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Owlmuffin

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2022

Solide Reihe.

Zwischenwelt
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Mit „Im Rachen des Teufels“ endet die Zwischenwelt-Dilogie von Mila Ilbach.

Da es sich um eine Fortsetzung handelt, werde ich auf die Ereignisse nicht eingehen, die Handlung des ersten Bands wird nahtlos ...

Mit „Im Rachen des Teufels“ endet die Zwischenwelt-Dilogie von Mila Ilbach.

Da es sich um eine Fortsetzung handelt, werde ich auf die Ereignisse nicht eingehen, die Handlung des ersten Bands wird nahtlos fortgeführt und mit Background der alles entscheidenden Szene gespickt. Auch hier erleben wir das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven. Da sich die Figuren selten am selben Ort aufhalten, ist der Rundumblick weitläufig.

Mit ihrer Darstellung von Unsterblichen hat sich Mila einem komplexen Thema gewidmet, welches sie mit interessanten Gedanken, neuen Ideen spickte. Doch durch ein gewisses „zu viel“ ging in meinen Augen einiges verloren. Was jedoch nichts daran ändert, dass mit dem Pantarchentum, den Regeln und der Diktatur, ein System dargestellt wird, welches uns bekannt und damit nachvollziehbar ist.

Schaffen es Jäger und Pantarchen eines Tages, gemeinsam zu existieren? Wird das sinnlose Blutvergießen mit dieser Geschichte enden?

Auch wenn mir der Zugang zu den Charakteren verwehrt blieb, was ich der oft nüchternen, distanzierten Erzählweise zuschreibe, legen alle Figuren, zumindest jene, die am Leben bleiben, eine beeindruckende Entwicklung hin. Bis auf Aurora, die selbstlos und liebevoll bleibt, war es kaum möglich, die Untersterblichen einzuschätzen. Romantik und Liebelei wurde ausgespart, dafür loderten Rache, Machtgier und Wut, sowie das Bestreben, das Richtige zu tun und Vorurteile zu überwinden. „Im Rachen des Teufels“ mangelt es nicht an überraschenden und tragischen Verlusten, dafür an greifbaren Emotionen. Immer wieder reißen Spannung und Wendung den Leser mit, doch fehlte es an relevanten Details und Tiefe. Das Ende, welches theoretisch gut ist, wurde so rasant abgewickelt, dass auch hier keine Zeit für Tragik und Schrecken blieb.

„Zwischenwelt“ — eine solide Dilogie, die stilistisch nicht perfekt ist, aber mit einer frischen Idee überzeugt.

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Veröffentlicht am 26.10.2022

Fad.

Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald
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Mit ihrem Roman „Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald“ hat Christina Henry dem bekannten Märchen nichts abgeschaut. Denn bis auf die Protagonistin Red, die einen roten Hoodie trägt, ...

Mit ihrem Roman „Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald“ hat Christina Henry dem bekannten Märchen nichts abgeschaut. Denn bis auf die Protagonistin Red, die einen roten Hoodie trägt, und zu ihrer Großmutter gelangen will, ist diese Geschichte vollkommen anders. Wer also eine Märchenadaption oder eine düstere Interpretation des Klassikers erwartet, wird nicht nur enttäuscht, sondern teilweise auch gelangweilt zurückbleiben.

Mit dem Wissen, dass die Welt in den letzten Jahren eine Pandemie ausgestanden hat, würde ich das Gelesene nicht mal als wirkliche Dystopie abtun. Die Autorin erschuf mit Reds Merkmalen, afrikanische Wurzeln, Queer und durch eine Beinprothese gehandicapt, jedoch einen Charakter, der in die „Diversität“ von Heute passt. Doch obwohl „Rotkäppchen“ auf alles vorbereitet war, sich in Krisen und Notlagen zu helfen wusste, blieb ihre Entwicklung auf dem Weg zu Omas Haus auf der Strecke.
Was es mit den Monstern und dem mysteriösen Problem, das zu dem Virus kommt, auf sich hatte? Diese Frage wird nach einem zähen Verlauf, der wenig Bedrohung und Spannung bereithält, nicht unbedingt geklärt.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Frisch und durchweg überraschend.

Ash - Dunkle Stille
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Nach dem plötzlichen Verschwinden von Amy steht Ashs Leben auf dem Kopf. Nicht nur das zerreißende Vermissen, sondern auch grausame Alpträume plagen sie — besorgt beschließen ihre Eltern, dass ein Umzug ...

Nach dem plötzlichen Verschwinden von Amy steht Ashs Leben auf dem Kopf. Nicht nur das zerreißende Vermissen, sondern auch grausame Alpträume plagen sie — besorgt beschließen ihre Eltern, dass ein Umzug das Beste wäre. Erinnerungen, Gewohnheiten und auch Liam, der ebenfalls mit dem Verlust seiner Schwester kämpft, muss Ash in Florida zurücklassen.

