Profilbild von PMelittaM

PMelittaM

Lesejury Star
offline

PMelittaM ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PMelittaM über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2017

Ich habe mich in eine Henkersfamilie verliebt ...

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf (Die Henkerstochter-Saga 7)
0


1672: Der Schongauer Henker Jakob Kuisl ist in den Rat der Zwölf, einer Versammlung der Henkerszunft, berufen worden, und reist mit seiner Familie zur Sitzung nach München. Einmal in München, hoffen die ...


1672: Der Schongauer Henker Jakob Kuisl ist in den Rat der Zwölf, einer Versammlung der Henkerszunft, berufen worden, und reist mit seiner Familie zur Sitzung nach München. Einmal in München, hoffen die Kuisls darauf, ein paar familiäre Anliegen erfüllen zu können: Magdalena hofft auf einen guten Schulplatz für ihren ältesten Sohn Peter, ihr Mann Simon wünscht sich einen bekannten Arzt treffen zu können, der sein Traktat veröffentlicht, und Kuisl selbst würde gerne seine Tochter Barbara unter die Haube bringen.

In München erwartet sie jedoch zunächst anderes: Morde an jungen Frauen, falsche Münzen und verschwundene Schoßhündchen.

Ich habe einmal wieder eine Buchreihe mittendrin angefangen, denn dies ist bereits der siebte Band um die Henkersfamilie, deren Nachfahr der Autor ist. Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, hatte ich einen guten Einstieg in den Roman, ja, er packte mich von Anfang an. Es ist also kein Nachteil, erst später einzusteigen, allerdings machen Anspielungen und Verweise auf frühere Bände sehr schnell Lust, diese auch zu lesen.

Dass ich mich so schnell heimisch fühlte, liegt vor allem daran, dass mir Jakob Kuisl und seine Familie sehr schnell sympathisch waren. Der Kriminalfall selbst findet erst später seinen Weg zu ihnen, zunächst lernt man die Familie kennen und lieben. Da ist z. B. Magdalena, Kuisls ältere Tochter, die ihre drei Kinder allesamt sehr liebt, auch wenn sie das eine oder andere Problem mit ihnen hat: Paul, der Rumtreiber, Peter, der gerne lernt, aber von seinen Klassenkameraden gemobbt wird, und Sophia, die mit einem Klumpfuß geboren wurde, der ihre Zukunft nicht gerade rosig erscheinen lässt. Auch Barbara, Magdalenas Schwester hat ihr Päckchen zu tragen. Ihre Probleme machen die Familie zu einer ganz normalen, man kann sich sehr schnell mit ihr identifizieren. Dass Jakob Kuisl Henker ist, die Familie dadurch eben doch nicht ganz normal, wird einem immer einmal wieder bewusst, man kann es aber auch immer wieder vergessen.

Der Fall ist sehr spannend, eigentlich sind es ja gleich mehrere, die die gesamte Henkersfamilie auf Trab halten, und die immer mal wieder ineinandergreifen. Alle Fälle sind am Ende perfekt gelöst, und warten teilweise mit Überraschungen auf, manche Überraschung lässt mich sogar ein bisschen traurig zurück. Auch die persönlichen Belange werden gelöst, ebenfalls nicht immer so, wie zunächst vermutet. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, so dass man als Leser immer mittendrin ist im Geschehen. Hin und wieder gibt es auch recht humorvolle Szenen, z. B. als einige der Protagonisten einen Kostümball heimsuchen.

Gut gefallen hat mir auch, dass verschiedene historische Persönlichkeiten, zum Teil auch als handelnde Personen, auftreten, wie z. B. der Arzt Malachias Geiger oder Kurfürstin Henriette Adelaide und ihr Sohn Max Emanuel.

Wie ich es bei einem historischen Roman mag, hat auch dieser einige Extras zu bieten: Zwei Karten des München jener Zeit, ein Personenverzeichnis, einen Stammbaum der Henkersfamilie, ein interessantes Nachwort des Autoren sowie einen kleinen Münchner Stadtführer „Auf den Spuren der Henkerstochter“.

Schon nach wenigen Seiten war ich ein Fan der Familie Kuisl, mir hat der Roman sehr gut gefallen und mich ebenso gut unterhalten. Ich freue mich nun darauf, die Vorgängerbände zu lesen und hoffe auf viele weitere Bände. Für Freunde historischer Kriminalromane ist die Reihe auf jeden Fall sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 15.07.2017

Liebe und Leid zur Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges - packend erzählt

Die Küste der Freiheit
0

Das Leben der Mennonitin Anna Hochstetter und des Sekondeleutnant Lorenz von Tannau scheint verbunden zu sein. Bereits in Deutschland liefen sie sich mehrmals über den Weg und auch in Amerika, wo beide ...

