Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Lesejury Star
offline

PMelittaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PMelittaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.03.2019

Lesenswert!

Der eingebildete Kranke: Molière: Eine Komödie
0

Argan glaubt schwer krank zu sein und für die richtige Behandlung tut er alles – selbst seine Tochter an einen Arzt verheiraten.

Der eingebildete Kranke war Molières letztes Stück, der Legende nach starb ...

Argan glaubt schwer krank zu sein und für die richtige Behandlung tut er alles – selbst seine Tochter an einen Arzt verheiraten.

Der eingebildete Kranke war Molières letztes Stück, der Legende nach starb er kurz nach der Uraufführung in Argans Kostüm, den er selbst dargestellt hatte. Der Text lässt sich gut lesen und man kann sich das Stück gut auf der Bühne dargestellt vorstellen, soweit man es nicht bereits gesehen hat – Lust darauf, es sich auf der Bühne anzusehen, bekommt man alle mal (in meinem Fall es noch einmal anzusehen.

Da es sich bei meiner Ausgabe um die vollständige Textausgabe mir allen Vor- und Zwischenspielen sowie dem Epilog der Doktorpromotion und einem Kommentar zum Text handelt, gibt es einiges, was nicht direkt zum Geschehen um Argan gehört, ich gestehe, manches Zwischenspiel überlesen zu haben, auf der Bühne ist die Wirkung sicher anders.

Das Stück ist voller Humor, auch wenn dieser oftmals recht bitter ist. Natürlich ist der Leser immer etwas schlauer als Argan (was nicht weiter schwer ist), das macht einen Teil des Vergnügens aus. Tüchtig lächerlich gemacht werden Medizin und Ärzte, die sich noch dazu selbst viel zu ernst nehmen.

Ich hatte Spaß am Lesen, so dass ich es gerne weiterempfehle, aber eher als Stück auf der Bühne denn als Lektüre des Textes, obwohl sich auch diese lohnt, wenn man so etwas gerne liest. Besonders interessant ist natürlich der umfangreiche Anhang, durch den man u. a. einiges über den Dichter selbst erfährt.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Ein lesenswerter Roman, auf den man sich einlassen muss

Die Träumenden
0

In der kalifornischen Stadt Santa Lora schläft eine Studentin ein und wacht nicht mehr auf. Bald geht es immer mehr Menschen so und man fragt sich, woran es liegen könnte. Viele Theorien später ist der ...

In der kalifornischen Stadt Santa Lora schläft eine Studentin ein und wacht nicht mehr auf. Bald geht es immer mehr Menschen so und man fragt sich, woran es liegen könnte. Viele Theorien später ist der Verursacher entdeckt, doch das allein reicht nicht, die Menschen aufzuwecken und weitere Betroffene zu verhindern.

Ich hatte Probleme, mich in den Roman einzulesen, denn die Erzählweise der Autorin ist gewöhnungsbedürftig. Obwohl sie einzelne Charaktere herauspickt, kommen diese einem lange nicht nah, zu distanziert wird erzählt. Besonders gestört haben mich zu Anfang die Doppelpunkte („die Mädchen: ...“, „die Eltern: ...“ usw.), die mir unnötig erscheinen und den Lesefluss stören. Erst nach einiger Zeit kam ich im Roman an, fand Zugang zu einigen Charakteren und wollte mit dem Lesen nicht mehr aufhören.

Wie bereits erwähnt, wird aus den Perspektiven verschiedener Charaktere erzählt, der Studentin Mei, die sich mit dem ersten Opfer ein Zimmer teilte, dem Biologielehrer Nathaniel, dessen Lebensgefährte in einem Pflegeheim lebt, dem Mädchen Sara, das mit seinem Vater, der sich schon lange auf Schlimmes vorbereitet hat, und seiner Schwester zusammen lebt, dem jungen Ehepaar Ben und Annie und ihrer neugeborenen Tochter Grace, sowie der Psychologin Catherine, die als Expertin gerufen wird. Wirklich nahe kamen sie mir nicht, doch im Laufe der Handlung immer näher. Die Autorin erzählt davon, wie diese Menschen mit den veränderten Lebensverhältnissen und der Angst davor, selbst betroffen sein zu können, umgehen. Manche von ihnen werden auch einschlafen …

Eine weitere Frage des Romans ist, was passiert mit den Schlafenden, da ihre Gehirnaktivität groß ist, ist davon auszugehen, dass sie träumen. Doch was träumen sie? Auch hierzu entstehen Theorien und der Leser kann sich für sich überlegen, was möglich wäre. Für mich wirkte das alles realistisch, sicher würden in Fällen, die man sich – zunächst – nicht erklären kann, jede Menge Theorien, auch absurde entwickelt, ich fand es interessant zu lesen. Erzählt wird im Präsens, was zusätzlich gewöhnungsbedürftig ist, auch weil es gleichzeitig immer wieder Vorschauen gibt („Später würde ...“), der Präsens also als Stilmittel zu sehen ist, nicht, weil etwas passiert, das den Charakteren genau jetzt geschieht. Das hat mich zuerst etwas irritiert, aber ich habe mich daran gewöhnt.