Ihr Leben in London ist strukturiert, folgt einer Routine. Weder die Sehnsucht nach ihrer Freundin, nach Liam noch der Sonne haben sie in den letzten Jahren losgelassen und als sich ihr eine Chance bietet, ihren Eltern und der Tristesse zu entkommen, ergreift sie diese. Und damit ändert sich alles — auch wenn es ihr ihren Jugendschwarm zurückbringt.

„Ash - Dunkle Stille“ war mein erstes Buch von K.T. Steen und wenn ihr eine Geschichte sucht, dessen Verlauf unvorhersehbar ist, sich stetig wandelt, dann solltet ihr diese Romantasy lesen.
Obgleich ich Ash anfangs naiv fand, entwickelt sich das Mädchen deutlich, verliert im Angesicht der Offenbarungen und Gefahren jedoch nie ihre ungezwungene Leichtigkeit. Schlagfertig, stark und taff lernen wir sie in der verworrenen Handlung kennen. Während Liam unnahbar, distanziert wirkt, der geheimnisvollen Story etwas Düsteres verleiht. Doch mit diesen beiden Protagonisten, aus deren Perspektiven wir das Geschehen erleben und somit verschiedenen Blickwinkel folgen, gelang der Autorin eine sich ergänzende, stimmige und dynamische Konstellation.

Was Liam verbirgt, was Ash in sich selbst erkennt — solltet ihr herausfinden. Und keine Sorge, Band zwei lässt nach einem spannungsgeladenen Ende nicht lange auf sich warten.

K.T. Steen schreibt vorstellbar, temporeich und detailliert, verliert sich nicht in Längen, gibt den Lesern dennoch ausreichend Hintergrund, der das Fantastische greifbar und logisch werden lässt. Weder auf Gefühl noch Humor wurde verzichtet, zudem rundet die Autorin den Auftakt ihrer originellen Urban-Fantasy Reihe mit facettenreichen Nebencharakteren und überraschenden Twists ab.

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Stimmige, ernste Story.

Küsse in der Polarnacht
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„Küsse in der Polarnacht“ ist Band vier der »Liebe auf Schwedisch«- Reihe und diesmal nimmt uns Emily Ferguson mit in das heimelige Örtchen Lillaström.

Wer die Vorgänger gelesen hat, konnte sich bereits ...

„Küsse in der Polarnacht“ ist Band vier der »Liebe auf Schwedisch«- Reihe und diesmal nimmt uns Emily Ferguson mit in das heimelige Örtchen Lillaström.

Wer die Vorgänger gelesen hat, konnte sich bereits ein oberflächliches Bild von Elina machen, doch nun erfahren wir hautnah, welche Verantwortung und Last auf den Schultern der scheinbar so selbstbewussten und engagierten Frau liegt. Der Tod ihrer Mamma zerbrach und veränderte die Sundbergs. Während ihre beiden Geschwister begannen, eigene Wege zu gehen, nahm sich Elina dem verschuldeten & maroden Familienunternehmen samt den mürrischen Launen ihres Vaters an, ließ ihre erste & große Liebe, ihre Träume & Leidenschaften ziehen. Trotz Herzblut und Arbeitswut, die sie in die Erhaltung des Sundberghus steckte, war dieses Leben nie das, was sie wollte.

Und dann kommt er zurück. Nach zehn Jahren, vermögend, reifer. Als Hotelbesitzer – als potenzieller Konkurrent. Niklas …

„Küsse in der Polarnacht“ ist ein ruhiger Roman, der den Fokus auf innere Themen lenkt. Darauf, dass jeder Mensch seine Wahl selbst treffen kann, dass die Entscheidung für Glück, Veränderung und das eigene Leben bei einem selbst liegt. Und, dass Worte, auch wenn es die falschen sind, besser sind, als zu schweigen.
Das Aufeinandertreffen der einstigen Freunde und Liebenden verlief voller Missverständnisse, Schmerz und verletztem Stolz. Aber neben stiller Vorwürfe flossen nach und nach auch Wahrheiten, die längst überfällig sind. Erkenntnisse, die zwar nichts rückgängig machen, weder Trauer noch Sehnsucht des letzten Jahrzehnts auslöschen können, aber einen Neuanfang, ein anderes Miteinander ermöglichen.
Doch kann Elina über ihren Schatten springen und all die Chancen, die Niklas ihr bietet, ergreifen?

Emily schrieb angenehm & bildlich, Romantik wechselt sich mit zweifelnden Monologen und ausführlichen Dialogen ab. Beide Charaktere bekamen nachvollziehbare Hintergründe, bekannte Szenen, wie der Schneesturm und das Ikea-Desaster, das schon vielen Lillaströmern hilfreich war, wurden aufgegriffen und stimmig erzählt. Natürlich dürfen in einer Kleinstadt-Reihe die liebevollen wie verschrobenen Bewohner nicht fehlen, die dem Geschehen, das hier eher ernst anmutet, Gemütlichkeit verleihen.

