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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2023

Eine echt liebenswerte Familie!

Adele möchte die Welt umarmen (Band 1)
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Adele Anders lebt mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihren fünf Geschwistern ein wenig... anders! Diese Familienkonstellation wäre nichts ungewöhnliches, hätte nicht jedes Kind eine kleine besondere Gabe, ...

Adele Anders lebt mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihren fünf Geschwistern ein wenig... anders! Diese Familienkonstellation wäre nichts ungewöhnliches, hätte nicht jedes Kind eine kleine besondere Gabe, so kann Adele beispielsweise unter größerer Kraftanstrenung mental Gegenstände zu sich bewegen, ihr Bruder sich mit der toten Oma Radieschen unterhalten oder ihre kleine Schwester Pflanzen schneller wachsen lassen.

Die Familie lebt glücklich und recht alternativ bis zu dem Tag, an dem die Mutter plötzlich apathisch unter einem Berg schmutziger Klamotten der Last des Wäschewaschens erliegt. Jedes der sechs Anders-Kinder übernimmt ab diesem Tag Aufgaben im Haushalt, um die Mutter zu entlasten, aber es stellt sich heraus, dass Mama noch etwas anderes belastet: Der Arzt hat ihr nämlich offenbart, dass sie vielleicht keine Kinder mehr bekommen kann – für die Geschwister ein Schock, war doch von vornherein immer klar, dass es sieben Geschwister werden müssen.

Oma Radieschen hat die Lösung: Die Kinder müssen an ihrem Karma arbeiten und an sieben aufeinanderfolgenden Tagen bis zum nächsten Vollmond gute Taten vollbringen, damit ihr Wunsch nach dem siebten Geschwisterchen in Erfüllung geht. Problemlos läuft es natürlich nicht ab, die Sache mit dem Karma, und das macht die Geschichte ganz schön lesenswert!

Mit „Adele möchte die Welt umarmen“ hat Sabine Bohlmann eine wirklich süße Geschichte gezaubert, in der jedes Familienmitglied auf seine Weise liebenswert ist. Ich bin gespannt wie die Geschichte um Adele weitergehen wird!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Eine (individuelle) Frauenrolle

Brüste und Eier
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Mieko Kawakami hat mit „Brüste und Eier“ ein Buch von überwiegend Frauenthemen geschaffen. Anders als der Titel vermuten lässt, handelt es sich bei den Eiern nicht um die männlichen Geschlechtsorgane.

Hauptfigur ...

Mieko Kawakami hat mit „Brüste und Eier“ ein Buch von überwiegend Frauenthemen geschaffen. Anders als der Titel vermuten lässt, handelt es sich bei den Eiern nicht um die männlichen Geschlechtsorgane.

Hauptfigur ist die mittlerweile 30-jährige Natsuko, die während eines heißen Sommerwochenendes Besuch von ihrer in Osaka lebenden Schwester Makiko und deren Tochter Midoriko in Tokyo erhält. Midoriko spricht nicht, sondern verständigt sich nur über Gesten oder auf Zettel geschriebene Notizen. Makiko will sich einer Brustvergrößerung unterziehen, und diese Entscheidung scheint der Grund dafür zu sein, warum ihre Tochter nicht mehr spricht.
Einige Jahre später beginnt Natsuko sich für das Thema der künstlichen Befruchtung und Samenspenden zu interessieren und liest den Bericht des etwa gleichaltriken Aizawa, der über eine Samenspende gezeugt wurde und auf der zermürbenden Suche nach seinem biologischen Vater ist. Von ihm erfährt Natsuko von einem Verein, der durch eine Samenspende gezeugte Menschen vereint, die teilweise schwer mit ihrer Herkunft hadern. Als unverheiratete und an einer Partnerschaft nicht interessierte Frau stellt Natsuko sich die Frage nach dem Egoismus der Entscheidung einer künstlichen Befruchtung im Hinblick auf das Leid, das sie durch Aizawa mit dem Thema in Verbindung sieht, und ob eine solche Entscheidung für sie infrage kommt.

