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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2018

Unspektakuläres Prequel

Das doppelte Spiel des Jaguars
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Clara Annerson ist Liebesromanautorin. Einmal im Jahr trifft sie sich mit zwei befreundeten Autoren, um sich auszutauschen und an den jeweiligen aktuellen Werken zu arbeiten. Dieses Mal ist aber alles ...

Clara Annerson ist Liebesromanautorin. Einmal im Jahr trifft sie sich mit zwei befreundeten Autoren, um sich auszutauschen und an den jeweiligen aktuellen Werken zu arbeiten. Dieses Mal ist aber alles anders, den ein Stalker scheint unterwegs zu sein, der sogar vor Gewalt nicht zurückschreckt. Claras graue Zellen kommen in Fahrt und sie nimmt selbst Ermittlungen auf.

Das Prequel zu einer neuen Krimireihe musste ich vor dem ersten Band unbedingt noch lesen. Es handelt sich um einen Kurzkrimi, den man gut dazwischen schieben kann, er erzählt, wie die Protagonistin dazu kam, von Liebesromanen auf Kriminalromanen umzusatteln. Clara, die selbst in Ich-Form erzählt, ist mir direkt sympathisch. Man erfährt schon ein bisschen über sie und ich freue mich darauf, mehr von ihr zu lesen.

Der Fall dagegen ist in meinen Augen nichts besonderes, und auch die Auflösung ist eher unspektakulär, aber durchaus logisch. Hätte ich nicht schon die Leseprobe des ersten Bandes der Reihe gelesen, könnte mich dieser Prequel-Fall nicht dazu verlocken, die Reihe zu lesen.

Insgesamt ist der Roman eher durchschnittlich, so dass ich 3 Sterne vergebe. Für Leser der Reihe bzw. des bisher erschienenen ersten Bandes ist es sicher ganz nett zu erfahren, wie Clara zum Genrewechsel kam, aber nicht unbedingt notwendig.

Veröffentlicht am 01.07.2018

Dritter Roman einer Top-Reihe

Feuertaufe
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Der schwerverwundete Geralt von Riva befindet sich bei den Dryaden im Brokilon, um zu heilen, als er erfährt, dass Ciri Emhyr var Emreis heiraten soll, den Nilfgaarder Kaiser. Obwohl noch nicht vollständig ...

Der schwerverwundete Geralt von Riva befindet sich bei den Dryaden im Brokilon, um zu heilen, als er erfährt, dass Ciri Emhyr var Emreis heiraten soll, den Nilfgaarder Kaiser. Obwohl noch nicht vollständig genesen, hält ihn nun nichts mehr im Brokilon und er macht sich auf die Suche nach Ciri.

Der dritte Roman der Reihe setzt zeitnah an den Geschehnissen des Vorgängerbandes an. Andrzej Sapkowski, in meinen Augen ein begnadeter Erzähler, lässt den Leser nicht nur an Geralts Reise teilhaben, sondern auch an vielen anderen Geschehnissen, wir erfahren die Geschichte aus vielen verschiedenen Perspektiven und einiges, allerdings weniger als in den Vorgängerbänden, wird per Dialogen erzählt. Es ist eine Kunst, glaubwürdige und lesenswerte Dialoge zu schreiben und der Autor hat diese Kunst noch potenziert, in dem er durch viele seiner Dialoge das Geschehen transportiert und all die Dinge erzählt, an denen man nicht selbst teilhaben kann, oder auch, um einfach eine andere Sicht auf die Dinge zu berichten. Diese Art der Erzählung ist für mich, neben dem Humor, der immer wieder durchblitzt, das, was mir an dieser Serie am allerbesten gefällt – und das will schon etwas heißen, gefällt mir doch auch der Rest sehr gut.

