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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2018

Sehr unterhaltsamer historischer Roman

Die Bücherjäger
1

Konstanz 1417: Papst Johannes XXIII flieht während des Konzils, alle seine Begleiter werden dadurch vogelfrei. So auch Poggio Bracciolini, der davon nichts ahnt, da er gerade auf dem Weg in ein Kloster ...

Konstanz 1417: Papst Johannes XXIII flieht während des Konzils, alle seine Begleiter werden dadurch vogelfrei. So auch Poggio Bracciolini, der davon nichts ahnt, da er gerade auf dem Weg in ein Kloster ist, um nach antiken Schriften zu suchen. Tatsächlich findet er ein Werk, das Ungeheuerliches enthüllt, und deshalb an die Kette gelegt wurde – und dann verschwindet das Buch und Poggio setzt sich auf seine Fährte.

Dirk Husemann hat mich schnell mit seiner Erzählkunst gepackt. Bereits der erste Satz zog mich unwiderstehlich in den Roman. Der Autor erzeugt plastische Bilder, mein Kopfkino hatte viel zu tun, er erzählt sehr lebhaft, spannend und bringt den Leser immer wieder zum Schmunzeln.

Nicht alles ist historisch korrekt, mal gibt es eine zeitliche Verschiebung, mal sind historische Persönlichkeiten im Spiel, die zu dieser Zeit eigentlich schon verstorben sind – dazu erklärt sich der Autor im Nachwort – doch das nimmt dem Roman nicht seinen Unterhaltungswert, dass er unterhaltsam ist, steht für mich außer Frage. Fans historischer Romane werden sich sowieso zusätzliche Informationen zum Geschehen und den Charakteren z. B. aus dem Internet holen.

Die Charaktere sind echte Typen, auch zu ihnen werden in meinem Kopf plastische Bilder erzeugt. Die vier Protagonisten, neben Poggio und dem Papst sind das Agnes von Mähren und Oswald von Wolkenstein, alle vier historische Persönlichkeiten, lernt man als Leser sehr gut kennen, mit all ihren Stärken und Schwächen, sie wirken authentisch, auch wenn, wie schon erwähnt, der Autor sich nicht immer an die historischen Tatsachen gehalten hat. Man baut schnell Sym- und Antipathien auf, fühlt mit ihnen, hadert mit ihnen – die Gefühlpalette beim Lesen ist groß.

Das brisante Thema, das sich in dem gestohlenen Buch versteckt, gibt es wirklich, man mag es kaum glauben, auch hierzu kann man sich durch Recherchieren Informationen holen. Thema, Charaktere und Geschehen hat der Autor gut aufeinander abgestimmt.

Sehr gut gefallen mir auch die Rückblicke (und eine Vorschau), die in mit „Stundenglas“ betitelten Abschnitten erzählt werden, hier erfährt man viel aus Poggios Vergangenheit und über sein Verhältnis zum Papst. Der Autor hat sie jeweils sehr passend in die Geschichte integriert, sie erhöhen das Verständnis des aktuellen Geschehens.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch hier Zusatzinhalte: Ein interessantes Nachwort, ein Glossar, ein Personenverzeichnis (mit Kenntlichmachung der historischen Persönlichkeiten) und eine Karte werten den Roman zusätzlich auf.

Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen, er ist sehr unterhaltsam und spannend, toll erzählt und mit interessanten vielschichtigen Charakteren ausgestattet. Dirk Husemann werde ich mir merken, ich freue mich schon auf weitere Romane von ihm. Gerne vergebe ich 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle Fans historischer Romane, für die es nicht unbedingt nötig ist, dass jede Szene historisch korrekt ist, solange der Autor sich dazu äußert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Originalität
Veröffentlicht am 23.06.2018

Ein wunderbarer Roman zum Lachen und zum Weinen

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Einen Anruf aus einem Raumschiff zu bekommen, ist sicher etwas sehr seltenes. Darum glaubt Gladys Ormerod zunächst auch niemand. Doch das ist nicht der einzige Grund, denn Gladys wird immer wunderlicher. ...

Einen Anruf aus einem Raumschiff zu bekommen, ist sicher etwas sehr seltenes. Darum glaubt Gladys Ormerod zunächst auch niemand. Doch das ist nicht der einzige Grund, denn Gladys wird immer wunderlicher. Ihrer Enkelin Ellie macht das große Sorgen, denn Gladys ist die einzige, die sich um sie und ihren Bruder James kümmern kann, und so darf niemand wissen, dass Gladys immer mehr überfordert ist. Dass der Anruf aus dem All vielleicht eine Wende bringen könnte, kann zunächst niemand voraussehen.

So schön und ein wenig skurril wie sein deutsches Cover ist auch der Roman. Er behandelt eine ganze Reihe eher trauriger Themen, wie Verlust und Krankheit, und schlägt dennoch immer wieder humorvolle Töne an, wobei der Humor, typisch englisch, auch gerne mal ziemlich schwarz ist.

Jeder der Protagonisten hat seine Probleme und hat seine eigene Art, mit ihnen fertig zu werden. Tom Major, der mehr durch Zufall auf dem Weg zum Mars ist, ist kein einfacher Mensch, warum er ist, wie er ist, erfährt man als Leser nach und nach durch Rückblenden, die immer sehr passend eingefügt sind, weil z. B. das Gespräch sich gerade um eine bestimmte Thematik dreht. Durch seinen Kontakt zur Familie Ormerod bekommt er Stoff zum Nachdenken und die Gelegenheit, dies auch zu nutzen.

Die Familie Ormerod, Gladys und ihre Enkelkinder Ellie und James versuchen alles, um zusammenbleiben zu können, wobei auf Ellie, obwohl erst 15jährig, die Hauptlast liegt. Gladys weiß um ihre Krankheit und kann doch nichts dagegen tun, und ihr Handeln macht es Ellie oft zusätzlich schwer.

Trotz all der Probleme, die die Protagonisten beschäftigen, trotz all ihrer Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit, ist der Roman auch von Zuversicht geprägt, zeigt, dass Freundschaft und Vertrauen wichtig sind und man nie die Hoffnung aufgeben sollte. Eine fast banale Botschaft, die aber dennoch wichtig ist, und hier in einen sehr unterhaltsamen Roman verpackt ist.

Das man die Geschichte nicht immer ernst nehmen kann, sollte klar sein. Alleine die Art, wie Tom zu seinem Marsflug kommt, die Bemühungen des Direktors der Raumgesellschaft, seinen Mitarbeitern die kuriosesten Titel zu verpassen (z. B. „Chief of Multi-Platform Safeguarding“), aber auch das Experiment, das James bei einem Wettbewerb vorführt, lassen den Leser nicht nur schmunzeln, sondern besitzen das typische englische Skurrile, das man nicht hinterfragen sollte und das man entweder mag oder eben nicht – ich liebe es!

Ich habe diesen Roman vom ersten Satz an sehr gerne gelesen, mich keinen Moment gelangweilt, geweint und gelacht, und am Schluss mit einem Seufzer zugeklappt. Ich habe mit den Protagonisten mitgefühlt, sie bedauert, sie beschimpft und mich mit ihnen gefreut. So muss ein Roman sein, daher gibt es von mir nicht nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung, sondern auch volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 16.06.2018

Unterhaltsamer historischer Kriminalroman

Reliquiem
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Karwoche 1181: Köln rüstet sich für Ostern. Im Dom sollen die Gebeine der Heiligen Drei Könige einen kunstvollen Schrein erhalten, im Stift der Heiligen Ursula werden weitere Gebeine geborgen und die Bevölkerung ...

Karwoche 1181: Köln rüstet sich für Ostern. Im Dom sollen die Gebeine der Heiligen Drei Könige einen kunstvollen Schrein erhalten, im Stift der Heiligen Ursula werden weitere Gebeine geborgen und die Bevölkerung freut sich auf das Ende der Fastenzeit. Genau in dieser Zeit geschieht ein Mord im Dom, dem weitere Morde folgen, Erzbischof Philipp von Heinsberg verlangt die Aufklärung noch vor Ostern.

