Beeindruckender Debütroman
Der TrickDer Roman erzählt von Mosche Goldenhirsch, der gegen Ende des 1. WK in Prag unter nicht ganz koscheren Umständen gezeugt wird, jung seine Mutter verliert und schließlich beim Zirkus landet und von dem ...
Der Roman erzählt von Mosche Goldenhirsch, der gegen Ende des 1. WK in Prag unter nicht ganz koscheren Umständen gezeugt wird, jung seine Mutter verliert und schließlich beim Zirkus landet und von dem 10jährigen Max Cohn, der etwa 90 Jahre später in Los Angeles lebt, dessen Eltern sich scheiden lassen wollen und der einen Plan hat, wie er dies verhindern kann.
Erzählt wird in kurzen Kapiteln, abwechselnd von der Vergangenheit und von heute. Der Roman hat für mich von Beginn an etwas Tragikomisches, er ist voller feinem Humor und bringt den Leser sehr oft zum Schmunzeln, es passieren aber auch, und zwar zu beiden Zeiten, tragische Dinge, die auch den Leser berühren, und so wechseln sich die Emotionen ab, man muss abwechselnd schmunzeln und seufzen. Manchmal driftet der Roman einen Touch ins Absurde und Surreale ab, hat stellenweise etwas Magisches an sich, die Geschichte scheint etwas außerhalb der Realität, was aber immer gut zur Geschichte passt. Mir fiel es sehr schwer, den Roman aus der Hand zu legen, ich habe ihn nahezu in einem Rutsch gelesen.
Die Charaktere sind dem Autor gut gelungen, allen voran die beiden Protagonisten, die tiefgehend gezeichnet sind und durchgehend authentisch wirken. Auch die weiteren Personen haben mir gut gefallen. Alle erstanden ohne Probleme vor meinem geistigen Auge.
Mosches Geschichte beginnt zum Ende des 1. Weltkrieges in Europa und es bleibt nicht aus, dass die nationalsozialistische Zeit eine Rolle im Roman spielt, zumal Mosche (und übrigens auch Max) jüdisch ist. Der Autor stellt mit wenigen Sätzen klar, was er von den Nazis hält; auch was Mosche unter ihnen passiert ist, berichtet er knapp, aber deutlich, das Thema ist wichtig für die Geschichte, nimmt aber relativ wenig Raum ein, mehr wäre auch nicht gut gewesen und hätte das Ganze zu düster werden lassen.
Nur selten notiere ich mir Sätze, die mir gut gefielen oder mich beeindrucken, hier zitiere ich gerne einen Lieblingssatz: "Wieder einmal stellte Max fest, dass für Erwachsene andere Regeln zu gelten schienen als für normale Menschen" (S. 246). Solche Sätze, deren Inhalt man vielleicht erst beim zweiten Lesen wirklich versteht, gibt es im Roman einige, doch diesen finde ich besonders gelungen.
Für mich ist es fast unglaublich, dass dies ein Debütroman ist. Emanuel Bergmann hat einen sehr packenden und emotional berührenden Roman geschrieben, der sich zudem sehr gut lesen lässt. Ich freue mich jetzt schon auf seine zukünftigen Werke und gebe gerne volle Punktzahl sowie eine absolute Leseempfehlung.