Ich muss zugeben, das Buch zog sich für mich sehr in die Länge. Von Anfang bis Ende tauchen viele Figuren und Ereignisse in diesem Buch auf, die es ziemlich aufbauschen. Ich habe lange gebraucht, bis ich es zuende gelesen habe. Vielleicht habe ich Mieko Kawakamis Roman aber auch nur zu einem falschen Zeitpunkt gelesen. Die Vereinigung der doch sehr feministischen Themen in diesem Buch fand ich toll und auf jeden Fall sehr anregend! Insgesamt hat es mir doch sehr gut gefallen!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Eine Reise in die Psyche und in die Phantasie

Die Reise mit Paula
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Mit „Die Reise mit Paula“ hat erneut eines der Bücher von Psychotherapeut Irvin D. Yalom seinen Weg in meine Hände gefunden. Auch in diesem Werk gibt Yalom wieder einen Einblick in einige seiner therapeutischen ...

Mit „Die Reise mit Paula“ hat erneut eines der Bücher von Psychotherapeut Irvin D. Yalom seinen Weg in meine Hände gefunden. Auch in diesem Werk gibt Yalom wieder einen Einblick in einige seiner therapeutischen Fälle – reale Patienten aus seinem Praxisalltag. Auch diesmal offenbart er, gleich im ersten Kapitel, etwas von sich selbst. Yalom ist kein Psychologe, der nur die Fäden zieht, an denen seine Patienten hängen, denn seiner Überzeugung nach beruht der Erfolg einer Behandlung auf der wechselseitigen Beziehung zwischen dem Therapeuten und dem Patienten. Gleich zu Beginn des Buches geht Yalom auf die konfliktbehaftete Beziehung zu seiner Mutter ein. Die namensgebende Reise mit Paula bildet einen Kern nicht allein des Buches, sondern auch in Yaloms Leben, geht er hier doch auf die Gruppentherapie von sterbenden Patienten ein z.B. durch Krebs. Einen großen Teil seines Lebens verbrachte Yalom damit Gruppentherapien ins Leben zu rufen, zu leiten und Nachwuchsärzte zu Lernzwecken an ihnen teilhaben zu lassen. Etwas Besonderes war für mich eine fiktive Therapiegeschichte am Ende des Buches, die unglaublich einnehmend und spannend war. Ich schätze seine Bücher so sehr, weil Yalom nicht nur einen klaren Blick hat, den er pointiert und verständlich vermitteln kann, sondern auch ein poetisches und schriftstellerisches Potenzial, das man bei einem Psychologen nicht unbedingt vermuten würde.
Die Reise mit Paula... am Ziel angekommen, kann ich sagen – das hat sich gelohnt!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Von grotesken Bewältigungsstrategien, Missbrauch, Misshandlung und Inzest

Das Seidenraupenzimmer
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Wem die Befremdung und das Gefühl der Unzugehörigkeit in "Die Ladenhüterin" von Sayaka Murata gefallen hat, der sollte sich in diesem Buch auf eine Steigerung von schätzungsweise 200% einstellen. Dieses ...

Wem die Befremdung und das Gefühl der Unzugehörigkeit in "Die Ladenhüterin" von Sayaka Murata gefallen hat, der sollte sich in diesem Buch auf eine Steigerung von schätzungsweise 200% einstellen. Dieses Buch sollte mit einer Triggerwarnung versehen werden:"Kann deutliche Spuren von Misshandlung, sexuellem Missbrauch und Inzest enthalten." Es ist wie ein furchtbarer Autounfall, bei dem man einfach nicht wegschauen kann.

Dies ist die Geschichte der jungen Außenseiterin Natsuki, deren einziger Lichtblick des Jahres Obon, das Ahnenfest, ist. In ihrem Leben gibt es nichts, auf das sie sich mehr freut, denn aus den Freundinnen in der Schule und ihrer Familie zieht sie keine guten Gefühle. Mit ihrem passiven Vater, ihrer herrischen Mutter und ihrer manipulativen Schwester besucht sie die Großeltern in den Bergen, wo die gesamte Familie mit allen Cousinen, Neffen, Onkeln, Tanten usw. zusammenkommt. Yu ist ihr Cousin, und seit sie denken kann, sind die Kinder einander innig verbunden und teilen eine skurrile Sicht auf die Welt, weshalb sie sich auf diese Zeit des Jahres freut, wenn das Wiedersehen ansteht.
Als der Großvater eines Tages stirbt, kommen die Familien außerhalb von Obon wieder zusammen, so dass die Kinder sich bereits dann sehnsüchtig wiedersehen. Natsuki, die im vergangenen Jahr so viel mehr Schlimmes mitgemacht hat als in ihrem ganzen bisherigen Leben, will mit Tabletten Suizid begehen, was Yu allerdings verhindern kann. Die Kinder geben einander den Schwur auf jeden Fall zu überleben füreinander, was für Nasuki alles andere als leicht ist, wie die folgenden Jahre beweisen werden. Als sie eines Tages mit einer Begleitperson zurück zum Haus der seit einer Weile verstorbenen Großeltern zurückkehrt, in das Yu sich zurückgezogen hat, holen die Ereignisse Natsuki endgültig ein...

Der Klappentext des Buches gibt nicht im Ansatz wieder, was man hier zu lesen bekommt. In der Geschichte von Natsuki stecken so viele Traumata, die ihre junge Seele mit grotesken Erklärungsversuchen und Auswegen zu bewältigen versucht. Dass die von Traumata gezeichnete Natsuki solange an der sie umgebenden Gesellschaft scheitert, bis sie ihresgleichen findet, scheint nachvollziehbar, aber man fragt sich immer wieder, ist ob es in ihrem Umfeld überhaupt rationale Menschen gibt, denn diejenigen, die nicht aktiv negativ handeln, scheinen in der Geschichte passiv bis nicht existent zu sein.
Mitten im Buch kommen einem immer mal wieder Gedanken darüber, dass die Begebenheiten eigentlich nicht mehr steigerbar sind, da sollte man sich auf einige Überraschungen gefasst machen: Das Buch bleibt bis zum Ende hin in seiner Bizarrheit unglaublich.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Liebe und Freundschaft zweier Frauen inmitten des tokyoter Nachtlebens

After Hours 01
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Von einer Freundin wird Emi mit zu einer Veranstaltung genommen, doch eigentlich ist sie keine Clubgängerin. Dies ändert sich schlagartig, als Emi die lebensfrohe Kai auf der Veranstaltung kennenlernt. ...

Von einer Freundin wird Emi mit zu einer Veranstaltung genommen, doch eigentlich ist sie keine Clubgängerin. Dies ändert sich schlagartig, als Emi die lebensfrohe Kai auf der Veranstaltung kennenlernt. Sofort ist sie fasziniert vom Selbstbewusstsein der jungen Frau, und gemeinsam machen sie die Nacht zum Tag. Emi verbringt die Nacht bei Kei. Es entwickelt sich eine intime Freundschaft. Kei, die ab und zu mit einer kleinen Truppe in Clubs als DJ auflegt, fragt Emi, ob sie nicht Lust hätte als VJ für eine visuelle Untermalung der Musik zu sorgen. Emi beginnt sich für die Arbeit von Kei zu interessieren und glaubt, dass sie dadurch ihrer Freundin näher sein kann. Dies will sie auch unbedingt, denn Emis Vergangenheit droht sie einzuholen, die sie unbedingt hinter sich lassen wollte.

Mich hat der Zeichenstil von Yuhta Nishio direkt angesprochen, und ich habe gar nicht lange überlegt, ob ich den Manga kaufen soll. Ich bin auf weitere Bände der Reihe gespannt!