Imbert von Grandmont ist eigentlich nur nach Köln gekommen, um Gebeine vom Ursulaacker für sein Kloster zu erbitten, doch dann findet er sich als Mordverdächtigen wieder. Da die Ermittlungen mehr schlecht als recht vonstatten gehen, nimmt er selbst welche auf, schließlich möchte er sich von jedem Verdacht reinwaschen.

Köln im Mittelalter, die wichtigsten Heiligen der Stadt, Reliquien, Morde – für mich als Kölnerin genau der richtige Lesestoff. Außerdem ein Autor, den ich noch nicht kenne, ich war sehr gespannt darauf, diesen Roman zu lesen. Und er packte mich auch sehr schnell, und hat mich bis zum Ende gut unterhalten.

Schon die Protagonisten haben es mir angetan, vor allem Imbert, der Mönch, der nicht nur sehr gewitzt, sondern auch sehr sympathisch ist. Aber nicht nur er, auch seine Mitstreiter sind gelungen. Besonders gut gefällt mir Jaspar, der sich Sorgen um seinen Freund Zacharias macht, der eine geistige Behinderung hat, und sich ebenfalls verdächtig macht. Insgesamt ist es dem Autor gelungen, eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher, durchaus vielschichtig charakterisierter und authentisch wirkender Personen zu kreieren, die den Roman zusätzlich lesenswert machen. Schön auch, dass durch das Ursulastift auch einige interessante Frauengestalten mitwirken.

Der Fall ist interessant, nicht nur wegen des Settings, er gibt dem Leser auch die Möglichkeit mitzuraten, und macht neugierig auf die historischen Hintergründe. Heute kennt man z. B. als Besucher den Schrein der Heiligen Drei Könige, hier kann man etwas über seine Entstehungsgeschichte erfahren. Erzählt wird bildhaft, unterhaltsam und recht spannend. Die Auflösung ist nachvollziehbar und verknüpft die offenen Fragen.

Auch das Nachwort des Autors ist interessant zu lesen, erfährt der Leser doch hier einige Hintergründe.

Der historische Kriminalroman hat mich sehr gut unterhalten, er führt den Leser in ein mittelalterliches Köln, das Setting um die Gebeine der Heiligen Drei Könige und die Reliquien der Jungfrauen der Heiligen Ursula ist passend gewählt, der Roman ist spannend und unterhaltsam mit gelungenen Charakteren und einem interessanten Fall. Ich vergebe sehr gerne volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für alle Fans historischer (Kriminal)Romane.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Bester Band der Reihe

Hügeltreffen - Konrad von Kamms 5. Fall
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Konrad von Kamm ist nach dem Überfall auf ihn noch im Krankenstand. Währenddessen bekommen es seine Kollegen mit dem Mord an zwei Frauen zu tun. Da auch Ralf Utzschneider persönliche Probleme hat, bleibt ...

Konrad von Kamm ist nach dem Überfall auf ihn noch im Krankenstand. Währenddessen bekommen es seine Kollegen mit dem Mord an zwei Frauen zu tun. Da auch Ralf Utzschneider persönliche Probleme hat, bleibt die Leitung der Mordermittlung an Ilga Richter hängen.

Doch auch Konrad wird mit einem Todesfall konfrontiert, ein älterer, eigentlich schon abgeschlossener Fall wird auf Grund eines anonymen Hinweises wieder aufgenommen und für Konrad bald persönlicher als erwartet.

Nach der Lektüre des Vorgängerbandes musste Konrad von Kamms Fangemeinde schon befürchten, dass seine Krimireihe ein schlimmes Ende genommen hatte. Antonia Günder-Freytag hatte dann aber ein Einsehen mit uns, ließ Konrad nicht sterben und gönnte ihm noch einen (Abschluss)Band. Ob das nun das Ende der Reihe bedeutet? Man wird sehen, wir Fans jedenfalls hätten schon Lust, ihn noch einmal wiederzutreffen und zu erfahren, wie es ihm, seiner Familie und seinen Freunden/Kollegen geht.

