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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2023

Blieb hinter meinen Erwartungen zurück

Tage in Tokio
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Zeit seines Lebens beschäftigt sich der Protagonist mit Japan. Seine Zeit ist gekommen und im Rahmen seiner akademischen Laufbahn kommt er endlich in sein heißgedddddliebtes Land.


Soweit, sogut, der ...

Zeit seines Lebens beschäftigt sich der Protagonist mit Japan. Seine Zeit ist gekommen und im Rahmen seiner akademischen Laufbahn kommt er endlich in sein heißgedddddliebtes Land.


Soweit, sogut, der Klappentext hatte mich. Der Inhalt des Buches hat mich leider schnell verloren. Mir war klar, dass es eine Reisebeschreibung aus deutscher Sicht sein würde – jedoch war dieser hier so fokussiert auf Dinge, die mich persönlich weniger interessieren. Der Teil mit der Beschreibung über japanische Teekeramik war eigentlich noch am interessantesten, war mir allerdings viel zu intensiv. Und dass ich am Ende eines Buches über Japan in eine westliche Sportart eintauchen musste, hat mir irgendwie den Rest gegeben.
Ich muss dazu sagen, ich konnte das Buch nicht weglegen in der Hoffnung, dass da doch noch mehr kommen müsse als ein wenig nachvollziehbarer Blick eines Gaijin auf ein Land, das er angeblich so sehr vergöttert hat. Auch waren mir die philosophischen Überlegungen zu viel Abschweifung. Von diesem Buch hatte ich mir mehr versprochen.

Veröffentlicht am 04.08.2023

Ein unglaublich unterhaltsames dystopisches Debüt der Autorin!

Die Letzte macht das Licht aus
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Das ist keine Geschichte über einen harten Action-Helden, der in der Apokalypse weiß, was genau zu tun ist. In dieser Dystopie gibt es eine unsichere Frau, eine wie du und ich, die sich durch ein von einem ...

Das ist keine Geschichte über einen harten Action-Helden, der in der Apokalypse weiß, was genau zu tun ist. In dieser Dystopie gibt es eine unsichere Frau, eine wie du und ich, die sich durch ein von einem todbringenden Virus ausgelöschtes Großbritannien schleppt und keine Ahnung hat was sie tun soll.

6DM, benannt nach den maximal sechs Tagen, in denen das Virus einen menschlichen Organismus qualvoll dahingerafft hat, löscht innerhalb weniger Wochen den größten Teil der Menschheit aus. Und wie das so ist im Angesicht der Tatsache, dass möglicherweise niemand von denen mehr da ist, die sich ein Leben lang um einen gekümmert haben: Man verdrängt erst mal. Und das geht am besten mit reichlich Drogen, Alkohol und dem letzten Funken Elektrizität im Hause des toten besten Freundes der Protagonistin. Nach einigen Wochen und mit einer Medikamentenabhängigkeit realisiert sie, dass es außer ihr noch andere Menschen geben könnte und sie sich dann besser mal auf den Weg machen sollte andere Überlebende zu finden. Lange Zeit findet sie niemanden außer einen Golden Retriever, der spürt, dass die Frau seine beste Überlebenschance ist, und gemeinsam bestreiten sie die Reise in die abgelegensten Gebiete in der Hoffnung, dass das Virus nicht bis dorthin gekommen ist.

Das Buch erinnerte mich stark an den Film „I Am Legend“. Mit Bethany Clift's „Die Letzte macht das Licht aus“ bekommt man zusätzlich noch eine Portion britischen Zynismus, der mich sehr oft zum Lachen gebracht hat. Die Reise der Protagonistin führt nicht nur auf die Suche nach Überlebenden, sondern geht in Rückblenden immer wieder auch in die Vergangenheit und beleuchtet im Verlauf der Story das Verhältnis zu ihr geliebten Menschen, die bereits zu Beginn des Buches am Virus erkrankt sind. Sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit dieser Dystopie machen unglaublichen Spaß zu lesen. Ganz große Leseempfehlung von mir!

Veröffentlicht am 04.08.2023

Frau Shibata ist sehr einfallsreich!

Frau Shibatas geniale Idee
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Nachdem sie der ständigen Bevormundungen ihrer männlichen Kollegen und deren Unfähigkeit Kaffee zu kochen oder hinter sich aufzuräumen überdrüssig ist, entgegnet Frau Shibata nach einer weiteren Aufforderung ...

Nachdem sie der ständigen Bevormundungen ihrer männlichen Kollegen und deren Unfähigkeit Kaffee zu kochen oder hinter sich aufzuräumen überdrüssig ist, entgegnet Frau Shibata nach einer weiteren Aufforderung das benutzte Geschirr nach einer Besprechung wegzuräumen: ”Ich kann nicht, ich bin schwanger.” Es ist eine bizarre Form des Widerstandes, aber wirkungsvoll, denn ab sofort muss sie nicht mehr die lästigen Aufgaben übernehmen, für die sich ihre männlichen Bürokollegen zu überqualifiziert sehen (obgleich Frau Shibata ebenfalls einen Studienabschluss hat und nicht so schusselig wie ihr Kollege Herr Higashinakano). Geschirr wegräumen, Kaffee kochen, Müll entsorgen, Überstunden machen, all das gehört nun der Vergangenheit an. Die viele freie Zeit nutzt Frau Shibata mit Fitnesskursen und dem Zubereiten gesunder Mahlzeiten, wo früher Fertiggerichte für einen späten Feierabend herhalten mussten.

