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Veröffentlicht am 26.05.2017

Alptraum ungewissen Ausgangs – Atemlose, psychologisch geschickte Story

Die Betrogene
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Kate Linville, Polizistin bei Scotland Yard, ist zutiefst geschockt, als ihr Vater, ebenfalls ein ehemaliger Polizist, brutal in seinem Haus ermordet wird. Kate hatte Zeit ihres Lebens nur ihn als Menschen ...

Kate Linville, Polizistin bei Scotland Yard, ist zutiefst geschockt, als ihr Vater, ebenfalls ein ehemaliger Polizist, brutal in seinem Haus ermordet wird. Kate hatte Zeit ihres Lebens nur ihn als Menschen um sich, vertraute nur ihm und fühlte sich nur in seiner Nähe stark genug für ein Leben. Sie verliert mit seinem Tod jeden Halt. Als sie eigene Ermittlungen anstellt, deckt sie bald ein unglaubliches Geheimnis auf, dass ihr Vater vor ihr verborgen hatte und nun weitreichende Folgen für viele Menschen mit sich bringt.

Zeitgleich wird die Familie des Drehbuchautors Jonas Crane in einem Ferienhaus, in den einsamen Hochmooren von Yorkshire, von einem jungen Pärchen gefangen gehalten, die auf der Flucht vor der Polizei sind. Ohne ausreichend Nahrung und Wasser, droht ihnen bald höchste Lebensgefahr.

Die Autorin:

Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre Kriminalromane sind internationale Bestseller, auch Im Tal des Fuchses und zuletzt Die Betrogene eroberten wieder auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste.

Allein in Deutschland wurden bislang über 26 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main. (Quelle: charlotte-link.de)

Reflektionen:

Die Betrogene ist erneut ein intelligenter Kriminalroman, mit dem ein meisterhaft inszenierter psychologischer Aufbau einhergeht, der den Leser unglaublich fesselt. Von Anfang an ist die psychologische Note dieses Kriminalromans intelligent mit den Geschichten der zahlreichen Protagonisten verwoben, sodass es nicht möglich ist nur zu erahnen, wer Täter ist oder welche Motive eine tragende Rolle bei den Verbrechen spielen.

In einem wunderbar harmonischen Stil geschrieben und mit einem schnörkellosen, klaren Ausdruck gleitet man ohne Mühen sofort tief in die Geschichte hinein. Was sich zwischendurch wie ein wohliger Roman liest, täuscht dies nur blitzartig vor, denn mit dem Kennenlernen der Protagonisten und den flink wechselnden Perspektiven, wird erst nach und nach deutlich, wie tief einzelne Figuren und ihre Handlungen miteinander verstrickt sind, die wiederum einem abtrünnigen, unvorhersehbaren, aber authentischen Verbrechen entspringen.

Dieses Verbrechen wird zum Auslöser für weitere kriminelle und brutale Taten, die in ihrer Auflösung Emotionen freisetzten, die zutiefst berühren und die Verbrechen fast nachvollziehbar klingen lassen.

Charlotte Link nimmt sich die Zeit Figuren intensiv vorzustellen. Sie gewährt jeweils einen tiefen Blick in deren Seelenleben, aber immer nur so weit und psychologisch so geschickt, dass Letztendlich Cliffhanger ein großartiges, rätselhaftes Kopfkino beim Leser produzieren, ohne dass dieser Verbrechen oder Motive zu fassen bekäme. Rätseln und sich treiben lassen ist angesagt, aber das pageturnerartig, bis die Seite 640 gelesen ist und das nur mit wenigen, verzeihlichen Längen.

