Platzhalter für Profilbild

Pantoffeltier

Lesejury Profi
offline

Pantoffeltier ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Pantoffeltier über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2024

Familiengeschichte

Das erste Licht des Sommers
0

Beginnend mit Normas Geburt 1947 wird die Geschichte einer norditalienischen Familie geschildert. Es geht vor allem darum, wie sich die Beziehungen entwickeln und auch ein wenig um die Politik und Geschichte ...

Beginnend mit Normas Geburt 1947 wird die Geschichte einer norditalienischen Familie geschildert. Es geht vor allem darum, wie sich die Beziehungen entwickeln und auch ein wenig um die Politik und Geschichte Italiens zu dieser Zeit.
Es gibt in diesem über 400 Seiten langen Roman wenig überraschend viele Personen und es fiel mir schwer mir die Namen zu merken und deren Beziehung zueinander. Zudem gibt es auch verschiedene Zeitebenen. Die Erzählweise ist sehr ruhig und dadurch habe ich auch lange zum Lesen gebraucht (was natürlich die Namensproblematik noch verschlimmert hat...)
Deswegen musste ich mich eher durchkämpfen. Das ist schade, denn die Einblicke in das Italien dieser Zeit (beispielsweise, dass Mütter oder Väter immer wieder das Dorf verlassen müssen, um Geld zu verdienen und das sich auf die Beziehungen von Familien auswirkt) fand ich an sich spannend. Aber ein bisschen mehr Handlung hätte ich mir schon gewünscht. So taugte es vor allem gut als Einschlaflektüre. Schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.06.2024

Teils interessant, teils banal

Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein
0

Rhee Kun Hoo ist Psychiater und inzwischen über 80 Jahre alt. Er hat viel erlebt, war wegen seiner Beteiligung an der Aprilrevolution im Gefängnis, hat das psychiatrische System in Südkorea reformiert, ...

Rhee Kun Hoo ist Psychiater und inzwischen über 80 Jahre alt. Er hat viel erlebt, war wegen seiner Beteiligung an der Aprilrevolution im Gefängnis, hat das psychiatrische System in Südkorea reformiert, lebt mit mehren Generationen seiner Familie in einem Haus zusammen, schreibt Ratgeber, meditiert gerne und oft, reist gerne, besonders nach Nepal... Und genauso bunt wie diese Beschreibung seines Lebens liest sich sein Buch.
Es sind viele kurze Abschnitte, die sich gut weglesen, mit der Zeit wird es allerdings redundant. Da ist viel Interessantes drin, aber er kommt oft nicht so richtig auf den Punkt und es ist schwer eine Struktur zu finden. Leider genau das, was er als eine Schwäche des Alterns beschreibt.
Es war für mich teilweise sehr interessant zu lesen, da sich der westliche und der asiatische Umgang mit Altern, und Sterben, Traditionen und Zusammenleben in der Gesellschaft sehr unterscheiden. Da das Buch aber nicht für Ausländer geschrieben ist, fehlten mir da einige Erklärungen, um es wirklich zu verstehen. Und der Autor erzählt auch leider viele Alltagsbanalitäten, da muss man die Weisheiten schon geduldig suchen. Und mit Mitte 30 bin ich vielleicht auch einfach etwas zu jung für das Buch.

In der Bewertung bin ich zwiegespalten. Es war teilweise ganz interessant, aber weniger ergiebig als erhofft und es bei der Biographie des Autoren hätte sein können. Insofern 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 20.06.2024

Potential nicht ausgeschöpft

Der Vertraute
0

Madrid, Ende des 16. Jahrhunderts. Die Inquisition herrscht in Spanien, aber es gibt Personen, die kleine Wunder wirken können. Für diese Personen ist das ein zweischneidiges Schwert, denn wenn sie glaubhaft ...

Madrid, Ende des 16. Jahrhunderts. Die Inquisition herrscht in Spanien, aber es gibt Personen, die kleine Wunder wirken können. Für diese Personen ist das ein zweischneidiges Schwert, denn wenn sie glaubhaft versichern können, dass ihre Kräfte göttlicher Natur sind, winkt Ruhm und Ehre, wenn sie jedoch als Diener des Teufels verunglimpft werden, droht der Scheiterhaufen.
Das Küchenmädchen Luzia Cotado hat magisches Talent und im Alltag wirkt sie immer wieder heimlich „Milagritos“, die ihr die Arbeit erleichtern. Eines Tages wird ihr Talent entdeckt und sie findet sich im Zentrum von Intrigen wieder und muss sich behaupten.
Die Vermischung von Historischem und Fiktion gefiel mir gut. Hier hängt Magie mit bestimmten Wörtern, alten sprachlichen (gesungenen bzw. gebeteten) Sprüchen zusammen. Das fand ich eine spannende Idee, wenn auch etwas irritierend, dass gerade am Anfang die jüdische Abstammung reingemischt wurde, aber zu keinem Zeitpunkt irgendetwas erklärt wurde. Das fand ich schade, gerade das leider kurze Nachwort hat mich neugierig gemacht. Allgemein wurde mir nicht gut genug erklärt, was das Torneo soll und wie die Welt allgemein funktioniert.
Die Atmosphäre ist schön und die Welt gut beschrieben, aber irgendwie wurde ich nicht so recht reingezogen. Der Anfang war sehr ansprechend geschrieben, aber es dauert lange bis die Personen in Stellung gebracht sind, Motive und Hintergründe erzählt wurden und endlich etwas passiert. Es wird wahnsinnig viel geredet und erklärt wie schwierig das Leben von Frauen in verschiedenen Positionen in der Gesellschaft ist. Das war mir etwas zu anstrengend.
Also ein Buch was man durchaus lesen kann, aber kein Fantayhighlight.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2024