Vorgewarnt durch einige Rezensionen habe ich vom Ende des Romans nicht viel erwartet, war dann aber positiv überrascht. Ich bin kein Freund von „alles muss am Ende aufgelöst sein“, immerhin bringt auch das wahre Leben nicht immer Antworten mit sich und es muss einfach zur Geschichte passen. Immerhin gibt es hier genug Antworten, um zufrieden zu sein. Für mich passt das Ende wunderbar zum Roman und so konnte ich ihn zufrieden beenden. Übrigens ist er für mich genau das: Ein Roman, keine Dystopie, kein SF, keine Fantasy, kein Thriller, einfach ein Roman, der eine bestimmte Episode beschreibt, dem Leser erzählt, was ausgewählten Personen passiert ist, wie sie reagiert haben und wie es für sie ausging.

Ich habe ihn gern gelesen, diesen Roman, und empfehle ihn auch gerne weiter an jene, die sich überraschen lassen wollen und an einen Roman nicht direkt gewisse Ansprüche haben (außer unterhalten zu werden). Ich bin nun sehr gespannt auf weitere Romane der Autorin.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Island während des zweiten Weltkriegs

Graue Nächte
0

Nach der Besetzung Dänemarks durch das nationalsozialistische Deutschland wird den isländischen Staatsbürgern erlaubt, mit dem Schiff Esja nach Island auszureisen, die sogenannte Petsamo-Fahrt. Leider ...

Nach der Besetzung Dänemarks durch das nationalsozialistische Deutschland wird den isländischen Staatsbürgern erlaubt, mit dem Schiff Esja nach Island auszureisen, die sogenannte Petsamo-Fahrt. Leider schafft es ein Isländer nicht an Bord, da er kurz vor der Abreise festgenommen wird, seine Verlobte muss ohne ihn nach Hause fahren, und ein anderer kommt nicht auf Island an, da er vorher über Bord geht.

1943 wird auf Island eine Leiche angeschwemmt, zunächst sieht alles nach Selbstmord aus, nahezu gleichzeitig wird ein junger Mann tot geprügelt. Flóvent von der isländischen Polizei und Thorson von der Militärpolizei ermitteln.

Dies ist bereits der zweite Band, in dem der Autor in das während des zweiten Weltkrieges von Alliierten besetzte Island geht und dort seine beiden Protagonisten ermitteln lässt. Für mich ist es der erste der Reihe, was aber nicht weiter schlimm ist, da man diesen auch gut lesen kann, ohne Band 1 zu kennen. Ich selbst wusste bisher nichts über Island im zweiten Weltkrieg, so dass für mich schon alleine der historische Background interessant ist: Damit die Nazis Island nicht besetzen konnten, wurde dies zunächst von den Briten, später den US-Amerikanern vorweggenommen.

Die beiden Ermittler bleiben, obwohl jeder seine eigene Perspektive erhält, leider ziemlich blass, manchmal habe ich fast Probleme, sie auseinander zu halten. Mehr im Mittelpunkt der Charakterisierung steht die Frau, die, ohne ihren Verlobten, mit der Esja nach Island zurückkam und deren Name lange nicht erwähnt wird, sie erhält eine eigene Storyline, die mit der Petsamo-Fahrt beginnt. Insgesamt wird somit aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt, der Autor verzichtet dabei auf Zeitangaben, so dass man erst nach und nach alles zeitlich richtig zuordnen kann. Da ein bestimmter Name in beiden Zeitlinien auftaucht, macht man sich direkt seine Gedanken über die Zusammenhänge, die am Ende aber doch ein bisschen anders waren, als ich zunächst vermutete. Am Ende hat der Autor dann auch alle Fäden aufgelöst und die Fälle zu einem zufriedenstellenden Ende geführt.

Sehr schade finde ich persönlich, dass es kein Nachwort gibt, das den Leser über den historischen Hintergrund aufklärt, meiner Meinung nach sollte so etwas in einem guten Roman nicht fehlen, und auch eine Karte hat mir gefehlt.