Besonders gelungen sind die Charaktere der beiden Hauptfiguren. Kate, Tochter des ermordeten Polizisten Robert, die unscheinbar und ängstlich aus ihrem Schneckenhaus als kleine unsichere graue Maus herausschaut und die des ermittelnden Polizisten Caleb, der seit seinem therapierten Alkoholproblem noch immer glaubt, er sei nur unter Alkohol ein brillanter Ermittler gewesen. Das Trockensein kostet ihn dahingehend unglaublich viel Mühe, um vor Kollegen so zu tun als sei er der Alte. Kate und auch Caleb leiden jeweils sehr auf ihre Weise. Sie finden zunächst auch keinen Weg miteinander umzugehen. Charlotte Link zeichnet diese Persönlichkeiten intensiv und doch ohne dass sie zu stark im Vordergrund der Geschichte spielen. Es gibt also kein too much über kranken Seelen zu lesen.

Der geschickte, psychologische Aufbau und die interessanten sowie ausführlichen Charakterzeichnung produzieren eine anhaltende, rätselhafte Grundspannung. Die Entwicklung der Geschichte, gepaart mit sorgfältig platzierten Perspektivwechseln, liefert ausreichend Munition für zahlreiche Spannungshöhepunkte, die einen angenehmen Sog entwickeln.

Die Betrogene ist nicht mein erster Kriminalroman von Charlotte Link und ich bin erneut mit einer rundherum spannenden und interessanten Geschichte unterhalten worden. Harmonisch ineinander verschachtelte Perspektiven, ein psychologisch raffinierter Aufbau und interessante Charaktere zeichnen Charlotte Link als erfolgreiche deutsche Autorin aus. Ihre Romane spielen in England und Charlotte Link versteht es, das britische Flair durch die maßvoll pointierten Beschreibungen von Schauplätzen und Örtlichkeiten so in ihrer Story zu verankern, dass man glaubt, dort sei sie zuhause.

Fazit und Bewertung:

Harmonisch ineinander verschachtelte Perspektiven und ein psychologisch raffinierter Aufbau sowie interessante Charaktere zeichnen diesen spannenden Kriminalroman aus, der seine rätselhafte Grundspannung immer wieder mit Spannungshöhepunkten anreichert und ihn mühelos zum Pageturner werden lässt. Etwas mehr Biss wäre noch ein Sahnehäubchen on top gewesen.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 24.05.2017

Lebensbedrohliche Obsession - Kampf gegen die RAF

Roter Frühling 72
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Roter Frühling 72 – RAF 1.0 ist ein knallharter Kriminalroman. Die Rote-Armee-Fraktion (RAF) bombt und mordet seit der Baader-Befreiung für eine bessere Welt. Die Frühjahrsoffensive 1972 soll den deutschen ...

Roter Frühling 72 – RAF 1.0 ist ein knallharter Kriminalroman. Die Rote-Armee-Fraktion (RAF) bombt und mordet seit der Baader-Befreiung für eine bessere Welt. Die Frühjahrsoffensive 1972 soll den deutschen Staat stürzen. Die Demokratie befindet sich am Rande des Abgrunds. Doch der Staat schlägt zurück. Staatsschutzermittler Harald Grass verfolgt die RAF unerbittlich. Er ist ein Antiheld mit Abgründen, der Beweise manipuliert und Verdächtige foltert. Zudem hat er ein Problem mit Alkohol und Drogen. Der Kampf gegen die RAF wird zur lebensbedrohlichen Obsession. Neben der politisch-historischen Brisanz um den RAF-Terrorismus bezieht der Roman seine Spannung aus der gespaltenen Persönlichkeit des Ermittlers.

Heute vor 45 Jahren begann die Mai-Offensive der Roten Armee Fraktion. Der Bombenanschlag richtete sich gegen das Hauptquartier des V. US-Korps in Frankfurt am Main. Drei Bomben mit 80 Kilogramm TNT töteten einen Oberstleutnant und forderten 13 Verletzte. Der Sachschaden betrug 3.1 Millionen D-Mark (ca. 1.4 Millionen Euro). (Quelle: stefanschweizer.org)

In der Regel veröffentliche ich an dieser Stelle keine Inhaltsangaben, doch hier sind die Fakten des Buchs bestens zusammengefasst.