Wikingerromantik

Nordic Clans 1: Mein Herz, so verloren und stolz
0

Yrsa ist das Oberhaupt des Küstenclans. Sie nimmt an einem Wettkampf teil um die oberste Anführerin aller Clane zu werden. Dort trifft sie Kier, den Anführer des Schwingenclans. Er ist klug, einfühlsam, ...

Yrsa ist das Oberhaupt des Küstenclans. Sie nimmt an einem Wettkampf teil um die oberste Anführerin aller Clane zu werden. Dort trifft sie Kier, den Anführer des Schwingenclans. Er ist klug, einfühlsam, gutaussehend, stark, kampferprobt, geduldig… aber leider der Sohn des Mannes, der für den Tod von Yrsas Vater verantwortlich ist. Yrsa muss also Blutrache nehmen und Kier töten. Doch je weiter der Wettbewerb fortschreitet, desto klarer wird, dass die beiden zusammenarbeiten müssen.


Leider ist die Handlung sehr vorhersehbar, das liegt vermutlich daran, dass der Fokus auf der Liebesgeschichte liegt. Es gibt beispielsweise eine Sexszene zwischen sich Unbekannten, bei der man sofort weiß, wer beteiligt war. Die anderen Clanführer:innen bleiben leider völlig im Hintergrund, es werden nicht einmal alle Namen genannt. Insofern ist es sehr klar, dass es nur um Yrsa und Kier geht und alle anderen nur Beiwerk sind. Das ist sehr schade, denn es hätte die Geschichte vielschichtiger und interessanter und auch die Wettkämpfer spannender gemacht mehr von anderen Clans zu erfahren. Immerhin gibt es in Yrsas und Kiers Begleitern Nebencharaktere über die man etwas mehr erfährt und ganz am Ende werden noch ein paar tiefergehende Geheimnisse angedeutet. Kier ist der etwas zu ideale Traummann (Einziger Makel, dass er keinen Bart hat… Es war schon fast niedlich wie versucht wurde das zu einem irren Problem zu machen.), Yrsa dagegen steckt voller Zweifel, reagiert oft sehr emotional und schlägt sich mit ihrem kreischendem Schwurschemen herum, was sie etwas nervig macht. Auch der Weltenentwurf ist nicht besonders detailliert ausgebaut und über die Mythologie erfährt man kaum etwas.

Ein Pluspunkt sind der Sprecher und die Sprecherin. Die beiden geben sich wirklich Mühe die Stimmung der Charaktere zu transportieren und passen gut zu den Charakteren.

Wer nach einer Liebesgeschichte mit romantisch angehauchten Wikingersetting sucht, ist hier richtig, wer mehr nach Fantasy und nordischer Mythologie sucht, könnte enttäuscht werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.03.2024

Guter Überblick

Freiheit, Rausch und schwarze Katzen
0

Andreas Schwab widmet sich dem schillernden Personal und den Ideen der Boheme in Paris, Berlin, München und Wien. Diese künstlerische Subkultur zu der beispielsweise Edvard Munch, Franziska zu Reventlow, ...

Andreas Schwab widmet sich dem schillernden Personal und den Ideen der Boheme in Paris, Berlin, München und Wien. Diese künstlerische Subkultur zu der beispielsweise Edvard Munch, Franziska zu Reventlow, Oda Krogh und August Strindberg gehörten, entwickelte sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Ihre Protagonist:innen lehnen bürgerlichen Werte ab, sind ständig abgebrannt und dem Alkohol sehr zugeneigt. Sehr schön zeigt der Autor auf, dass sich die schöne Theorie nicht immer umsetzen lässt. So geht die freie Liebe gerade für Frauen oft nicht gut aus und es gibt so einige Eifersüchteleien und leicht zu kränkende Künstleregos.

Ich kannte mich kaum in der Epoche aus und habe einen guten Überblick bekommen. Gerade die vielen (schwarz-weißen) Abbildungen haben mir gefallen (auch wenn nicht immer klar war, warum manches abgebildet wurde und anderes gerade nicht, vielleicht gab es manchmal Probleme mit Bildrechten) und auch das Cover ist ein echter Hingucker.

An sich fand ich es ganz gut lesbar, ich hätte mir aber mehr von der übergreifenden Analyse der Gesellschaft gewünscht als Beschreibung berühmter Personen und Orte. Da kann man vielleicht doch mehr mit anfangen wenn man mehr der Künstler:innen kennt. Für mich hat es sich gerade im letzten Drittel ziemlich gezogen. Auch hätte ich mir am Ende noch einmal eine Zusammenfassung gewünscht und nicht bloß einen Überblick darüber, wie es im Leben der Boheme-Künstler:innen weiterging.

Insgesamt ein lesenswerter Blick auf die Boheme und das künstlerische Leben Ende des 19. Jahrhunderts mit Fokus auf Künstlerpersönlichkeiten.