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Pantoffeltier

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Henriette hat trübe Gedanken

Auszeit
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"Mir fehlt auf elementare Weise der innere Antrieb. Meine ganze Energie wandert in Gedanken, die nichts mit der Realität zu tun haben. Ich verbringe Stunden damit, Dinge zu planen, die ich genauso gut ...

"Mir fehlt auf elementare Weise der innere Antrieb. Meine ganze Energie wandert in Gedanken, die nichts mit der Realität zu tun haben. Ich verbringe Stunden damit, Dinge zu planen, die ich genauso gut einfach machen könnte. Mir fällt zu viel zu den falschen Dingen ein. Ich wünschte ich könnte sagen, ich wäre erst seit dem Frühjahr so. Ich wünschte, ich könnte sagen, er wäre schuld. Aber es war schon immer so." S. 85

Henriettes Leben steckt seit Jahren in einer Sachgasse fest. Sie kommt nicht weiter mit ihrer Dissertation, lässt sich treiben. Nach einem Schwangerschaftsabbruch zieht sie sich mit ihrer Freundin Paula in eine Hütte zurück. Henriette erinnert sich an ihre "Beziehung" mit dem Vater des Kindes.
Naturgemäß ist das ziemlich traurig und die ziellos dahintreibende Henriette etwas anstrengend. Paula ist das Gegenkonzept. Absolut verständnisvoll, durch Yogapraxis, Reikiseminare etc. mit sich im Reinen. Nun versucht sie auch Henriette zu heilen. Immer absolut verständnisvoll auf wirklich ALLES reagierend, was Henriette macht.
Es gibt leider fast nur die beiden Personen und noch zwei Männer dazu, die sehr blass bleiben. Man ist also sehr auf die Gegenpole Henriette/Paula und deren Probleme fokusiert. Leider kam ich allen Personen nicht so recht nah und konnte mich nicht so recht einfühlen. Es gibt sehr wenig Handlung, stattdessen verliert sich Henriette in Gedanken darüber, warum sie so antriebslos und selbstbezogen ist. Selbst die Abtreibungsthematik, die eigentlich Kern des Buches sein könnte, kommt etwas zu kurz.
Man wartet die ganze Zeit darauf, dass Henriette endlich mal aufwacht und etwas passiert und dann gibt es ein dämliches Ereignis und ein Zeitsprung. Das fand ich wahnsinnig schade. Die Autorin zeigt ausführlich, wie sich Henriette im Unglück suhlt, blendet dann aber ab, wenn es darum geht, wie Veränderung stattfindet und flüchtet sich in Flosklen wie "Kaum zu glauben, dass das so geht, aber es geht so." Eine komplette Kehrtwende in der Persönlichkeit einer Person war für mich so gar nicht nachvollziehbar und hat mich enttäuscht. Von daher: Gar nicht so verkehrt geschrieben, die Autorin kann mit Sprache umgehen, aber im Plotaufbau und der Personencharakterisierung leider enttäuschend.

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Veröffentlicht am 04.08.2021

romantisch

Dein Herz in tausend Worten.
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Millie arbeitet als Assistentin in einem Verlag und schmökert gern in abgelehnten Manuskripten. Eins dieser Manuskripte hat es ihr ganz besonders angetan, sie fühlt sich sofort vom Autor verstanden. Als ...

Millie arbeitet als Assistentin in einem Verlag und schmökert gern in abgelehnten Manuskripten. Eins dieser Manuskripte hat es ihr ganz besonders angetan, sie fühlt sich sofort vom Autor verstanden. Als sich plötzlich die Gelegenheit ergibt, mit dem Autoren in Kontakt zu treten, muss Millie ihre Schüchternheit überwinden.

Eine sehr romantische Liebesgeschichte entspinnt sich. Millie ist extrem schüchtern, erinnert gerade am Anfang an eine romantisierte Amélie Poulain. Ihr Bruder und ihre ArbeitskollegInnen bringen ein wenig Erdung rein, das tut der Geschichte gut. Will, der Autor wiederum ist erfolgreich, wohlhabend und berühmt, aber in Trauer gefangen. Also zwei etwas dysfunktionale Menschen, die zusammenfinden können, wenn sie sich aufeinander einstellen und Hindernisse überwinden. Und natürlich gibt es auch noch ein paar Zufälle und wohlmeinende Freunde, die den ein oder anderen Schubs verteilen.
Das ist ganz nett, auch wenn es mit der Logik ab und an knirscht. Am Anfang verteilt Millie beispielsweise Zitate aus Manuskripten und es wird lange drüber diskutiert, dass das ohne Einverständnis des Autors nicht legal ist. Am Ende scheint es dann völlig in Ordnung ganze Manuskripte rauszugeben. Und für meinen Geschmack wird auch etwas zu ausführlich unter den Nebenfiguren verkuppelt. Aber es ist eben auch kein realistisches Buch, sondern ein netter romantischer Liebesroman, der zum Träumen einlädt. Und dieses Ziel wird erreicht.

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Veröffentlicht am 04.08.2021

Reisen vor der Haustür

Deutschlands schrägste Orte
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Üblicherweise reist Pia Volk gern durch die Welt. Die Einschränkungen der Coronazeit nimmt sie zum Anlass, um sich auch einmal in Deutschland umzusehen. Sie hat 50 schräge Orte zusammengesammelt, von denen ...

Üblicherweise reist Pia Volk gern durch die Welt. Die Einschränkungen der Coronazeit nimmt sie zum Anlass, um sich auch einmal in Deutschland umzusehen. Sie hat 50 schräge Orte zusammengesammelt, von denen viele auch Einheimischen unbekannt sein dürften. Dabei führt es sie nicht nur zu Bäumen mit eigener Postadresse und in die Kanalisation sondern auch zu Orten, die es gar nicht (mehr) gibt.

