Platzhalter für Profilbild

Pantoffeltier

Lesejury Profi
offline

Pantoffeltier ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Pantoffeltier über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2022

Die Frauen der "Familie"

Die Familie
0

Die gleichaltrigen Freundinnen Sofia und Antonia wachsen gemeinsam auf. Ihre Väter sind aus Sizilien in die USA emigriert und arbeiten für die Mafia. Während Sofias Vater pragmatisch und ehrgeizig ist, ...

Die gleichaltrigen Freundinnen Sofia und Antonia wachsen gemeinsam auf. Ihre Väter sind aus Sizilien in die USA emigriert und arbeiten für die Mafia. Während Sofias Vater pragmatisch und ehrgeizig ist, kommen Antonias Vater immer mehr Bedenken und er träumt von einem Ausstieg. Doch aus der Mafia steigt man nicht so einfach aus. Das müssen auch Sofia und Antonia erfahren.

Der Anfang ist wirklich spannend und man fiebert mit den Personen mit. Doch dann zieht es sich sehr im Mittelteil. Man erfährt kaum etwas über die Aktivitäten der "Familie". Es geht um Antonia und Sofia, ihre Freundschaft, ihre Träume, ihren Alltag. Die beiden heiraten und bekommen Kinder, kommen unterschiedlich gut damit zurecht. Das ist an sich nicht schlecht über so etwas zu schreiben, aber es könnte auch in jedem anderen Milieu spielen. Man erfährt kaum, was die Mafia eigentlich (aus-)macht. Die Frauen wissen von nichts und warten nur bang darauf, dass die Männer von ihren Aufträgen zurückkommen. Das ist leider nicht sonderlich spannend zu lesen und dafür viel zu detailliert und repetetiv.

Saul fand ich dann wiederum einen spannenden Charakter. Er wird als Jude in die katholisch geprägte italienische Mafiafamilie aufgenommen und schlägt sich wieder sehr mit Gewissensbissen herum. Im letzten Drittel wird es dann auch endlich wieder spannend. Das Ende war mir dann wieder etwas zu abrupt. Eigentlich fangen die Probleme dann ja potenziell erst an, aber da wird abgeblendet.

Ein Buch mit spannender Idee, das leider zu wenig aus seiner Prämisse macht und einiges an Kürzung hätte vertragen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.07.2022

Die Datscha

Das Leben vor uns
0

Anja und Milka wachsen im Moskau der 80er Jahre auf. In der Datscha der Eltern verbringen sie ganze Sommer. Ihr Alltag wird von Mangel und politischer Unsicherheit bestimmt. Anja ist fasziniert von der ...

Anja und Milka wachsen im Moskau der 80er Jahre auf. In der Datscha der Eltern verbringen sie ganze Sommer. Ihr Alltag wird von Mangel und politischer Unsicherheit bestimmt. Anja ist fasziniert von der lebenshungrigen, abenteuerlustigen Milka, die laut und vulgär ist und sich nichts sagen lassen will und doch eine seltsame Ernsthaftigkeit hat. Sie sind unzertrennlich, bis sich eine Tragödie ereignet. Fast 20 Jahre später kehrt die inzwischen in den USA lebende Anja zurück, da die Datscha ihrer Eltern von einem Invenstor gekauft werden soll.

Kristina Gorcheva-Newberry wuchs selbst in Moskau auf und emigrierte wie die Hauptperson in die USA. Man merkt dem Text an, dass sie aus eigenen Erfahrungen oder vielleicht Erzählungen von Bekannten schöpfen kann. Man hat als Leser*in das Gefühl einen sehr ehrlichen, ungeschönten Blick auf das Aufwachsen der Jugendlichen zu bekommen. Es tauchen nur wenige Personen auf, die jedoch umso sorgfältiger betrachtet werden. Die Jugendlichen sind fasziniert von westlicher Musik und Kultur, sehnen sich nach Paris, Rom, New York, wohl wissend, dass ihr Leben ganz anders ablaufen wird. Gewalt, Missbrauch und Ungerechtigkeit werden stoisch ertragen und als selbstverständlicher Teil des Alltages in Russland hingenommen. Trotz Wissens um die Fehler der Politik stehen die meisten hinter der politischen Führung, wurschteln sich mehr oder weniger legal durch oder wählen die Emigration. Gleichzeitig beschreibt die Autorin sehr schön die Freundschaft der Jugendlichen, alltägliches Glück und berührende Erlebnisse. Referenzpunkt ist immer wieder Tschechows "Kirschgarten", zu dem es sehr viele Paralellen, nicht nur in der Auswahl der Namen der Charaktere, gibt. Während bei Tschechow aus der Leibeigenschaft befreite Neureiche das Gut der verarmten Adligen aufkaufen um Datschen zu errichten, sind es nun die Schergen zwielichtiger Oligarchen, die die Datschen einebnen und Hotels bauen möchten.


