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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein katzenaffiner Roman über die eigene Vergänglichkeit mit einem Hauch Philosophie

Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
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Der junge Mann dieses Buches geht zum Arzt und erfährt dort, dass er bald sterben muss. Zu Hause wartet der Teufel auf ihn und bietet dem Mann einen Pakt an. Für jeden Gegenstand, den der Teufel von der ...

Der junge Mann dieses Buches geht zum Arzt und erfährt dort, dass er bald sterben muss. Zu Hause wartet der Teufel auf ihn und bietet dem Mann einen Pakt an. Für jeden Gegenstand, den der Teufel von der Welt verschwinden lässt, erhält der junge Mann einen Tag, den er länger leben darf. Telefone, Filme, Uhren, der Mann kann dem Verschwinden dieser Dinge noch etwas abgewinnen, nur als dann die Katzen von der Welt verschwinden sollen und der junge Mann damit seinen Mitbewohner und noch mehr verlieren würde, muss er sich entscheiden, wessen Überleben wichtiger ist. Worauf kann man im Leben wirklich verzichten?


Wer die Wahl hat, sein Leben zu verlängern, würde sicher ohne zu zögern zugreifen. Doch welchen Preis man nicht bereit ist zu zahlen, das müsste jeder für sich selbst überlegen. Im Falle dieses Buches sind es die Katzen, zu denen der junge Protagonist eine ganz besondere Beziehung hat. Philosophisch nachdenklich wägt er ab, welchen Dingen zu verschwinden er dem Teufel im Austausch für einen weiteren Tag leben erlaubt. Der Situation bringt den Mann dazu eine größere Wertschätzung den Dingen gegenüber anzusetzen, und durch seine Augen muss dies auch ganz zwangsweise derdie Leserin.

Das Buch ist an sich ganz schön, bei mir hat es jedoch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es liest sich auf jeden Fall flott weg und hat Ansätze zum Nachdenken, die allerdings nicht überfordern.

Veröffentlicht am 02.08.2023

Viel zu entdecken!

Bücher öffnen Welten
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Es gibt eine Bibliothek mit vielen tausend Räumen, die gefüllt sind mit allen Büchern, die je geschrieben worden sind. Nur ein Buch fehlt, „Für immer leben“. Peter macht sich auf die langwierige Suche ...

Es gibt eine Bibliothek mit vielen tausend Räumen, die gefüllt sind mit allen Büchern, die je geschrieben worden sind. Nur ein Buch fehlt, „Für immer leben“. Peter macht sich auf die langwierige Suche nach dem Buch und trifft auf den einzigen Menschen, der dieses Buch gelesen hat. Als Peter dem uralten Kind gegenübersteht, denkt er, dass nicht jedes Geheimnis ergründet werden muss.


Dieses wunderschöne Buch von Colin Thompson ist zwar schnell gelesen, doch keineswegs schnell durchgeblättert. Man kann und sollte sich gerne auf den Seiten verlieren, denn es gibt so viel in den Illustrationen zu entdecken. Für mich ist dieses Buch vor allem ein Wimmelbuch für bibliophile Erwachsene. Total schön gemacht!

Veröffentlicht am 02.08.2023

1985 erschienen und heute noch immer aktuell!

Ganz unten
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In „Ganz unten“ hat sich der investigative Journalist Günter Wallraff in den 1980er Jahren in den Türken Ali Levent Sinirlioğlu verwandelt, um die Erfahrungen zu bestätigen, die ihm von Freunden und Bekannten, ...

In „Ganz unten“ hat sich der investigative Journalist Günter Wallraff in den 1980er Jahren in den Türken Ali Levent Sinirlioğlu verwandelt, um die Erfahrungen zu bestätigen, die ihm von Freunden und Bekannten, die über das Anwerbeabkommen als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, zugetragen wurden. Zwei Jahre lang war er als Ali unterwegs und hat unter unmenschlichen Bedingungen gearbeitet, für den er von der deutschen Bevölkerung sogar noch blanken Hohn eingesteckt hat.

Dieses Buch ist ein journalistisches Meisterstück, denn Günter Wallraff hat sich tief, sehr tief in seine Rolle begeben.


Um das Buch zu lesen, sollte man sich in einer einigermaßen guten Grundstimmung befinden, denn man wird ganz unzweifelhaft Ärger empfinden. Immer wieder musste ich mir sagen, dass der Entstehungszeitpunkt dieses Dokuthrillers schon über 30 Jahre zurückliegt, doch geholfen hat es nichts: Dieser Fremdenhass, diese Intoleranz, diese so typische German Angst hat ganz unweigerlich immer wieder Wut ausgelöst.

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein ganz besonderer Kiosk!

Herrn Haiduks Laden der Wünsche
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Herr Haiduk besitzt einen kleinen Kiosk mitten in Berlin. In diesen kommen ganz verschiedene Menschen. Die Namen seiner Stammkunden kennt er meistens nicht, deshalb gibt er ihnen Spitznamen wie die Stumme ...