So finde ich auch die Charaktere allesamt sehr gelungen, die vielschichtig und interessant sind, und die man nicht immer gleich richtig einzuordnen vermag. Geralts Begleiter in diesem Roman sind zum Teil altbekannt (Rittersporn und die Zwerge um Zoltan Chivay), aber auch neu, wie Emiel Regis, der ein ganz besonderes Geheimnis hat, und den man eigentlich nicht an der Seite eines Hexers erwartet hätte. Auch ein anderer Charakter findet sich, zur Überraschung Geralts und des Lesers, an der Seite des Hexers wieder. Sehr gut hat mir auch die Pointe am Ende des Romans gefallen.

Eine der anderen Storylines dreht sich um eine Reihe Zauberinnen, die ein Bündnis untereinander eingehen, um die Magie zu erhalten. Auch hier gibt es wohlbekannte Charaktere, wie Triss Merigold oder Philippa Eilhardt, aber auch interessante Neuzugänge, und auch hier sind die Charaktere allesamt gelungen.

Auch die Welt, die der Autor entworfen hat, gefällt mir gut. Nach den Ereignissen des Vorgängerbandes ist nun Krieg ausgebrochen, und, obwohl man hier weniger auf bösartige Wesen trifft, die es zu töten gilt, ist sie nicht weniger düster, im Gegenteil, es zeigt sich, dass auch der Mensch ausgesprochen bösartig und grausam sein kann, und das ist im Grunde noch viel schlimmer.

Auch der dritte Roman der Reihe ist wieder sehr lesenswert, unterhaltsam und spannend und macht Vorfreude auf den nächsten Band. Ich empfehle die gesamte Reihe uneingeschränkt und vergebe wieder sehr gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Gelungener Reihenauftakt

Mord nach Strich und Faden
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England 1922: Kate Shackletons Ehemann wird seit 4 Jahren vermisst, er kam nicht aus dem 1. Weltkrieg zurück. Kate hat es sich zur Aufgabe gemacht, Nachforschungen für andere Frauen anzustellen und hatte ...

England 1922: Kate Shackletons Ehemann wird seit 4 Jahren vermisst, er kam nicht aus dem 1. Weltkrieg zurück. Kate hat es sich zur Aufgabe gemacht, Nachforschungen für andere Frauen anzustellen und hatte schon Erfolge im Auffinden vermisster britischer Soldaten. Der Vermisste, den sie nun aufspüren soll, war allerdings kein Soldat, sondern ein Webereibesitzer, der 1916 spurlos verschwunden ist. Seine Tochter Tabitha, die bald heiraten wird, glaubt nicht an seinen Tod und wünscht sich, dass ihr Vater sie zum Traualtar führt.

„Mord nach Strich und Faden“ ist der erste Band einer Reihe, die englische Originalausgabe erschien bereits 2009. Die Autorin lässt ihre Protagonistin selbst in Ich-Form erzählen, was meiner Meinung nach sehr gut zur Geschichte passt. Kate gefällt mir ausnehmend gut, sie ist patent, modern und klug, und mir sehr sympathisch. Auch die anderen Charaktere sind der Autorin gut gelungen, sie sind pointiert gezeichnet und manchmal ein bisschen skurril.

Die Geschichte entwickelt sich langsam, man lernt Land und Leute gut kennen und erhält auch eine kleine Einführung in die Arbeit einer Weberei der damaligen Zeit. Passend dazu sind Kapital nach einzelnen Arbeitsschritten bezeichnet, eine schöne und passende Idee. Einige Szenen sind Rückblenden, die in einer anderen Perspektive, z. B. Tabithas, erzählt werden. Ein besonderes Highlight war für mich der Auftritt Arthur Conan Doyles, dem Erfinder Sherlock Holmes, ich mag es sehr, in Romanen unerwartet historische Persönlichkeiten zu treffen.

Trotzdem behält die Autorin immer den Fall und seine Aufklärung im Blick, und macht es dem Leser auch möglich, ein bisschen mitzurätseln. Die Auflösung des Falles ist logisch hergeleitet und zufriedenstellend.

Mir hat der Roman gut gefallen und mich gut unterhalten mit seinem interessanten Fall und seiner sympathischen Protagonistin, ich hoffe, dass auch die weiteren Romane der Reihe veröffentlicht werden, ich würde mich sehr darüber freuen. Von mir gibt es 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle Fans klassischer britischer Kriminalromane.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Sehr unterhaltsamer historischer Roman

Die Bücherjäger
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Konstanz 1417: Papst Johannes XXIII flieht während des Konzils, alle seine Begleiter werden dadurch vogelfrei. So auch Poggio Bracciolini, der davon nichts ahnt, da er gerade auf dem Weg in ein Kloster ...

Konstanz 1417: Papst Johannes XXIII flieht während des Konzils, alle seine Begleiter werden dadurch vogelfrei. So auch Poggio Bracciolini, der davon nichts ahnt, da er gerade auf dem Weg in ein Kloster ist, um nach antiken Schriften zu suchen. Tatsächlich findet er ein Werk, das Ungeheuerliches enthüllt, und deshalb an die Kette gelegt wurde – und dann verschwindet das Buch und Poggio setzt sich auf seine Fährte.

Dirk Husemann hat mich schnell mit seiner Erzählkunst gepackt. Bereits der erste Satz zog mich unwiderstehlich in den Roman. Der Autor erzeugt plastische Bilder, mein Kopfkino hatte viel zu tun, er erzählt sehr lebhaft, spannend und bringt den Leser immer wieder zum Schmunzeln.

Nicht alles ist historisch korrekt, mal gibt es eine zeitliche Verschiebung, mal sind historische Persönlichkeiten im Spiel, die zu dieser Zeit eigentlich schon verstorben sind – dazu erklärt sich der Autor im Nachwort – doch das nimmt dem Roman nicht seinen Unterhaltungswert, dass er unterhaltsam ist, steht für mich außer Frage. Fans historischer Romane werden sich sowieso zusätzliche Informationen zum Geschehen und den Charakteren z. B. aus dem Internet holen.

Die Charaktere sind echte Typen, auch zu ihnen werden in meinem Kopf plastische Bilder erzeugt. Die vier Protagonisten, neben Poggio und dem Papst sind das Agnes von Mähren und Oswald von Wolkenstein, alle vier historische Persönlichkeiten, lernt man als Leser sehr gut kennen, mit all ihren Stärken und Schwächen, sie wirken authentisch, auch wenn, wie schon erwähnt, der Autor sich nicht immer an die historischen Tatsachen gehalten hat. Man baut schnell Sym- und Antipathien auf, fühlt mit ihnen, hadert mit ihnen – die Gefühlpalette beim Lesen ist groß.

Das brisante Thema, das sich in dem gestohlenen Buch versteckt, gibt es wirklich, man mag es kaum glauben, auch hierzu kann man sich durch Recherchieren Informationen holen. Thema, Charaktere und Geschehen hat der Autor gut aufeinander abgestimmt.

Sehr gut gefallen mir auch die Rückblicke (und eine Vorschau), die in mit „Stundenglas“ betitelten Abschnitten erzählt werden, hier erfährt man viel aus Poggios Vergangenheit und über sein Verhältnis zum Papst. Der Autor hat sie jeweils sehr passend in die Geschichte integriert, sie erhöhen das Verständnis des aktuellen Geschehens.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, gibt es auch hier Zusatzinhalte: Ein interessantes Nachwort, ein Glossar, ein Personenverzeichnis (mit Kenntlichmachung der historischen Persönlichkeiten) und eine Karte werten den Roman zusätzlich auf.

Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen, er ist sehr unterhaltsam und spannend, toll erzählt und mit interessanten vielschichtigen Charakteren ausgestattet. Dirk Husemann werde ich mir merken, ich freue mich schon auf weitere Romane von ihm. Gerne vergebe ich 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle Fans historischer Romane, für die es nicht unbedingt nötig ist, dass jede Szene historisch korrekt ist, solange der Autor sich dazu äußert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Originalität
Veröffentlicht am 23.06.2018

Ein wunderbarer Roman zum Lachen und zum Weinen

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Einen Anruf aus einem Raumschiff zu bekommen, ist sicher etwas sehr seltenes. Darum glaubt Gladys Ormerod zunächst auch niemand. Doch das ist nicht der einzige Grund, denn Gladys wird immer wunderlicher. ...

Einen Anruf aus einem Raumschiff zu bekommen, ist sicher etwas sehr seltenes. Darum glaubt Gladys Ormerod zunächst auch niemand. Doch das ist nicht der einzige Grund, denn Gladys wird immer wunderlicher. Ihrer Enkelin Ellie macht das große Sorgen, denn Gladys ist die einzige, die sich um sie und ihren Bruder James kümmern kann, und so darf niemand wissen, dass Gladys immer mehr überfordert ist. Dass der Anruf aus dem All vielleicht eine Wende bringen könnte, kann zunächst niemand voraussehen.

So schön und ein wenig skurril wie sein deutsches Cover ist auch der Roman. Er behandelt eine ganze Reihe eher trauriger Themen, wie Verlust und Krankheit, und schlägt dennoch immer wieder humorvolle Töne an, wobei der Humor, typisch englisch, auch gerne mal ziemlich schwarz ist.

Jeder der Protagonisten hat seine Probleme und hat seine eigene Art, mit ihnen fertig zu werden. Tom Major, der mehr durch Zufall auf dem Weg zum Mars ist, ist kein einfacher Mensch, warum er ist, wie er ist, erfährt man als Leser nach und nach durch Rückblenden, die immer sehr passend eingefügt sind, weil z. B. das Gespräch sich gerade um eine bestimmte Thematik dreht. Durch seinen Kontakt zur Familie Ormerod bekommt er Stoff zum Nachdenken und die Gelegenheit, dies auch zu nutzen.

Die Familie Ormerod, Gladys und ihre Enkelkinder Ellie und James versuchen alles, um zusammenbleiben zu können, wobei auf Ellie, obwohl erst 15jährig, die Hauptlast liegt. Gladys weiß um ihre Krankheit und kann doch nichts dagegen tun, und ihr Handeln macht es Ellie oft zusätzlich schwer.

Trotz all der Probleme, die die Protagonisten beschäftigen, trotz all ihrer Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit, ist der Roman auch von Zuversicht geprägt, zeigt, dass Freundschaft und Vertrauen wichtig sind und man nie die Hoffnung aufgeben sollte. Eine fast banale Botschaft, die aber dennoch wichtig ist, und hier in einen sehr unterhaltsamen Roman verpackt ist.

Das man die Geschichte nicht immer ernst nehmen kann, sollte klar sein. Alleine die Art, wie Tom zu seinem Marsflug kommt, die Bemühungen des Direktors der Raumgesellschaft, seinen Mitarbeitern die kuriosesten Titel zu verpassen (z. B. „Chief of Multi-Platform Safeguarding“), aber auch das Experiment, das James bei einem Wettbewerb vorführt, lassen den Leser nicht nur schmunzeln, sondern besitzen das typische englische Skurrile, das man nicht hinterfragen sollte und das man entweder mag oder eben nicht – ich liebe es!

Ich habe diesen Roman vom ersten Satz an sehr gerne gelesen, mich keinen Moment gelangweilt, geweint und gelacht, und am Schluss mit einem Seufzer zugeklappt. Ich habe mit den Protagonisten mitgefühlt, sie bedauert, sie beschimpft und mich mit ihnen gefreut. So muss ein Roman sein, daher gibt es von mir nicht nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung, sondern auch volle Punktzahl.