Das Leben der Mennonitin Anna Hochstetter und des Sekondeleutnant Lorenz von Tannau scheint verbunden zu sein. Bereits in Deutschland liefen sie sich mehrmals über den Weg und auch in Amerika, wo beide aus unterschiedlichen Gründen gelandet sind, treffen sie sich wieder.

In Amerika geraten beide in die Wirren des Unabhängigkeitskrieges, doch auch anderes macht ihnen Sorgen.

Maria W. Peters Roman über die beiden so unterschiedlichen Deutschen ist ein wahrer Pageturner, trotz seiner über 800 Seiten habe ich den Roman innerhalb kurzer Zeit gelesen. Die Autorin hat ein Händchen dafür, dem Leser ihre Charaktere sehr nahe zu bringen, man bangt, hofft und freut sich mit ihnen – oder ärgert sich und schimpft über die Antagonisten, von denen es auch ein paar gibt. Die beiden Protagonisten gefallen mir sehr gut, Anna, die sich selbst, auch unter widrigsten Umständen, treu bleibt, und Lorenz, der eine Reihe guter Anlagen für die Entwicklung, die er durchläuft, von Anfang an mitbringt. Auch die weiteren Charaktere sind der Autorin gut gelungen, manche sind allerdings etwas zu eindimensional gestrickt, ich hätte mir, vor allem bei den Antagonisten, weniger Klischee sondern mehr Ambivalenz gewünscht.

Ähnliches gilt für das Schicksal der Protagonisten, vor allem dem Annas, denn irgendwann war mir all das Unglück, das ihr widerfährt, fast zu viel, gut, dass die Autorin ihr dann doch zwischendurch ein wenig Frieden gönnt. Die Autorin hat viel hineingepackt von dem, was Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nach Amerika kamen, passieren konnte, der Roman wirkt dadurch aber nicht überladen, da nicht alles auf die beiden Protagonisten, sondern manches auch auf Nebenfiguren zutrifft, da gibt es z. B. Sklaven, irische Auswanderer, Plantagenbesitzer. Dadurch, dass der Roman aus vielen verschiedenen Perspektiven geschrieben wurde, kommen viele dieser Charaktere selbst zu Wort – und das gefällt mir wirklich richtig gut, wir schauen nicht von oben auf das Geschehen, sondern sind jeweils mittendrin.

Auch wenn die Charaktere allerhand Schlimmes durchmachen müssen, wie etwa die Überfahrt nach Amerika oder Kriegsschlachten, gelingt es der Autorin gut, dieses zwar eindringlich, aber nicht allzu drastisch darzustellen. Andeutungen oder ein paar kurze Sätze reichen oft vollkommen aus, um dem Leser das Leid begreiflich zu machen.

Die Geschichte ist spannend, und man fühlt sehr mit den Protagonisten, sowie mit manchen Nebenfiguren. Was mich, neben den teilweise klischeehaften Charakteren, etwas gestört hat, waren die vielen Zufälle, die in der Regel zu Begegnungen führten, die man sich, vor allem in dieser Fülle, im wahren Leben nicht wirklich vorstellen kann. Allerdings trifft die Autorin damit auch immer wieder die Wünsche der Leser, so dass man sich letztlich über diese Zufälle freut, weswegen es mich dann eben nur ein bisschen und nicht sehr stört.

Im Grunde wird das auch nebensächlich neben dem, was die Geschichte bietet: Sie bringt dem Leser diese Zeit sehr nahe, als Leser erfährt man viel nebenbei, sei es über bestimmte Religionen, die verschiedenen Beteiligten des Unabhängigkeitskrieges, das damalige Rechtssystem und einiges mehr, die Autorin hat umfassend recherchiert, was man auch dem umfangreichen Nachwort entnehmen kann. Am Ende klappt man den Roman zufrieden zu und denkt sicher noch eine Zeit lang hin und wieder an Anna und Lorenz und ihre Begleiter während der erzählten Zeit.