Der Autorin ist es gelungen, die Folgen des Überfall authentisch darzustellen. Konrad ist noch lange nicht der Alte, wenn der Leser ihn hier erstmals trifft, immerhin hat der Angriff eine Menge Schäden hinterlassen. Auch Utzschneiders und Ilgas Probleme sind glaubhaft dargestellt und geben dem Roman zusätzlich Tiefe. Die beiden Fälle sind interessant, werden sinnvoll gelöst und machen es dem Leser möglich, mitzuraten.

Antonia Günder-Freytag ist wieder ein interessanter und spannender Konrad-von-Kamm-Krimi gelungen, der mich gut unterhalten hat und in meinen Augen der beste der lesenswerten Reihe ist. Mit ihm hat sie den Lesern einen gelungenen Abschied von ihrem Protagonisten gegönnt, man kann ihn nun gehen lassen – und gespannt sein, was man zukünftig von der Autorin zu lesen bekommt. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung für die gesamte Reihe.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Nichts für mich

Mordswiesn
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Münchener Oktoberfest: Hinter einem Bierzelt wird ein Mann mit einem Bierkrug getötet. Kurz vorher hatten der Exkommissar Max Raintaler und sein früherer Kollege Franz Wurmdobler noch eine angenehme Begegnung ...

Münchener Oktoberfest: Hinter einem Bierzelt wird ein Mann mit einem Bierkrug getötet. Kurz vorher hatten der Exkommissar Max Raintaler und sein früherer Kollege Franz Wurmdobler noch eine angenehme Begegnung mit dem Toten, weswegen sie nun alles daransetzen wollen, den Todesfall zu klären. Schnell stellt sich heraus, dass es mehr als einen Verdächtigen gibt, denn der Tote hatte sich viele Feinde gemacht.

„Mordswiesn“ ist bereits der fünfte Fall mit Max Raintaler, die Vorgängerbände kenne ich allerdings nicht. Das ist aber nicht weiter schlimm, Vorwissen ist nicht notwendig, die einzige Frage, die sich mir stellte war, warum Max nicht mehr bei der Polizei ist, bzgl. seiner Frühpensionierung gab es ein paar Anspielungen, die neugierig machen (sollen).

Max Raintaler ist ein Protagonist, der wahrscheinlich eher männliche als weibliche Leser anspricht. Mit der Treue nimmt er es nicht so genau, und wenn er dann eine Eroberung im Bett hatte, ist sie auf einmal viel weniger interessant und umwerfend als vorher. Die weiteren Charaktere sind eher Stereotypen als Typen, besonders die Frauen, außer vielleicht Raintalers Lebensgefährtin Monika, mehr Püppchen als Frauen, besonders nervig finde ich hier Raintalers Eroberung Bellina, die außer „Mein Held“ wenig über die Lippen bringt.

Die Ermittlungen finde ich etwas gewöhnungsbedürftig, wenn ein Exkommissar Verhöre führen darf und von Wurmdobler als „Kollege“ vorgestellt wird, rutscht das Ganze für mich sehr ins Unrealistische. Tatsächlich wird auch recht wenig ermittelt, sondern sich vielmehr auf der Wiesn herumgetrieben, gehört vielleicht bei dem Titel mit dazu, aber mir war dieses ganze Maßtrinken doch etwas zu viel. Als Leser kann man auch ein wenig mitraten, und am Ende hatte ich den Täter richtig erraten. Das resultiert aber eher aus den, in meinen Augen völlig unnötigen, Kapiteln, die dem Täter gewidmet waren und in denen er selbst zu Wort kommt. Schnell kann man sich dort einen Eindruck von diesem machen, einen Eindruck, der mir immer weniger gefiel, und der auch leider zu einer in meinen Augen sehr aufgesetzten und abgehobenen Lösung führt, überführt werden kann der Täter letztendlich auch nur, weil er sich einfach dumm verhält, nicht etwa wegen der genialen oder auch nur kompetenten Ermittlungsarbeit.

Der Roman ist ein klarer Fall von kann man lesen, muss man aber nicht. Wer gerne Bier trinkt, aus Bayern und ein Mann ist, für den könnte der Roman vielleicht etwas sein, allen anderen, vor allem jenen, die einen guten Krimi erwarten, rate ich ab. Von mir gibt es 2,5 Sterne.