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Veröffentlicht am 28.02.2023

Der Weg ist das Ziel

Der Sonne nach
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Dario ist ein wütendes Ärgernis; für seine Lehrerin, für den Direktor, und manchmal auch für seine Mutter. Eigentlich will er nur seine Ruhe haben und raucht gerne mal einen Joint, um sich aus der Welt ...

Dario ist ein wütendes Ärgernis; für seine Lehrerin, für den Direktor, und manchmal auch für seine Mutter. Eigentlich will er nur seine Ruhe haben und raucht gerne mal einen Joint, um sich aus der Welt auszuklinken. Vor allem aber will er nicht ständig Niete genannt oder als abfälliger Grund benannt werden, warum Darios Vater die Familie vor neun Jahren verlassen hat. Dieser Umstand ist für den Jungen ein wunder Punkt. Es ist eine Sache ohne einen Vater aufzuwachsen, aber eine andere sich für den Grund zu halten, warum dieser gegangen ist. Unterschwellig nagte diese Vermutung immer an Dario.
Als die furchtbare Lehrerin Dario mal wieder zur Weißglut bringt, als sie sagt, wegen ihm sei der Vater doch überhaupt erst abgehauen, hilft auch kein Gras mehr. In seiner Wut wirft er die Klassenzimmertür hinter sich so feste zu, dass der Griff abbricht und durch die Gegend fliegt. Ins Büro des Direktors zitiert, wird ihm zur Strafe aufgebrummt, sich zusammen mit einem Mädchen namens Elisa um den behinderten Andy zu kümmern, der an seinen Rollstuhl gefesselt ist. Schnell stellt Dario fest, dass Elisa eine blöde Kuh ist, die Andy nicht wie einen Menschen behandelt, sondern eben wie einen Behindi. Dario und Andy sind sofort freundschaftlich miteinander verbunden, allerdings interveniert Elisa ständig, weil sie Andy unterschätzt und ihn immer bemuttert und bevormundet, während Dario ihm auch mal was zutrauen möchte.
In einer Kurzschlussreaktion haut Dario ab und nimmt Andy einfach mit. Er will seinen Vater finden und lässt sich nicht von den wiederholten Anrufen des Direktors ablenken, der ihm mit Jugendknast droht. Während die Tage auf der Reise durch Italien mit Andy vergehen, ist Dario vor einige Herausforderungen mit dem eingeschränkten Jungen gestellt, aber irgendwie meistert er sie immer. Dabei behandelt und spricht er mit Andy eigentlich immer so als wäre dieser ein ganz normaler Kerl ohne Einschränkungen, weil er die nonverbalen Zeichen des Jungen so zu deuten weiß wie offenbar keiner vor ihm. Unter ihm blüht Andy nicht nur auf, sondern entwickelt sich weiter.
Am Ende ihres abenteuerlichen Roadtrips finden sie tatsächlich Darios Vater. Aber anders als er diesen in Erinnerung hatte, erwartet den Sohn eine traurige Version seines früheren Idols. Die Frage, warum er die Familie verlassen hat, kann der Vater nicht beantworten. Dario muss erkennen, dass nicht beim Vater Antworten liegen und dieser nicht der Schlüssel zu Darios Glück ist. Desillusioniert nimmt Dario Abschied von seinem Vater und stellt sich der Konsequenz seines Handelns. Zu Hause angekommen rechnet er mit der angedrohten Jugendstrafanstalt, aber trotz Strafe erhält er auch Wertschätzung, denn unter Darios Fürsorge ist Andy auch etwas selbstständiger in seiner Behinderung geworden.

Das Buch beschreibt sich selbst mit „Ziemlich beste Freunde“ als Jugendbuch, und am ehesten lässt es sich mit dem französischen Film wohl auch vergleichen. Der Inhalt ist offensichtlich bewusst teilweise etwas stereotyp geschrieben. Schon auf den ersten paar Seiten erkennt man ganz klar, wer für und wer gegen den Jugendlichen ist. Die „Bösen“, die den nach Freiheit drängenden Dario einfach nicht so sein lassen wollen wie er möchte, werden klar gekennzeichnet. Was mir aber wirklich gut gefiel, war die Zwiesprache zwischen Andy und Dario, die eine schöne Ergänzung zu Andys unfertiger geäußerter Sprache ist.
Manche Szenarien wirken allerdings etwas konstruiert, wie z.B. dass einem den Obrigkeiten derart verantwortungslos und gewalttätig erscheinender Jugendlicher ein behinderter Rollstuhlfahrer einfach so anvertraut wird. Diese konstruierten Szenen haben mich als erwachsene Leserin etwas gestört, auf die Zielgruppe wirkt es vielleicht anders. Die Kapitel sind allesamt überschaubar kurz gehalten, und der Einstieg in die Lektüre fällt leicht. Gerade für eher leseschwächere Jungs, die vielleicht ähnliche Probleme wie Dario haben, könnte ich mir das Buch passend vorstellen. Vielleser könnten sich unabhängig vom Inhalt aufgrund der Kürze des Buches aber womöglich langweilen.