Der Autor:

Stefan Schweizer, *1973, lebt in einer deutschen Großstadt. Er bewegt sich gerne in fremden Kulturen, in exotischen subkulturellen Milieus und ist Grenzgänger zwischen den Scenes: ob psychedelische Jam-Bands wie Grateful Dead, Techno- und Rave-Szene oder Rap-Bewegung - Berührungsängste hat er keine.

Stefan Schweizer, Dr. phil., geb. 1973, Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie, Politologie und Germanistik. Er arbeitete jahrelang im Bildungswesen: Universität, Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung und Schule. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Politischer Extremismus, Demokratietheorien, Kulturwissenschaft und Literaturwissenschaft. (Quelle: stefanschweizer.org)

Reflektionen:

Der Autor und Politologe Stefan Schweizer hat in seinem Kriminalroman die historischen Ereignisse, um den deutschen Kampf gegen die RAF (Rote-Armee-Fraktion), mit einer fiktiven Ermittlergeschichte ausgestattet.

Zum einen nährt sich die Spannung dieses Kriminalromans durch die real dramatischen und brisanten Ereignisse der damaligen BRD im Kampf gegen die RAF und auf der anderen Seite, durch die zutiefst gespaltene Persönlichkeit des Staatsschutzermittlers Harald Grass.

Die Figur Harald Grass ist alles andere als sympathisch. Er ist brutal, laut und rücksichtlos, während er mit allen Mitteln gegen die RAF Struktur ankämpft. Dennoch entlockt Harald Grass dem Leser auch Empathie, denn sein persönliches Schicksal hinterlässt durchaus berührende Emotionen. Oftmals hindert ihn seine eigene, teilweise bedauernswerte und persönliche Geschichte an einem tatsächlichen Erfolg. Er verliebt sich in die extrovertierte und kühle Monika und träumt von einer Familie mit ihr, doch um traute Zweisamkeit leben zu können, muss er sich zwischen Monika und seinem persönlichen Kampf gegen die RAF entscheiden. Soll er seine akribisch aufgebaute Tarnung aufgeben oder Monika gar einweihen? Es kommt brutal anders, denn Grass hat sich manches Mal nicht im Griff. Er kämpft gegen den Terror der RAF, er kämpft gegen sich selbst und er sucht vergebens Glück, Ruhe und Liebe.

Die realen Aspekte dieses Kriminalromans erinnern stets an den Baader Meinhof Komplex, was an den geschichtlichen und wahren Begebenheiten liegt. Dennoch empfinde ich die Ähnlichkeit zu diesem Buch schon sehr deutlich.

Zahlreiche Attentate der RAF habe ich in meiner Kindheit am Rande mitbekommen, schließlich wohne ich in der Nähe eines ehemaligen Tatorts und ich erinnere mich genau, an die in der Luft kreisenden Hubschrauber.

Stefan Schweizer hat die historischen Ereignisse akribisch und ausführlich recherchiert. Seine Kompetenz als Politologe und sein ausdrucksstarker, gradliniger Schreibstil sichern spannende Lesestunden, bei denen man stets bemüht ist, die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu ziehen.

Die intensive Zeichnung der Charaktere, vor allem die des Harald Grass, ist Stefan Schweizer ausführlich und interessant gelungen, sodass man als Leser tief in die abtrünnige Seele des authentischen Staatsschutzermittlers abtauchen kann und dessen Zerrissenheit gut nachvollziehen kann.

Fazit und Bewertung:

Roter Frühling 72 – RAF 1.0 ist ein top recherchierter und spannender Kriminalroman mit einem realen Bezug zur deutschen Geschichte im Kampf gegen die RAF. Harald Grass, der Staatsschutzermittler, besitzt eine gespaltene Persönlichkeit, durch die die Spannungskurve immer wieder hochschnellt und der Leser pageturnerartig durch die Seiten prescht.