Herr Haiduk besitzt einen kleinen Kiosk mitten in Berlin. In diesen kommen ganz verschiedene Menschen. Die Namen seiner Stammkunden kennt er meistens nicht, deshalb gibt er ihnen Spitznamen wie die Stumme Studentin, der Pudelmann, die Ängstliche Frau, der Junge Kettenraucher. Einer seiner Kunden war auch ein Schriftsteller, den hat es irgendwann in die Welt verschlagen. Doch nun ist der Schriftsteller zurück, sehr zur Erleichterung von Herrn Heiduk, denn dieser hat eine Geschichte zu erzählen, von der er möchte, dass sie aufgeschrieben wird...


Herr Haiduk mag seinen ruhigen Alltag. Mit dem ist es allerdings vorbei, als das ganze Viertel durch die Meldung aufgewühlt wird, ein Lottojackpot von 13 Millionen Euro sei in dieser Gegend geknackt worden, vielleicht sogar in seinem Laden. Und der Gewinner? - Meldet sich nicht und löst auch seinen Lottoschein nicht ein. Das Gesprächsthema Nummer eins hat sich in der ganzen Stadt herumgesprochen und wird in dem Moment zu Herrn Haiduks persönlichem Problem, als die Stumme Studentin plötzlich einen Namen erhält. Die in sich gekehrte Alma wendet sich nämlich mit all ihrem Mut an Herrn Haiduk, nachdem sie den Gewinnschein gefunden hat. Sie möchte den Gewinner des Jackpots finden, der sich noch immer nicht gemeldet hat, obgleich der Gewinn bald verfallen wird. Mit eher ungewöhnlichen Methoden versuchen der Kioskbesitzer, sein Freund Adamo und Alma den Verlierer des Lottoscheins ausfindig zu machen und stellen dabei fest, dass das große Glück seine ganz eigene Belastung mit sich bringt.


Für mich war es Coverliebe auf den ersten Blick. Ich verbinde mit dem Anblick eines Kiosks Sommererinnerungen voller Eis und Süßigkeiten. „Herrn Haiduks Laden der Wünsche“ spielt passenderweise auch im Sommer. Mit diesem Buch gibt es eine Wohlfühlgeschichte, die es aber auch an einer gewissen Tiefe nicht mangeln lässt.

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein japanischer Ermittler im kühlen Hamburg - da treffen Welten aufeinander!

Inspektor Takeda und die Toten von Altona
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Claudia Harms arbeitet in der Mordkomission Hamburgs und wird als einzige Frau vor allem von ihrem Vorgesetzten nicht ernst genommen. Der ist der Meinung, dass allein sie sich als Babysitter eignet, denn ...

Claudia Harms arbeitet in der Mordkomission Hamburgs und wird als einzige Frau vor allem von ihrem Vorgesetzten nicht ernst genommen. Der ist der Meinung, dass allein sie sich als Babysitter eignet, denn aus Japan soll über ein Austauschprogramm ein Kollege aus Tokyo ins Team kommen. Claudia bereitet sich gründlich auf die Ankunft von Kenjiro Takeda vor, macht sich aber keine Hoffnungen mit diesem auch wirkliche Fälle lösen zu dürfen. Daher landen die beiden in Altona, wo sie den Selbstmord eines Buchhändler-Ehepaars in deren Wohnung untersuchen wollen. Takedas Meinung nach kann es sich nicht um einen Suizid handeln. Claudia ist geneigt dem Urteil des Japaners zu glauben, und als der Gerichtsmediziner diese Einschätzung teilt, beginnt das Duo seine Ermittlungen, das sie in politische Kreise führt, in denen die Fronten noch geklärt werden müssen...


„Die Toten von Altona“ ist der Auftakt der Inspektor-Takeda-Reihe von Henrik Siebold aka. Daniel Bielenstein, der den Großteil seiner Kindheit in Japan verbracht hat und daher mit der Kultur des Landes bestens vertraut ist, was man meinem Dafürhalten nach dem Buch auch anmerkt. Mit Kenjiro Takeda hat er Claudia Harms einen Kollegen zugeworfen, der eine interessante Person mit ungewöhnlichen Untersuchungs- und Befragungsmethoden ist. Claudia Harms selbst ist eine facettenreiche Protagonistin, durchaus stark, aber mit nachvollziehbaren Schwächen, die sie sehr menschlich machen.

Der Auftakt der Krimireihe hat Wendungen wie ein weglaufendes Kaninchen, springt mal in diese, mal in jene Richtung. Bis der Fall sich aufklärt, gibt es verschiedene Lösungsansätze, denen man als Leser*in versucht nachzufühlen, so dass das Ende mich auf jeden Fall überrascht hat.

Das erste Buch hat mir derart gut gefallen, dass ich weitere Bände bei mir bereits bereitstehen!