Ein fesselndes, bittersüßes Buch, das trotz schwerer Themen leicht lesbar daherkommt. Die Autorin wirft einen kritischen Blick auf die russische Gesellschaft, macht es ihrer Hauptperson dabei aber nicht zu leicht. Sie lässt erkennen, wie komplex die Zusammenhänge sind und wie sehr die Menschen, und dadurch auch die Gesellschaft, von den vergangenen Ereignissen, ob nun persönlich oder "gesellschaftlich-historisch" beeinflusst sind. Auch wenn man sich so gar nicht für Russland/die UdSSR interessiert empfehlenswert. Eine schöne, grausame, beunruhigende Geschichte über Freundschaft, Familie und Heimat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2022

Etwas oberflächlich, aber gut zu lesen

Die Hennakünstlerin
0

Lakshmi ist vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflohen, hat sich in 13 Jahren als Hennakünstlerin und Expertin für "weibliche Leiden" einen Namen gemacht und träumt davon ihre Eltern zu sich holen zu können. ...

Lakshmi ist vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflohen, hat sich in 13 Jahren als Hennakünstlerin und Expertin für "weibliche Leiden" einen Namen gemacht und träumt davon ihre Eltern zu sich holen zu können. Doch dann taucht ein 13-jähriges Mädchen auf, das sich als ihre Schwester vorstellt und Lakshmis Leben wird auf den Kopf gestellt.

Gerade der Anfang hat mir gut gefallen. Lakshmis Alltag und die besondere Beziehung zu ihren Kundinnen werden schön herausgearbeitet und es ist interessant einiges über die indische Gesellschaft der 1950er zu erfahren. Leider werden im Verlauf der Handlung so einige typische Klischees aus romantischen und historischen Romanen bedient, die den guten Eindruck trüben. Schwerwiegende Probleme werden angeschnitten, aber nur oberflächlich abgehandelt. Lakshmi verhält sich im rechten Moment bemerkenswert naiv, obwohl sie am Anfang eigentlich recht geschickt agierte, große dramatische Einschnitte lösen sich auf einmal auf und teilweise war es mir gerade am Ende ein bisschen zu viel Wohlgefallen und Zuckerguss.
Trotzdem ein Buch, dass ich ganz gern zur Entspannung gelesen habe.
3 1/2 Sterne würde ich gern vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2022

Viele interessante Anekdoten jedoch sehr unstrukturiert

Papyrus
0

Der Untertitel verspricht "Die Geschichte der Welt in Büchern". Das ist tatsächlich etwas hoch gegriffen. Den Großteil der Zeit berichtet die Autorin über die Antike, vor allem Griechenland und Italien. ...

Der Untertitel verspricht "Die Geschichte der Welt in Büchern". Das ist tatsächlich etwas hoch gegriffen. Den Großteil der Zeit berichtet die Autorin über die Antike, vor allem Griechenland und Italien. Dabei folgt man keinem roten Faden, sondern es werden mehr oder weniger kurze Anekdoten, persönliche Eindrücke und "Fun facts" aneinander gereiht. Das machte es mir manchmal schwer, den Gedankengängen der Autorin zu folgen. Man erfährt etwa wie Pergament hergestellt wird, dann etwas über den Film zu "der Name der Rose", dann über Mobbingerfahrungen der Autorin in der Schule und springt schließlich zum Ordnungsprinzip der Bibliothek von Alexandria und so weiter. So kommt es zu Doppelungen und auch zu etwas ungeschickten Übergängen. Gerade im letzten Drittel führte dies dazu, dass ich etwas ermüdete, das Lesetempo immer langsamer wurde und ich noch mehr den Faden verlor.

Andererseits schafft es die Autorin sehr gut ihre Begeisterung für das Geschichtenerzählen, das Medium Buch und die damit verbundene Kultur zu vermitteln. Anregungen erhält man also durchaus (auch wenn ich die Fußnoten bzw. Anmerkungen oft nicht besonders nützlich fand).
Man erfährt viele interessante Anekdoten, so richtig klar ist die Trennung zwischen historischen Fakten, Autobiographischem und Fiktivem nicht. Man muss sich also auf den Stil der Autorin einlassen und muss sich bewusst machen, dass es sich nicht um ein Sachbuch handelt. Für an Büchern, Bibliotheken und der Antike interessierten Menschen würde ich eine Lektüre empfehlen, man sollte jedoch erstmal reinlesen, um zu sehen, ob einem der Stil zusagt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 28.05.2022

Übungsfundus

Du bist mehr als genug
0

Sarah Desai will mit diesem Buch helfen, Selbstbewusstsein aufzubauen, Selbstliebe zu leben und Selbstvertrauen zu entwickeln. Dazu gibt es verschiedene Methoden zum Beispiel Meditation, Visualisierung, ...

Sarah Desai will mit diesem Buch helfen, Selbstbewusstsein aufzubauen, Selbstliebe zu leben und Selbstvertrauen zu entwickeln. Dazu gibt es verschiedene Methoden zum Beispiel Meditation, Visualisierung, Atemübung, Affirmation und Mantra.
Die Übungen sind recht einfach gehalten und die Erklärungen kurz. Hier hatte ich mir mehr Informationen und mehr Tiefgang erhofft. Leider ist das Buch doch ziemlich schmal und die Übungen werden eher aufgelistet als erklärt. Dann muss man wohl auf den Podcast der Autorin zurückgreifen.
Für mich persönlich waren die Mantras und Affirmationen nicht so wirklich etwas. Das wird mir doch etwas zu spirituell. Aber ich konnte mir an anderen Stellen dann wiederum etwas mitnehmen. Für Menschen, die einen Fundus an Übungen suchen, sicherlich nicht schlecht, aber so richtig zufriedengestellt war ich dann nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil