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Veröffentlicht am 11.02.2018

Handlettering lernen, üben, üben, üben. Übungsheft für Handlettering-Newbies

Handlettering für alle! Das Übungsheft
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Die schöne Kunst findet sich nicht nur auf der persönlichen Geburtstagskarte der Schwester oder auf der aufwendig gestalteten Kreidetafel beim Lieblingsitaliener, sondern breitet sich immer weiter aus. ...

Die schöne Kunst findet sich nicht nur auf der persönlichen Geburtstagskarte der Schwester oder auf der aufwendig gestalteten Kreidetafel beim Lieblingsitaliener, sondern breitet sich immer weiter aus. Denn was viele nicht wissen: Jeder kann Handlettering lernen!
Beherrscht man erst einmal die grundlegende Vorgehensweise, kommt es vor allem auf die Übung an. Das Übungsheft von Karin Luttenberg bietet daher eine ganze Reihe unterschiedlicher Letterings und genügend Platz, um sie auch gleich selbst auszuführen.

Die Autorin:

"Als kleines Mädchen hatte ich immer eine Feder und Papier bei mir - oder einen Volleyball. Damals zeichnete ich viel, ich ließ mich von den verschiedensten Objekten inspirieren, um mich zu verbessern. Ich zeichnete gern verschiedene Comic-Figuren und Cartoons, meine Lieblingsfigur aber war Jimmy Cricket. Es ist also nicht überraschend, dass ich beruflich beim grafischen Design landete."

(Quelle: Zitat Handlettering für alle, mvg Verlag. Weitere Information zu Karin Luttenberg auf ihrer Homepage www.paperfuel.nl)

Reflektionen:

Karin Luttenberg ist Grafik Designerin und Autorin des Handlettering-Buchs Handlettering für alle! Passend zu diesem Buch gibt es dieses Übungsheft, das sich für Handlettering-Anfänger gut eignet. Fortgeschrittene Handletterer werden mit diesem Übungsheft jedoch nur sehr wenig anfangen können, denn es ist wirklich eher für absolute Newbies, die mit ihren ersten Gehversuchen im Handlettering beginnen.

Karin Luttenberg hat dieses Übungsheft als Fortsetzung zu ihrem Buch Handlettering für alle! gestaltet. Unterschiedliche Übungen, vor allem das Zeichnen des ABCs und der Ziffern, als Grundlage, um die Kreativität eines Handlettering-Anfängers zu unterstützen. Sie empfiehlt täglich mindestens 30 Minuten zu üben, um Buchstaben aus dem FF zeichnen zu lernen. Vor allem aber möchte sie damit die Liebe zu den Buchstaben vertiefen, denn Emotionalität ist eine gute Ausgangssituation, um inspiriert zu lettern.

Karin Luttenberg wendet sich in diesem Übungsheft nur sehr, sehr kurz den Materialien zu, bevor die ersten Übungen zu Alphabet und Zahlen zum Üben auffordern. Doppelseitig werden drei sehr einfache Alphabete vorgestellt, die wirklich jeder nachschreiben kann. Einem Beispielbuchstaben folgen leere Linien, die man mit seinen eigenen Buchstaben füllen kann. Das gleiche System findet für Zahlen bis 10 Anwendung.

Nicht nur Anfänger haben Schwierigkeiten mit dem Zeichnen von Bannern und so ist eine Doppelseite der Vorgehensweise beim Banner entwerfen eine sinnvolle Übung.

Es folgen Übungsseiten für Buchstaben mit geraden Linien, mit Rundungen und Vorlagen, um Buchstaben und Zahlen mit kreativen Ideen zeichnend zu befüllen. Karin Luttenberg gibt jeweils Inspirationen auf einer Seite vor und auf der nächsten Seite, darf man sich selbst versuchen.

Übungen für Rahmen, Geschenkanhänger, Namensschilder, Verzierungen, Vervollständigungen von Buchstaben- und Zahlenmustern, Schatten entwerfen, Buchstaben-Kombinationen und Doodles (kleine Illustrationen), Schmuckelemente, Geschenkgutscheine und vieles, kreatives mehr.

