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Veröffentlicht am 18.06.2020

Fesselnd

Das Reich der Grasländer 1
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„Die Starken haben es nicht nötig, die Schwachen zum Schweigen zu bringen, sie beweisen sonst nur, dass sie die wahrhaft Schwachen sind“ (S. 56)

Prinz Morgan hat sich im Altherzwald verirrt, Graf Eolair ...

„Die Starken haben es nicht nötig, die Schwachen zum Schweigen zu bringen, sie beweisen sonst nur, dass sie die wahrhaft Schwachen sind“ (S. 56)

Prinz Morgan hat sich im Altherzwald verirrt, Graf Eolair wurde gefangengenommen, Tzoja ist geflohen und Miriamel zu einer Hochzeit gereist. Derweil scheinen die Nornen immer aktiver zu werden.

Wie mittlerweile in der Fantasy immer gebräuchlicher (s. z. B. Martin und Rothfuss) werden auch in dieser Reihe die Originalbände im Deutschen zweigeteilt, d. h., dies ist der erste Teil des zweiten Bandes der neuen Reihe.

Tad Williams schreibt sehr komplex, man muss schon ein bisschen aufmerksam lesen und sollte möglichst entweder größere Erfahrung mit Fantasyepen haben oder, noch besser, die Vorgängerbände kennen. Erzählt wird aus mehreren Perspektiven, so dass die meisten Fraktionen abgedeckt werden. Alle Perspektiven sind sehr interessant und spannend zu lesen. Da dies ein erster Teil ist, sollte man aber nicht erwarten, dass am Ende viel aufgelöst wird. Zudem knüpft es direkt am Vorgängerband an, die Bände dieser Reihe gehen ineinanderüber, und erst am Ende wird es wohl eine wirkliche Auflösung geben. Ich liebe so etwas und bin auch hier sofort gefesselt.

Die Charakterzeichnungen gefallen mir gut, man kommt den Charakteren sehr nahe. Der Autor erzählt bildhaft, so dass mein Kopfkino viel zu tun bekommt. Besonders die Passagen um Morgan haben es mir in dieser Hinsicht angetan, hier meint man wirklich dabei zu sein.

Zum besseren Einstieg gibt es zunächst eine Zusammenfassung der Ereignisse der bisherigen zwei Bände der neuen Reihe. Das Glossar am Ende erscheint mir nützlicher, hier werden alle Personen aufgelistet, auch die, die nur angesprochen werden, und es finden sich weitere wesentliche Informationen. Die drei Karten sind nicht wirklich nötig, ergänzen den Roman aber gut.

Wer komplexe und epische Fantasy mag, kann mit dieser Reihe nichts falsch machen. Man sollte sie aber am besten von Anfang an lesen.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Für mich leider nicht das richtige Buch

Kein Tee mit Mugabe
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Antje Waldschmidt hat das südliche Afrika, Südafrika, Mosambique, Simbabwe und Sambia, als Backpackerin bereist und veröffentlicht hier eine Art Reisetagebuch.

Als Backpackerin hat die Autorin viel Kontakt ...

Antje Waldschmidt hat das südliche Afrika, Südafrika, Mosambique, Simbabwe und Sambia, als Backpackerin bereist und veröffentlicht hier eine Art Reisetagebuch.

Als Backpackerin hat die Autorin viel Kontakt zu anderen Reisenden, was sich auch in ihren Erzählungen niederschlägt. Das können Einheimische sein, die z. B. von ihrem Arbeitsort nach Hause fahren, aber oft sind es andere Touristen. Vor allem im ersten Abschnitt, in dem es um Johannisburg geht, ist mir aufgefallen, wie sehr solche Begegnungen im Fokus stehen. Was die Autorin hier erlebt, ist in meinen Augen allerdings nicht typisch für Südafrika, sondern hätte überall auf der Welt geschehen können. Johannisburg selbst, der als einziger Ort Südafrikas besucht wird, kommt viel zu wenig zum Tragen.

Mein Anliegen, als Reisende oder Lesende, ist es immer, viel über das Land zu erfahren, das bereist wird, dazu gehört dessen Geschichte, aber auch die aktuelle Situation, Besonderheiten sind mir wichtig, Kultur und Umwelt, die Situation der Einheimischen, die Tierwelt usw. So war ich nach diesem Abschnitt recht enttäuscht.

Später, vor allem ab dem Besuch von Tofo/Mosambique, wird das besser, man erfährt deutlich mehr über Land und Leute, und bekommt Lust, auch einmal dorthin zu reisen, aber in meinen Augen dreht sich immer noch zu viel um Urlaubsbekanntschaften. Für mich ist es daher nicht ganz das richtige Buch, um etwas über diese Region zu erfahren. Immerhin habe ich dennoch das eine oder andere erfahren, und wurde angeregt zu googeln. Schön ist, dass man eine gute Vorstellung erhält, wie es dort aussieht, wo die Autorin gerade ist.