Veröffentlicht am 24.05.2017

Das Geheimnis des Dreiecks – 3. Teil der Trilogie um David Adolphy

Bittersüße Wahrheiten
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David Adolphy reist nach Barcelona um an einem Projekt zu arbeiten. Kaum in Barcelona angekommen, rennt eine Frau in David hinein. Silvia ist geschockt David zu begegnen, denn er gleicht ihrem vor sechs ...

David Adolphy reist nach Barcelona um an einem Projekt zu arbeiten. Kaum in Barcelona angekommen, rennt eine Frau in David hinein. Silvia ist geschockt David zu begegnen, denn er gleicht ihrem vor sechs Monaten verstorbenen Ehemann Philippe ohne Gleichen. Silvia und David freunden sich an, auch die Familie wird freundschaftlich mit einbezogen, doch Philippes Eltern reagieren distanziert. Silvias Sohn Cassius will nicht glauben, dass es keinerlei Verwandtschaft zwischen seinem Vater Philippe und David geben soll und er wendet sich an David, um gemeinsam herauszufinden, ob David Philippes Zwillingsbruder sein könnte.

Der Autor:

Jürgen Vogel wurde 1967 in Merzig geboren. Er wuchs unter anderem in Spanien, Australien und Südostasien auf. Als sensibler Beobachter sammelte er im Laufe der Jahre Geschichten und Erfahrungen, die er heute mit seinen Lesern teilen möchte. Seit den 90er-Jahren lebt und arbeitet der Autor im Rheinland.

Reflektionen:

Bittersüße Wahrheiten ist der dritte Teil der Trilogie um David Adolphy. Erneut verzaubert Autor Jürgen Vogel den Leser mit einem nur 112 Seiten starken, lieblichen Roman. In diesem letzten Teil wird das Geheimnis um die Ähnlichkeiten des verstorbenen Philippe und David aufgelöst und diese Auflösung ist eine geschickt inszenierte Überraschung, die ich nicht erwartet hatte.

Jürgen Vogel schreibt in einem wunderbar leichten Stil. Die schriftstellerische Gestaltung seiner Worte, Sätze und Kapitel ist wohl überlegt und fein formuliert. Ein anspruchsvoller Ausdruck und eine gewählte Sprache lassen diesen kurzweiligen Roman zu einer literarischen Praline werden.

Viel zu schnell sind die wenigen Seiten ausgelesen und erneut bedaure ich es sehr, dass Jürgen Vogel seinen kurzen Roman in drei Teile aufgeteilt hat. Mir fehlte in den ersten beiden Romanen eine gewisse Handlungstiefe, die erst jetzt, im letzten Teil, richtig zu spüren Geltung ist. Inzwischen ist einige Zeit vergangen, seit ich die beiden Vorgänger Romane gelesen habe. Der Einstieg in die Geschichte gelang zwar mühelos, doch es wäre einfach eine noch harmonischere Art des Lesens geworden, hätte man die drei Büchlein an einem Stück lesen können.

Jürgen Vogel versteht es, Schauplätze so in die Handlung einzuweben, dass man glaubt selbst vor Ort zu sein. Ob Straßenzüge oder historische Gebäude und Örtlichkeiten, alles ist penibel mit der Handlung verschmolzen.

Die Charakterzeichnungen der Figuren sind besonders liebevoll und so passen sie ganz wunderbar in die harmonische Handlung, die durchweg positive Ereignisse und Umstände bereithält und in der niemals Böses geschieht. Hört sich langweilig an? Nein, keines Falls. Es ist ein Genuss so eine Geschichte zu lesen, in der alle liebevoll miteinander umgehen und das Böse mal nicht durch Präsenz vorherrscht. Starke Emotionen verbinden die Figuren und es erwachsen intensive Freundschaften, die nur kurz durch Schmerz oder Ungläubigkeit erschüttert werden.