Wie bereits erwähnt, hat die Autorin ein umfangreiches Nachwort verfasst, in dem sie auf verschieden Aspekte des Romans und ihrer Recherche genauer eingeht, außerdem enthält das Buch zwei farbige Karten (Deutschland und Amerika), ein Glossar, eine Liste der historischen Persönlichkeiten, die vorkommen oder zumindest eine Rolle für das Geschehen spielen, sowie Reise- und Städtetipps – perfekt!

Der Roman hat mich gut unterhalten und mich mitgenommen in die Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges. Wer gerne umfangreiche, gut recherchierte historische Romane liest, die auch eine Liebesgeschichte erzählen dürfen, ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 14.07.2017

Sprachlich interessant, historisch eher weniger

Das Haus der schwarzen Schwäne
0


Falka wächst Ende des 17. Jahrhunderts in sehr ärmlichen Verhältnissen auf der Insel Fanø auf. Ihr Leben scheint vorbestimmt, sie wird ihren Vetter Peder heiraten und auf der Insel bleiben. Doch dann ...


Falka wächst Ende des 17. Jahrhunderts in sehr ärmlichen Verhältnissen auf der Insel Fanø auf. Ihr Leben scheint vorbestimmt, sie wird ihren Vetter Peder heiraten und auf der Insel bleiben. Doch dann kommt alles ganz anders und Falka landet in Willem Tondersens Klöppelfabrik in Tondern. Die Verhältnisse, in denen die Klöpplerinnen leben und arbeiten müssen, sind schrecklich, aber es gibt auch Freundschaft und Zusammenhalt unter den Mädchen.

Das wunderschöne Cover machte mir Lust, den Roman zu lesen, und zunächst fand ich ihn auch sehr interessant. Die Verhältnisse, in denen Falka leben muss, vor allem das Elend der Klöpplerinnen werden eindrücklich dargestellt und auch der historische Hintergrund schien mir interessant.

Nach etwa 100 Seiten jedoch ging der Roman in eine Richtung, die mir nicht mehr so sehr gefiel, er wurde zunehmend abstrus, Falka verlor immer mehr meine Sympathie und die Geschichte behagte mir auch immer weniger. Für mich wurde der Roman mit jeder Seite weniger historisch. Falka möchte ein Mädchenreich erschaffen, und das mit äußerst extremen Mitteln. Ihr Gedankengut ist stellenweise kaum nachzuvollziehen, für mich geht das schon ins geistig Ungesunde. Sicher ist gesellschaftliche Kritik angebracht, für mich jedoch nicht auf diese Weise, da es einfach immer unrealer wirkt. Das Historische tritt immer mehr in den Hintergrund, auch wenn immer mal wieder das politische Tagesgeschehen mit hineinspielt, jedoch nur am Rande. Ich erwartete einen gut recherchierten, interessanten und spannenden historischen Roman, der mich mit in seine Zeit nimmt. Das habe ich nicht bekommen.

Sprachlich ist der Roman interessant und besonders, wenn auch manchmal etwas anstrengend. Ich glaube, das war es aber im Wesentlichen, warum ich bis zum Ende dabei blieb.

Die Charaktere blieben mir durchgehend fremd, auch wenn man manchen recht gut kennen lernt, sie berührten aber nicht mein Herz und ich konnte – außer zu Anfang – kaum mit ihnen mitfühlen. Hin und wieder fesselte mich der Roman für einige Zeit schon, da wurde es interessant und manchmal sogar spannend – leider aber eben nur immer für ein paar Seiten.

Sehr gefehlt hat mir ein Nachwort. Ich hätte gerne gewusst, warum die Autorin diesen Roman geschrieben hat. Auch ein Glossar hätte dem Roman gut getan, manche Worte konnte ich mir ergoogeln, aber ich weiß bis heute nicht, was „gauchen“ bedeuten soll, ein Wort, das beinahe inflationär verwendet wird. Zum Googeln hat mich der Roman übrigens auch sonst gebracht, ich informierte mich über das Klöppeln, über die Insel Fanø (die tatsächlich Probleme mit Sandstürmen hatte), über den politischen Hintergrund usw. So habe ich immerhin meinen Horizont wieder etwas erweitern können, wenn auch nur indirekt durch den Roman.

Den Roman zu bewerten, fällt mir schwer, nach langem Überlegen vergebe ich 2,5 Sterne. Sicher wird auch dieser Roman Liebhaber finden, gerade sprachlich wird ihn manch einer genießen können. Wer allerdings einen interessanten und fesselnden historischen Roman lesen will, sollte nach einem anderen Buch greifen.

Veröffentlicht am 09.07.2017

Ein Genuss - in mehrfacher Hinsicht!

