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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2023

Ein steiniger Lebensweg

Second-Class Citizen: Der Klassiker der Schwarzen feministischen Literatur
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Schon früh merkt Adah, dass sie mehr vom Leben will. Als kleines Mädchen spaziert sie zielgerichtet in die Schule, um sich dort anzumelden, und damit ein Privileg einzufordern, das normalerweise Jungen ...

Schon früh merkt Adah, dass sie mehr vom Leben will. Als kleines Mädchen spaziert sie zielgerichtet in die Schule, um sich dort anzumelden, und damit ein Privileg einzufordern, das normalerweise Jungen vorbehalten ist. Ihre Schulausbildung wird vom Vater gefördert, als dieser jedoch überraschend stirbt und sie bei einem Onkel unterkommt, hat dessen Familie einzig im Sinn, das Mädchen für sich arbeiten zu lassen und später eine Ehe einzugehen, die sich als lukrativ für die Familie erweisen soll.
Adah sucht sich ihren Ehemann selbst aus, von dem sie annimmt, dass Frances irgendwann eine gute Zukunft für sie und die beiden Kinder gestalten wird. Eines Tages erhält er das Angebot zu einer Weiterbildung nach London aufzubrechen, und kurze Zeit später folgt sie ihm. Dort angekommen, türmen sich die Schwierigkeiten. Frances konzentriert sich allein auf seine Weiterbildung und überlässt es Adah, das komplette Familieneinkommen zu verdienen. Als Schwarze und vor allem Schwarze Frau ist sie in London erstmals Rassismus ausgesetzt, der sie daran hindert trotz ihrer guten Ausbildung und ihres Einkommens ein besseres Leben zu bestreiten. Alle Umstände in ihrem Leben scheinen sich gegen ihr Weiterkommen zu stellen.

Die Willensstärke von Buchi Emecheta, die mit "Second-Class Citizen" ihre eigene Lebenserfahrung verarbeitet hat, ist bewundernswert. Wie viel hätte diese Frau und Schriftstellerin erreichen können, wäre sie gesellschaftlich und familiär nicht derart behindert worden. Ein inspirierendes Buch! Lest es!

Veröffentlicht am 29.05.2023

#WeiblicherKanon

100 Autorinnen in Porträts
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Literaturkritikerinnen Verena Auffermann, Gunhild Kübler, Ursula März, Elke Schmitter und Julia Encke schreiben über 100 Autorinnen durch sämtliche Zeiten und Nationalitäten. Ich hatte mir vorgenommen, ...

Literaturkritikerinnen Verena Auffermann, Gunhild Kübler, Ursula März, Elke Schmitter und Julia Encke schreiben über 100 Autorinnen durch sämtliche Zeiten und Nationalitäten. Ich hatte mir vorgenommen, an jedem Tag lediglich ein Autorinnenporträt zu lesen, um die Biografien nicht durcheinanderzubringen. Entsprechend lange habe ich an diesem Kompendium gesessen, aber dafür hat es sich auch für mich gelohnt. Von vielen der vorgestellten Autorinnen habe ich noch nie etwas gehört, von anderen waren mir nur die Namen aber keine weiteren biografischen Daten bekannt, und bei manchen haben die Kritikerinnen in den Kurzporträts mit Mythen und Unwahrheiten aufgeräumt. Insgesamt ein wirklich tolles Buch, das in meinem Regal jetzt schwesterlich neben Nicole Seiferts „Frauen Literatur“ steht und mir als weiteres Nachschlagewerk dient und mir durchaus einige Inspirationen gegeben hat für Bücher, die ich in der Zukunft noch lesen möchte.

Veröffentlicht am 07.05.2023

Welches ist dein Lieblingseinhorn?

101 Einhörner und alles, was du über sie wissen musst!
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Das Cover lädt doch schon zum Entdecken ein oder? Und was ich dann im Inneren gefunden hab, hat sofortiges Haben-wollen in mir ausgelöst!

Dieses Wimmelsachbuch ist so unglaublich süß! Selbstredend erfährt ...

Das Cover lädt doch schon zum Entdecken ein oder? Und was ich dann im Inneren gefunden hab, hat sofortiges Haben-wollen in mir ausgelöst!

Dieses Wimmelsachbuch ist so unglaublich süß! Selbstredend erfährt man ganz vieles, was man über Einhörner noch nicht weiß (aber unbedingt lernen will), und dann sind die schnuckeligen Ackerkacker darin auch noch zum Wegschmelzen! Es gibt Einhörner in allen erdenklichen Farben, einige tragen Brille und andere sitzen im Rollstuhl. Ich lieb das Buch einfach!

Veröffentlicht am 06.05.2023

Von einer Göttin, die sich emanzipiert

Ich bin Circe
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Circe wird als Tochter des Sonnengottes Helios und der Nymphe Perse geboren. Circe ist anders als alle anderen Götter und Göttinnen, und ihre Eltern zeigen deshalb wenig Interesse an ihr. So bleibt auch ...

Circe wird als Tochter des Sonnengottes Helios und der Nymphe Perse geboren. Circe ist anders als alle anderen Götter und Göttinnen, und ihre Eltern zeigen deshalb wenig Interesse an ihr. So bleibt auch unbemerkt, als sich Circe bei der Bestrafung von Prometheus nach dem Festgelage dem bei den Olympiern in Ungnade gefallenen Gott annimmt und ihm Nektar zu trinken gibt und seinen Schmerz lindert. Zum ersten Mal findet Circe Ähnlichkeiten von sich selbst in einem anderen Gott, denn auch sie ist fähig, Mitgefühl für Menschen zu empfinden. Für diese Schwäche wird Circe in die Verbannung auf eine unbewohnte Insel geschickt. Auf sich allein gestellt, bringt sie sich die verborgenen Kräfte von Pflanzen und Kräutern bei, um eine mächtige Hexe zu werden, die sogar fähig ist, wilde Tiere zu zähmen.
In der Verbannung finden, während die Jahrhunderte verstreichen, immer wieder Sterbliche den Weg zu Circes Insel. Sterbliche, denen sie hilft, aber auch Sterbliche, die ihre Hilfe schändlich ausnutzen. Unter den Besuchern ihrer Insel ist der Erfinder Daidalos, der später mit einem seiner Werke bei der Überquerung des Ozeans seinen Sohn Ikaros verlieren wird. Auch der listenreiche Odysseus wird während seiner Irrfahrt nach dem trojanischen Krieg bei Circe Zuflucht suchen. In ihrer Verbannung lernt sie die Menschen kennen, lieben, verachten, und muss am Ende zwischen einem ewigen göttlichen Leben oder der Sterblichkeit der Menschen wählen.

Zu lange schon hat Madeline Millers "Ich bin Circe" ungelesen bei mir herumgelegen, dabei sind die vielen Lobpreisungen für diese Geschichte nicht übertrieben. Nicht nur erwartet Leser:innen eine Rundfahrt durch die griechische Mythologie, sondern man wird auch Zeuge der Emanzipation einer Gottheit, die sich gewissermaßen von ihrem Erbe löst, mündig wird und ihre eigene Existenz gestaltet. Ein wirklich großartiges Buch, das ich bereits viel früher hätte lesen sollen!

Veröffentlicht am 06.05.2023

Ein wichtiges Buch in der feministischen Debatte!

Die Erschöpfung der Frauen
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Ich kann dieses Buch gar nicht angemessen rezensieren, denn die Mannigfaltigkeit seines Inhalts ließe sich nochmal in viele weitere Themen unterteilen, über die jeweils wieder lange Bücher geschrieben ...

Ich kann dieses Buch gar nicht angemessen rezensieren, denn die Mannigfaltigkeit seines Inhalts ließe sich nochmal in viele weitere Themen unterteilen, über die jeweils wieder lange Bücher geschrieben werden könnten, die gar nicht oft genug gelesen werden.
Catcalling; Kampf um den öffentlichen Raum; die weiteren Risiken, die von destabilisierter cis Männlichkeit ausgeht; Homosozialität unter Männern, die Frauen von den Ebenen der Macht auszuschließen versucht; perfekte Elternschaft, deren Unperfektheit überwiegend auf die Mütter zurückfällt - das sind nur einige Stichworte, die mir ad hoc rückblickend einfallen, mit denen Franziska Schutzbach zur Debatte der weiblichen Erschöpfung beiträgt.
Frauen verausgaben sich in diversen Lebensbereichen hauptsächlich dadurch, dass sie ständig an sie gerichtete Erwartungen abwehren müssen, von denen Männer in diesem Ausmaße verschont bleiben.
Das war mal wieder diese Art Buch, die ich nicht ohne einen Vorrat an Haftmarkern lesen konnte. Aus meiner Ausgabe schauen einige Markierungen an wichtigen Stellen heraus, um mir die notwendigen Stellen auch später dringend nochmal ins Gedächnis zu rufen.