Wer kennt es nicht, wenn einem kein inspirierendes Wort einfällt, was man lettern könnte? Karin Luttenberg gelingt es, durch einen erfrischenden, persönlichen Stil, die Kreativität des Lesers herauszufordern und sie gibt mit ihren Beispielen Ideen vor, wie man sich selbst, inspiriert und zeichnend ausdrückt. Ein

Blick auf die Homepage der Grafik Designerin lohnt sich.

Fazit und Bewertung:

Das Übungsheft Handlettering für alle! ist für absolute Handlettering-Anfänger eine gute Möglichkeit das Üben zu lernen und zu vertiefen. Es bietet vielfältige Aufgaben, die direkt im Buch durchgeführt werden können. Es schult das Auge für schöne Buchstaben und es inspiriert zur eigenen Kreativität.

Klare Empfehlung für Handlettering-Newbies.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 11.02.2018

Handlettering ist überall! Ideal für Handlettering-Anfänger

Handlettering für alle!
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Die schöne Kunst findet sich nicht nur auf der persönlichen Geburtstagskarte der Schwester oder auf der aufwendig gestalteten Kreidetafel beim Lieblingsitaliener, sondern breitet sich immer weiter aus. ...

Die schöne Kunst findet sich nicht nur auf der persönlichen Geburtstagskarte der Schwester oder auf der aufwendig gestalteten Kreidetafel beim Lieblingsitaliener, sondern breitet sich immer weiter aus. Denn was viele nicht wissen: Jeder kann Handlettering lernen!

Karin Luttenberg erklärt in Schritt für Schritt zur schönen Schrift die wichtigsten Grundlagen, die man für das eigene Lettering braucht und zeigt viele Rahmen- und Ornamentideen, mit denen man das Lettering noch besonderer machen kann.

Die Autorin:

"Als kleines Mädchen hatte ich immer eine Feder und Papier bei mir - oder einen Volleyball. Damals zeichnete ich viel, ich ließ mich von den verschiedensten Objekten inspirieren, um mich zu verbessern. Ich zeichnete gern verschiedene Comic-Figuren und Cartoons, meine Lieblingsfigur aber war Jimmy Cricket. Es ist also nicht überraschend, dass ich beruflich beim grafischen Design landete."

(Quelle: Zitat Handlettering für alle, mvg Verlag. Weitere Information zu Karin Luttenberg auf ihrer Homepage www.paperfuel.nl)

Reflektionen:

Die Originalausgabe von Handlettering für alle von Karin Luttenberg ist bereits 2016 in den Niederlanden erschienen und so weist dieses Buch nur wenig Ähnlichkeiten mit den Handlettering-Büchern auf, die aktuell, oftmals in ähnlichem Design, auf dem Markt erscheinen. Dieses Buch wirkt erfrischend anders und es zeigt vielfältige Ideen, die ein Handlettering-Anfänger sehr gut als Inspirationsquelle für sich nutzen kann. Fortgeschrittene Handletterer, werden dem Buch jedoch nur geringfügig, neue Ideen entnehmen können.

Die Autorin beginnt bei den Wurzeln des Schreibens. Ihr Buch zeugt davon, wie sehr Emotionen eine Rolle beim Lettern spielen. Man erkennt hier deutlich, dass das Unperfekte einer Handschrift, jenseits typographischer Normen, zu einer absolut ehrlichen und individuellen Kunst wird.

Die niederländische Künstlerin gliedert ihr Werk in folgende Inhalte:

Über Paperfuel
Über Handlettering
Das notwendige Zubehör
Inspiration
Die Buchstaben
Buchstaben entwerfen
Den Buchstaben tiefe geben
Spruchbänder und Rahmen
Wörter aneinanderreihen
Texte in Formen
Die Verbindung von Texten und Zeichnungen
Andere Materialien
Anwendungen

Karin Luttenbergs Werdegang ist schon interessant zu lesen, man spürt ihr Glück, wenn sie Handletterings zeichnet und so ist es für Handlettering-Anfänger eine Bereicherung, einen Blick auf die Arbeitsabläufe der Designerin zu erhalten.

