im menschlichen Körper anrichten. Und das ist immer noch nicht alles.

Stephan Leenens Figuren, auf der guten Seite, sind für mich Sympathieträger. Ganz besonders ist mir Kommissar Ralf Ziether ans Herz gewachsen, der professionell und empathisch agiert. Seine Empathie gegenüber seinen Mitmenschen ist von Feingefühl geprägt, während er selbst im Laufe der Ermittlungen immer wieder von Albträumen heimgesucht wird. Auch von diesen Träumen zu lesen bereichert den Leser, denn die schriftstellerische Umsetzung ist auch hier einzigartig gelungen. Es fällt Ziether nicht leicht sich zu öffnen, doch am Ende der Story gibt es manch knisternde Szene, die ihm gut tut. Es ist nur ein Hauch von Zuneigung erkennbar, durchzogen von Zweifeln, so zart wie ein Blütenblatt, und nach all den Gewaltverbrechen hat Stephan Leenen hier ebenso bewiesen, wie vielschichtig er schreiben kann.

Die Figuren, die für die Verbrechen verantwortlich sind, sind charakterstark in Szene gesetzt und wandeln sich im Laufe der Handlung. Oberflächliches liegt dem Autoren augenscheinlich fern. Er trifft immer ein gutes Maß, um Hintergründe zu beleuchten und Absichten der Protagonisten darzustellen, was bei dieser komplexen Handlung auch unabdingbar ist.

Schauplätze sind gut sichtbar vor meinem inneren Auge und ich folge den Ermittlern anschaulich quer durch Berlin. Auch Historische und Zeitgenössisches verarbeitet der Autor in seiner Story und so erlebe ich eine abgerundete Geschichte.

„Blutroter Wahn“ lebt durch ein kaltblütiges Netz aus Verbrechen, in dem die authentischen Ermittler eine anschauliche und kompetente Polizeiarbeit leisten, aber scheinbar immer einen Schritt zu spät kommen. Als Leser befinde ich mich auf Augenhöhe mit den Ermittlern.
Nach der einen und anderen erlesenen, durchaus recht blutigen Gewalttat hatte ich fälschlicherweise angenommen, dass der Autor diese explosionsartigen Überraschungen und zahlreichen Spannungshöhepunkte nicht erneut toppen könnte. Doch er konnte!

Mein Fazit:

Ein komplexer, sehr spannender Debüt-Kriminalroman, der den Leser auf Augenhöhe der Ermittler eine Geschichte erleben lässt, in der der Autor zahlreiche Verbrechen als Spannungswerkzeug nutzt.

Ich freue mich schon auf Stephan Leenens zweiten Kriminalroman „Missbrauchte Seelen“, ebenso erschienen im Pax et Bonum Verlag, in dem Kommissar Ziehter erneut ermitteln wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vermisstenfall - Eine spektakuläre Jagd

Germany
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Frank Decker ist Ex-Cop und Ex-Marine. Heute ist er Privatermittler, sucht nach vermissten Personen und ist ein Meister seines Fachs.

Mit seinem Freund Charlie war Decker einst im Irak und er war Trauzeuge ...

Frank Decker ist Ex-Cop und Ex-Marine. Heute ist er Privatermittler, sucht nach vermissten Personen und ist ein Meister seines Fachs.

Mit seinem Freund Charlie war Decker einst im Irak und er war Trauzeuge auf der Hochzeit des Milliardärs, dessen Ehefrau Kim, die ehemalige Schönheitskönigin, spurlos verschwunden ist.

Charlie beauftragt Decker Kim zu finden, dessen Auto im Ghetto Miamis aufgefunden wurde. Erste Hinweise deuten auf eine Entführung hin, aber schon bald sieht sich Decker dem Drogenmilieu und dem Organisierten Verbrechen gegenüber, welches einen lukrativen Menschenhandel betreibt. Die Spuren hetzen ihn quer durch den Sonnenstaat Floridas und bis in das kalte Deutschland.

Germany ist der zweite Fall für den Vermisstenfahnder Frank Decker.

Der Autor:

Don Winslow wurde 1953 in der Nacht zu Halloween in New York geboren. Seine Mutter, eine Bibliothekarin, und sein Vater, ehemaliger Offizier bei der Navy, bestärkten ihn schon früh in dem Wunsch, eines Tages Schriftsteller zu werden, vor allem die Geschichten, die sein Vater von der Marine zu erzählen hatte, beflügelten die Fantasie des Autors.

