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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2023

Von der Scheu der Katzen und Menschen

Die Katzen von Shinjuku
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Yama ist ein gescheiterter Fernsehautor. Vielversprechende Positionen bei den renommierten Fernsehanstalten sind ihm verwehrt, denn er leidet an Farbenblindheit. Mehr schlecht als recht schlägt er sich ...

Yama ist ein gescheiterter Fernsehautor. Vielversprechende Positionen bei den renommierten Fernsehanstalten sind ihm verwehrt, denn er leidet an Farbenblindheit. Mehr schlecht als recht schlägt er sich bei einem cholerischen Fernsehmagnaten durch, der ihn immer wieder schikaniert und misshandelt.

Erschöpft von unzähligen Überstunden auf der Arbeit kehrt Yama eines Abends in eine Bar in Shinjuku ein. Dort werden Katzenwetten abgehalten, die Gäste des Etablissements versuchen zu erraten, welche der Katzen auf einem aufgezeichneten Plan als nächstes auf der Mauer am Fenster auftauchen werden. Bei seinen weiteren Besuchen lernt er die schrägen Gäste kennen, allesamt mit ihren Eigenarten, fasziniert ihn doch am meisten die in sich gekehrte Kellnerin Yume. Wie er hat auch sie einen anderen Blick auf die Welt, denn sie schielt. Doch Yume scheint mehr zu umgeben, als es den Anschein hat. Voneinander angezogen, lernt Yama, warum Yume mehr Vertrauen in Katzen als in Menschen hat. Die Liebe zu den Katzen fängt an, die beiden Menschen auf eine einzigartige Weise zu verbinden.


„Die Katzen von Shinjuku“ ist nach „Kirschblüten und rote Bohnen“ das zweite Buch, das ich von Durian Sukegawa lese. Genau wie in seinem anderen Buch bringt er Einzelgänger auf eine poetische, fast schon scheue Weise zusammen. Seine Charaktere berühren und beeinflussen einander, die Verbindungen sind auch hier wieder zart und fragil. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen, so schön fand ich das Buch. Eine melanchonische Geschichte, die das Herz bewegt!

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein vielschichtiger Thriller, in dem es um Loyalität, Verantwortung und Moral geht

Die treue Freundin
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Als 12-Jährige sind Rain und ihre Freundin Opfer eines sadistischen Entführers geworden, entkommen ist Rain nur durch das Eingreifen eines Freundes. Rain schleppt seitdem ein Trauma tief in ihrem Inneren ...

Als 12-Jährige sind Rain und ihre Freundin Opfer eines sadistischen Entführers geworden, entkommen ist Rain nur durch das Eingreifen eines Freundes. Rain schleppt seitdem ein Trauma tief in ihrem Inneren mit sich herum, das sie auch dann nicht loslässt, als ihr Peiniger selbst Opfer eines Killers wurde.

Rain, nun erwachsen, hat sich aus ihrer Karriere als Journalistin zurückgezogen, um Mutter zu sein. Ihr Trauma bricht wieder auf, als sie erfährt, dass ein des Mordes freigesprochener Ehemann auf dieselbe Weise getötet wurde wie der Sadist, der sie und ihre Freundin vor so vielen Jahren gequält hat. Sie nimmt ihre journalistische Tätigkeit wieder auf, um die Parallelen zu untersuchen. Gibt es eine Verbindung zwischen den Morden? Bereits nach anfänglichen Recherchen stellt sie fest, dass ihre Vergangenheit sie sprichwörtlich einholt.


Mehr kann ich nicht verraten, um der Handlung und der Spannung nicht zu viel vorweg zu nehmen. Man muss sich auf die verschiedenen Erzählstränge einlassen können, mal wird in der Gegenwart erzählt, mal wird die Vergangenheit beleuchtet, mal erzählt nicht Rain selbst die Geschichte. Ein vielschichtiger Thriller, in dem es um Loyalität, Verantwortung und Moral geht. Magisch angezogen von diesem düsteren Cover, hat mich der Klappentext überzeugt - und was soll ich sagen: Kaufen und Lesen haben sich für mich definitiv gelohnt!

Veröffentlicht am 02.08.2023

Er und sein Frauchen

She and her Cat
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An einem Frühlingstag wird der verwahrloste Kater von einer jungen Frau gefunden, die ihn fortan bei sich aufnimmt. Chobi liebt sein Frauchen innig, doch er macht sich auch Sorgen, denn sie scheint von ...

An einem Frühlingstag wird der verwahrloste Kater von einer jungen Frau gefunden, die ihn fortan bei sich aufnimmt. Chobi liebt sein Frauchen innig, doch er macht sich auch Sorgen, denn sie scheint von Tag zu Tag trauriger zu werden.
Ein Jahr lang erläutert Chobi aus seiner Sicht die Zeit mit seinem Frauchen, doch was sich zwischen der Verabschiedung zur Arbeit am Morgen und dem Heimkehren am Abend abspielt, bleibt dem Kater – und damit uns als LeserInnen – verborgen. So entwickelt sich eine ganz eigene Erzählperspektive, die einen einerseits zwar distanziert von Chobis Frauchen hält, andererseits aber nachdenkliche Sicht ermöglicht. Es lässt ganz viel Raum zur Spekulation, was mit Chobis Frauchen in ihrem Innersten los ist.