Wahre Helden
0

Cohen, der Barbar, ist mit der Grauen Horde nach Cori Celesti, dem Mittelpunkt der Scheibenwelt, unterwegs, er, der letzte Held, will den Göttern zurückgeben, was der erste Held ihnen gestohlen hat: Das ...

Cohen, der Barbar, ist mit der Grauen Horde nach Cori Celesti, dem Mittelpunkt der Scheibenwelt, unterwegs, er, der letzte Held, will den Göttern zurückgeben, was der erste Held ihnen gestohlen hat: Das Feuer. Das könnte aber das Ende der Scheibenwelt bedeuten, so dass man sich in Ankh-Morpork große Sorgen macht, Lord Vetinari, die Zauberer der Unsichtbaren Universität und die Gildenmeister wollen nicht tatenlos zusehen. Doch Cohen ist dem Mittelpunkt bereits sehr nah und kann kaum noch eingeholt werden. Leonard von Quirm wird beauftragt, eine Lösung zu finden und begibt sich schließlich mit Karotte, dem Hauptmann der Wache, und Rincewind, dem eher glücklosen Zauberer, auf eine gefahrvolle Reise. Auch TOD macht sich Sorgen, denn die Lebensuhr Groß A'Tuins scheint abzulaufen. Einzig die Götter scheinen sorgenfrei …

Diese 27. Scheibenwelt-Geschichte kommt in einem prachtvollen Kleid daher, großformatig und mit vielen wunderschönen farbigen Illustrationen Paul Kidbys, viele davon doppelseitig, geben sie einen guten Eindruck nicht nur der verschiedenen Charaktere, sondern auch ihrer Erlebnisse.

Doch nicht nur optisch ist der Band ein Genuss, auch die Geschichte selbst ist absolut lesenswert. Nicht nur, weil eine ganze Reihe bekannter und beliebter Scheibenweltcharaktere auftauchen, sondern auch, weil sie voll ist mit Terry Pratchetts einzigartigem Humor (den Paul Kidby zudem unnachahmlich in seinen Bildern eingefangen hat) und vielen Anspielungen. Für Kenner der Scheibenwelt ist dieser Band ein einzigartiger Genuss!

Volle Punktzahl und eine Kaufempfehlung für alle Fans des Autors. Wer die Scheibenwelt noch nicht kennt, liest sich vielleicht erst einmal mit den ersten Bänden ein.

Veröffentlicht am 07.07.2017

Spannender Roman aus dem Alien-Universum

ALIEN: COVENANT
0

Der Flug des Kolonieschiffes Covenant zu seinem Ziel wird unerwartet aufgehalten, die Crew geweckt. Als die Umgebung gecheckt wird, entdeckt man einen Planeten mit idealen Bedingungen. Für nähere Untersuchungen ...

Der Flug des Kolonieschiffes Covenant zu seinem Ziel wird unerwartet aufgehalten, die Crew geweckt. Als die Umgebung gecheckt wird, entdeckt man einen Planeten mit idealen Bedingungen. Für nähere Untersuchungen wird ein Trupp ausgesandt.

Wer kennt nicht die Alienfilme? Dieser Roman ist die Fortsetzung von „Prometheus“ und mittlerweile ebenfalls verfilmt. Ein Roman aus dem Alien-Universum? Ich war gespannt.

Sehr schnell nahm mich die Geschichte gefangen und ließ mich bis zum Ende nicht mehr los. Dem Autor gelingt es gut, dem Leser einleitend das Schiff und seine Crew vorzustellen. Mir gefällt die Mannschaft, lauter verschiedene Typen, und ich hatte wenige Probleme, sie schnell auseinander zu halten. Die Charakterisierungen sind zwar nicht sehr tiefgehend, aber prägnant. Wer die Alien-Filme kennt, weiß, das nicht alle überleben werden …

Als Kenner des Alien-Universums wartet man von Anfang an darauf, dass etwas passiert. Nachdem die Bedrohung dann aufgetaucht ist, steigert sich das Geschehen mehr und mehr, und hält nicht nur die Charaktere, sondern auch den Leser in Atem. Schnell kommt der Moment, in dem man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. Die Spannung (und der Horror) steigert sich mehr und mehr.

Das Ende ist großartig und für mein Empfinden sehr passend. Mich hat der Roman sehr gut unterhalten. Wer gerne liest und die Alien-Filme mag, wird sicher Freude an diesem Roman haben. Von mir gibt es gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung.