Interessanter Background
Silberne GeisterMexiko 1993: Montserrat ist ein großer Fan alter Filme, besonders solcher aus dem Horrorgenre. Als Tristan, Schauspieler ohne Job und Montserrats Freund seit Kindertagen, umzieht, stellt er fest, dass ...
Mexiko 1993: Montserrat ist ein großer Fan alter Filme, besonders solcher aus dem Horrorgenre. Als Tristan, Schauspieler ohne Job und Montserrats Freund seit Kindertagen, umzieht, stellt er fest, dass der ehemalige Regisseur Abel Urueta, dessen Filme Montserrat sehr mag, sein neuer Nachbar ist. Uruetas letzter Film wurde nie fertiggestellt, da der Autor und Produzent, der deutsche Okkultist Wilhelm Ewers ermordet worden war. Mit Hilfe von Montserrat, die als Soundeditorin arbeitet, und Tristan will er dies nun nachholen. Leider stellt sich das für alle Drei als lebensgefährlich heraus.
Ich brauchte kurz, um in die Geschichte zu kommen, doch dann hatte sie mich. Montserrat und Tristan waren mir sofort sympathisch. Montserrat hat es, in einem Männerberuf arbeitend, nicht leicht, besitzt aber auch einen starken Willen. Tristan, ehemaliger Soapdarsteller, von einem Unfall leicht körperlich, deutlich stärker psychisch gezeichnet, lässt sich eher treiben, vor allem von Frau zu Frau, und tut sich schwer, ein neues Engagement zu bekommen. Die Geschichte konzentriert sich im wesentlichen auf die beiden, andere Charaktere bleiben Nebenfiguren, einige sind aber für die Geschichte sehr wichtig. Ein wichtiger Charakter ist auch Wilhelm Ewers, dessen Geschichte man nach und nach erfährt. Er ist tot, hat aber viele Spuren hinterlassen.
Der Roman beginnt recht gemächlich und bleibt es auch lange Zeit. Ich habe ihn dennoch wirklich gerne gelesen, schon wegen des Backgrounds, der (mexikanischen) Filmgeschichte und des Okkultismus. Wilhelm Ewers ist dabei an einen realen Okkultisten angelehnt, genau wie Abel Urueta an eine realen Regisseur, wie die Autorin in ihrem Nachwort verrät. Viele der erwähnten Filme kennt man, hat sie vielleicht auch gesehen. Im Laufe der Geschichte wird es immer geheimnisvoller, mysteriöser, spannender, letzteres allerdings nie wirklich nervenzerfetzend. Der versprochene Horror blieb für mich im wesentlichen aus, was mich aber nicht weiter gestört hat. Ein bisschen gruselig wird es aber schon.
Besonders gut gefällt mir das Setting, Mexiko im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts, das fühlt sich zusätzlich besonders und ein wenig exotisch an, und weckt gewisse Erinnerungen in mir, immerhin gehöre ich zur älteren Generation.
Wer sich einen spannenden Horrorroman erhofft, könnte enttäuscht werden. Ich habe die Geschichte gerne gelesen, mochte die Protagonist:innen und den Background der Geschichte, war gespannt, wie sich alles auflöst, und wurde letztlich gut unterhalten.