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Veröffentlicht am 12.05.2017

Perfekt

Bella Clara (Die Jahrhundertwind-Trilogie 3)
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Berlin 1906: Clara Gropius hält es bei ihrem gewalttätigen Ehemann nicht mehr aus, sie lässt sich scheiden. Dafür muss sie allerdings die Schuld am Scheitern der Ehe auf sich nehmen und verliert so nicht ...

Berlin 1906: Clara Gropius hält es bei ihrem gewalttätigen Ehemann nicht mehr aus, sie lässt sich scheiden. Dafür muss sie allerdings die Schuld am Scheitern der Ehe auf sich nehmen und verliert so nicht nur ihr Erbe an der Apotheke ihrer Eltern sondern auch die Kinder, noch nicht einmal ein Besuchsrecht räumt man ihr ein. Gut, dass sie gute Freundinnen hat, die ihr schließlich auch eine Stellung in Meersburg am Bodensee verschaffen. Dort gelingt es ihr schließlich, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und sich mit viel Kraft, Kreativität und Können eine eigene Existenz aufzubauen.

Dieser Roman ist der Abschluss der Jahrhundertwind-Trilogie, man kann ihn aber sehr gut auch lesen und verstehen, wenn man die beiden Vorgänger, so wie ich, nicht kennt. Allerdings sollte man darauf gefasst sein, dass die Wunschliste um diese beiden Romane wachsen wird.

Schon zu Beginn gelingt es der Autorin perfekt, die Atmosphäre im Gerichtssaal einzufangen und auch im weiteren Verlauf erzählt sie atmosphärisch dicht. Zudem hat sie interessante, authentisch wirkende Charaktere geschaffen, die der Leser gut kennen lernt und die nachvollziehbare Entwicklungen durchlaufen. Die Geschichte ist interessant und spannend, besonders gut gefällt mir, wie sie in den historischen, vor allem gesellschaftlichen und technischen, Kontext eingebettet wurde, hier hat die Autorin gut recherchiert. Sehr interessant finde ich auch die italienischen Haareinkäufer, deren Erwähnung mich auch direkt dazu brachten, selbst zu recherchieren, so etwas liebe ich an historischen Romanen besonders: Wenn ich dazu lernen kann. Auch sehr schön ist die Erwähnung bzw. das Auftreten diverser historischer Persönlichkeiten und das Nachwort, in dem die Autorin, wenn auch nur kurz, auf reale Hintergründe eingeht und z. B. einen Kunstkniff klar stellt, auch das gehört für mich in einen guten historischen Roman.

Der Roman hat eine Botschaft, die Mut macht und zeigt, dass auch manchmal aus Unglück Glück erwachsen kann. Es ist der erste, den ich von Petra Durst-Benning gelesen habe und er hat mich restlos überzeugt. Ich werde auf jeden Fall weitere Romane der Autorin lesen, natürlich auch die beiden anderen Bände der Trilogie und bin gespannt, ob sie mich ähnlich begeistern werden.

Diesen Roman kann ich uneingeschränkt empfehlen, Petra Durst-Benning erzählt die Geschichte einer starken und patenten Frau, die es schafft, auf eigenen Füßen zu stehen ohne Schmalz und Kitsch, nachvollziehbar und gut recherchiert, fängt die Atmosphäre der Zeit ein, erstellt interessante Charaktere und eine spannende Geschichte. Zugreifen!

Veröffentlicht am 12.05.2017

Eine Achterbahnfahrt der Emotionen

All die verdammt perfekten Tage
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Auf dem Glockenturm ihrer Highschool treffen Theodore Finch und Violet Markey aufeinander, beide jenseits der Brüstung, beide springen schließlich nicht. Das gemeinsame Erleben schweißt sie im Folgenden ...

Auf dem Glockenturm ihrer Highschool treffen Theodore Finch und Violet Markey aufeinander, beide jenseits der Brüstung, beide springen schließlich nicht. Das gemeinsame Erleben schweißt sie im Folgenden immer enger zusammen.