Erzählt wird ohne großen Spannungsaufbau – ein paar Spannungsmomente gibt es aber trotzdem – und dennoch las ich den Roman recht gespannt. Interessant finde ich vor allem wie schon erwähnt, den historischen Hintergrund, und die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Storylines. Der Roman ist in seiner Erzählweise eher gemütlich, auch wenn er nichts Gemütliches erzählt, wer Cosy Crime mag, ist hier fehl am Platz, ebenso Actionbegeisterte. Wer aber andere isländische Literatur mag, und ein Fan von Indridason ist, sollte einen Blick riskieren. Von mir gibt es knappe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 04.02.2019

Die Reihe nimmt zunehmend Fahrt auf

Codename E.L.I.A.S. - Doppelschlag
0

Michael Cavenaugh erhält seinen ersten Auftrag von E.L.I.A.S und erkennt schnell, wie skrupellos sein Mittelsmann handelt. Dass Michael die Hintergründe der Aktion nicht erfahren soll, hält ihn allerdings ...

Michael Cavenaugh erhält seinen ersten Auftrag von E.L.I.A.S und erkennt schnell, wie skrupellos sein Mittelsmann handelt. Dass Michael die Hintergründe der Aktion nicht erfahren soll, hält ihn allerdings nicht davon ab, sich die Informationen selbst zu organisieren.

Brianna und Luke sind derweil auf der Suche nach einem Kautionsflüchtling, der letztlich dringend ihre Hilfe benötigt und vorübergehend Michaels Haushalt bereichert.

Und dann sind da noch Michaels private Schwierigkeiten, allen voran die mit seinem Vater – und diese Probleme scheinen für ihn die am schwierigsten zu lösenden zu sein.

Mit dem dritten Band nimmt die „Vorabendserie“ weiter Fahrt auf und stellt alle Protagonisten vor Herausforderungen. Man erfährt zudem ein bisschen mehr – über Michael und seine Familie, über Brianna und Luke, und über die Beziehungen untereinander; zudem ist E.L.I.A.S nicht mehr ganz anonym, sondern nimmt Konturen an, wenn auch vorerst nur schwach. Doch gerade das macht Lust auf mehr, so dass zu hoffen ist, dass bald der nächste Band der Reihe erscheint.

Mich hat auch dieser Roman wieder gut unterhalten und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.

Veröffentlicht am 24.01.2019

Macht Lust auf die anderen Romane der Reihe

Tödliches Pilsum. Ostfrieslandkrimi
0

Als im Ems-Jade-Kanal der PKW eines Entführungsopfers gefunden wird, bringt das neue Impulse für den schon Jahre zurückliegenden Fall, und es stellt sich heraus, dass es damals einige Ermittlungsfehler ...

Als im Ems-Jade-Kanal der PKW eines Entführungsopfers gefunden wird, bringt das neue Impulse für den schon Jahre zurückliegenden Fall, und es stellt sich heraus, dass es damals einige Ermittlungsfehler gab.

Es handelt sich hier bereits um den vierten Roman um Richard Faber und seine Kollegen vom Kriminal- und Ermittlungsdienst in Emden, für mich ist es allerdings der erste. Das ist aber nicht weiter schlimm, man kann den Roman sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen, wird aber schon ein bisschen neugierig auf die vorherigen Fälle. Ich zumindest werde sie auf jeden Fall noch lesen.

Der Fall ist interessant und wird im Laufe der Geschichte noch interessanter, es wird Erschütterndes aufgedeckt, das manchen Leser vielleicht an seine Grenzen bringen wird, sehr blutig geht es dabei zwar nicht zu, aber es schockiert, was manche Menschen anderen antun können. Die Autorin hat ein sensibles Thema gut umgesetzt, auf die Auflösung wird dann auch konsequent hingearbeitet – mancher Leser kann sich vielleicht relativ früh denken, worauf das Ganze hinausläuft, lesenswert bleibt der Roman dennoch. Die Ermittlungen wirken authentisch, als Leser erhält man das Gefühl, dabei zu sein, und die Autorin erzählt flüssig und spannend.

Neben den Ermittlungen gibt es noch einen zweiten Erzählstrang um Richard Faber und seine Kollegin Rike Waatstedt, der ihr privates Leben betrifft. Ich bin ein Fan von Kriminalromanen, die auch das Privatleben der Ermittler thematisieren, und fand diesen Aspekt daher nicht störend – bis Rike Waatstedt gegen Ende der Geschichte recht unüberlegt handelt, und die Gründe in eben diesem Erzählstrang begründet sind. Das wirkte auf mich dann doch etwas aufgesetzt.

Ich war sehr angenehm überrascht von diesem spannenden Roman mit seinem schwierigen Thema, das gut umgesetzt wurde, seinen sympathischen Ermittlern (meine Lieblinge sind Opa Knut und der „Wikinger“) und seinem Lokalkolorit. Für mich ist es ganz sicher nicht der letzte Band der Reihe. Ich vergebe gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Krimifans.