Bittersüße Wahrheiten sollte nicht gelesen werden, bevor man nicht die ersten beiden Teile der Trilogie gelesen hat.

Da Jürgen Vogel in einem wunderbaren Stil schreibt, kann ich nur hoffen, dass er bald einen schönen neuen Roman herausbringt.

Fazit und Bewertung:

Bittersüße Wahrheiten ist der dritte Teil der Roman-Trilogie um David Adolphy, der dem verstorbenen Philippe in Aussehen und Mimik unfassbar ähnlich ist, ohne das eine Verwandtschaft bekannt wäre. Eine liebevoll gezeichnete Geschichte, die bis zu Letzt spannende Rätsel aufgibt, die jedoch nicht als stand alone gelesen werden sollte.

©nisnis-buecherliebe

Veröffentlicht am 12.05.2017

Der Deal – Authentisch erzählte Story über abtrünnige politische Machtspiele

LENA HALBERG - NEW YORK '01
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Der Deal – Authentisch erzählte Story über abtrünnige politische Machtspiele

Der machthungrige Medienmogul Bronsteen plant ein gigantisches Geschäft. Er tarnt einen Waffendeal mit Russland, den er mit ...

Der Deal – Authentisch erzählte Story über abtrünnige politische Machtspiele

Der machthungrige Medienmogul Bronsteen plant ein gigantisches Geschäft. Er tarnt einen Waffendeal mit Russland, den er mit Uran-Schürfrechten bezahlen will, mit einem zur Show gestellten sozialen Engagement, indem er afrikanische Kindersoldaten aus Zentralafrika auskauft.

Am 11. September stürzen die Türme des World Trade Centers nach den Terroranschlägen ein. Hawk, der einer der letzten Menschen im Gebäude ist, entdeckt kurz vorher ein brisantes Dokument und rettet sich in letzter Minute. Jahre später stößt Journalistin Lena Halberg auf Spuren, die diesem Dokument eine große Bedeutung beimessen sollen und erneut ist das Feuer in ihr entfacht, Bronsteen zu überführen.

Der Autor:

Ernest Nybørg studierte Musik und Literatur. Bereits während seiner Studienzeit entwickelte er Stücke fürs Theater. Nach ersten erfolgreichen Bühnenproduktionen arbeitete er als Autor und Regisseur für Bühne und Film. Bis heute betreute er erfolgreich mehr als vierzig Produktionen. Nebenbei ist er seit vielen Jahren Gastlektor für Dramaturgie und berät Filmproduktionen in der Stoffentwicklung.

Seit einigen Jahren widmet er sich ausschließlich der Literatur. Mit Thrillern, die reale politische Geschehnisse als Hintergrund verarbeiten, erweiterte er seine schriftstellerische Tätigkeit auch auf das Gebiet des Kriminalromanes. Hier erkennt man eine Leidenschaft für menschliche Abgründe. Seine Stoffe gehen unter die Haut und zeigen, dass er auch in diesem Genre zu Hause ist.

Durch seine vielfältigen Aktivitäten lebte er an verschiedenen Plätzen in Europa und Nordamerika, was seine Lust an der Beschäftigung mit anderen Kulturen und deren Lebensart prägte. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen, sozialen Strukturen beeinflusst auch die Intensität seiner Stoffe. (Quelle: ernetnyborg.com)

Reflektionen:

Mit Paris’97 ist Ernest Nybørg ein spannender Reihenauftakt, um die Journalistin Lena Halberg gelungen. New York ’01 ist der zweite Teil der Reihe und erneut stellt Ernest Nybørg mit seinem gewählten Thema 9/11 einen Bezug zur reellen Welt her, das die Story mit Authentizität umgarnt. Er greift die Ungewissheiten und die Spekulationen um die grauenhaften Terroranschläge auf, bedient sich der bis heute undurchschaubaren Aufklärung und Spekulation und integriert sie geschickt in die Handlung.