Die Einleitung fand ich sehr spannend und interessant, da sehr persönlich und auch witzig. Von den folgenden Ortsbeschreibungen war ich dann etwas enttäuscht. Hier werden in kurzen Abschnitten eher Fakten aufgezählt und mal ein paar Anekdoten erzählt. Ich fand es sehr schade, dass die persönlichen Erlebnisse, die es laut Einleitung beim Entdecken der Orte auch gab, so ausgeblendet wurden. Bestimmt war auch die Suche nach diesen schrägen Orten erzählenswert.

Wenn man das Buch nämlich als eine Art Reiseführer nimmt, bei dem so eine eher faktenbasierte Beschreibung völlig in Ordnung wäre, fand ich es auch wieder nicht so praktisch. Es gibt keine Bilder (außer mal Zeichnungen am Anfang der Abschnitte) und auch die Ortsangaben über GPS sind für mich persönlich eher nicht hilfreich. Eine Karte hätte ich auch schön gefunden, um mal eine Vorstellung zu haben, wo sich die Orte ungefähr befinden.

Insofern war für mich das Buch nicht so hilfreich wie erwartet und ich kann nicht genau erkennen, wozu es jetzt dienen soll. Eine schöne, teilweise überraschende Lektüre ist es allemal. Und eine Einladung, die kleinen Geschichten/Sehenswürdigkeiten vor der Haustür zu erforschen. Also trotzdem eine Empfehlung, auch wenn ich persönlich nicht zu hundert Prozent überzeugt bin.

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Veröffentlicht am 07.06.2021

Grenzgänger

An den Ufern des Amur
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Sören Urbansky reist entlang des Amur vom Baikalsee bis zum Japanischen Meer und erforscht dabei die Besonderheiten der Grenzregion zwischen Russland und China. Er erkundet nicht nur Städte, sondern vor ...

Sören Urbansky reist entlang des Amur vom Baikalsee bis zum Japanischen Meer und erforscht dabei die Besonderheiten der Grenzregion zwischen Russland und China. Er erkundet nicht nur Städte, sondern vor allem fast vergessene Dörfer, spricht mit Menschen, die er trifft, recherchiert geschichtliche und politische Hintergründe.

Die Grenzregion zwischen bzw. in China und Russland ist immer wieder ein Zankapfel zwischen verschiedenen Imperien. Die dort lebenden Menschen waren immer wieder in Gefahr von der einen oder anderen Seite als Volksfeinde und Spione verfolgt zu werden. Es werden sehr verschiedene Orte beschrieben, die sich manchmal nicht nur an unterschiedlichen gorgraphischen Punkten, sondern auch Zeiten zu befinden scheinen.

Urbansky besucht vergessene Orte, die einst als Metropolen geplant waren, während gar nicht weit weg auf der anderen Seite einst bedeutungslose Orte prosperieren. Er spricht mit Menschen, die hart ums Überleben kämpfen mussten und nun als Touristenattration bestaunt werden. Mit Menschen, die geübte Grenzgänger sind und für die es eine Abwägung von Vor- und Nachteilen ist, wo sie sich zugehörig angeben.

Die beiden Seiten beäugen sich misstrauisch und sind doch durch wirtschaftliche Vertrickungen und das Verhältnis der Menschen zueinander aneinander gebunden.

Urbansky flicht immer wieder sein politisches und geschichtliches Wissen ein, bemüt sich aber um Neutralität und Nähe zu den Menschen, die er auf seiner Reise trifft.

Es ist daher viel Persönliches ausgespart und es gibt auch keine beeindruckenden Bilder, die sonst einen Reisebericht schmackhaft machen würden. Trotzdem für die Fülle an dargestelten Informationen gut zu lesen und interessant.

Eine Empfehlung für alle, die sich für die Region und die Geschichte der Beziehungen zwischen China und Russland interessieren.

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Veröffentlicht am 17.05.2021

Erinnerung an eine Freundschaft

Die Geschichte von Kat und Easy
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1973 waren Kat und Easy beste Freundinnen, hingen gemeinsam im Jugendzentrum in einer deutschen Kleinstadt ab, doch sie haben sich schon lange aus den Augen verloren. Nach gut 40 Jahren findet Kat plötzlich ...

1973 waren Kat und Easy beste Freundinnen, hingen gemeinsam im Jugendzentrum in einer deutschen Kleinstadt ab, doch sie haben sich schon lange aus den Augen verloren. Nach gut 40 Jahren findet Kat plötzlich eine Nachricht ihrer Freundin auf ihrem Blog. Die beiden Frauen treffen sich in Kreta zum gemeinsamen Urlaub. Sie erinnern sich zurück an die schönen Zeiten, aber auch den Schmerz, der sie auseinander trieb.

Mir persönlich haben die Abschnitte in der Vergangenheit besser gefallen. Vielleicht, weil ich altersmäßig näher an den Jugendlichen dran bin als an den älteren Frauen. Die Abschnitte in Kreta waren mir etwas zu ruhig. Es gibt viele Gespräche und besonders E-Mails, die aber die Handlung nicht so richtig voranbringen. Vieles bleibt ungesagt.
Schön fand ich die Darstellung der Freundschaft. Das Nachsinnen darüber, was sich geändert hat, aber auch was gleich geblieben ist. Trotzdem kam ich gefühlt nicht so nah die Protagonistinnen ran. Da blieb immer ein Abstand, der mich vom Mitfiebern abgehalten hat. Die beiden sind sehr unterschiedlich und fühlten sich doch in einer kurzen aber intensiven Jugendfreundschaft sehr verbunden.
Ein schönes Buch, stellenweise auch mit poetischen Stellen, was mich jedoch nicht so recht abholen und begeistern konnte.

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