Schockierend und schockierend gut!
Sayaka Muratas Roman »Die Ladenhüterin« war eine literarische Sensation aus Japan, die auch die deutschen Leserinnen und Leser im Sturm erobert hat: Eine Außenseiterin findet als Angestellte eines 24-Stunden-Supermarkts ...
Sayaka Muratas Roman »Die Ladenhüterin« war eine literarische Sensation aus Japan, die auch die deutschen Leserinnen und Leser im Sturm erobert hat: Eine Außenseiterin findet als Angestellte eines 24-Stunden-Supermarkts ihre wahre Bestimmung.
»Das Seidenraupenzimmer« erzählt die Geschichte von Außenseitern, die darum kämpfen, ihren Platz in der Welt zu finden, noch konsequenter: Wie Murata das Psychogramm eines Missbrauchsopfers überführt in eine gänzlich eigenständige Erzählung, die die Grenzen der Realität einreißt und neu bestimmt, ist beeindruckend – und die so überraschenden Wege der Freundschaft und Liebe, in der die Versehrten Zuflucht finden, sind umso tröstlicher und berührender.
Mein Fazit:
Die Autorin kannte ich vorher nicht (muss ich zu meiner Schande gestehen). Bin aber froh nun das Seidenraupenzimmer in die Finger bekommen zu haben, denn es war einfach schockierend und gut. Ja, schockierend gut auch.
Die Protagonistin hat ein schweres Schicksal, hält sich selber für eine Außerirdische um ihrem verkorksten Leben, mit ungnädigen Eltern und einer Rotzgöre von Schwester zu entfliehen. Um sich in ihrer surrealen Welt irgendwie doch echt und wirklich zu fühlen, erfindet sie ihre eigene. Ja, ich weiß wie komisch das klingt, anders vermag ich es jedoch nicht zu erklären. Die Autorin schafft es mit jedem Wort, jeder Zeile mehr, dass ich mich in die Protagonistin hinein zu fühlen und kaum noch richtig atmen vermochte. Dieses kranke Leben fließt aus diesem Buch, wie aus einem Trichter, in einen hinein, das war spektakulär und ließ mich dennoch verwirrt und beängstigt zurück. Die Autorin hat etwas grausames und einzigartiges, wortgewaltiges und emotionales Erschaffen, das seines Gleichen sucht. Ich bin verblüfft, geschockt und extrem fasziniert.
Lesen!