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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2022

Sehr wichtiges Buch

Alle drei Tage
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Alle 3 Tage wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Klingt schockierend? Ist es auch. Aber leider ist das trotzdem unsere Realität.

Aber wer sind die Täter? Wer die Opfer? ...

Alle 3 Tage wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Klingt schockierend? Ist es auch. Aber leider ist das trotzdem unsere Realität.

Aber wer sind die Täter? Wer die Opfer? Wie kann es so weit kommen? Und was können wir tun, um Femizide in Zukunft zu verhindern?

In „Alle drei Tage“ beschäftigen sich die Autorinnen mit Hintergründen und wissenschaftlichen Studien zu Femiziden, die immer wieder durch echte Protokolle greifbar gemacht werden. Die Protokolle waren für mich sehr bedrückend und schwer zu lesen. Mich hat das sehr ergriffen und ich musste beim Lesen immer wieder mal Pausen machen.

Das Buch bietet neben Erklärungen relevanter Gesetze auch die Diskussion eines Stufenmodells sowie einzelner Risikofaktoren und bietet eine Menge Literaturtipps, um weiterzulesen. Die finde ich persönlich extrem wichtig, da so ein dünnes Buch natürlich nicht jeden Aspekt dieses Themas von allen Seiten beleuchten kann.

Was ich sehr interessant fand, war auch wie kulturelle Hintergründe missbraucht werden, um Femizide nicht als gesamtgesellschaftliches Problem zu sehen. Aber auch der Einfluss von sensibler Sprache in Medien bei der Berichterstattung und die Tatsache, dass der Fokus sehr häufig auf dem Täter liegt, beeinflusst, wie wir Femizide einordnen.

Das Buch wird mich gedanklich noch lange beschäftigen und ich werde das Literaturverzeichnis durchplündern. Denn letztendlich könne es jede von uns treffen.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken

Violeta
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In „Violeta“ erzählt Isabel Allende von einer Frau, die ihrer Zeit voraus ist und sich Familiendramen, weltpolitischen Geschehen, Personen, die ihr wahres Gesicht erst später zeigen und einem Netz aus ...

In „Violeta“ erzählt Isabel Allende von einer Frau, die ihrer Zeit voraus ist und sich Familiendramen, weltpolitischen Geschehen, Personen, die ihr wahres Gesicht erst später zeigen und einem Netz aus sozialen Entwicklungen und Rückschritten stellen muss. Auf ihrem Weg trifft sie die verschiedensten Personen und erlebt Weltgeschichte hautnah.
Durch die Briefform wurde manchmal zeitlich vorgegriffen, sodass ich immer wieder Ahnungen hatte, was passiert sein könnte und sofort weiterlesen musste. Diese Erzählform brachte die Flexibilität mit sich, während des Erzählens zu reflektieren und Ereignisse miteinander zu verknüpfen. Es war ergreifend und persönlich und einfach typisch für Isabel Allende. Beim Lesen sind durch die blumige Sprache wie von selbst Bilder vor meinem geistigen Auge erschienen. Mittendrin habe ich kurzzeitig vergessen, dass die Geschichte fiktiv ist, weil es sich so echt angefühlt hat, dass ich tatsächlich im Buch nach Fotos gesucht habe.
Ich bereue es ein bisschen, dass meine Sprachkenntnisse nicht gut genug sind, ihre Bücher in der Originalsprache zu lesen, aber die Übersetzerin hat eine echte Glanzleistung vollbracht.
Die Handlung ist glücklicherweise sehr weit von meiner Lebensrealität entfernt und durch die reflektierte Nüchternheit, mit der die Protagonistin sich selbst darstellt, konnte ich eine gesunde Distanz wahren. Violetas Leben ist aufregend aber im historischen Kontext wahrscheinlich nicht übertrieben.
Wenn ich Kritikpunkte suchen müsste, könnte ich anmerken, dass es Anfangs ein paar Längen gibt. Allerdings konnte ich das Buch ab der Hälfte nicht mehr zur Seite legen. Es kommen auch rassistische Fremdbezeichnungen vor, die aber nur in Zitaten erwähnt werden und eine Menge Krieg und Gewalt. Aber das wird wahrscheinlich niemanden überraschen, der den Klappentext gelesen hat.
Eine unterhaltsame Geschichte über ein Jahrhundert voller Leben und eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Bedrückend Realistisch

Dieser Beitrag wurde entfernt
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Kayleigh entführt uns in diesem Roman in die Abgründe der Menschheit. In Briefform schildert sie ihre Erlebnisse und die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei HEXA. Das Buch liest sich sprachlich sehr ...

Kayleigh entführt uns in diesem Roman in die Abgründe der Menschheit. In Briefform schildert sie ihre Erlebnisse und die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei HEXA. Das Buch liest sich sprachlich sehr leicht und ich habe schnell das Gefühl gehabt, die Protagonistin zu verstehen. Allerdings ist man durch die Erzählperspektive davon abhängig, was die Protagonistin mit uns teilen will.