Ich mochte den Zeichenstil sofort, und mir gefiel die Idee, dass aus Sicht einer Katze berichtet wird (ähnlich wie bei „My Roommate is a Cat“). Beim Versuch, nachzuvollziehen, an was das Frauchen des Protagonisten leidet, wanderten meine Vermutungen von Burnout zu Depressionen. Aufgelöst wird es nicht, man bleibt mit seinen Vermutungen auf sich allein gestellt. Gerade das fand ich aber auch interessant am Konzept dieses Mangas.

Veröffentlicht am 02.08.2023

Die Akzeptanz der kinderlosen Frau

Nie, nie, nie
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Nein, keine Kinder, nie, nie, nie! Die namenlose Protagonistin dieses Romans weiß, dass sie keine eigenen Kinder will, und sie ändert ihre Meinung auch nicht. Es sind die Menschen in ihrer Umgebung, die ...

Nein, keine Kinder, nie, nie, nie! Die namenlose Protagonistin dieses Romans weiß, dass sie keine eigenen Kinder will, und sie ändert ihre Meinung auch nicht. Es sind die Menschen in ihrer Umgebung, die ihr einzureden versuchen, dass sie einfach nicht wissen könne, ob sie ihre Meinung nicht doch irgendwann mal ändert. Ob sie nicht doch Kinder will. Doch eine Familie gründen. Alle scheinen es besser zu wissen als sie mit ihrem konstanten Nein. Als Frau darfst du wissen, was du willst – aber bei der Kinderplanung meinen alle etwas mitreden zu müssen; Freunde, Mütter, der eigene Freund, Bekannte und darunter jene, die sich der guten Vollkommenheit ihrer eigenen Elternschaft mittlerweile nicht mehr so sicher sind.


«Was willst du denn vom Leben? Wenn du dir keine Familie wünscht, keine Rasselbande, die du groß werden siehst, der du etwas von dir gibst, die du formst. Mal ganz abgesehen davon, dass du einen Beitrag für die Gesellschaft leisten würdest, etwas, wovon alle profitieren.»

«Ich wünsche mir ein langes Leben, das ich mit Büchern füllen will.»


Mir fiel es unglaublich leicht in dieses Buch hineinzufinden. Eine solche Leseerfahrung hatte ich noch nicht: Das Gefühl zu haben das alles schon zu kennen, schon genau zu wissen, wohin das alles führt, und dennoch jede gelesene Zeile, jede umgeblätterte Seite genossen zu haben. Ich habe mich ein Stück weit selbst in diesem Buch gespiegelt gesehen, und dennoch war ich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, sondern habe Bestätigung gefunden, wo ich keine nötig hätte – eigentlich genau wie die Protagonistin von „Nie, nie, nie“.

Danke Linn Strømsborg, danke Dumont, für ein auf jeden Fall jetzt schon feststehendes Lese-Highlight diesen Jahres!

Veröffentlicht am 02.08.2023

Ein wunderbarer Roman über die schicksalhafte Verknüpfung verschiedener Lebensgeschichten

Kleine Wunder um Mitternacht
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Was haben drei Einbrecher, die Beatles, ein grünes Flüsschen, ein verhinderter Musiker, eine Olympiaanwärterin und ein ratloser Welpe gemeinsam? - Gar nichts, bis sich die drei Gauner Atsuya, Kohei und ...

Was haben drei Einbrecher, die Beatles, ein grünes Flüsschen, ein verhinderter Musiker, eine Olympiaanwärterin und ein ratloser Welpe gemeinsam? - Gar nichts, bis sich die drei Gauner Atsuya, Kohei und Shota nach einem Einbruch in Namiyas Gemischtwarenladen verstecken, um dort die Nacht auszuharren. Als in das verlassene Geschäft durch den Rolladenschlitz ein Brief geworfen wird, obwohl draußen kein Mensch zu sehen ist, entpuppt sich dies nur der Beginn eines kleinen Wunders, das in dieser einen Nacht das Leben vieler Menschen verändert.

Keigo Higashino kannte ich bisher nur als Thriller-Autor. Dass nun ein Roman von ihm erschien, der auch noch äußerst vielversprechend klang, habe ich zum Anlass genommen erstmals etwas von Higashino zu lesen, und ich muss sagen, dass ich ein traumhaftes Lesevergnügen mit diesem Buch hatte. Nachdem ich mich auf „Kleine Wunder um Mitternacht“ eingelassen habe, fächerte sich mit jeder Seite der Zusammenhang zwischen all diesen Personen auf und gab den Blick auf das große Ganze frei. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!