Selten, dass mich ein Charakter sofort so gefangen nimmt, wie Finch, der Autorin ist es außerordentlich gut gelungen, diesen eigentlich schwer zugänglichen Charakter unglaublich liebenswert darzustellen. Ziemlich schnell erkennt man, dass Finch wohl an einer bipolaren Störung leidet (er erzählt von Wach- und Schlafphasen), zudem kommt er aus einem schwierigen Elternhaus und hat unter Mobbing-Attacken zu leiden. Freunde hat er nur wenige, Lebensfreude noch weniger. Bei Violet brauchte ich deutlich länger, bevor ich sie in mein Herz schließen konnte. Cheerleaderin und bei den Mitschülern beliebt, kann sie nun einen großen Verlust nicht verarbeiten und leidet zusätzlich unter Schuldgefühlen. Finch und Violet, beide im Abschlussjahrgang, tun sich gegenseitig gut und trotzdem schwebt weiterhin viel Melancholie über der Geschichte.

Ich habe mich sehr schnell in der Geschichte wohlgefühlt, sie versprüht, bei aller Melancholie auch Lebensfreude. Violet und Finch erzählen beide fast durchgehend abwechselnd in Ich-Form, wodurch Nähe zwischen den Charakteren und dem Leser aufgebaut und das Geschehen noch eindringlicher wird. Die Autorin arbeitet mit vielen passenden Buchzitaten, die der Geschichte eine zusätzliche Qualität geben. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass wir zusammen mit Finch und Violet einige, zum Teil sehr kuriose, „Sehenswürdigkeiten“ Indianas kennen lernen.

Selten habe ich einen so emotional packenden Roman gelesen, der mich immer mehr in seinen Bann zieht, man bangt, man hofft, man ärgert sich, man weint und lacht, liest immer atemloser und ist am Ende ein nervliches Wrack. Zum Ende möchte ich wenig sagen, ich hätte es mir anders gewünscht, aber es passt zur Geschichte und zum wahren Leben.

In einem Nachwort erfährt man, dass der Roman autobiographisch geprägt ist, wodurch er noch eindringlicher wirkt. Auf Grund der Thematik ist es gut, dass im Anhang hilfreiche Adressen aufgelistet werden.

Insgesamt ein atemberaubender Roman, mit wunderbaren Protagonisten, emotional sehr packend, viel Stoff zum Nachdenken liefernd und sicher lange nachwirkend. Für mich ein Lesehighlight, das ich gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 10.05.2017

Spannend!

Das Bündnis
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Am Weihnachtstag 1454 erwacht König Henry VI aus seiner tranceartigen Krankheit, die ihn monatelang in ihrem Bann hielt. Doch Henrys Krankheit ist nicht besiegt und die Karten der Macht müssen neu gemischt ...

Am Weihnachtstag 1454 erwacht König Henry VI aus seiner tranceartigen Krankheit, die ihn monatelang in ihrem Bann hielt. Doch Henrys Krankheit ist nicht besiegt und die Karten der Macht müssen neu gemischt werden. Henrys Ehefrau, Margaret von Anjou, befürchtet, Richard Plantagenet, der Duke of York, könnte nach der Krone greifen wollen und setzt alles daran, diesen auszuschalten. Doch so leicht ist York nicht unterzukriegen.

Dies ist der zweite Band der Rosenkriege-Reihe Conn Igguldens. Bereits der erste konnte mich überzeugen und ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung, die ich nun endlich gelesen habe. Um es vorwegzunehmen: Ich war gefesselt und habe mir nach der Lektüre sofort Band 3 bestellt.

Erzählt werden in zwei Teilen die Geschehnisse der Jahre 1454 – 1455 und 1459 – 1461, aus wechselnden Perspektiven, sowohl auf York- als auch auf Lancaster-Seite. Conn Iggulden hat einen lebendigen, bildhaften Erzählstil und zieht den Leser mitten hinein ins Geschehen, ich mochte den Roman kaum aus der Hand legen, und das, obwohl er sehr schlachtenlastig ist, das Privatleben der Protagonisten tritt dahinter zurück. Mit Kämpfen und Schlachten kann man mich normalerweise nicht unbedingt locken, es sei denn, sie seien spannend und interessant erzählt – und das schafft der Autor hier allemal. Das liegt zum Teil auch am tatsächlichen Geschehen, denn den historischen Persönlichkeiten, von denen hier erzählt wird, sind so manche Bravourstücke gelungen. Doch auch Verwundung und Tod vieler vieler Menschen wird nicht vergessen, Krieg nicht glorifiziert. Thematisiert wird auch das Drumherum, wie Ausheben von Truppen und Versorgungsschwierigkeiten.

Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und ihre Motivationen verständlich. Meine Sym- und Antipathie war bei manchen Charakteren schnell vergeben, jedoch ist nicht jeder Charakter ist so schnell zu kategorisieren.

Besonders angetan haben mir bei diesem Roman die Zusatzinhalte, es gibt mehrere Karten, Stammbäume, ein Personenregister, in dem aber leider die historischen Personen nicht kenntlich gemacht wurden, und sehr umfangreiche und interessante historische Anmerkungen, die ich direkt nach Lektüre des entsprechenden Abschnittes gelesen habe. Neugierig gemacht hat mich außerdem die schöne Widmung.

Mich hat dieser zweite Band restlos überzeugt, ich empfehle ihn gerne allen Fans historischer Romane und vergebe volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 06.05.2017

Eine Geschichte, auf die man sich einlassen sollte - es lohnt sich!

Der Mann, der mit Schlangen sprach
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Früher lebten alle Esten im Wald und konnten die Sprache der Schlangen sprechen. Doch dann kamen Fremde und brachten neben einer neuen Religion auch neue Gepflogenheiten und fortschrittliche Möglichkeiten. ...

Früher lebten alle Esten im Wald und konnten die Sprache der Schlangen sprechen. Doch dann kamen Fremde und brachten neben einer neuen Religion auch neue Gepflogenheiten und fortschrittliche Möglichkeiten. Jetzt leben viele Esten im Dorf und säen und nutzen moderne Gerätschaften. Die Waldbewohner sterben aus und schließlich ist Leemet der Letzte, der das alte Wissen besitzt.

Bereits optisch gefällt mir das Buch sehr, die Farbe, das Motiv, der Titel haben mich sofort angesprochen und nach dem Lesen der Leseprobe wollte ich einfach nur weiterlesen. Bereits nach wenigen Seiten fragte ich mich, inwieweit der Roman einen realen historischen Hintergrund hat – und tatsächlich, Estlands Geschichte kann man hier wiederfinden. Es handelt sich aber nicht um einen historischen Roman, sondern um eine phantastische Erzählung, Vieles wird überspitzt dargestellt, es gibt eine Reihe phantastischer Elemente. Der Roman wird zwar Genre Fantasy zugeordnet, ist aber keinem Subgenre direkt zurechenbar, sondern ist etwas Einzigartiges, Besonderes. Das führt dazu, dass man sich auf den Roman auch einlassen muss, um ihn verstehen und mögen zu können.

Der Autor lässt Leemet selbst seine Geschichte rückblickend erzählen, und zwar sehr anschaulich. Charaktere, Tiere und Landschaft kann ich mir sehr gut vorstellen, ebenso kann ich mich gut in Leemet hineinversetzen, der nach und nach alles verliert und nicht verstehen kann, wieso seine bisherigen Werte nichts mehr wert sein sollen, ja sogar seine Art zu leben als schlecht dargestellt wird. Das „neue“ Leben erscheint ihm so gar nicht reizvoll, und doch ziehen immer mehr Waldbewohner ins Dorf. Dieser Konflikt zwischen Althergebrachtem und Neuem ist gut herausgearbeitet und zwar so, dass keine Seite nur Vor- oder Nachteile aufweist.

Der Autor erzählt in einfacher Sprache, eben so, wie Leemet erzählen würde. Die Geschichte ist bei aller Tragik auch voller, nicht nur schwarzem, Humor. Neben Leemet entwirft der Autor eine ganze Reihe weiterer, mehr oder weniger liebenswürdiger, teilweise sehr skurriler Charaktere, mit teilweise fast absurden Hintergründen, so gibt es z. B. liebestolle Bären, die nichts lieber tun als menschliche Frauen zu verführen, Urmenschen, die möglichst große Läuse züchten möchten, und einen Waldweisen, der gerne blutige Rituale vollzieht. Das Geschehen selbst ist zum Teil ähnlich absurd, wobei sich die Absurdität im Laufe des Geschehens immer mehr steigert. Das Ende hat mir gut gefallen, mich aber auch überrascht – und sämtliche Fäden sind verknüpft.

