Wem gehören Märchen?
Der Salon der kühnen FrauenParis/Versailles im 17. Jahrhundert: Es ist die Herrschaftszeit König Ludwigs XIV., der als Sonnenkönig den Adel in Versailles um sich versammelt.
Eine Gruppe adliger Damen gründet einen Literatursalon ...
Paris/Versailles im 17. Jahrhundert: Es ist die Herrschaftszeit König Ludwigs XIV., der als Sonnenkönig den Adel in Versailles um sich versammelt.
Eine Gruppe adliger Damen gründet einen Literatursalon zunächst nur für Frauen. Dort werden Contes de fées erzählt, vordergründig Märchen, die jedoch zwischen den Zeilen so einige pikante oder gar aufrührerische Geheimnisse enthalten.
Auch der berühmte Charles Perrault darf an einem solchen Salon teilnehmen und findet sich bald inmitten von Hofintrigen wieder.
Die Autorin entlarvt mit diebischem Vergnügen und schwarzem Humor die Eitelkeiten ihrer ProtagonistInnen und zeigt auf, wie hilflos diese kühnen Frauen gerade gegenüber der Intrigen von Männern sind.
Viele Märchen und auch Personen kommen einem bekannt vor. Die Märchen sind zwar eingebettet in eine Rahmenhandlung, haben aber eine große Rolle. Das war mir teilweise etwas zu viel des Guten, es reihen sich sehr viele Geschichten aneinander. Die Märchen darf man auch keinesfalls mit Kindergeschichten gleichsetzen, sie sind oft brutal und abgründig.
Die Beschreibung des Lebens am Hof mit verschiedenen Affären ist oft unvermittelt sehr vulgär und man hat das Gefühl unvermittelt in einem expliziten Erotikroman gelandet zu sein.
Das wird nicht jedermanns Geschmack sein, aber es schafft auf jeden Fall eine Atmosphäre in der man sich die Wut der hungernden Bevölkerung auf den Adel, der sich mit sehr luxuriösen Ablenkungen hingebungsvoll langweilt, gut verstehen kann. Außerdem im Grunde genommen ein Blick auf einen sehr alten Urheberschaftsstreit. Denn wem gebührt die Urheberschaft an Geschichten, die seit langer Zeit gerade von nichtpriviligierten Personen, etwa Kinderfrauen erzählt wurden? Wie viel kreative Eigenleistung enthalten die Bearbeitungen und was sagen sie über den Bearbeiter oder die Beabeiterin aus?
Insgesamt in interessanter Einblick in das Leben und Lieben des französischen Adels des 17. Jahrhunderts in Versailles und auch ein Einblick in die Entstehung bzw. Bearbeitung von Märchen.