Eine kleine, aber ausreichende Materialkunde erklärt, was man für den Anfang benötigt und dabei zählt sie keine kostspieligen Stift-Sets auf, sondern bezieht sich auf das Notwendigste. Somit empfindet man dieses Handlettering-Buch auch nicht als Werbequelle für Stift- und Papier Hersteller, sondern als authentisches, informatives Werk mit einer angenehmen persönlichen Note.

Zehn Alphabete, Ideen, wo man sich Inspirationen im Alltag einholen kann, Buchstaben entwerfen und dekorieren, Schatten, Rahmen und Banner, fließende Schwünge, Kombinationen und Tipps wie man an einen Entwurf herangeht, erläutert Karin Luttenberg in einer einfachen, erfrischenden Sprache, ohne jeden Schnörkel. Sie zeigt Schritt für Schritt, wie man Texte in Formen bringt, wie sie mit Illustrationen schick dastehen und sie zeigt einen kleinen Auszug, welche Materialien sich zum belettern eignen. Darüber hinaus thematisiert die versierte Designerin Chalk (Kreide)-Lettering, zeigt Ideen für Geschenkverpackungen und vieles mehr.

Parallel zu diesem Buch hat Karin Luttenberg das Übungsheft Handlettering für alle entworfen.

Zur Rezension HIER entlang.

Fazit und Bewertung:

Handlettering für alle ist ein bereicherndes, empfehlenswertes Buch, für alle die gern das Handlettering erlernen möchten. Erfrischend und mit einer sehr individuellen und persönlichen Note, bietet es wertvolle Informationen für Anfänger und viele Inspirationen. Ein Blick auf die Homepage der Autorin lohnt sich ebenso.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 29.01.2018

Grammatik des Highway 6 - Quer durch Indien. Eine eindrückliche Reportage.

Karma Highway (DuMont True Tales)
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Eine 2000 Kilometer lange Reise mit dem Lastwagen von Kalkutta nach Mumbai, mitten hinein in ein Universum, in dem Karma wichtiger ist als intakte Bremsen und Millimeter über Leben und Tod entscheiden. ...

Eine 2000 Kilometer lange Reise mit dem Lastwagen von Kalkutta nach Mumbai, mitten hinein in ein Universum, in dem Karma wichtiger ist als intakte Bremsen und Millimeter über Leben und Tod entscheiden. Kann man Indien verstehen? Michael Obert ist bereit, alles dafür zu riskieren.

Michael Obert ließ mit 27 Jahren auf dem Amazonas seine Karriere als Manager hinter sich und wurde zum Reisenden. Heute gehört er zu den bekanntesten Reportern im deutschsprachigen Raum, u.a. ausgezeichnet mit dem Deutschen Reporterpreis und dem Otto Brenner Preis. Sein Regiedebüt, der Kinofilm »Song from the Forest«, wurde mit mehreren internationalen Dokumentarfilmpreisen prämiert und schaffte es 2016 in die Vorauswahl für die Oscars. (Quelle: Dumont)

Der Autor:

Michael Obert studierte Betriebswirtschaft und machte Karriere als Jungmanager, bis er kündigte und zu einer zweijährigen Reise durch Lateinamerika aufbrach.
Anschließend begann er ein neues Leben als Buchautor und Journalist und berichtet seither vor allem aus Afrika und dem Nahen Osten.

Seine Reportagen erscheinen unter anderem in Süddeutsche Zeitung Magazin, DIE ZEIT und ZEIT Magazin, GEO, National Geographic und Greenpeace Magazin sowie in internationalen Medien wie Sunday Times Magazine (London), The Journal (New York), Das Magazin (Zürich), GQ France, Courrier International (Paris), Dagens Næringsliv (Oslo) und Himal Southasian (Katmandu).

Sein Regiedebüt Song from the Forest wurde mit mehreren internationalen Dokumentarfilmpreisen ausgezeichnet und schaffte es 2016 in die Vorauswahl für die Oscars.

Als Afrika-Experte, interkultureller Trainer und Coach berät Michael Obert weltweit Politik, Wirtschaft und Organisationen und verleiht dem afrikanischen Kontinent in deutschen Medien eine Stimme.

2017 gründete Michael Obert die Reporter-Akademie Berlin. (Quelle: www.obert.de)

Reflektionen:

Michael Obert ist von Westbengalen, quer durch Indien gereist. Er reiste in einem Lastwagen, einem von 6 Millionen in Indien, die dreiviertel des Warenverkehrs ausmachen, auf dem Highway Nr. 6. Auf Spurensuche, das weite Land des Subkontinents und das Milliardenvolk zu enträtseln, fuhr er im Laster (Tata) von Sitaram, von Kalkutta nach Mumbai. Von Ost nach West, auf einem angeschweißten Campingstuhl durch ein Land, wo ein Verkehrsinfarkt zum Alltag gehört und wo Karma wichtiger ist, als Sicherheitsabstand. 1600 Kilometer in sieben Tagen bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 km/h.

Michael Obert erhält an Sitarams Seite tiefe Einblicke in das Leben des Lastwagenfahrers, der nur einmal im Jahr zuhause ist, mit einem Einkommen von umgerechnet 100 Euro zurechtkommen muss und der täglich mehr als 14 Stunden am Steuer sitzt. Die Fahrer, die alltäglich auf den abstrus chaotischen Straßen Indiens unterwegs sind, haben kaum Berührungspunkte zur Normalbevölkerung, so dass sich ihr Leben wie in einer Parallelwelt abspielt. Michael Obert erzählt von Begegnungen mit Wasserbüffeln, die die Straße kreuzen, von stigmatisierten Fahrern, die mutwillig das HIV-Virus übertragen sollen und von Kondomen, mit denen sie Kühlerschläuche reparieren.

Tagebuchähnlich schildert er die Eindrücke seiner Reise und untermauert diese, mit schwarzweißen Fotografien. Er erzählt von den Sitten, Gebräuchen und vom Glauben der Lastwagenfahrer, die ihre Tatas mit Hindu-Aufklebern verschönern und ihre Trucks unterwegs von Hindu-Priestern segnen lassen. Karma ist ihnen das wichtigste und sie vertrauen ihren Göttern.

Michael Obert füllt das viel zu kleine Büchlein in einem flüssigen Stil und in einer angenehmen Sprache. Als Leser erhält man einen wirklich guten Eindruck, von den Gegebenheiten in Indien, die uns so fremd sind und so unwirklich erscheinen. Manches Mal muss man über Dialoge schmunzeln, obwohl sie aus Sicht der Lastwagenfahrer, alles andere als lustig sind.

Als Michael Obert seine beindruckende Reise beendet, ist er ausgebrannt und dankbar angekommen zu sein.

Fazit und Bewertung:

Dieses einundsiebzig Seiten starke Büchlein ist eine wundervolle Reportage, über eine Reise im Lastwagen, quer durch Indien. Für jeden, der sich für den bevölkerungsreichen Subkontinent interessiert, ist Karma Highway ein „nice to have“.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 27.01.2018

Gesellschaftskritische Zukunftsvision – Vielschichtig, spannend und informativ

Neanderthal
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Deutschland in der Zukunft. Krankheiten, Schönheitsfehler und Suchtprobleme sind abgeschafft, Gesundheit ist das höchste Ideal. Eine Welt, in der sich Kommissar Philipp Nix nur schwer zurecht findet. Als ...

