Kinderlos. Und?
Schon lange beschäftigt mich das Thema Kinder auf gesellschaftlicher, politischer oder persönlicher Ebene. Umso gespannter war ich auf Linn Strømsborgs „Nie, Nie, Nie“. Nun habe ich das Buch endlich gelesen ...
Schon lange beschäftigt mich das Thema Kinder auf gesellschaftlicher, politischer oder persönlicher Ebene. Umso gespannter war ich auf Linn Strømsborgs „Nie, Nie, Nie“. Nun habe ich das Buch endlich gelesen und kann sagen, dass es für mich persönlich ein absolutes Highlight ist.
Die Handlung lässt sich leicht lesen und ist thematisch dennoch intensiv. Linn Strømsborg gelingt eine hervorragende Mischung aus Erzählung und Reflexion. Es wirkt wie ein Roman, enthält aber auch sachbuchartige Passagen, gesellschaftliche Denkanstöße und sehr kluge, wahre Gedanken.
Die namenlose Protagonistin schildert, warum sie keinen Kinderwunsch hat oder versucht es zumindest. Doch das Buch wirkt keineswegs wie ein Plädoyer gegen Kinder. Im Gegenteil, auch schöne Momente mit Kindern werden geschildert, ebenso wie die Reaktionen des Umfelds auf ihre Entscheidung. Man erlebt mit, wie Freundinnen Kinder bekommen, wie Elternschaft für Männer und Frauen unterschiedlich gewertet wird und welche Erwartungen die Gesellschaft und auch die Politik an Frauen richtet.
Besonders hervorzuheben sind die vielfältigen Perspektiven - männlich und weiblich, vergangene Generationen, Großeltern und Freunde. Dadurch öffnet das Buch Räume für unterschiedliche Erfahrungen und zeigt, wie tief das Thema in persönliche wie gesellschaftliche Strukturen eingebettet ist. Auch das Spannungsfeld zwischen Partnerschaft und unterschiedlichen Wünschen wird sensibel dargestellt und die Autorin geht der Frage nach ‚Was passiert, wenn eine Seite ein Kind will und die andere nicht?‘. Gleichzeitig wird auch das Single-Leben beleuchtet und das als erfüllte, selbstbestimmte Lebensform wie ich es noch nie gelesen habe! Top!
Mich persönlich hat Strømsborg mit diesem Buch sehr berührt. Viele Gedanken sprachen mir direkt aus dem Herzen. Ich habe mich als Frau, die sich noch nicht entschieden hat, unheimlich gut gesehen gefühlt.
„Nie, Nie, Nie“ ist ein starkes, reflektiertes, gesellschaftlich relevantes und zugleich sehr persönliches Buch. Es regt zum Nachdenken an, ohne zu verurteilen und zeigt die Komplexität von Lebensentscheidungen rund um das Thema Kinder. Ein Buch, das alle Frauen lesen sollten – und das auch Männern wichtige Impulse gibt.