Der Erzählstil ist sicher auch nicht jedermanns Sache, nicht nur, dass er sehr locker gehalten wird, ich fand ihn auch manchmal sehr holprig, es gibt zu viele Wiederholungen, und manche Sätze sind merkwürdig. Insgesamt hätte ich mir die Erzählung etwas „seriöser“ gewünscht.

Die Fotos kommen leider im Ebook, zumindest bei meinem Kindle, nicht gut zur Geltung, ich habe sie mir auf meinem Handy angesehen, was ich auf jeden Fall empfehlen kann.

Für mich war es nicht das richtige Buch, um tiefergehende Informationen über das südliche Afrika zu erhalten, darum ging es aber, glaube ich, der Autorin auch nicht. Ich denke deshalb, andere werden damit zufriedener sein, vor allem, wer ähnliche Reiseerfahrungen hat, oder machen möchte, wie die Autorin.

Veröffentlicht am 13.06.2020

Überraschend neue Adaption der Artus-Saga

Cursed - Die Auserwählte
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Die Artus-Saga kennt wohl jeder, zumindest eine der vielen Adaptionen, sei es in Buch- Film, Serien- oder anderer Form. Thomas Wheeler hat nun eine weitere hinzugefügt, die in meinen Augen überraschend ...

Die Artus-Saga kennt wohl jeder, zumindest eine der vielen Adaptionen, sei es in Buch- Film, Serien- oder anderer Form. Thomas Wheeler hat nun eine weitere hinzugefügt, die in meinen Augen überraschend neu ist.

Im Mittelpunkt steht hier Nimue, eine 16jährige Fey, deren Dorf von den Roten Paladinen überfallen und vernichtet wird, und die in den Besitz eines besonderen Schwertes kommt. Neben Nimue gibt es eine ganze Reihe weiterer Charaktere der Artus-Saga: Merlin, Uther Pendragon, Arthur, Morgan(a), Percival, Lancelot, Gawain, Guinevere – alle in Rollen, in denen man sie so nicht kennt. Merlin ist schon fast eine Karikatur seiner selbst, versoffen, seiner Magie beraubt, Arthur nicht der strahlende Held, als den man ihn kennt – über die anderen könnt ihr selbst lesen.

Auch hier wird das Verhältnis der alten Religionen zur neuen, dem Christentum, thematisiert. Die Roten Paladine jagen und vernichten alles, das nicht in ihre Religion passt, und das äußerst brutal. Ganz oben auf der Liste stehen die Fey – und diese sind dem Autor phantastisch gelungen, die verschiedenen Ausprägungen sind interessant und phantasievoll und stehen dem Leser schnell bildlich vor Augen. Dass sie gejagt werden, ist umso tragischer.

Leider bleiben alle Charaktere ziemlich blass und kommen mir wenig nahe, und das ist sehr schade. Gerade zu Nimue hätte ich mir mehr Verbindung gewünscht. Am interessantesten, je mehr ich über ihn las, wurde für mich Merlin. Als weniger interessant als zunächst gedacht, entpuppte sich der Weinende Mönch, auch wenn er eine Überraschung birgt. Seine Entwicklung gegen Ende konnte ich bei allem, was er vorher tat, nicht ganz nachvollziehen.

Es brauchte etwa ein Drittel des Romans, bis er mich packen konnte, doch dann ließ er mich nicht mehr los. Ich denke, das lag u. a. daran, dass ich mit den Charakteren nicht warm wurde, aber auch an den abschreckenden Taten der Roten Paladine, die sehr explizit beschrieben wurden.

Die größte Überraschung war für mich das Ende, das nicht nur offen, sondern cliffhangermäßig ist, und nach einer Fortsetzung verlangt. Dass es diese tatsächlich geben wird, konnte ich der Danksagung des Autors entnehmen, vorher hielt ich den Roman für einen Einzelband. Dass Netflix aus der Geschichte eine Serie entwickelt hat, die noch 2020 ausgestrahlt hat, wusste ich dagegen schon vorher – ich bin gespannt.

Erwähnenswert sind natürlich noch Frank Millers Illustrationen, die sicher nicht jedem gefallen werden, die dem Roman aber einen ganz eigenen Touch verleihen. Innerhalb der Geschichte sind sie schwarzweiß, am Ende finden sich ein paar in Farbe.

Der Roman konnte mich nicht sofort packen, doch dann ließ er mich nicht mehr los. Er ist eine überraschend neue Adaption der Artus-Saga, die ich interessant finde. Man darf gespannt sein, was sich der Autor für die Fortsetzung einfallen lassen wird. Wer die Artus-Saga kennt und offen für bekannte Charaktere in anderen Rollen ist, sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Ein wunderbares Buch

Ein Baum wächst in Brooklyn
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1912: Die elfjährige Francie Nolan lebt in armen, aber nicht unglücklichen Verhältnissen. Der Vater trinkt und hat selten Arbeit, liebt aber seine Familie, die Mutter schuftet und versucht den Kindern ...

1912: Die elfjährige Francie Nolan lebt in armen, aber nicht unglücklichen Verhältnissen. Der Vater trinkt und hat selten Arbeit, liebt aber seine Familie, die Mutter schuftet und versucht den Kindern dennoch eine schöne Kindheit zu bescheren, Tanten, Onkel und Großeltern haben Teil am Geschehen, ebenso wie die Nachbarschaft, Lehrer und Arbeitgeber – und das Brooklyn jener Tage.

Episodenhaft erzählt die Autorin Francies Leben, über ihre Familie, die Verhältnisse aus denen sie stammt, ihre Träume und Wünsche, ihre Gedanken und Gefühle, und der Leser wird immer mehr in den Bann gezogen. Francie war mir sehr schnell sympathisch, sie ist die Hauptperson dieses Romans, und sie lernt man am besten kennen. Doch man erfährt auch viel über die Hintergründe der beiden Familien, von denen sie abstammt, begleitet andere Familienmitglieder bereits vor Francies Geburt und bekommt so einen guten Einblick in die ganze Familie. Vor allem Francies Tante Sissy hat einen großen Anteil am Geschehen. Sissy, die sich unbedingt ein Kind wünscht, deren Schwangerschaften aber schlecht enden, die dennoch positiv wirkt und sich wenig um Konventionen schert – auch sie ein sehr liebenswerter Mensch. Die Charaktere sind der Autorin im übrigen durchweg sehr gut gelungen, sie wirken lebendig, und als Leser fühlt man sich schnell als Teil der Familie.

Natürlich gibt es Hochs und Tiefs, so z. B. Zeiten, in denen die Familie hungert, aber selten hat man das Gefühl von Leid, man hält zusammen, unterstützt sich und versucht, das beste daraus zu machen – zumindest für die Kinder. Als Leser blickt man aber durchaus auch hinter die Fassade, und auch Francie sieht vieles anders, je älter sie wird – das ist nachvollziehbar erzählt. Emotionen schwingen hier viele mit. Oft gibt es, trotz allem, auch einen humorigen Unterton. Dass die Autorin sehr kleinteilig erzählt, trägt zur Atmosphäre und dem Gefühl, dabei zu sein, bei. Ich gehe davon aus, dass viel Autobiografisches in dieses Werk geflossen ist.

Am Ende habe ich den Roman beinahe traurig zugeklappt, ich wollte gerne weiterlesen, mehr über Francies Leben erfahren. Ich war aber auch beglückt, weil ich diesen wunderbaren Roman gelesen habe und sicher so schnell nicht mehr vergessen werde.

Diesen Roman sollte man unbedingt lesen, für mich ein absolutes Highlight, das noch länger nachwirken wird.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Unterhaltsam

Drachenlachen - Flammen und Fauchen
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Drachen mochte ich schon immer, sie faszinieren mich. Für diese Anthologie haben sich 11 Autoren und Autorinnen 12 Geschichten rund um Drachen ausgedacht, wobei Drachen in großer Vielfalt vorkommen, sie ...

Drachen mochte ich schon immer, sie faszinieren mich. Für diese Anthologie haben sich 11 Autoren und Autorinnen 12 Geschichten rund um Drachen ausgedacht, wobei Drachen in großer Vielfalt vorkommen, sie sind so unterschiedlich wie die Geschichten selbst.

Zunächst fällt nicht nur das bunte Cover auf, das schon prima passt, auch innen hat der Roman (schwarzweiße) Illustrationen zu bieten, auch hier gibt es verschiedene Drachen zu bestaunen – mir haben sie gut gefallen.

Ich möchte nicht jede einzelne Geschichte rezensieren, deshalb exemplarisch nur dies: Mira Lindorm hat als einzige zwei Geschichten beigesteuert, und beide haben es in sicher – kurz und knackig und sehr lesenswert, gehören sie zu meinen Lieblingsgeschichten in dieser Sammlung. Im Gegenteil dazu die abschließende Geschichte von Angelika Diem, sie ist mit ca. 60 Seiten die längste, schon fast ein Kurzroman, aber auch sie hat mir richtig gut gefallen, und sie ist auch eine der Geschichten, deren Protagonisten ich gerne wiedertreffen würde, gerne auch in einem Roman.

In der Regel können einem in einer Anthologie nicht alle Geschichten gefallen, meist gibt es eine oder zwei, mit denen man selbst wenig anfangen kann, aber das sind vielleicht genau die, die andere mögen.

Mich hat diese Sammlung gut unterhalten und ich kann sie jedem, der Fantasy mag (oder kennen lernen möchte), empfehlen.

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