»Wir haben immer eine Wahl. Es geht darum, sie zu akzeptieren, wenn sie hinterher die Falsche war.«

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Absolut großartig.

Das irrationale Vorkommnis der Liebe – Die deutsche Ausgabe von »Love on the Brain«
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„Das irrationale Vorkommnis der Liebe“: Eine Hommage an Marie Curie und alle Frauen, die sich in der Wissenschaft durchsetzen.

Bee und Levi verband nie mehr als peinliches Schweigen und eine vage Abneigung, ...

„Das irrationale Vorkommnis der Liebe“: Eine Hommage an Marie Curie und alle Frauen, die sich in der Wissenschaft durchsetzen.

Bee und Levi verband nie mehr als peinliches Schweigen und eine vage Abneigung, doch nun, Jahre später, müssen sie bei der NASA zusammen arbeiten, um ein revolutionäres Projekt zu verwirklichen.
Während Bee in den männerdominierenden Reihen hartnäckig um ihren Platz, gegen Sabotage kämpft, setzt sie sich anonym für die Frauen der Wissenschaft ein – beides bissig und beherzt.
Und Levi? Intelligent, effektiv und attraktiv, hat scheinbar alles, was Dr. Königswasser immer wollte, außer den Mut, seine Gefühle in Worte zu fassen.

Kann Wissenschaft sexy, spannend und witzig sein? Ja! Oh ja. Absolut.

Dieser Roman ist herrlich missverständlich, provokativ, unterhaltsam und absolut frisch, frech, authentisch. Ich habe jede Zeile genossen, jedes Wortgefecht und jede Diskussion. Peinlichkeiten und Fauxpas reihen sich mit fachspezifischen Ausführungen aneinander. Der Clou ist die pure Unzulänglichkeit, die verhindert, dass zwei derart begabte Menschen einander verstehen.
Das Verhältnis ändert sich, zufällig und langsam, als Mut und Wahrheiten stärker sind, als Neid, Zorn und irrtümlicher Hass, den Bee mit Leidenschaft verteidigt. Wären da nicht noch die unerklärlichen Schwierigkeiten von BLINK und der anschwellende Zeitdruck, dem die Neurowissenschaftlerin und der Wissenschaftsingenieur ausgesetzt sind, eine imaginäre Glückskatze und alte Wunden …

Bee Königswasser ist voller (Tier)Liebe und Flachwitzen, keine Sportgranate, dafür zuckersüß und mörderisch ehrlich. Ihr Sarkasmus, der den Leser durch die Seiten begleitet, wird von der schrägen Art ihrer Assistentin untermauert. Doch obwohl sie so viel zu bieten hat, ist die Angst vor dem Ende stärker, und so umgeht sie jeden Anfang, verwehrt sich all das wunderschöne Dazwischen.
Levi Ward ist ein Mann, den ich anbete. Verständnisvoll, clever, zurückhaltend und GROß.
Die Dynamik zwischen den beiden ist, trotz der bitzelnden Anspannung, von Beginn an herzerwärmend und entwickelt sich zu einem heißen Inferno. Über die Protagonisten erfahren wir im Verlauf bewegende Dinge, ihre Vergangenheit kristallisiert sich heraus und bildet eine absolut nachvollziehbare und verständliche Grundlage, um sowohl Bees (Verlust)Ängste als auch Levis Verschlossenheit, ihre Gedanken und manchmal schmerzlich endgültige Entscheidungen zu verstehen.
Als endlich alles glattläuft, das Projekt sowie eine Initiative von #WhatWouldMarieDo ins Rollen kommt, die Mauern der beiden beginnen zu bröckeln … geht alles den Bach runter.

Weitere besondere Charaktere und Umstände, wie Reike, Bees Zwillingsschwester, Rocío oder der übereifrige Astronaut Guy, das Chat-Geplänkel mit Shmac oder die tierischen Figuren. (…) schenken dieser Geschichte noch mehr Skurrilität, Humor und Wahrheiten und tragen dazu bei, dass „Das irrationale Vorkommnis der Liebe“ eine rundum gelungene RomCom wurde.

Ali Hazelwood thematisiert erneut Missstände in wissenschaftlichen Forschungsgebieten, kritisiert die fehlende Präsenz und Gleichberechtigung von Frauen in MINT-Fächern und standardisierte Tests. Doch nicht anklagend, sondern in dem für Ali typischen, beiläufigen und lockeren Stil, der zum Lachen und zum Nachdenken bringt.
Nachwort beachten.

Ein unglaublicher Lesespaß: intelligent, interessant, romantisch und absolut witzig. –

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