Schonungslos ehrlicher Bericht über eine Reise zu mehr Achtsamkeit und Selbstliebe.
Help Me!Marianne ist 36 Jahre alt, freiberufliche Journalistin und unzufrieden mit ihrem Leben. Sie ist single, ständig pleite und weiß nicht so genau, wo sie mit ihrem Leben hin will. Sie stellt sich die Aufgabe ...
Marianne ist 36 Jahre alt, freiberufliche Journalistin und unzufrieden mit ihrem Leben. Sie ist single, ständig pleite und weiß nicht so genau, wo sie mit ihrem Leben hin will. Sie stellt sich die Aufgabe in einem Jahr 12 Ratgeber zu lesen und nach den darin enthaltenen Ratschlägen zu leben.
Das Experiment, das sich lustig anhört, geht schnell an die Substanz. Marianne muss sich ihren Ängsten stellen, ihr Leben ständig auf unterschiedliche Arten und Weisen umkrempeln und sieht sich dem Unverständnis ihrer Umgebung ausgesetzt. Und wie sehr sie auch versucht sich zu optimieren, es scheint ihr immer nur schlechter statt besser zu gehen. Bald findet sie sich in einer tiefen Krise wieder, aus der sie nur herausfindet indem sie ihrem Blickwinkel ändert.
Ich fand es sehr interessant von Mariannes Erfahrungen zu lesen, auch wenn ich selbst kaum Ratgeber lese und eher misstrauisch werde, wenn mir jemand verspricht, ich könne mit einer einfachen Formel Glück, Reichtum und Erfolg erlangen.
Das Thema ist sicherlich nicht neu, ich habe mich beim Lesen an Büchern aus den 90ern erinnert gefühlt und war überrascht, dass das Buch so neu ist. Aber anscheinend hat sich der Druck, unter dem Menschen, hier speziell Frauen, stehen, nicht groß verändert oder gar verstärkt. Mariannes Leben und Persönlichkeit ist objektiv betrachtet nicht so schlecht, aber trotzdem macht ihre innere Stimme sie konstant fertig und sie zieht selbst sogar eine gewisse Befriedigung daraus.
Und trotzdem, obwohl diese langsame Erkenntnis davon wie wichtig Achtsamkeit, Selbstliebe und die Pflege von Freundschaften ist, nicht neu ist, hat es mich trotzdem gekriegt. Mir gefiel wie schonungslos ehrlich Marianne mit sich ist und wie sie sich fragt, ob es gut ist, sich dauerhaft derart intensiv mit sich selbst zu beschäftigen. Es wird sogar kurz angerissen, dass es eine ganz schöne Geldmacherei ist, wie sich selbsternannte Coaches und Gurus an verzweifelten und hoffnungsvollen Menschen bereichern.
Die Autorin erzählt recht locker von Lebenskrisen, die für mich als Laie nach depressiven Phasen klingen und zeitweise sogar die Einnahme von Antidepressiva erfordern. Hier hätte ich mir ein paar erklärende Sätze mehr gewünscht, auch wenn es dann sicherlich sehr persönlich würde. Absurderweise nimmt Marianne verschriebene Medikamente nicht, weil sie nicht davon abhängig sein möchte, trinkt sich aber ständig Mut an, um für Alltagssituationen gewappnet zu sein. Aber gut, welcher Mensch lebt schon ganz konsequent. Auf jeden Fall Hut ab für die Offenheit.
Insgesamt ein Buch, was kein sonderlich neues überraschendes Konzept hat, mich aber trotzdem berührt und zum Nachdenken gebracht hat. Eine Leseempfehlung vor allem für Frauen auf Sinnsuche.