Deutschland in der Zukunft. Krankheiten, Schönheitsfehler und Suchtprobleme sind abgeschafft, Gesundheit ist das höchste Ideal. Eine Welt, in der sich Kommissar Philipp Nix nur schwer zurecht findet. Als er eines Tages auf eine seltsam aussehende Leiche stößt, führt ihn das zu einem grausigen Massengrab in einem Tal bei Düsseldorf. Sind es Neandertaler? Aber warum sind die Überreste nur dreißig Jahre alt? Nix' Ermittlungen enthüllen einen Skandal, der die Gesellschaft der Zukunft in ihren Grundfesten erschüttert …

Der Autor:

Jens Lubbadeh ist freier Journalist und hat bereits für Die Zeit, NZZ, Bild der Wissenschaft, Technology Review, Spiegel Online und viele weitere Print- und Digitalmedien geschrieben. Für seine Arbeit wurde er mit dem Herbert Quandt Medien-Preis ausgezeichnet. Der Science-Thriller »Unsterblich«, sein Romandebüt, hat auf Anhieb Kritiker und Leser gleichermaßen begeistert. Jens Lubbadeh lebt in Hamburg. (Quelle: Heyne Verlag)
Reflektionen:

Die Inhaltsangabe zu Neanderthal von Jens Lubbadeh verspricht einen rasanten Thriller, doch Neanderthal ist weder rasant, noch ein waschechter Thrill. Ist man als Leser flexibel und lässt die unglückliche Mainstream-Genre-Kategorisierung außer Acht, darf man einen spannenden und interessanten Roman erwarten, wenn man sich für Gentechnologie, Anthropologie, Urmenschen und eine visionäre Zukunftsphilosophie interessiert, die durch kriminelle Machenschaften beeinflusst und vorangetrieben wird.

Jens Lubbadeh ist es gelungen, eine komplexe Handlung zu kreieren, die intelligent Authentizität und Dystopie vermischt. Vor allem aber zeichnet er eine Zukunftsidee, die im Jahr 2053 von der Regierung und dem Ministerium für Glück und Gesundheit gesteuert wird und so abwegig gar nicht erscheint.

Gen-Architekten sind gefragt wie nie und bieten perfekt optimiertes Editing am ungeboren Kind an. Nimm zwei Edits und erhalte eines umsonst, optimiere deine Fitness, unterziehe dich Schönheits-OPs, erhalte so Bonus-Punkte und zahle niedrigere Krankenkassenbeiträge.

Das einzige was zählt und richtig ist, ist die perfekte Gesundheit. Gendefekte sind weitestgehend ausgemerzt und doch kämpft diese Gesellschaft mit „der großen Depression“. Das Ausmaß dieser Gesundheits-Optimierung verstößt jeden Menschen, der körperliche Andersartigkeit aufweist. Ob asymmetrisches Gesicht, körperliche- oder seelische Behinderung, in diesem Roman wird die Andersartigkeit zum Feind. Immer wieder weist die Geschichte unsympathische Parallelen auf, die an die Arisierung und an die grauenvollen Lager der Deutschen Geschichte erinnern. Der Verzicht darauf, wäre eine kluge Entscheidung gewesen. Zum Teil wirkt die Geschichte überstrapaziert, doch sie fasziniert zu gleich.

Eine der Hauptfiguren ist einer der Andersartigen. Wissenschaftler Max ist gehörlos und kommuniziert mit seiner Umwelt durch die Gebärdensprache. Diese Figur ist äußerst intensiv gezeichnet und sie spiegelt einen Charakter wieder, der die Ausgrenzung und Diskriminierung als behinderter Mensch nicht akzeptieren will und dagegen ankämpft.

Nicht jede Figur genießt in diesem Roman eine Charakterzeichnung mit Tiefe, doch Jens Lubbadeh hat zahlreichen Figuren eine lebendige und interessante Legende zugeschrieben. Insgesamt liegt der Fokus nicht auf den einzelnen Figuren, sondern eher auf dem kompakten Gesamtkonstrukt der fiktiven Geschichte. Überwältigende Spannung und Tempo ist nicht sonderlich präsent und vereinzelt kommt es gar zu Längen, doch die Grundstimmung stimmt, so dass man neugierig der Geschichte folgen will, die in einer angenehm, flüssigen Sprache geschrieben ist.