Wenn man den Autor goggelt, sieht man, dass er auf skurrile Charaktere und absurde Geschichten abonniert ist. Andrus Kivirähk ist ein bekannter estnischer Autor, der bereits viele Preise in seiner Heimat bekommen haben und dessen Bücher auch in anderen Länder veröffentlicht werden. „Der Mann, der mit Schlangen sprach“ erschien im Original bereits 2007, wie schön, dass wir ihn nun auch auf Deutsch lesen können.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen und Lust auf weitere Werke des Autors gemacht. Wer sich auf den Roman einlässt, erhält eine ganz besondere, einzigartige Geschichte, die womöglich lange nachwirkt.

Veröffentlicht am 05.05.2017

Sollte man sich besser nicht antun

Medici - Die Macht des Geldes
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1429 stirbt in Florenz Giovanni de'Medici, seine Söhne Lorenzo und Cosimo übernehmen die Geschäfte.

Ich mag historische Romane, vor allem, weil sie mich normalerweise in eine fremde Zeit entführen, mir ...

1429 stirbt in Florenz Giovanni de'Medici, seine Söhne Lorenzo und Cosimo übernehmen die Geschäfte.

Ich mag historische Romane, vor allem, weil sie mich normalerweise in eine fremde Zeit entführen, mir die damaligen Menschen nahe bringen, mich politische und gesellschaftliche, aber auch persönliche Situationen verstehen lassen, mir ein Bild der Zeit vermitteln.

All dies ist Matteo Strukul nicht gelungen. Er erzählt Episoden aus dem Leben der beiden Florentiner, wobei er seinen Fokus auf Cosimo setzt. Jedoch wirken diese eher blitzlichtartig, ohne wirkliche Verbindung. Die Hintergründe der meisten Szenen bleiben unklar, die Charaktere blass, nicht einer kommt mir als Leser nahe, gesellschaftliche und politische Strukturen werden nicht vermittelt. Im Grunde müsste ich als Leser mich erst einmal in alle Hintergründe einlesen, um dem Roman einigermaßen folgen zu können – aber eigentlich sollte mir das der Roman selbst vermitteln.

Der Roman ist zudem gespickt mit Namen, oft von Personen, die nur kurz auftauchen, kaum wesentliche Bedeutung haben. Ein Personenregister, das die Zuordnung erleichtern könnte, sucht man leider vergebens. Der Stammbaum zu Beginn hilft kaum, er bezieht sich nur auf die Medici und umfasst auch zukünftige Generationen. Cosimos hier aufgezeichneten illegitimen Sohn sucht man zudem im Roman vergebens.

Eigentlich sollten, folgt man dem Titel, die Medici im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Das tun sie aber nur zum Teil, jedenfalls die Personen betreffend. Oft scheinen der Söldner Reinhardt Schwartz und vor allem die Parfümverkäuferin Laura Ricci die Hauptcharaktere zu sein, letztere ist auch die Einzige, die der Leser etwas besser kennen lernt. Beides sind fiktive Charaktere und wären für die Geschichte der Medici nicht wesentlich.

Viele „Handlungs“elemente erfährt man per Dialog, was nicht unbedingt schlecht sein müsste, es hier aber ist, denn die Dialoge sind meist schlecht, wie überhaupt der allgemeine Erzählstil, schwülstig, banal, uninteressant, langweilig. Was mich interessieren würde, erfahre ich nicht, dafür muss ich schlechte Sexszenen lesen oder umfangreiches Abschlachten (nicht nur in Schlachten).

Dem Roman sollen noch zwei Bände folgen, die weitere herausragende Medici-Persönlichkeiten beleuchten sollen. Lesen werde ich sie ganz sicher nicht, ich habe mich schon durch diesen Band gequält und ihn nur zu Ende gelesen, weil ich mich dazu verpflichtet hatte. Ganz sicher finde ich bessere Romane über diese Florenzer Familie.

Mich hat dieser Roman einfach nur enttäuscht, keine einzige meiner Erwartungen erfüllt, ich vergebe daher nur 1 Stern und statt den Roman zu empfehlen, warne ich lieber davor.