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Veröffentlicht am 19.07.2019

Historisch fundiert, abenteuerlich und spannend, mit interessanten und gut gelungenen Protagonisten

Der Spion des Königs
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1639: Richard Faversham ist nicht nur Porträtmaler sondern auch Spion des Königs und kann beides gut miteinander verbinden: Während er auf ausgesuchten Landsitzen weilt um Porträts der Familienmitglieder ...

1639: Richard Faversham ist nicht nur Porträtmaler sondern auch Spion des Königs und kann beides gut miteinander verbinden: Während er auf ausgesuchten Landsitzen weilt um Porträts der Familienmitglieder zu malen, spioniert er sie gleichzeitig aus, und manchmal setzt er auch den Hausherren Hörner auf.

Sein Dienstherr, König Charles Stuart hat Spione bitter nötig. Nicht nur, dass die Schotten Schwierigkeiten machen, auch das Parlament will nicht immer so wie er.

Einer seiner Widersacher ist Oliver Cromwell, der Charles nicht nur wegen seines Absolutissmuswahns stoppen möchte.

Vivian Mortimer dagegen muss ihre Religion heimlich ausüben und bringt sich dabei in große Gefahr.

Vier Protagonisten hat dieser historische Roman, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ihre jeweiligen Perspektiven machen den Roman abwechslungsreich und interessant und nicht alle ihre individuellen Geschichten scheinen zunächst miteinander zu tun zu haben. Alle vier sind interessante Persönlichkeiten, zwei fiktiv, zwei historisch, und bei allen gelingt es dem Autor ihr Handeln und Denken zumindest zum größten Teil begreifbar zu machen und sie tiefgehend zu zeichnen. Mir haben vor allem Richard und Vivian gefallen, die beiden fiktiven Charaktere, denen auch am meisten Raum eingeräumt wird (dies gilt vor allem für Richard). Vivians Geschichte ist auch deshalb interessant, weil sie als Frau zusätzlichen Zwängen unterliegt.

Über Charles Stuart und seine Zeit wusste ich bisher wenig, jetzt habe ich einiges dazu gelernt, etwas, was ich an historischen Romanen mag, sie nehmen mich, wenn sie gut recherchiert sind, mit in ihre Zeit und bringen mir die historischen Hintergründe nahe. Dies ist hier gut gelungen, dazu gibt es noch ein Nachwort des Autors. Neben diesem ist dem Roman auch ein Personenverzeichnis und ein ausführliches Glossar beigefügt.

Der Autor erzählt interessant und spannend, die kurzen, wechselnden Abschnitte tragen dazu bei. Am Ende habe ich mir gewünscht, Richard und Vivian wiedertreffen zu können, vielleicht schreibt Magnus Forster ja noch eine Fortsetzung?

Historisch fundiert, abenteuerlich und spannend, interessante Protagonisten und unterhaltsam zu lesen – ich habe den Roman gerne gelesen, Neues erfahren und würde mich über eine Fortsetzung freuen. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Freunde gut recherchierter historischer Romane.

Veröffentlicht am 13.07.2019

Hat mich gut unterhalten

Frost & Payne - Die mechanischen Kinder 1: Die Jagd beginnt
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London 1885: Lydia Frost hat seit kurzem eine Privatdetektei, doch die Geschäfte könnten besser laufen. Als sie den Auftrag erhält den ehemaligen Pinkerton-Agent Jackson Payne zu finden, ahnt sie nicht, ...

London 1885: Lydia Frost hat seit kurzem eine Privatdetektei, doch die Geschäfte könnten besser laufen. Als sie den Auftrag erhält den ehemaligen Pinkerton-Agent Jackson Payne zu finden, ahnt sie nicht, dass ihr dies einen Partner bescheren würde.

Ich lese zu wenig Steampunk, habe ich mir beim Lesen gedacht, vor allem, wenn er so gut ist wie hier. Sehr schnell wurde mir die Protagonistin sympathisch, eine Frau, die ein sehr persönliches Geheimnis hat, die sich gerade von einer mafiaähnlichen Organisation gelöst hat, oder sagen wir besser, immer noch zu lösen versucht, und die sich einfach nicht unterkriegen lässt. Ihre persönliche Situation nimmt im weiteren Verlauf dieses ersten Sammelbandes breiteren Raum ein, es scheint, sie könnte endlich eine für sie wichtige Frage beantwortet bekommen.

Auch der Protagonist gefällt mir gut, als ehemaliger Pinkerton bringt auch er Geheimnisse mit. Zudem ist er mit einer interessanten Frau verheiratet und sucht nach seiner verschwundenen Tochter – der Romanstoff wird der Autorin so schnell nicht ausgehen.

Erzählt wird flüssig und spannend, nach und nach werden immer mehr Hintergründe aufgedeckt und so taucht man als Leser zunehmend tiefer in die Geschichte ein, und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Mir gefallen die vielen verschiedenen Storylines, die noch viele packende Geschichten versprechen, und die bisher gut gelungen miteinander verwoben sind.

Der Sammelband enthält die ersten drei Bände der Reihe, dem sind die ein oder andere Wiederholung geschuldet, dies stört aber nicht weiter. Mich haben beim Lesen mehrere Begriffe irritiert, die ich nicht kannte, die ich aber schließlich als Schweizer Ausdrücke identifieren konnte (googeln half). Andere Begriffe werden im Glossar erklärt.

Ich wurde gut unterhalten, freue mich auf den nächsten Band und vergebe gerne 4 Sterne mit Tendenz nach oben. Wer Steampunk mag oder kennen lernen möchte, ist hier gut aufgehoben.

Veröffentlicht am 12.07.2019

Absolut kein Thriller, aber ein einigermaßen interessanter historischer Roman

Die Magdalena-Verschwörung
3

„Le temps viendra“

Als junges Mädchen wird Anne Boleyn zu Margarete von Österreich geschickt, wo sie eine gute Ausbildung erhält, sowie erste Einblicke in die Mysterien der Maria Magdalena. Später wird ...

„Le temps viendra“

Als junges Mädchen wird Anne Boleyn zu Margarete von Österreich geschickt, wo sie eine gute Ausbildung erhält, sowie erste Einblicke in die Mysterien der Maria Magdalena. Später wird sie Hofdame Mary Tudors am französischen Hof, wo sie auch nach deren Rückkehr nach England bleibt und dort weiter mit Maria Magdalena vertraut gemacht wird.

In der Gegenwart gibt es mehrere Mordanschläge auf feministische Historikerinnen. Auch Maureen Paschal, die gerade Tagebücher Anne Boleyns entdeckt hat, scheint gefährdet.

Der Roman wird als Thriller beworben, doch das ist er, trotz der Morde, die auch im Klappentext angesprochen werden, nicht. Die Morde und ihre Aufklärung spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle, ihre Auflösung kann ich außerdem kaum ernst nehmen. Überhaupt wirkt der Gegenwartspart wie eine eigene Geschichte, die Verbindung mit der Erzählung über Anne Boleyn ist gering. Wie man im Impressum lesen kann, wurde dieser Part der deutschen Ausgabe abweichend zum Original beigefügt. Mir scheint hier unbedingt eine Verbindung zur Magdalena-Trilogie gewollt zu sein, deren Protagonistin Maureen ist. Tatsächlich hätte ich gut auf diesen Part verzichten können, er hat für mich keinen Mehrwert und die Charaktere kommen mir allesamt nicht nahe.

Für mich ist der Roman ganz klar ein historischer, und ich fand die Geschichte um Anne Boleyn und die Magdalena-Mysterien interessant. Gerne hätte ich dazu ein Nachwort der Autorin gelesen, schon allein um etwas über ihre Recherchen zu erfahren, oder auch darüber, was Fiktion, was im Rahmen des Möglichen und was Fakten sind. Anne Boleyn und die anderen hier auftretenden Frauen sind alle interessante Persönlichkeiten, die Geschichte der Katharer, die Geschichte Maria Magdalenas – alles ebenfalls interessant, zum Teil aber auch wohl eher Legende als Historie.

Ein bisschen sollte man sich wohl mit den geschichtlichen Hintergründen auskennen, die Tudors etwas näher kennen, sich auch schon einmal Gedanken zu reformatorischen Strömungen gemacht haben. Was man nicht erwarten sollte, ist, wie bereits gesagt, ein Thriller. Der Roman ist nicht spannend zu nennen, die Autorin doziert des Öfteren, die Frage nach Fakten kam bei mir immer wieder auf, und dennoch, ich habe den historischen Part mit Interesse gelesen, mir gefällt auch der feministische Ansatz gut. Erst gegen Ende wird er mir etwas zu pathetisch und kitschig. Neben einem Nachwort hat mir im Übrigen auch ein Personenregister gefehlt.

Wer einen Thriller erwartet, wird sehr enttäuscht werden, wer sich auf den historischen Part freut, wird den Roman etwas zufriedener beenden. Der Roman ist interessant, aber nicht spannend, man muss sich darauf einlassen oder bringt sowieso ein Interesse für seine Themen mit. Der Gegenwartspart wirkt eher störend als bereichernd, am Ende ist er überflüssig und man könnte ihn auch gut überspringen. Ich vergebe, allein für den historischen Part, 3 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Idee
Veröffentlicht am 11.07.2019

Für mich liegt der Fokus zu sehr auf den Liebesgeschichten

Nächstes Jahr in Havanna
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Kuba 1958: Die reichen Familien leben ihr Leben abseits der Kubaner, denen es weniger gut geht, und die sich von Fidel Castros Revolution ein besseres Leben erhoffen. Die Familie Perez ist durch Zucker ...

Kuba 1958: Die reichen Familien leben ihr Leben abseits der Kubaner, denen es weniger gut geht, und die sich von Fidel Castros Revolution ein besseres Leben erhoffen. Die Familie Perez ist durch Zucker reich geworden, die vier Töchter leben ein Leben im goldenen Käfig, nicht arbeiten, reich heiraten ist die Devise. Dennoch gönnen sich die drei älteren hin und wieder kleine Fluchten, und so lernt Elisa den Revolutionär Pablo kennen und lieben. Doch als die Familie 1959 ins Exil nach Florida geht, verlässt auch Elisa Kuba.

60 Jahre später reist Elisas Enkelin Marisol nach Kuba, um dort die Asche ihrer Großmutter zu verstreuen, und endlich das Land kennen zu lernen, dem sie sich verbunden fühlt. Auch Marisol lernt einen Mann kennen, der eigentlich nicht zu ihr passt – die Liebesgeschichten ähneln sich sehr, außer in der persönlichen Situation der Protagonistinnen.

Mich hat an dem Roman besonders gereizt, etwas über Kuba und seine Bewohner zu erfahren, vor allem die Vergangenheitsstoryline schien dafür gut geeignet zu sein. Leider ist der Roman aber vor allem ein Liebesroman, und zwar in beiden Storylines. Ein Problem ist bereits, dass die Familie Perez reich ist, auch in den USA lebt sie bald wieder in entsprechenden Verhältnissen. Kuba kennt sie daher vor allem aus einem bestimmten Blickwinkel. Über das Leben der „kleineren“ Leute in Kuba erfährt man, da beide Protagonistinnen in Ich-Form erzählen nur das, was sie selbst wissen und erleben, und das ist gerade bei Elisa recht wenig. Aber auch Marisol, die während ihrer Zeit in Kuba bei Elisas Jugendfreundin Ana lebt, lernt wenig vom „wahren“ Kuba kennen. Anas Familie wurde zwar enteignet, ihrer Familie geht es aber noch verhältnismäßig gut.

Während Elisas Liebesgeschichte noch in das Geschehen passt, weil sie Unterschiede und vor allem Zwänge aufzeigt, hätte man auf Marisols gut verzichten können. Was hier erzählt wird, hätte keiner Liebesgeschichte bedurft, im Gegenteil, sie überlagert das für mich Wichtigere viel zu sehr. Noch dazu wird es hier sehr langatmig, oft oberflächlich und klischeehaft, vieles wird immer wieder wiederholt.

Leider hat mich der Roman weniger überzeugt als erhofft, ich wollte mehr über Kuba erfahren, die Geschichte aber war im wesentlichen Liebesgeschichte. Dagegen wäre womöglich nichts zu sagen, wenn die Erzählung interessanter gewesen wäre, mir war sie aber, vor allem in der Gegenwartsstory zu langatmig, zu oberflächlich und zu klischeehaft. Trotzdem, was ich über Kuba erfahren habe, hat mich zum googeln verführt, so dass ich am Ende doch schlauer war als am Anfang – jedoch hätte ich lieber mehr aus dem Roman selbst erfahren. Wer Liebesgeschichten mag, wird den Roman sicher gerne lesen. Ich vergebe knappe 3 Sterne.

Veröffentlicht am 05.07.2019

War mir etwas zu vorhersehbar

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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In einem Ort nahe München werden die Überreste zweier Toter gefunden, die Knochen lagen dort seit ca. 70 Jahren. Gina Angelucci, gerade aus der Elternzeit zurück am Arbeitsplatz, will den Fall unbedingt ...

In einem Ort nahe München werden die Überreste zweier Toter gefunden, die Knochen lagen dort seit ca. 70 Jahren. Gina Angelucci, gerade aus der Elternzeit zurück am Arbeitsplatz, will den Fall unbedingt bearbeiten, sie hofft, trotz der langen Zeit, die Toten identifizieren zu können, damit deren Angehörige endlich erfahren, was mit ihnen passiert ist, und, im besten Fall kann auch der Täter noch ermittelt werden.

Gina Angelucci bearbeitet hier ihren zweiten Cold-Cases-Fall, während Dühnfort sie in der Elternzeit ablöst und sich um Töchterchen Chiara kümmert. Sie ist einerseits froh, wieder im Dienst zu sein, andererseits vermisst sie die Zeit mit Chiara – welche berufstätige Mutter kennt das nicht. Der aktuelle Fall, um den sie zunächst kämpfen muss, weckt Erinnerungen in ihr, womöglich werden hier die Weichen zu Band 3 gestellt? Er weckt aber auch Erinnerungen an eine schlimme Zeit und führt den Leser ins Jahr 1944 und eine Heeresmunitionsfabrik, in der osteuropäische Zwangsarbeiter arbeiten mussten. Über diese Zeit erfährt man einerseits durch Erinnerungen der noch Lebenden, andererseits durch Tagebuchaufzeichnungen eines der Opfer.

Inge Löhnig hat einen sehr lebendigen Schreibstil, der den Leser schnell packt und ihn nur so durch die Geschichte fliegen lässt. Wer zudem den ersten Gina-Band und auch die Dühnfort-Bände kennt, wird sich schnell heimisch fühlen und sich über das Wiedersehen vor allem mit diesen beiden Protagonisten freuen. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe anderer gelungener Charaktere, die man zum Teil recht gut kennen lernt und die einen auch emotional berühren.

Leider fand ich den Roman schnell sehr vorhersehbar, es gab für mich keine Überraschungen, keine Wendung, die ich nicht schon vorher geahnt hätte. Das ist ein bisschen schade, denn wirkliches Miträtseln war dadurch nicht möglich. Nicht sehr gelungen scheint mir auch ein Storystrang, der zum letzten Fall Ginas zurückreicht, und den ich eher störend fand, zumal er dann auch ziemlich schnell abgehandelt war. Mir hätte es besser gefallen, wenn der Fokus auf dem Cold Case geblieben wäre. Dessen Lösung, auch wenn vorhersehbar, ist logisch und zufriedenstellend. Mir hat auch gefallen, dass der Roman nach der Auflösung nicht gleich zu Ende war, sondern noch einen schönen kleinen „Epilog“ hatte.

Es ist keine Frage, dass ich Inge Löhnigs Romane allen Krimifans empfehlen kann, es ist auch keine Frage, dass ich diesen gerne gelesen habe und die Thematik gelungen ist, ich hätte mir nur ein klein wenig mehr Spannung und Überraschungen gewünscht, dafür hätte der bereits erwähnte Erzählstrang gerne wegfallen können. Für volle Punktzahl reicht es daher leider nicht, ich vergebe „nur“ 4 Sterne.