Die Story um die Journalistin Lena Halberg beginnt mit den Ereignissen der Anschläge 9/11, jedoch konnte Ernest Nybørg der Dramaturgie, die noch immer in unseren Köpfen als Erinnerung vorherrscht, schriftstellerisch in diesem Punkt nicht gerecht werden.

Lena Halberg jagt wieder durch eine Welt politischer Machenschaften und der Waffenlobby und sie giert danach, ihren ehemaligen Chef, den Medienunternehmer Bronsteen und seine abtrünnigen Machenschaften, zu entlarven.

In diesem Teil stößt Lena auf Unterlagen, die Bronsteens Verbindung zu einem Attentäter der Anschläge vom 11. September 2001 nachweist, aber Bronsteen ist Lena stets einen Schritt voraus. Dadurch dreht sich die Spirale der Spannung unermüdlich, bis die letzten Seiten gelesen sind, obwohl merklich geringere Spannungshöhepunkte präsent sind.

Ernest Nybørg schreibt in einem flüssigen, unverblümten Stil, der es jedem erlaubt, die durchaus komplexe Geschichte in sich aufzunehmen.

Mit diesem Thriller gelang der Einstieg in die Story harmonischer, denn Nybørg verzichtete darauf, Figuren aneinandergereiht vorzustellen. Er integrierte dies innerhalb des Vorankommens in der Geschichte, was sich deutlich runder lesen ließ.

Die Figuren, allen voran die der kompetenten und taffen Lena sowie die des nach Macht gierenden Königs der Manipulation Bronsteen, sind intensiv gezeichnet. Klug abwechselnde Perspektiven erlauben es dem Leser die Seiten und Vorgehensweisen der Figuren von Gut und Böse gleichzeitig entdecken zu dürfen und der Drang schnell lesen zu wollen und die Spekulation über die mögliche Auflösung des Falls verstärken sich und fesseln. Erschreckend zeichnet der Autor eine Geschichte, die genau so hätte passiert sein können und er beschreibt Schauplätze, sodass sie das Gefühl vermitteln, mit vor Ort zu sein.

Man könnte diesen zweiten Fall durchaus als stand alone lesen, doch es empfiehlt sich, mit dem ersten Teil der Reihe zu beginnen.

Fazit und Bewertung:

Lena Halberg New York’01 ein spannender und fesselnder Thriller, der gesellschaftskritisch und authentisch Strukturen politischer Machenschaften thematisiert, der jedoch auch zeigt, wie schwierig es ist politische Intrigen aufzudecken. Mir fehlte es etwas an Pfeffer, aber insgesamt war ich spannend unterhalten.

Veröffentlicht am 09.05.2017

Ich werde dich beschützen – Stimmungsvoller Thrill

Wenn ich dich hole
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Nordfriesland/Niebüll: Der 9-jährige Lewe ist allein mit seinem Hund im Haus der Großmutter und wartet vergebens auf die Rückkehr seiner Mutter und Großmutter, die nur kurz eine Besorgung erledigen wollten. ...

Nordfriesland/Niebüll: Der 9-jährige Lewe ist allein mit seinem Hund im Haus der Großmutter und wartet vergebens auf die Rückkehr seiner Mutter und Großmutter, die nur kurz eine Besorgung erledigen wollten. Als er die beiden nicht erreichen kann, ruft er seinen Vater an, der in London Heathrow am Airport festsitzt, da die Wetterverhältnisse keine Starts und Landungen erlauben.

Bendix Steensen wird schier verrückt, da er seinen Sohn telefonisch und von London aus kaum beruhigen kann. Da er weder seine Mutter noch seine Frau telefonisch erreichen kann, schaltet er den neuen Dorfpolizisten ein und bitten diesen um Hilfe, während er sich auf eine lange Reise wagt, inmitten des starken Schneefalls und Sturms.

Kurze Zeit später gibt der Polizist Entwarnung, doch niemand ahnt, dass das eigentliche Drama nun erst beginnt.

Die Autorin:

Anja Goerz, geboren 1968, ist gelernte Fotografin und seit 1989 Radiomoderatorin. Sie ist auf dem nordfriesischen Festland nahe Sylt aufgewachsen. Heute arbeitet sie beim Radiosender radioeins/rbb und beim Nordwestradio Bremen. Sie lebt mit Mann und Sohn in Falkensee bei Berlin. (Quelle: dtv Verlag)

Reflektionen:

Dieser Thriller hat mich sehr an die Seiten gepresst und er zwang mich, in einem rasanten Tempo durch die Seiten zu lesen. Sofort konnte ich in der Geschichte versinken und ich ließ mich gern von ihr einnehmen.

Anja Goerz hat einen sehr schönen Schreibstil, der angenehm und äußerst leicht zu lesen ist. Ihr Stil ist flüssig und von Details geprägt, ohne verschnörkelt zu wirken. Es gelingt ihr, dem Kleinen große Bedeutung beizumessen, denn so produziert sie eine solide Grundspannung, die mit einer starken Stimmungsgewalt einhergeht.

Die Stimmung ist das Groß dieses Thrillers. Sie ist psychologisch geschickt aufgebaut, geheimnisvoll und aus Sicht der Figuren angstgeschwängert.

Ein wenig erinnert dieser Thriller an ein Kammerspiel, in dem nur wenige Figuren auf einer Bühne agieren. Die Stimmung knistert, bleibt bis zuletzt geheimnisvoll und sie nährt sich von der Angst der Protagonisten, die schier drohen wahnsinnig zu werden. Es sind zudem die Emotionen, die von Angst geschürt ebenfalls die atmosphärische Stimmung unterstreichen.

Die Zeichnung der fesselnden Stimmung gelingt Anja Goerz spielend leicht und besonders gut, aber im Laufe der Handlung musste ich erkennen, dass sie das Einzige war, das mich beim Vorankommen in der Handlung faszinierte. Ich habe immer darauf hingefiebert, dass etwas Fulminantes geschehen möge, das blieb aus meiner persönlichen Sicht jedoch aus.

Die Geschichte ist geprägt von dem dramatischen Versuch des Vaters, das alleingelassene Kind schnellst möglichst zu erreichen, doch die Wetterverhältnisse isolieren ihn fast und er kommt nur schwerfällig voran. Viele Hindernisse kreuzen seinen Weg, er versinkt in Hilflosigkeit und als er erkennt, dass sein Sohn in höchster Gefahr schwebt, rastet er unterwegs sogar aus. Sein Charakter ist ausführlich und interessant gezeichnet, während alle anderen deutlich blasser erscheinen.

Die Perspektivwechsel sind geschickt platziert und sie weisen manchen Cliffhanger auf. Ein Erzählstrang erzählt von den verschwundenen Frauen, Insa und Grete, eine vom Vater Bendix und einer von dem kleinen Lewe. Wie aus dem Nichts taucht dann ein letzter Erzählstrang auf, der der Handlung einiges an Dramaturgie und psychologischer Raffinesse verleiht. Dadurch erkennt man als Leser, in welcher bedrohlichen Situation sich der Kleine Lewe befindet, ohne von der Spannung einzubüßen.

Als die letzten Seiten gelesen waren, das Buch längst zugeklappt, wollte ich zunächst nicht wahrhaben, dass das Ende dermaßen salopp abgehandelt wurde. Im Nachhinein muss ich dazu noch erkennen, dass dieser recht unblutige Thriller allein durch die gekonnt inszenierte Stimmung fesselt, nicht aber durch Inhalte.

Fazit & Bewertung:

Inhaltlich nicht ganz überzeugend, fesselt dieser recht unblutige Thriller dennoch durch eine dichte, atmosphärische und angstgeschwängerte Stimmung sowie durch einen besonderen Schreibstil, der im Kleinen eine gewisse und spannende Dramaturgie erzeugt.