Veröffentlicht am 28.02.2023

Mit dem Toaster fängt es an...

Wie man einen Toaster überlistet
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Als Flüchtling kam sie nach Amerika, jetzt lebt Salima seit mittlerweile zehn Jahren im Land. In einem Auffanglager in Arizona angekommen und in einem Ladengeschäft in einem ehemaligen Einkaufszentrum ...

Als Flüchtling kam sie nach Amerika, jetzt lebt Salima seit mittlerweile zehn Jahren im Land. In einem Auffanglager in Arizona angekommen und in einem Ladengeschäft in einem ehemaligen Einkaufszentrum vorerst untergebracht, lernte sie Nadifa und deren Kinder kennen. Nach einigen Jahren im Auffanglager freuen sich die beiden Frauen sehr, als jeder von ihnen eine Sozialwohnung in einem Apartmentgebäude zugeteilt wird – und die beiden sollen nur sechs Stockwerke auseinanderwohnen!

Die Wohnungen können sich die armen Immigranten nur deshalb leisten, weil ihre Wohnungen mit voreingebauten Geräten wie Toaster, Ofen, Geschirrspüler und Waschmaschinen subventioniert sind, die mit einer Erkennungs-Software ausgestattet sind und ausschließlich die Produkte der eigenen Marke erkennen. Firmen und Vermieter verdienen an der Alternativlosigkeit mit, da die Bewohner der Wohnungen keine günstigen Varianten verwenden können. Auch müssen sie bei der Benutzung der Aufzüge den Vollzahlern, welche auf der anderen Seite des Apartmentkomplexes wohnen, Abstriche machen, denn die Türen öffnen sich für die Armen nur, wenn auf der anderen Seite gerade kein Wohlhabender den Fahrstuhl benutzt. Sie müssen manchmal eine geschlagene Stunde warten, um in den 40. Stock zu kommen.
Die Freude über die bezahlbare Wohnung verebbt spätestens dann komplett, als die Herstellerfirma der eingebauten Toaster Konkurs anmeldet und kein Brot mehr akzeptiert – nicht mal das eigene. Kurze Zeit später reicht es Salima und sie erkundigt sich im Darknet nach Lösungen für das Problem. Tausende anderer Kunden sind ebenfalls erbost darüber, dass die Geräte ihnen den Dienst verwehren, und so wird Salima schnell fündig und macht sich an die Arbeit mit einem Jailbreak ihr Gerät gefügig zu machen. Sie genießt nun wieder Brot, sogar firmenfremdes, und stellt fest wie viel Geld sich dadurch einsparen lässt, dass man die Wahl hat. Ihrer Freundin Nadifa modifiziert sie ebenfalls den Toaster, was deren Sohn neugierig beobachtet, und gemeinsam beschließen sie auch den anderenNachbarn der 40. Stockwerke zu helfen, damit diese ihre Geräte wieder benutzen können. Dann jedoch erfährt Salima, dass das Toasterunternehmen reaktiviert wird und die Führung der Firma allen Hackern ihrer Geräte das Handwerk legen will. Salima stellt fest, dass sie ihre Mitmenschen in Gefahr gebracht hat, denn jeder würde seine Wohnung verlieren, wenn den Vermietern bekannt wird, dass die Geräte manipuliert wurden. Salima will ihren Fehler wieder in Ordnung bringen. Sie stößt bei den Nachbarn, die sich der Gefahr nicht wirklich bewusst sind, auf Unverständnis, denn diese wollen die neu gewonnene Freiheit natürlich nicht aufgeben.

Cory Doctorow hat einen interessanten Einblick in ein mögliches Zukunftsszenario gegeben, in der der Kauf eines technischen Geräts einer Heirat gleich kommt und man prüfen muss, bevor man sich ewig bindet.
Die Kürze dieser Novelle erlaubt keinen großen Detailreichtum; die Vorgehensweise z.B. bei den Hacks ist sehr vereinfacht dargestellt. Aber auch ohne reichlich Technobabble wird die Richtung, die Doctorow aufzeigen will, klar. Wer tiefgehendes Technikwissen erwartet, sollte dieses Buch nicht lesen – wer hingegen kurzzeitig von einer Aussicht in eine mögliche Zukunft unterhalten werden möchte, der sollte sich der Geschichte hingeben.
Ich hab mich jedenfalls gut unterhalten gefühlt!

Veröffentlicht am 28.02.2023

83% Spannung, 17% Gänsehaut

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Nachdem Mark Griffin bei einer Lesung im März 2019 in Frankfurt mit seinem Thriller anzufixen wusste, war es mir eine Wonne endlich sein Buch zu lesen. Innerhalb eines halben Wochenendes waren die 400 ...

Nachdem Mark Griffin bei einer Lesung im März 2019 in Frankfurt mit seinem Thriller anzufixen wusste, war es mir eine Wonne endlich sein Buch zu lesen. Innerhalb eines halben Wochenendes waren die 400 Seiten dann auch durchgerasselt, so hat mich seine Geschichte um Holly gefesselt.

Holly Wakefield ist eine junge Kriminalpsychologin, die am College Erstsemester unterrichtet. In ihrer Freizeit fröhnt sie einer morbiden Faszination für Serienmörder und sammelt Artefakte von ebenjenen wie Macheten, Galgenschlingen, Messer. Was man halt so sammelt, wenn man eine Affinität zu Serienkillern hat, nicht?
Von Detective Inspector Bishop wird sie im Falle eines grausamen Doppelmordes hinzugezogen und soll den Täter in einem Profil skizzieren. Fasziniert und gleichermaßen geschockt von den Taten des Mörders entwickelt sie die Ambition ihm auf die Spur zu kommen und dingfest zu machen, womit sie Bishop in nichts nachsteht. Die beiden kommen dem Mörder, dessen Inszenierungen der Morde bizarrer wird, immer näher, bis dann an Hollys Expertise gezweifelt wird. Ihre traurige Vergangenheit wird thematisiert und der Fall droht persönlich zu werden für die Kriminalpsychologin.
Im Laufe der Story entspinnen sich diverse lose Enden in Verbindung mit vielen Namen. Griffin greift diese jedoch allesamt bis zum Ende wieder schlüssig auf. Nach der Einleitung und der Einführung der Protagonisten nimmt die Geschichte richtig an Fahrt auf, und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Es bleibt bis zur letzten Seite spannend, und am Ende überraschen Wahrheit und Offenbarung.
Der britische Originaltitel „When Darkness calls – Would you recognise a killer?“ transportiert meiner Meinung nach die Bedeutung der Story weitaus besser als die deutsche Übersetzung in „Dark Call – Du wirst mich nicht finden“. Jedoch muss ich zugeben, dass Harpercollins mit dem deutschen Cover alles richtig gemacht hat.

Ich bin sehr angetan von Mark Griffins erstem Werk, das ja den Auftakt seiner Holly-Wakefield-Reihe darstellt. Griffin hat einen interessanten Werdegang hinter sich, bevor er zum Schreiben kam; neben diversen TV-, Film- und Theaterauftritten stellte er in den 1990ern im britischen Format der „Gladiators“ (in Deutschland war nur die US-Ausgabe „American Gladiators“ bekannt) den Gladiator Trojan dar. Mit höchstem Interesse werde ich seine weiteren Veröffentlichungen verfolgen und hoffe sehr, dass auch Bishop weiterhin Bestandteil bleibt.

Veröffentlicht am 28.02.2023

Ausdrucksstark

Welle
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Ich habe dieses kleine Büchlein auf der ersten "069 Frankfurter Verlagsschau" gesehen, wo der 360° Verlag ebenfalls ausgestellt hat. Habe mich direkt in das Bilderbuch verliebt. Es kommt ganz ohne Text ...

Ich habe dieses kleine Büchlein auf der ersten "069 Frankfurter Verlagsschau" gesehen, wo der 360° Verlag ebenfalls ausgestellt hat. Habe mich direkt in das Bilderbuch verliebt. Es kommt ganz ohne Text aus, und wenn man bedenkt wie wenig Farbe in den Bildern vorkommt, ist es bemerkenswert, wie ausdrucksstark sie sind. Blau und schwarz auf weißem Hintergrund sind die einzigen Farben. Die Illustrationen sind aufs Wesentliche konzentriert und damit besonders kräftig in ihrer Darstellung. Ohne Worte kann man sich sehr offen über die Bilder unterhalten. Oder man macht es wie ich und genießt in einem ruhigen Moment einfach die Wirkung eines seiner schönsten Bilderbücher.

Veröffentlicht am 28.02.2023

Tiefer und tiefer geht es

Unter meinen Füßen
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Ausgeklappt ist dieser Leporello der ganz besonderen Art mit seinen 2,50 Metern Länge. Bereits das Cover hat es in sich: Glitzer- und Glanzelemente zusammen mit Prägung – ein wahrer Handschmeichler! Konnte ...

Ausgeklappt ist dieser Leporello der ganz besonderen Art mit seinen 2,50 Metern Länge. Bereits das Cover hat es in sich: Glitzer- und Glanzelemente zusammen mit Prägung – ein wahrer Handschmeichler! Konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich mochte auch sehr den Stil der Illustrationen.
Es geht immer tiefer und tiefer in das Erdreich. Vorbei an Gullydeckeln, dem Bau diverser Tiere, am Grundwasser vorbei bis hinunter zur U-Bahn in die tiefsten Schichten der Erde geht es, je weiter man das Leporello ausklappt. Total spannend für Kinder!

In die andere Richtung geht es mit Der weite Himmel über mir, aber das habe ich noch nicht gelesen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es ähnlich super ist. Finde beides aber eine supertolle Idee!