Dieser Roman ist thematisch äußerst vielschichtig und informativ. Er hat sicher zeitintensive Recherchen eingefordert, die stimmig und fundiert glaubwürdig in die Handlung einfließen. Die Kultur der Amische, das Leben eines Gehörlosen, Gentechnologie, internationale wissenschaftliche Erkenntnisse, Medizinisches, politische Strukturen, historische Geschichte und aktuelles Zeitgeschehen sind intelligent in der Handlung verwoben.

Eine Perspektive, die vereinzelt die Kapitel der Story durchbricht, erzählt die Geschichte von einem Stamm der Neandertaler. Ich muss leider gestehen, dass ich diese irgendwann überblättert habe, da sie mir uninteressant erschien und ich zu neugierig auf den Fortgang des Haupterzählstrangs war, der von Gesellschaftskritik nur so trotzt.

Fazit und Bewertung:

Neanderthal von Jens Lubbadeh

Die Inhaltsangabe zu Neanderthal von Jens Lubbadeh verspricht einen rasanten Thriller, doch Neanderthal ist weder rasant, noch ein waschechter Thrill. Ist man als Leser flexibel und lässt die unglückliche Mainstream-Genre-Kategorisierung außer Acht, darf man einen spannenden und interessanten Roman erwarten, wenn man sich für Gentechnologie, Anthropologie, Urmenschen und eine visionäre Zukunftsphilosophie interessiert, die durch kriminelle Machenschaften beeinflusst und vorangetrieben wird.

Trotz meiner kritischen Anmerkungen war ich spannend unterhalten und würde jederzeit wieder etwas von Jens Lubbadeh lesen.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 25.01.2018

Die Schrecken der Vergangenheit – Atmosphärisch, düster, isländisch

SOG
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Zwölf Jahre nach dem Tod und der Vergewaltigung eines Mädchens wird eine Zeitkapsel in Reykjavik gehoben. Darin enthalten: 10 Jahre alte Briefe von Schülern, die beschreiben, wie sie sich Island im Jahre ...

Zwölf Jahre nach dem Tod und der Vergewaltigung eines Mädchens wird eine Zeitkapsel in Reykjavik gehoben. Darin enthalten: 10 Jahre alte Briefe von Schülern, die beschreiben, wie sie sich Island im Jahre 2016 vorstellen. Darunter findet sich noch etwas anderes: eine unheimliche Botschaft, die akribisch genau die Initialen von zukünftigen Mordopfern auflistet. Kurz danach werden zwei abgetrennte Hände in einem Hot Tub in der Stadt treibend gefunden. Doch noch hat keiner eine Vermisstenanzeige bei der Polizei gestellt. Schon bald taucht die erste verstümmelte Leiche auf, dicht gefolgt von einer zweiten, und es ist klar, dass die Botschaft aus der Zeitkapsel ernst zu nehmen ist.

Ein Fall für Kommissar Huldar, der sich beweisen muss: von seinen Leitungsaufgaben entbunden, wird er von den meisten seiner früheren Untergegebenen gemieden, die Beziehung zur Kinderpsychologin Freyja ist ebenfalls ruiniert, was er zu reparieren hofft, indem er sie in die jetzigen Ermittlungen mit einbezieht ...

Die Autorin:

Yrsa Sigurdardóttir, geboren 1963, ist eine vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin, deren Spannungsromane in über 30 Ländern erscheinen. Sie zählt zu den "besten Kriminalautoren der Welt" (Times Literary Supplement). Sigurdardóttir lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Reykjavík. Sie debütierte 2005 mit "Das letzte Ritual", einer Folge von Kriminalromanen um die Rechtsanwältin Dóra Gudmundsdóttir. DNA ist Start einer neuen Serie um die Psychologin Freyja und Kommissar Huldar von der Kripo Reykjavik. (Quelle: btb Verlag)

Reflektionen:

SOG ist der zweiten Band der Reihe um Kommissar Huldar und Kinderpsychologin Freyja. Nach dem Huldar bei den Ermittlungen im ersten Band der Reihe (DNA) schwerwiegende Fehler begangen hat und Freyja im Kinderhaus einen Mann erschossen hat, sind beide von ihren beruflichen Positionen degradiert. Huldar ist es recht, die Führungsposition los zu sein, aber er wird von seinen Kollegen geschnitten und leidet. Untereinander machen sich Huldar und Freyja gegenseitig unausgesprochene Vorwürfe, die damalige Situation verschuldet zu haben und sie verzichten im Einklang darauf, miteinander überhaupt in Kontakt zu treten, bis sie dieser neue Fall unabdingbar zur Zusammenarbeit zwingt.

Die Charaktere von Huldar und Freyja sind intensiv und vielschichtig gezeichnet. Ihre lebendigen Legenden sind interessant und es verbindet sie ein unsichtbares Band. Sie empfinden etwas füreinander, es knistert hin und wieder und dann stoßen sie sich erneut gegenseitig, fast angewidert, voneinander ab. Allein diese beiden Charaktere bieten Stoff für zahlreiche, weitere Bände der Reihe.

Der Prolog erzählt von der 8-jährigen Vaka, die nach einem Umzug eine neue Schule besucht. Widererwartend steht sie vergeblich an der Schule und wartet auf ihren Vater, der sie abholen wollte und doch nicht kommt. Stark verunsichert bittet Vaka eine Mitschülerin bei ihr Zuhause telefonieren zu dürfen und danach verliert sich jede Spur von ihr.

Yrsa Sigurdardóttir gelingt es erneut, eine unheimliche, düstere, athmospährische Grundspannung zu erzeugen, die 500 Seiten lang vorherrscht. Geschickte Wendungen und intelligente Verstrickungen lassen bis fast zu Letzt keine sicheren Schlüsse zu, wer hier Täter und wer Opfer ist. Mit der Darstellung der tiefen, psychologischen Einblicke in die Seelen von zahlreichen Figuren produziert Yrsa Sigurdardóttir reichlich Futter für Kopfkino und Spekulationen.

Der komplexe Plot macht wirklich Spaß. Dennoch, Yrsa Sigurdardóttirs eher gewohnt ruhige, isländische Stil, lässt die Spannungskurve nur mit einem gemäßigten Tempo ansteigen. Wenn auch actionreiche Szenen vorhanden sind, so bewegt man sich doch eher in einem gemäßigt soliden, literarischen Fahrwasser durch die Geschichte. Würde die Autorin noch ein bisschen mehr Pfeffer verarbeiten und etwas von ihrer unaufgeregten Sprache ablegen, würde man von einem brillanten Titel sprechen können.

Recht zart besaitete Leser könnten sich an den brutalen Verbrechen stoßen, aber der detailreiche Schwerpunkt der Verbrechen liegt eindeutig auf den Geschehnissen rund um die Taten, so dass das Blutige schnell wieder im Hintergrund verschwindet und empfindsame Leser doch beruhigt diese Reihe lesen können.

SOG kann durchaus als stand alone gelesen werden, doch die Einblicke in die komplexen Charakterzeichnungen der Hauptfiguren wären dann nicht schlüssig und nachvollziehbar. Auch verzichtet Yrsa Sigurdardóttir auf einen Rückblick des ersten Falls und so empfiehlt es sich, zunächst DNA, den ersten Teil der Reihe, zu lesen.

Fazit und Bewertung:

SOG glänzt mit einem komplexen Plot und intensiven Charakterzeichnungen. Atmosphärisch und düster entwickelt sich die Spannungskurve zwar in gemäßigtem Tempo, aber Yrsa Sigurdardóttir weiß dennoch ihre Leser spannend zu unterhalten.

Für einen dritten Teil der Reihe wäre etwas mehr Pfeffer und etwas weniger unaufgeregte Sprache ein Highlight.

©nisnis-buecherliebe