Die Handlung fand ich auf eine bedrückende Art sehr realistisch, aber auch ziemlich verwirrend. Ähnliche Jobs gibt es heutzutage ja tatsächlich. Da stellt sich mir ganz schnell die Frage, was so ein Job mit einem macht. Wie viel kann ein Mensch verkraften? Was passiert, wenn verstörende Bilder zum Alltag gehören? Wer ist überhaupt noch objektiv? Was passiert, wenn man diese Wertesysteme übernimmt? Was wiegt stärker, die Verantwortung zu reflektieren, oder Selbstschutz?

Der Spannungsbogen konnte mich sofort packen und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Die Handlung macht Sinn und entwickelt sich natürlich, aber ich habe selbst erst gemerkt in welche Richtung sich die Stimmung entwickelt, als es eigentlich bereits zu spät war.

Das Buch hat mich gepackt, aber eine Triggerwarnung ist eigentlich ein Muss und man hätte dem Buch auch ruhig noch ein paar Seiten mehr gönnen können.

„Dieser Beitrag wurde entfernt“ ist ein spannendes Buch über Grenzüberschreitungen und das Outsourcen von traumatisierenden Bildern, bei dem mich das „nicht schockierende“ am meisten schockiert hat. Ich habe das Buch schnell gelesen, aber lange nicht verarbeitet.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Schön bunt

Pride!
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Das Buch ist wirklich liebevoll gestaltet und wunderschön bunt illustriert. In Kombination mit dem handlich quadratischen Format macht das das Buch auch ein bisschen zu etwas Besonderem.

Es beinhaltet ...

Das Buch ist wirklich liebevoll gestaltet und wunderschön bunt illustriert. In Kombination mit dem handlich quadratischen Format macht das das Buch auch ein bisschen zu etwas Besonderem.

Es beinhaltet wenig Text, sondern eher Zeitstrahlen, Zitate und andere grafische Elemente und ist dadurch schnell durchgelesen. Allerdings werden so auch viele Themen angeschnitten, in die ich gerne etwas tiefer eingetaucht wäre. Es gibt spannende Fakten, Jahreszahlen und Kurzportraits und ist gut für den Einstieg in das Thema geeignet.

Es zeigt auf, wie schnell gesellschaftliche Entwicklungen möglich sind, dass viele Dinge, die für uns heutzutage selbstverständlich sind, noch nicht lange so sind und wie schnell sich die Dinge wieder ändern könnten.

Was mich ein bisschen verwirrt hat war, dass im Glossar der Begriff „Intersexuell“ genannt wurde. Meines Wissens kommt das Wort von dem englischen Wort „intersex“ und bezieht sich auf das Geschlecht und hat mit Sexualität einfach nichts zu tun. In neuerer Literatur wird hierfür das Wort „intergeschlechtlich“ oder „inter*“ verwendet, was einfach mehr Sinn macht.

Das Buch bettet queere Themen in einen zeitlichen Kontext ein und bietet einen groben Überblick über die Entstehung des Pride. Es ist gut als Erstkontakt mit dem Thema oder als nettes Extra für Menschen, die sich schon besser auskennen, geeignet.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Ein neuer Ansatz

Was Männer kosten
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Das Patriarchat kostet uns Freiheit, Entfaltungsmöglichkeiten, manchen von uns Sicherheit im öffentlichen Raum, Repräsentation und nimmt vielen von uns die Möglichkeit einfach wir selbst sein zu können. ...

Das Patriarchat kostet uns Freiheit, Entfaltungsmöglichkeiten, manchen von uns Sicherheit im öffentlichen Raum, Repräsentation und nimmt vielen von uns die Möglichkeit einfach wir selbst sein zu können. Boris von Heesen erklärt, dass das Patriarchat uns aber auch sehr viel Geld kostet.
Anfangs war ich wirklich skeptisch, weil es sich etwas geschmacklos angefühlt hat Aspekte wie Partnerschaftsgewalt an Geld zu messen, aber vielleicht braucht es die finanzielle Ebene, zusätzlich zu den anderen, auch noch. Der Ansatz war auf jeden Fall interessant und für mich etwas ganz Neues.
Das Buch ist sehr schnell lesbar und bietet spannende Fakten und schockierende Zahlen. Die Herleitung der Zahlen ist gut erklärt und durch übersichtliche Graphiken verliert man auch nicht den Überblick.
Den Titel finde ich eher provokant und er schreckt wahrscheinlich genau diejenigen ab, die das Buch eigentlich lesen sollten. Bei diesem Titel werden das Buch wahrscheinlich nur diejenigen lesen, die sich eh schon gut mit den gesellschaftlichen Strukturen auskennen und gerade diejenigen, die von dem Buch enorm profitieren würden, werden es eher nicht lesen.
Nichtsdestotrotz füllt das Buch eine Marktlücke, erweitert die Perspektive, setzt Dinge in einen neuen Kontext und bietet eine weitere Argumentationsebene, um für gesellschaftlichen Fortschritt zu kämpfen.
Ein neuer Blick auf ein bekanntes Problem.

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