Die Kapitel gliedern sich nach dem Fortschritt der Schwangerschaftswochen, in denen Frau Shibata sich (angeblich) befindet. Im fortschreitenden Stadium wird sie immer einfallsreicher, wobei es natürlich schwieriger wird die Not(wendige)lüge aufrecht zu erhalten – doch Frau Shibata schafft es, auch die sie beobachtenden Leser:innen zu täuschen, und unweigerlich hinterfragt man, ob sie nicht wirklich schwanger sein könnte. Auf den ersten Blick wirkt dieses Buch wie eine ungemein unterhaltsame Geschichte über eine Idee wie sie wohl in dem Ausmaß nur im patriarchalen asiatischen Arbeitsalltag vorkommen kann. Sexismus, erwartete Frauenbilder und Diskriminierung scheinen in Japan wohl aber ein großes Thema zu sein, und so hat dieses humorvolle Experiment von Frau Shibata ganz zwangsweise einen gewissen Tiefgang. Emi Yagi findet eine individuelle Lösung zu einem festgefahrenen Problem für ihre Protagonistin. Für mich war es ein cleveres und humorvolles Lesevergnügen!

Veröffentlicht am 04.08.2023

Eine Liebe in der U-Bahn und reichlich LGBQT

One Last Stop
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August hat sich frisch in New York eingelebt, um ihr Studium hier fortzusetzen. Dringend braucht sie Abstand zu ihrer Mutter und deren lebenslange Obsession ihren verlorenen Bruder mit detekivischen Mitteln ...

August hat sich frisch in New York eingelebt, um ihr Studium hier fortzusetzen. Dringend braucht sie Abstand zu ihrer Mutter und deren lebenslange Obsession ihren verlorenen Bruder mit detekivischen Mitteln wiederzufinden. Auf dem Weg zur Uni sieht August ein verdammt gutaussehendes Mädchen, in das sie sich sofort verguckt. Auch in den folgenden Tagen sitzt die schöne Unbekannte in der Q-Line. August möchte Jane unbedingt kennenlernen und schafft dies auf die peinlichste Weise, indem sie sich mit Kaffee bekleckert. Die Unbekannte stellt sich als Jane vor und schenkt August ihren Schal, um den riesengroßen Kaffeefleck zu überdecken. Daraufhin treffen die beiden sich immer wieder in der Bahn und lernen einander kennen. Jane offenbart August ein riesengroßes Problem, und endlich einmal macht sich Janes detektivischer Spürsinn, den ihre Mutter ihr antrainiert hat, dabei bezahlt Jane zu helfen.

Mehr darf man über diesen Roman eigentlich nicht verraten, ich sage nur noch so viel: Wer beim Lesen des Klappentexts vermutet, dass Jane obdachlos ist und in der U-Bahn wohnt, der irrt gewaltig – es steckt so, so, so viel mehr dahinter! Teilweise hatte das Buch einige Längen, die ich vielleicht nicht so langatmig gefunden hätte, wenn ich zehn oder zwanzig Jahre jünger gewesen wäre. Insgesamt war es aber eine Story, in der einiges mehr steckte als ich zunächst vermutet habe. Mir hat die lockere Sprache des Buches zugesagt, und Augusts herrlich verrückte Mitbewohnerinnen und Nachbarn steuern einiges zum Lesevergnügen bei. Ich bin sonst weniger eine Leserin queerer Bücher und fand es rückblickend erfrischend und entspannend von einer gleichgeschlechtlichen Liebe zu lesen. War irgendwie voll angenehm! (Aber ich frage mich gerade, ob es seltsam ist, dass ich den letzten Punkt so herausstelle?)

Veröffentlicht am 04.08.2023

Some very Cosy Crime

Ein irischer Dorfpolizist
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Irgendwie ein Krimi – aber irgendwie auch nicht. Dieses Buch zeichnet sich nicht durch die gewiefte Kombinationsgabe des titelgebenden irischen Dorfpolizisten PJ Collins aus. Collins ist nicht besonders ...

Irgendwie ein Krimi – aber irgendwie auch nicht. Dieses Buch zeichnet sich nicht durch die gewiefte Kombinationsgabe des titelgebenden irischen Dorfpolizisten PJ Collins aus. Collins ist nicht besonders herausragend und für einen Polizisten ziemlich dick. Letzteres ist in seinem überschaubaren kleinen Dorf Duneen aber auch kein wirkliches Hindernis, hier passiert nämlich sowieso nie etwas, für das er besonders fit sein müsste.

Eines Tages wird allerdings die Leiche eines Mannes gefunden, und sofort ist das ganze Dorf davon überzeugt, dass es sich um Tommy Burke handeln muss, der vor 20 Jahren urplötzlich verschwunden ist, nachdem sich jene beiden Frauen mitten auf dem Dorfplatz geprügelt haben, die romantisches Interesse an ihm hatten. Noch bevor PJ sich an die Befragung der beiden Frauen machen kann, erscheint der aus Cork angeforderte Kriminalkommissar Linus Dunne und macht sich mit seiner Überheblichkeit nicht gerade beliebt. Linus hält PJ für einen übergewichtigen Versager und PJ ihn für ein arrogantes Arschloch.

Graham Norton, der Name kam mir doch gleich bekannt vor! Der Autor ist kein geringerer als der Talk-Show-Host der gleichnamigen britischen Sendung. Mein Fazit zum Buch: Nicht das mögliche Verbrechen an sich steht im Vordergrund dieser Geschichte sondern in die Charaktere der beteiligten Akteure zu blicken und sie zu verstehen. Für mich ist das Buch Cozy Crime der ganz seichten Sorte, durchaus lesenswert und auch unterhaltsam! Erst durch PJs ermittlerische Tätigkeiten werden die Verbindungen der Dorfbewohner in Relation zueinander gesetzt und als Leser:in erfährt man von den inneren Wunden, die durch den Leichenfund wieder aufgerissen werden.