Das Sujet des Drogenhandels und der Mafia, das in vielen von Don Winslows Romanen eine Rolle spielt, lässt sich ebenso mit seinen Kindheitserfahrungen erklären: Seine Großmutter arbeitete Ende der 60er für den berüchtigten Mafiaboss Carlos Marcello, der den späteren Autor mehrere Male in sein Haus einlud.
Jeden Morgen um fünf setzt er sich an den Schreibtisch. Mittags läuft er sieben Meilen, in Gedanken immer noch bei seinen Figuren, um dann am Nachmittag weiterzuarbeiten. Winslow sagt von sich, dass er bislang nur fünf Tage durchgehalten habe, ohne zu schreiben. Es ist eine Sucht, die bis heute ein Werk hervorgebracht hat, dessen Qualität, Vielseitigkeit und Spannung Don Winslow zu einem der ganz Großen der zeitgenössischen Spannungsliteratur machen.
Don Winslow wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Krimi Preis (International) 2011 für "Tage der Toten". Für die New York Times zählt Don Winslow zu den ganz großen amerikanischen Krimi-Autoren.
Don Winslow lebt mit seiner Frau und deren Sohn in Kalifornien.

Reflektionen:

Germany ist mein erster Don Winslow Roman und es wird sicher nicht der letzte sein.

Don Winslow schreibt diese Serie aus Sicht seines Ermittlers Frank Decker in der Ich-Perspektive. Diese Perspektive ermöglicht einen tiefen Einblick in die Seele des Ermittlers, sie gewährt eine besondere Sicht auf seine Handlungen und sie lässt den Leser an Deckers Gedanken teilhaben.

Decker ist sympathisch, wenn auch etwas egozentrisch, eigenwillig und unnachgiebig. Er ist charakterstark, auch wenn ihn seine Erinnerungen an den Irakkrieg immer wieder, aber dennoch maßvoll, emotional einholen. Als leidenschaftlicher Einzelgänger und Ex-Mann lebt er eher für sich allein und liebt die Stille. Als Kim verschwindet ist es für Charlie selbstverständlich für seinen Freund Charlie, der ihm im Krieg das Leben gerettet hat, da zu sein und unentgeltlich in diesem Vermisstenfall tätig zu werden. Decker beißt sich fest und ist besessen davon, sein Versprechen Kim wiederzufinden, einzuhalten. Er ist erbarmungslos und geht mit einer kompromisslosen Härte vor.

Manchmal kam es mir so vor, als wenn Deckers Verwicklungen in Schießereien ähnlich normal wären, wie als wenn ich Schuhe shoppen gehen würde. Schuhe shoppen, ins Regal stellen, Schuhschrank zu. Dieser Umstand kam mir etwas „too much“ vor und mir fehlte etwas mehr Drumherum, als dieses emotionslose darüber hinweg rasen und abhaken. An diesen Stellen galoppierte mir der Autor zu forsch voran, als wenn die Seiten beinahe zu Neige gehen würden.

Die Geschichte beginnt und es scheint zunächst, als entwickelte sie sich zu einem harmonischen, tiefgründigem Ganzen. Doch dann folgt eine dramatische Wendung, die von nun an überwiegend, nicht immer authentisch, eine spektakuläre Jagd darstellt. Ab dieser Wendung hätte ich mir gern noch etwas mehr Tiefgang gewünscht.

Schreibstil und Sprache waren genau mein Ding. Unverblümt, dennoch detailliert und interessant präzise werden mir Figuren beschrieben, Schauplätze bildhaft gemacht und geographische so wie geschichtliche Recherchen genau wiedergegeben.

Die Figuren, unter ihnen Kim, Charlie und die Polizistin Delgado, sind in ihren Charaktereigenschaften sehr genau und auch sehr ausführlich gezeichnet. Vor allem bei den Figuren, die sich im Laufe der Geschichte wandeln, gelingt es Don Winslow meisterhaft, mich als Leser zunächst in die Irre zu schicken. Manch eine Wandlung der Geschichte ließ die Spannungskurve immer wieder auf einem hohen Niveau agieren. Bei mehreren Figuren hinterlässt der Autor mehrfach einen Aha-Effekt, wenn man geduldig ein paar kleine Längen übersteht und weiter mit Konzentration liest.

Mein Fazit:

Dieser Roman hat mich spannend unterhalten und mich interessiert lesen lassen. Ich empfehle ihn gern.