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Pantoffeltier

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2021

In kleinen Schritten die Welt retten

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Wer die Nachrichten liest, dem kommt es oft vor, als wäre alles verloren. Klimawandel, Terror, Kriege, Hass, Pandemie... Unlösbare Probleme überall.
Rob Hopkins setzt sich dafür ein, im Kleinen ...

Wer die Nachrichten liest, dem kommt es oft vor, als wäre alles verloren. Klimawandel, Terror, Kriege, Hass, Pandemie... Unlösbare Probleme überall.
Rob Hopkins setzt sich dafür ein, im Kleinen Lösungen zu finden.
Er plädiert dafür, die menschliche Phantasie zu nutzen und berichtet aus sehr unterschiedlichen Projekten, die er besucht oder selbst mitinitiiert hat.
Sehr gut gefallen hat mir, dass er viele verschiedene Denkanstöße gibt. Wichtig ist seiner Meinung nach nur, sich zu trauen seine Phantasie zu nutzen, Nähe zur Umwelt herzustellen und offen im Kontakt mit anderen Menschen zu sein. So könnte durch viele kleine, lokale Projekte die Welt ein klitzekleines bisschen besser werden.
Und das ist schon viel besser, als angesichts der riesigen Probleme den Kopf in den Sand zu stecken.
Vom Layout her hat mich das Buch nicht so ganz überzeugt. Die Schrift ist recht klein und es gibt wenige Abschnitte. Für mich ist es eher ein Buch, dass man häppchenweise zur Inspiration liest und bei dem man auch mal nicht so Interessantes überspringt. Das ist nicht immer einfach gewesen. Auch so manche Auflistung von alarmierenden Statistiken hätte es nicht gebraucht.
Ein schönes Buch, um sich Inspiration, Bestärkung und eine positive Herangehensweise an Probleme zu holen. Wird nicht jeden komplett überzeugen, ist aber ein schöner Anfang.

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Veröffentlicht am 08.11.2021

Flüchtige Momente des Sommers

In diesen Sommern
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Die Erzählerin Teresa erinnert sich an Szenen ihrer Kindheit. Flüchtige Momente des Glücks, der Unsicherheit, des Familienzusammenhalts. Sie kreist dabei immer um den alkoholkranken Vater. Dieser kann ...

Die Erzählerin Teresa erinnert sich an Szenen ihrer Kindheit. Flüchtige Momente des Glücks, der Unsicherheit, des Familienzusammenhalts. Sie kreist dabei immer um den alkoholkranken Vater. Dieser kann liebevoll und zugewandt sein, aber auch unvermittelt gewalttätig werden. Die Furcht vor seinen Launen, die Sorge um ihn und das zunehmende Erkämpfen von Abstand bestimmen das Leben der Familie.

Teresa erzählt lakonisch, hält den Leser auf Distanz. So einen Erzählstil mag ich auch eigentlich sehr gern, aber hier wollte es zu dem ernsten Thema nicht passen. Es gibt weder große dramatische Szenen, noch wird das Verhalten der Personen reflektiert. Das ist sehr schade, denn so geht die Geschichte nicht in die Tiefe und kann keine emotionale Wucht entwickeln. Die Figuren sind recht blass und austauschbar. Man kommt ihnen kaum nah. Der Widerstand gegen den Vater gelingt fast zu leicht, man versteht nicht so ganz was jetzt das Problem bei Gewalt in Beziehungen ist.

Ich habe die ganze Zeit auf den großen Knall gewartet, auf eine Gänsehautszene, die kam aber nie. Gern gelesen habe ich es durchaus, aber ich hatte das Gefühl, dass man mehr aus der Geschichte hätte machen können.

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Veröffentlicht am 08.11.2021

Verwoben

Wolkenkuckucksland
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Der Pulitzerpreisträger Anthony Doerr legt mit Wolkenkuckucksland einen vielschichtigen neuen Roman vor. Es geht um verschiedene junge Menschen, die zu verschiedenen Zeiten leben, und alle nach ihrem Weg ...

Der Pulitzerpreisträger Anthony Doerr legt mit Wolkenkuckucksland einen vielschichtigen neuen Roman vor. Es geht um verschiedene junge Menschen, die zu verschiedenen Zeiten leben, und alle nach ihrem Weg suchen.

Da wären Omeir und Anna, die im 15. Jahrhundert um ihr Überleben kämpfen. Omeir, dessen Gesicht seit seiner Geburt entstellt ist, wird als Junge aus seiner Familie herausgerissen und soll für den Sultan das große Konstantinopel mit erobern. Anna arbeitet als Näherin in ebendieser mittelalterlichen Metropole und kämpft während der Belagerung um ihr Leben.

Seymour plant im Jahre 2020 aus falsch geleitetem Idealismus einen Anschlag auf die Bücherei seiner Heimatstadt, während dort fünf junge Schüler ein Theaterstück mit einem Koreaveteran einstudieren. Und die junge Konstance befindet sich in ferner Zukunft auf dem Weg zu einem erdähnlichen Planeten. All diese Protagonisten vereint die antike Prosaerzählung „Wolkenkuckucksland“, die nur bruchstückhaft überliefert ist und die das Leben der Protagonisten auf elementare Weise beeinflusst. Bei der Lektüre des Klappentextes war ich zunächst skeptisch. Das klang kompliziert und verkopft. Doch die Zweifel zerstreuten sich beim Reinlesen. Man hat sofort Bilder im Kopf und fühlt mit den Protagonisten mit.

Doerr schafft es auf raffinierte Weise die Geschichten der jungen Menschen zu verknüpfen und den Leser in seinen Bann zu ziehen. Problemlos springt er dabei in rasantem Tempo durch die Zeit und webt eine Jahrhunderte umspannende, vielschichtige Erzählung. Dabei laufen die einzelnen Handlungsstränge nicht nur nebeneinander her, sondern verbinden sich, trennen sich, nehmen aufeinander Bezug.

Gerne wäre man noch tiefer in die einzelnen Schicksale eingetaucht. Am Ende bleibt wie bei allen herausragenden Romanen neben dem großen Glück etwas so wertvolles gelesen zu haben, auch die Wehmut, dass die Geschichte so schnell ihr Ende gefunden hat.

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Veröffentlicht am 27.10.2021

Der Preis der Unsterblichkeit

Das Zeitalter der Drachen
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Drachen fressen Menschen, Zwerge und Elfen die von Geisterschatten gekennzeichnet sind. Das Wissen darum, woher die Geisterschatten und die Drachen kommen, ist verloren gegangen. Manche Gemeinschaften ...

Drachen fressen Menschen, Zwerge und Elfen die von Geisterschatten gekennzeichnet sind. Das Wissen darum, woher die Geisterschatten und die Drachen kommen, ist verloren gegangen. Manche Gemeinschaften opfern die von Geisterschatten Gezeichneten, andere leben unter der Erde, um den Drachen keine Gelegenheit zu geben anzugreifen.

Nireka macht sich auf, um ihre Angehörigen und Freunde zu schützen und trifft auf Aylen, die einst Wissen über Magie sammelte.

Der Ansatz ist sehr spannend. Ich will nicht zu viel verraten, aber die Autorin schafft so einige Dilemmata. In diesem Buch hat Magie immer einen Preis und es ist nicht so leicht auszumachen, wer böse ist und eine Bestrafung verdient hat.

Die Beschreibungen der Landschaft und auch der Magie sind gut gelungen. Man kann gut in dem Buch versinken. Teilweise zieht es sich ein bisschen, da sehr lange Aylens Vorgeschichte erklärt wird und die Handlung in der Gegenwart stagniert.

Am Ende war ich dann sogar etwas traurig, dass es schon zu Ende war. Die Ideen hätte ich gern etwas ausgebaut gesehen. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die auch ruhigere, nachdenklichere Fantasy mögen.

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Wut als Ermächtigung

Wut und Böse
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"Wer wütend sein darf, hat Macht. Wer es nicht sein darf, wird kontrolliert." (S. 184)

Die Autorin betrachet in ihrem Buch, wie weibliche Wut in der westlichen, patriarchal/binär geprägten Gesellschaft ...

"Wer wütend sein darf, hat Macht. Wer es nicht sein darf, wird kontrolliert." (S. 184)

Die Autorin betrachet in ihrem Buch, wie weibliche Wut in der westlichen, patriarchal/binär geprägten Gesellschaft gesehen wird, besonders im Vergleich zu männlicher Wut und zieht Verbindungslinien zu Diskriminierung, Sexismus und Rassismus. Sie bezieht sich dabei besonders auf eigene Erfahrungen und Erfahrungen im Freundeskreis und untermauert ihre Argumentation mit Zitaten aus wissenschaftlichen Studien und Abhandlungen zu dem Thema.

Hoeder zeigt, wie bei Mädchen das Zeigen negativer Emotionen mit zunehmendem Alter immer weniger toleriert wird, während bei Männern Agression als Stärke und Kompetenz ausgelegt wird. Sie erklärt, warum dies problematisch ist, wenn es um gesellschaftliche Stellung und politische Macht geht. Völlig berechtigte Forderungen werden als irrational abgelehnt, wenn sie im "falschen Ton" vorgebracht werden.
Dadurch, dass die Autorin viele eigene Erfahrungen einbringt, ist das Buch gut lesbar und nicht zu trocken und theoretisch. Für mich persönlich, die mit dem Thema schon Berühungspunkte hatte, gab es nicht viel Neues. Ich habe mich zwar nicht gelangweilt, aber wenig gelernt. Oft hätte ich mir eine tiefgreifendere Beschäftigung mit dem Thema gewünscht. Zu den Studien und deren Interpretation hätte man sicher noch mehr sagen können. Stattdessen formuliert die Autorin eher ein Manifest, als Frau die Wut nicht mehr zu unterdrücken, damit gesellschaftliche Veränderungen angestoßen werden können. Dazu ist es sicherlich noch ein weiter Weg.
Insgesamt gutes Einstiegsbuch zum Thema, das sich angenehm liest und für jeden persönlich Fragen aufwirft. Es handelt sich eher um eine Zustandsbeschreibung, als einen wirklichen Lösungsweg, bietet aber auf jeden Fall eine Diskussionsgrundlage.

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